4. Kapitel "Vorahnung"

4. Kapitel "Vorahnung"

Zwei einsame Figuren hoch über dem schmutzigen braunen Wasser, welches sich wie ein Band einmal durch die Stadt schnürte.

Rote und gelbe Haare wehten im Wind.

"Also öh... ja... irgendwas nennenswertes? Irgendwas... was man vielleicht beachtet sollte? Vielleicht... irgendwelche potentielle Lover, die man für Erpressung und sowas nutzen kann? Obwohl... Soziopath und so... da is nich viel mit Lovern, ne? Die sind dem doch alle egal... wars nich so?" Rauch kringelte sich von einer Zigarette in der Luft über ihnen.

Crowley fand es, selbst nach all der Zeit, immer noch mehr als befremdlich, einen Dämonen rauchen zu sehen.  Sie wirkte so... menschlich dadurch. So überaus normal und unwichtig. Aber woher nahm er sich das Recht über so etwas zu urteilen? Schließlich hatte auch er im Laufe der Jahrhunderte einige menschlichen Angewohnheiten übernommen.

"Du kannst versuchen über Moriatys Interessen an dein Ziel heranzukommen. Damals hatte er einen Narren an so einen gewissen Detektiven gefressen. Keine Ahnung wie der hieß. Wer weiß, wer diesmal sein Objekt der Begierde ist und wie sich dieser quälen lässt." Sein Blick wanderte über die Dächer Londons. Er musste seufzen. Wieso musst ausgerechnet ihn das Los treffen, diesen Auftrag erneut durchzuführen? Was versprach man sich davon? Warum gab es überhaupt einen zweiten Moriarty? Was brachte es einen den gefährlichsten Schurken der Späten Geschichte erneut aufs Schachfeld zu holen? Jetzt wo es keine Persönlichkeit gab die ihm das Wasser reichen konnte? ...Es grenzte an Selbstmord an Londons Seele...

Er wandte sich dem Himmel zu, versuchte aus der trüben, grauen Suppe etwas herauszulesen. Doch Gottes Absicht blieb wie üblich verschleiert.

"Du hast nicht sonderlich Bock drauf, oder?" Die Dämonin nahm einen tiefen Zug, inhallierte den kleinen Stummel in ihrer Hand förmlich.

"Kanns dir nicht verübeln, hast sicher besseres zu tun als so ne kleine unwichtige Dämonin zu... watchen. Aber hey, je eher wie fertig sind, desto eher biste mich wieder los, korrekt? Klingt das nich nach nem Deal? Dann kannste auch zurück zu deinem... Engel..." Ruckartig fuhr Crowley herum.

Zoria grinste gehässig.

"Es ist kein sonderlich gut gehütetes Geheimnis, dass du und dieser Engel..." Sie wackelte anzüglich mit den Augenbrauen,
"Aber ich bin mal nett. Sagen wir... du hilfst mir schnell und gründlich bei dieser Aufgabe und dafür lass ich dich in Ruhe was diesen Engel betrifft... Deal?"
Crowley presste die Lippen zusammen, in seinem Kopf schwirrte auf einmal alles durcheinander. Zoriahs überheblicher Blick bewies, dass sie dies geplant hatte. Sie verstand was von ihrem Handwerk und würde für die Menschheit eine große Gefahr werden können...

Aber Crowley sollte das egal sein. Dann würde er eben das Zielobjekt in dieser Epoche ein zweites Mal dazu bringen Selbstmord zu begehen.

Nur zu ungern erinnerte er sich an den niedergeschlagenen Engel, welcher nicht ausspucken wollte, warum er so betrübt war. Das dieser für einen gewissen Sherlock zuständig war und sie praktisch gegeneinander gearbeitet hatten, erfuhr Crowley erst nach ausreichend Flaschen Wein und er hatte es sich verboten, den Engel je wieder darauf anzusprechen.

Doch... könnte Aziraphale ebenfalls wieder mit ins Spiel verwickelt sein?  Vielleicht war er dabei, genau wie Crowley, jemanden zu überwachen. Aber andererseits, letztes Mal hatte er es nicht geschafft diesen Detektiven zu retten. Der Himmel wird wohl kaum zulassen, dass es noch einmal misslingt. 

"Ich würd sagen das war 'n gutes Gespräch. Nächste Woche, gleicher Ort gleich Zeit? Cool? Cool. Wir sehen uns." Die Dämonin schnippte die Zigarette beiseite und ging davon.

Schwarz-gelbes Haare flatterten im Wind. Ihr äußeres erinnerte an die Wespen die sie auch umschwirrten. Ein wirklich bösartiges Wesen.

Crowley musste unbedingt mit Aziraphale reden. Hoffen, dass er dieses Mal nicht in der Sache mit drin steckte. Wenn er es dennoch tun sollte...

Der Blick über die Dächer Londons hatte nichts mehr beruhigendes. Die Themse wirkte mit ihrer braunen Farbe, wie eine schlammfarbene Seeschlange, die ihre Beute bereits umkreist hatte, und nur noch darauf wartete zuschlagen zu können. Die Sirene einens Krankenwagens kreischte durch die Stille und kurze Zeit später, knatterte ein Hubschrauber dicht an der Brücke vorbei.

Es war so laut, so unheimlich laut.

Crowley wandte sich ab, ging zurück zum Bentley. Als er den Motor startete, schlugen ihm laut die Klänge des Solos von Bohemian Rhapsody entgegen. Der erste Gang wurde eingelegt. Leise summte er mit, während die Leute, an denen er vorbeifuhr auf einmal das unbändige Verlangen überkam, sich den Film mit Rami Malek anzuschauen.

Written by Federsturm

Art by Federsturm

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