Kapitel 8

Nathan
Nahe Drachenfels

Er hatte in den letzten Tagen einige heruntergekommene Gaststätten erlebt. Mit unfreundlichen Wirten und Frauen, die wirkten, als hätten sie das Gegrabsche von Männern bereits zu lange ertragen. Er hasst es. Diesen miefigen Geruch nach Bier und Schweiß und das Wissen, dass Frauen so etwas ertragen mussten. Aber in solchen zwielichtigen Häusern war es einfacher, unbemerkt zu bleiben. Keiner stellte Fragen. Er war bloß ein Reisender auf dem Weg in die Kristallstadt.

Der Halbmond strahlte bereits hoch am Himmel, als er den letzten Schluck seines Bieres nahm. Es herrschte noch immer buntes Treiben. Zwischen der Musik eines armen Burschen, der sich ein paar Groschen damit zu verdienen versuchte, und dem Lärm der Gäste, versuchte Nathan dem Gespräch einer Männergruppe weiter hinten im Raum zu lauschen. Sie schienen aus der Kristallstadt zu kommen. Händler, die jedoch mit weniger tugendhaften Moralvorstellungen handelten. Sklaven und Frauen befanden sich vermutlich in ihrer Gewalt und es widerte Nathan an, dass es solche Männer auf dieser Welt gab und dass Ardora offensichtlich nichts dagegen unternahm. Es sogar erlaubte.

"Ihr kennt doch diesen Sonnentagsball, den die da immer veranstalten. Diese protzigen Arschlöcher", ertönte die Stimme von einem der Männer. Er war angetrunken und lallte bloß noch vor sich hin.

"Scheinbar ist da so ne neue Nutte, die sich ziemlich an den König rangemacht hat", fuhr er fort.

Nathan seufzte. Er spielte mit dem Gedanken nach oben zu gehen, bevor er sich noch das Gelästerte über einen Ball anhören musste. Aber er blieb. Vielleicht war so ein Ball auch keine schlechte Idee, um sich hineinzuschleichen.

"Sie schien richtig heiß zu sein, laut den Erzählungen wäre sie eine super Ergänzung für unser schönes Haus", die Stimme nahm erregte Züge an. Nathan seufzte bloß erneut und schüttelte bloß leicht den Kopf, während er sich ein weiteres Bier bestellte.

"Die weißen Haare, sowas hat man in Ardora noch nie gesehen. Die würde sich verkaufen wie ne Eins, das sag ich euch", fuhr er fort. Nathan spitzte die Ohren und sein Puls schien sich zu beschleunigen.

Weiße Haare. Nur blutsverwandte der Lunarequil Familie hatten bereits seit Geburt an weißes Haar. Laut der Legende, war es die Mondgöttin Selunara, die die Familie einst segnete. Sie waren die einzigen, die die Magie des Mondes beherrschten. Aber wieso in aller Welt, sollte sich eine Nachfahrin der Lunarequil an den König von Ardora ranmachen? Seine Hände wurden zu Fäusten und sein Herz pochte noch immer gegen seine Brust. Was auch immer es zu bedeuten hatte, er musste mehr darüber herausfinden. Die Männer sprachen bloß nur noch davon, wie groß wohl ihre Brüste waren und wie gerne sie sich an ihr vergnügen würden. Nathan bezweifelte, hier noch wichtige Informationen zu erhalten. Diese Männer würden sich vermutlich nun im nächsten Freudenhaus eine Dame aussuchen und sich weiterhin besinnungslos trinken. So gerne er sie auch stellen würde und sich für all die Schandtaten, die sie begingen, rächen wollte, er durfte nicht auffallen. Seufzend löste er den Blick von ihnen. Nathan trank in wenigen Schlucken sein Bier aus und lief die knarrende Holztreppe nach oben zu seinem Zimmer. Zum Glück hatte er ein Einzelzimmer bekommen. Widerwillig dachte er an das letzte Doppelzimmer zurück, bei dem sein Zimmernachbar so laut geschnarcht hatte, dass er kein Auge zugetan hatte. Er öffnete die quietschende Holztür und betrat das spärlich eingerichtete Zimmer. Ein Holzbett mit durchgelegener Matratze stand an einem kleinen Fenster rechts im Raum. Links stand ein klappriger Kleiderschrank und ein kleiner Tisch mit einem Hocker darunter. Das Fenster bot den Blick auf die Straße vor der Gaststätte. Der Halbmond erleuchtete das Zimmer ein wenig. Seufzend entledigte Nathan sich seinen Klamotten. Die Hose war bereits dreckig und sein Hemd war schon lange nicht mehr weiß.

Er würde noch etwas mehr als eine Woche brauchen, um in der Kristallstadt anzukommen. Dort würde er einen seiner Informanten treffen und gemeinsam einen Plan entwickeln, den Palast auszukundschaften. Vielleicht war dieser Sonnentagsball gar keine schlechte Idee dafür.

Er freute sich schon darauf, bei seinem Informanten endlich ein warmes Bad genießen zu können und sich gründlich zu waschen. Zwar hatte er auf seiner Reise Flüsse und Seen genutzt, aber so ein Bad mit Seife war doch noch mal was anderes.

Er war nicht sonderlich fein oder eitel. Obwohl er in einem guten Haushalt aufgewachsen war, fand er stets mehr Freude daran, sich mit Arthur zu messen und zu trainieren. Seine Mutter hatte ihn immer dafür getadelt, wenn er mal wieder mit Dreck besudelt die Eingangstür des großen Landsitzes betreten hatte und Spuren auf dem Boden verteilte. Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Der Verlust war wie ein Messer, das er nicht von seinem Herzen bewegen konnte. Manchmal stach es zu und dann wollte er sich am Liebsten die Brust aufreißen und sein Herz samt Messer entfernen. Aber er wusste, dass es nichts brachte. Er musste weitermachen, für sich, für Ophelia und für das Volk von Mondalia.

☾☾☾

Arthur
Rebellenlager

"Du bist zu spät", murrte Arthur, als Ophelia den Übungsplatz betrat. "Es ist viel zu früh", murrte diese zurück.

"Du bist 10 Minuten zu spät", fuhr Arthur fort, "Das macht 100 Straf-Runden".

"Was?", rief Ophelia empört.

"100 Strafrunden. Hopp Hopp", Arthur klatschte in die Hände und schaute Ophelia belustigt dabei zu, wie sie unzufrieden anfing, Runden zu laufen. Zum Glück waren Fae schneller, als Menschen. Sonst hätte sie dafür einen ganzen Tag gebraucht.

Nach der Hälfte begann sie bereits zu schnaufen.

"Deine Kondition ist miserabel", sagte Arthur ernst, während er die Arme vor der Brust verschränkte.

Ophelia hielt ihm bloß den Mittelfinger hin, worauf er laut lachen musste. Es kam selten vor, dass ihn jemand zum Lachen brachte. Ophelias exzentrische Persönlichkeit jedoch, schaffte es wohl am Häufigsten.

Als sie die hundert Runden fertig gelaufen war, blieb sie atemlos vor ihm zum Stehen und stemmte ihre Hände an die Hüfte. "Wie war die Ratsversammlung?", fragte sie beinahe beiläufig, aber er konnte den interessierten Unterton erkennen.

"Ah, das Übliche. Maridius war mal wieder charmant wie eh und je", sagte er.

"Warum darf ich nicht teilnehmen? Jetzt wo Nash nicht da ist", fragte sie. Trotz schwang in der Stimme mit.

Arthur schaute sie nachdenklich an. Nash hatte sie immer davor bewahren wollen, sich mit solchen Themen auseinandersetzen zu müssen. Aber nun hatte er ihr die Verantwortung überlassen. Sie weiterhin von den Ratsversammlungen fernhalten zu wollen, erschien ihm ebenso unlogisch, wie ihr das Training zu verweigern.

"Ich werde Maridius fragen", antwortete er.

Überrascht weiteten sich Ophelias Augen. Er lachte erneut, als sie wie eine verrückte aufgeregt hin und her hüpfte vor Freude. Manchmal war er fasziniert davon, wie viel Begeisterung sie für die kleinsten Dinge an den Tag legen konnte. Er räusperte sich, wodurch sie stehen blieb und ihn schief anschaute.

"Also Nahkampf", begann er und drückte ihr ein Holzdolch in die Hand. "Nehmen wir keine echten?", fragte sie enttäuscht. "Du würdest dir selbst vermutlich mehr wehtun als mir", schmunzelte er.

Er brachte ihr die nächsten Stunden die wichtigsten Angriff- und Verteidigungsmethoden bei. Immer wieder gingen die Beiden die Bewegungen durch und am Ende schien sie den Dreh ein wenig raus zu haben. "Wie geht es eigentlich deinen Händen?", fragte er nach einer Weile. "Ein wenig wund von dem Bogenschießen. Aber ist fast schon wieder verheilt", winkte sie ab. Durch das Fae-Blut in ihrem Körper verheilten die Wunden recht schnell. Je nachdem, wie viel Heilende Magie Faes in sich trugen, heilten sie schneller oder langsamer. Das Gleiche galt auch für ihre Fähigkeit, andere zu heilen. "Das heißt heute Abend wieder Bogenschießen?", fragte sie mit einem Lächeln. Arthur erwiderte es und nickte.

Die nächsten Tage verliefen gleich. Sie trafen sich morgens um ein paar Runden zu laufen und übten dann weiter den Nahkampf. Abends trafen sie sich zum Bogenschießen. Sie wurde mit jedem Tag besser, so dass er ihr irgendwann sogar erlaubte, ihre Wind-Magie zu verwenden. Ab da trafen die Pfeile immer häufiger die Mitte der Zielscheibe. Jedes Mal wenn sie traf, sprang sie aufgeregt auf und ab und einmal fiel sie ihm sogar in die Arme, was er mit einem Schmunzeln quittiert hatte. Ihm waren auch ihre geröteten Wangen aufgefallen, aber er redete sich ein, dass sie von den Anstrengungen und der Freude kamen. Obwohl er in jungen Jahren auch mal für sie geschwärmt hatte, war ihm stets bewusst gewesen, dass es keinen Sinn machte. Sie war eine Lady und er war bloß ein Krieger. Außerdem würde er die Freundschaft mit Nash aufs Spiel setzen, deswegen hatte er den Gedanken schon lange abgeschworen.

Und nachdem er vor ein paar Monaten Eve kennengelernt hatte, hatte er weniger an Ophelia denken müssen. Zumindest redete er sich das ein.

Ophelia schnippte ihm mit den Fingern vor die Augen. "Hallo? Jemand noch zuhause?", fragte sie.

"Entschuldige", murmelte Arthur blinzelnd und fuhr sich übers Gesicht. Sie hatten gerade eine weitere Einheit Bogenschießen beendet. "Ich hab dich gefragt, ob du Maridius bei der heutigen Ratsversammlung fragen wirst", sagte sie und stemmte ihre Hände an die Hüfte. Schmunzelnd dachte er daran, dass sie das immer tat, wenn sie ungeduldig war.

"Ja, ja, das hatte ich vor. Am Ende der Versammlung", sagte er mit einem Nicken.

"Gut", zufrieden lächelte Ophelia ihn an, "jetzt hab ich aber Hunger".

Er erwiderte ihr Lächeln und folgte ihr zum Lagerfeuer, wo die Meisten bereits saßen und etwas von dem Eintopf aßen. Eve saß auf einem der Bänke und klopfte die beiden zu sich. Arthur küsste sie sanft, ehe er sich neben ihr niederließ. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Ophelia weiterlief zu einer anderen Bank und sich neben ein anderes Mädchen setzte. Verwirrt, runzelte er die Stirn, konzentrierte sich jedoch auf das Lagerfeuer. "Ich glaube, sie mag mich nicht sonderlich", seufzte Eve, während sie ebenfalls Ophelia anschaute.

"Wieso denkst du das? Niemand mag dich nicht. Dich kann man gar nicht, nicht mögen", sagte Arthur sanft.

"Ich weiß nicht, sie geht mir immer aus dem Weg", murmelte sie, während sie etwas von dem Eintopf aß.

"Ach, sie ist einfach mit dem Kopf in den Wolken. Ich bin mir sicher, sie macht das nicht mit Absicht", sagte er und fuhr ihr sanft durch das Haar, strich eine Strähne hinter ihr Ohr.

Sie lächelte schief: "Na gut, wie du meinst".

"Lord Tidewell", sagte Arthur, als der große Fae mit den weißen Haaren die Ratsversammlung beendet hatte.

"Ja?", fragte Maridius Tidewell und begutachtete weiterhin nachdenklich die Karte vor ihnen. Eve saß ebenfalls noch auf einem der Bänke und wartete auf Arthur.

"Ich wollte dich noch etwas fragen, wegen Ophelia Gelidus", setzte er an.

"Was ist mit ihr?", fragte Maridius und blickte jedoch nicht von der Karte auf.

"Sie würde gerne an den Ratsversammlungen teilnehmen. Nathan hat ihr die Verantwortung der Gelidus-Familie übertragen, als er fortging und sie möchte das nun einlösen", erklärte er ruhig.

"Verstehe. Wann wird Lord Gelidus denn voraussichtlich wieder zurückkehren?"

"Vermutlich in etwas mehr als einem Monat. Vielleicht auch erst in zwei".

"Nun, es ist bereits mehr als eine Woche vergangen".

"Er braucht zwei Wochen bis zum goldenen Palast. Außerdem wird er auch Zeit brauchen, um dort ein weiteres Rebellenlager zusammenzutrommeln und den Goldenen Palast auszukundschaften".

Maridius nickte und lehnte sich an den Tisch mit den Karten.

"Ophelia Gelidus ist gerade mal 18 Jahre alt. Sie hat keine Kampf- oder Kriegserfahrung, geschweige denn kennt sie sich in Strategiefragen aus. Welchen Mehrwert würde sie in den Ratsversammlungen bringen? Wieso sollte ich es ihr genehmigen?", fragte Maridius mit arrogantem Unterton. "Außerdem wird Lord Gelidus nicht erfreut darüber sein".

"Es würde guten Willen gegenüber dem Haus Gelidus zeigen. Ihre Verantwortung ernst zu nehmen, wird wichtig sein, sollte Nathan nicht zurückkehren", erwiderte Arthur und presste die Lippen aufeinander.

Maridius nickte nachdenklich.

"Außerdem ist sie nicht weniger mächtig als Nathan. Wenn wir sie klein halten, wird sie es nie richtig lernen und im schlimmsten Fall die Kontrolle darüber verlieren. Sie wird nie Erfahrungen sammeln, wenn wir sie ihr verwehren", fuhr Arthur fort.

Maridius schwieg, während er mit seinem Blick über die Karte fuhr. Dann nickte er erneut.

"Ihr habt Recht. Dann soll es so sein. Ich hab eh schon gehört, dass ihr sie trainiert. Es wird kaum einen Unterschied machen, wenn sie hier auch noch teilnimmt. Aber sie soll sich zurückhalten und lernen", sagte er klar und deutlich an Arthur gewandt, der zufrieden nickte.

"Du hast ihn wirklich umstimmen können", sagte Eve überrascht. Er selbst war überrascht, dass der großgewachsene Fae-Lord zugestimmt hatte.

"Ich werde es ihr sofort sagen. Sie wird sich bestimmt freuen", sagte er lächelnd. Eve nickte. "Mach das. Ich werde nochmal beim Krankenlager vorbeischauen und dann ebenfalls schlafen gehen. Heute war ein langer Tag".

"Okay, aber bleib nicht mehr zu lange dort, in Ordnung? Dann komm ich später bei dir vorbei", sagte er und zog sie an sich, um ihr einen leidenschaftlichen, verheißungsvollen Kuss auf die Lippen zu geben.

Mit einem verträumten Lächeln verabschiedete sie sich von ihm und er schaute ihr noch eine Weile hinterher, ehe er zu Ophelias Zelt lief. "Ophi?", rief er, ehe er langsam das Zelt betrat. Ophelia lag bereits im Bett und wälzte sich unruhig im Schlaf hin und her.

Sie murmelte, während Tränen über ihr Gesicht liefen.

"Ophelia", flüsterte Arthur erschrocken, während er zügig zu ihr lief und sich an ihr Bett setzte.

"Nein", sagte sie immer wieder, während ein Schluchzen über ihre Lippen bebte. "Ophelia", sagte er wieder und schüttelte sie sanft an den Schultern. Erschrocken riss sie die Augen auf. "Was-", sie stockte und fuhr sich über ihr Gesicht. "Geh", sagte sie leise, als sie realisierte, wer vor ihr saß und drehte sich von ihm weg. "Du hast schlecht geschlafen", sagte Arthur mit ruhiger Stimme. Sie fuhr sich immer wieder über ihr Gesicht, während ihr Atem noch immer nur stoßweise ging. "Geh einfach", sagte sie stockend. "Nein, ich werde nicht gehen", sagte er bestimmt. Sie legte ihre Hand auf ihren Brustkorb, als würde es ihr helfen zu Atmen und beugte sich krampfhaft nach vorne. "Ich will nicht, dass du mich so siehst", flüsterte sie erstickt und schluchzte erneut.

Arthur hatte sie die ganze Zeit, in der sie sich kannten, nicht einmal so gesehen. Nicht einmal an dem Tag, an dem ihre Eltern gestorben waren. Da war sie zu geschockt gewesen, um Tränen zu vergießen, das hatte er zumindest vermutet. Sie versuchte zu atmen, aber geriet in Panik. Schnell setzte er sich gegenüber von ihr hin. "Du hast eine Panikattacke", sagte er sanft. "Versuche mit mir zu atmen".

Während er ruhig atmete, sagte er immer wieder die Wörter "Einatmen" und "Ausatmen".

Nach ein paar Minuten wirkte sie ruhiger und gefasster.

"Seit wann geht das schon so?", fragte er sanft und hob ihr Kinn mit seinem Finger an.

"Seit...–" erneut stockte sie. Er musste es nicht hören, um es zu wissen.

"Immer wieder sehe ich es vor meinen Augen", erneut sammelten sich Tränen in ihren Augen und ihre Stimme wurde brüchig.

Arthur nickte und zog sie einfach in seine Arme.

Ohne sich zu wehren, ließ sie sich gegen seine Brust sinken und lauschte seinem regelmäßigen Herzschlag.

"Vielleicht kann Eve dir helfen", sagte er sanft.

"Nein", abrupt löste sie sich von ihm.

"Sie kennt sich mit Traumata aus"

Ophelia schnaubte.

"Nein. Danke.", zischte sie nun.

"Was hast du gegen sie?", fragte er dann verwirrt.

"Ach komm schon, sie ist einfach zu perfekt", sie verdrehte die Augen.

"Zu Perfekt?", schmunzelte Arthur.

"Sogar du bist darauf reingefallen", brummte sie bloß, was ihn irritiert schauen ließ.

"Findest du sie nicht manchmal langweilig? Schließlich hat sie keine Ecken und Kanten?", sagte Ophelia.

"Ophelia, seit wann bist du so gehässig?", fragte er ernst und stand auf.

"Gehässig? Ich bin nicht gehässig!", Ophelias Stimme wurde lauter und sie stand ebenfalls auf.

"Na ja, es wirkt so, als seist du ein wenig eifersüchtig", sagte Arthur ruhig.

"Ich bin ganz und gar nicht eifersüchtig. Ich trau solchen perfekten Fae bloß nicht über den Weg. Besonders wenn sie in deinen Kopf eindringen können, wie Eve es kann", spottete Ophelia.

"Ich hätte nie gedacht, dass du Leute beurteilst, die du noch gar nicht richtig kennengelernt hast. Schade, ich habe echt besser von dir gedacht", sagte Arthur nun ebenfalls wütend und verließ das Zelt.

Ophelia folgte ihm.

"Und ich hätte nicht gedacht, dass du so verdammt blind bist", rief sie ihm hinterher und er war sich sicher, ein Schluchzen zu hören. Es zerriss ihm das Herz, aber er ließ sie dort stehen und verschwand in seinem eigenen Zelt. Was war bloß in sie gefahren?

Am nächsten Morgen tauchte sie nicht zu ihrem allmorgendlichen Treffen auf. Selbst beim Frühstück blieb sie fern. Obwohl Arthur sich noch immer im Recht fand, machten sich Schuldgefühle in ihm breit.

"Du warst gestern gar nicht mehr da", sagte Eve leise, während sie zum Frühstück am Lagerfeuer saßen. "Ich war doch müde", murmelte Arthur. "Wie hat Ophelia auf die Neuigkeiten reagiert? Sie muss sich richtig gefreut haben", sagte Eve, während sie sich ein Stück Brot abriss. Arthur brummte nur und biss in sein Brot.

"Oder vielleicht hat sie zu sehr gefeiert. Zumindest habe ich sie den ganzen Morgen nicht gesehen", fuhr Eve mit einem Schmunzeln fort und schaute in die Runde.

"Sonst ist ihre sprudelnde Persönlichkeit kaum zu übersehen", fügte sie hinzu. Er wusste, dass sie es liebevoll meinte. In einer Sache, hatte Ophelia Recht gehabt.

Eve hatte keine Ecken und Kanten. Sie war gütig und liebevoll, ruhig und geduldig. Sie stellte das Wohl anderer stets über ihr eigenes. Und doch brachte sie ihn wohl nie so zum Lachen, wie Ophelia es tat. Er schüttelte den Kopf und verbot sich, diesen Gedanken weiter auszuführen. Seine Schwärmerei für Ophelia hatte er schon vor langer Zeit abgelegt, insbesondere, als ihm aufgefallen war, dass er für sie bloß der beste Freund ihres Bruders war. Nun saß er hier, mit dem vermutlich schönsten Geschöpf der Welt und konnte sich glücklich schätzen. Er seufzte.

"Ich geh wieder trainieren", sagte er dann und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn, ehe er aufstand und zum Übungsplatz lief, wo er die jungen Fae-Krieger begrüßte. 

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