15. "Ein Detektiv und sein Engel"

Gerade als Sherlock vor dem Buchladen auf den Fußsteig trat, wurde ihm prompt und mit einem Schwung die Tür geöffnet, dass er jene fast gegen den Kopf bekommen hätte. Doch seine Reflexe waren schneller sodass er den Mann auffing, welcher vor ihm erschrocken war und den Fuß daneben setzte. 
"Sie sollten einen Blick durch das Glas der Tür werfen, bevor Sie sich fremden Männern in die Arme werfen.", gab Sherlock neutral von sich und hielt den Blonden Mann immer noch an den Schultern fest. Darauf wartend das er sich zurück auf die erste Stufe seines Eingangs besann. Das geschah nach ein paar Sekunden peinlicher Stille und leisem Räuspern dann auch, gefolgt von aufgeregt gemurmelten Entschuldigungen. 
"Verzeihen sie meine stürmische Art, normalerweise bin ich nicht so... für das Stürmische eben." 
Sherlock kramte kurz in seinem Gedankenpalast nach dem namen des naiv wirkenden Mannes welcher Zeitgleich ein komplexer Klient zu versprechen schien, gab es schließlich aber auf. 
"Raphael.", sprach Sherlock leise und die Wangen des Antiquitätenhändlers färbten sich tiefrot.
"Eigentlich Aziraphale um genau zu sein- a-aber das ist nicht-"
"Ich wusste doch, dass es irgendetwas Biblisches war.", murmelte Sherlock einfach dazwischen und richtete sich seinen Kragen zurecht. 
"Nun denn, wo waren wir? Ach ja, ich wollte sie nach ihrem Freund fragen, welcher Sie scheinbar auf ein Date abgeholt hat, nachdem Sie bei mir waren."
Der Detektiv war erstaunt wie oft und auf welch unterschiedliche Art und Weise man einen Mann in kürzester Zeit in Verlegenheit bringen kann. Er vermutete das es an einen neuen Rekord grenzte.
"I-ich... das.. war kein Date! Wir gehen des öfteren Essen und es ist unheimlich unhöfflich von Ihnen mich auf so etwas Privates anzusprechen! Außerdem hat Crowley mit der ganzen Sache nicht im entferntesten etwas zutun!!", rief der blonde Mann dessen Name ihn fast wieder entfallen wäre, aufgeregt vor sich hin.
"Crowley heißt der Fahrer also. Nun gut, damit haben Sie mir zumindest weitergeholfen, da ich keinen Besitzer des Bentleys im Register der Zulassungsbehörde finden konnte. Aber scheinbar sind Sie doch im Stande zu lügen. Ihr Nicht-Freund scheint sehr wohl etwas über die Sache zu wissen.", schlussfolgerte Sherlock aus der Mine Aziraphales, welcher selbst noch mit den letzten Zweifeln kämpfte. 
...Es würde zumindest die Nervosität des Buchhändlers erklären. 
Sherlock wurde langsam ungeduldig mit seinem gegenüber und schob ihn stattdessen zurück in den Laden. 
"Sagten sie nicht, dass sie Unterlagen über Moriarty bei sich haben? Zeigen Sie sie mir!"
"W-warte, warten sie doch!", rief der Kleinere etwas überfordert und entzog sich den Langgliedrigen Händen des Detektiven. 
"Bitte nicht so stürmisch! Und überhaupt, wo ist ihr Begleiter? Dr. Watson? Er würde sie zumindest in ihrer Unhöflichkeit zügeln können.", Aziraphale war sichtlich aufgebracht, doch als er sah wie sich bei seinen Worten der Kiefer Sherlocks gefährlich anspannte, verschlug es ihn die Sprache.
"Er ist... im Moment für mich nicht erreichbar. Deshalb bin ich jetzt hier. Um das zu ändern! ...Das verstehen sie doch Mr. Aziraphale.", sprach Sherlock in gefasst süßlicher Stimmlage während er seine Hände tief in die Taschen seines Mantels versenkte. Dort ballte er sie ungesehen zur Faust sodass sich Adern auf seinen Handrücken abzeichnete.
Aber was brachte es, jetzt all die frustrierenden Gedanken auszuleben?! Gerade jetzt musste er einen klaren Kopf bewahren. Eben um John schnell wieder an seine Seite holen zu können! Doch merkte er jetzt stärker wie nie zuvor, für wieviel Ruhe John in seinem Kopf gesorgt hatte, allein durch seine Anwesenheit. 
Aziraphale richtet sein Sakko und nahm langsam wieder eine ausgeglichene Haltung an. 
"Folgen sie mir in den hinteren Teil des Buchladens. Ich setzte uns am besten gleich noch einen Tee auf."
"Kaffee. Schwarz. Mit zwei Stück Zucker.", erwiderte Sherlock ehe er an Aziraphale vorbei in den angrenzenden Raum ging.

Written by -Notizbuch-