Kapitel 49

Am nächsten Tag musste ich meiner Tochter erklären, wie sie den Inhalator benutzte. Dazu musste ich sie früher als sonst aufwecken, weil ich danach zur Arbeit musste. Ich rüttelte sanft an ihrer Schulter, worauf sie die Augen aufmachte. „Minmin-Appa, was ist los?", fragte sie mit müder Stimme. „Ich muss dir etwas beibringen. Etwas sehr wichtig. Komm, wir gehen ins Wohnzimmer, damit wir Yoona nicht aufwecken." Jaemi schmollte etwas und weigerte sich aus ihrem Bett zu kommen. „Wieso darf Yoona schlafen und ich nicht? Ich bin müde." Dabei schob sie ihre Unterlippe nach vorne, was sie unendlich süß aussehen lies. „Wie wäre es wenn du morgen ein bisschen länger schlafen darfst als Yoona? Sag es ihr aber nicht." Das brachte Jaemi dazu verschwörerisch zu grinsen, dabei zeigte sie ihren süßen kleinen Milchzähne. „Au ja!" Sie schnappte sich meine Hand und lief brav mit mir ins Wohnzimmer, wo Jisung bereits saß. „Morgen SungieAppa!", meinte Jaemi und gab Jisung eine Umarmung. „Setz dich auf das Sofa", meinte ich und sah zu, wie meine Tochter sich neben Jisung saß. 

Ich holte den Inhalator, den ich gestern vom Arzt bekommen habe. Ich kniete vor ihr hin, damit wir auf der gleichen Augengröße waren. „Das ist ein Inhalator. Erinnerst du dich als du gestern ganz schlecht Luft bekommen hast?" Jaemi nickte. „Damit bekommst du wieder Luft. Du musst das hier in den Mund nehmen und dann hier drücken. Dann kommt Medizin raus. Schau her." Ich zeigte ihr, wie sie den Inhalator benutzte. Sie schaute mir aufmerksam zu. Sie hatte zu große Angst, dass es nochmal wie gestern passierte. „Jetzt du. Schaffst du das?" Sie nickte und nahm den Inhalator, den ich ihr gab. Wie ich es ihr gezeigt habe, machte sie es. „So richtig, Minmin-Appa?", fragte sie mit großen Augen. Ich lächelte und nahm sie in den Arm. „Ja, mein Schatz. Das hast du gut gemacht. Bitte nimm ihn immer mit, okay?" Ich spürte Jaemis kleinen Arme um meinen Körper. „Ist gut. Darf ich etwas frühstücken?"

„Ja klar. Jisung? Weckst du Yoona und ziehst Jaemi an? Ich mache solange das Essen." Mein Freund ging mit Jeami in ihr Schlafzimmer, während ich in die Küche lief, um das Frühstück vorzubereiten. Später saßen wir alle gemeinsam am Küchentisch und aßen. Yoona erzählte von einem Traum, den sie hatte und Jaemi musste kichern, weil sie es lustig fand. Ich hörte meinen Töchter gerne zu. Sie klangen so begeistert und ich verstand langsam, wieso Jisung Kinder so gerne hatte. Sie waren das, was ich nicht war: Sie sahen Farbe, während ich nur grau sah. Für die Kindergartensuche haben wir uns extra heute frei genommen. Yoona und Jaemi haben wir bei Jisungs Mutter gelassen, damit wir ganz in Ruhe einen aussuchten konnten. Wir nahmen uns den nächstgelegenen vor. Der Weg war optimal. Nicht zu weit weg, gut zu Fuß erreichbar. Ich hörte schon die ganzen Kinder schon von weitem, die im großen Garten spielten. „Das wäre toll, wenn es hier klappen würde", meinte Jisung. Wir suchten die Verwaltung auf, um uns zu informieren. Eine Erzieherin gab uns Auskunft. „Wir haben tatsächlich noch zwei Plätze frei. Wo ist denn die Mutter? Wir können Ihre Kinder nur mit beiden Elternteilen anmelden."

„Sie haben beide Elternteile vor sich", meinte Minho. Die Erzieherin verstand sofort und sah uns angewidert an. „Dann kann ich Ihnen den Platz nicht anbieten. Gehen Sie bitte."

Wie gerne würde ich dieser homophoben Frau meiner Meinung sagen, dass unsere Töchter das gleiche Recht auf einen Kindergartenplatz haben wie 'normale' Kinder. Nur weil Jaemi und Yoona zwei Väter haben, anstatt eine Mutter und einen Vater. „Dieses Miststück", knurrte ich, als ich mit Jisung den Kindergarten verließ. „Sag sowas nicht. Vor allem nicht hier", meinte Jisung nur traurig. Wie immer zog er seinen Schwanz ein, wenn es mal brenzlig wird. „Dann findest du dieses Verhalten okay, Jisung? Findest du es okay, dass man mit uns so umgeht, nur weil wir schwul sind? Wir haben auch ein Recht auf eine Familie wie die ganzen Heteropaare!"

„Nein, ich finde das Verhalten auch nicht okay, aber was willst du denn machen? Dich beschweren? Was wird dir das bringen? Nichts!" Jisung hatte genau das gesagt was mich so rasend machte: Dass ich nichts bezwecken sagen. Ich war so sauer, dass ich locker mit Jisung streiten könnte, wenn er mich nicht beruhigt hätte. „Wir finden schon einen. Keine Sorge, komm wir gehen zum nächsten."

„Wieso melden wir sie eigentlich nicht bei deinem Kindergarten an? Ich weiß, dass das ein Stück entfernt sind, doch die würden sicher unsere Tochter nehmen, oder?" Jisung wurde nervös, und sah leicht weg, als würde er mir etwas verheimlichen wollen. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, wenn Jisung mir etwas nicht sagen wollte und das war jetzt der Fall. „Sie haben keinen Platz. Ich hab schon gefragt." Hatte er nicht. Er log mich gerade an. „Sungie, bitte lüg mich nicht an. Wieso willst du sie nicht bei dir haben?"

„Weil ich meiner Chefin gesagt habe, dass ich mit einer Frau zusammen bin, anstatt mit einem Mann."

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