Kapitel 7

Seraphina
Der Goldene Palast

Nachdem sie frisch gewaschen und wieder angezogen war, liefen sie gemeinsam zum Speisesaal, wo Linn sich erneut verabschiedete.

Der König saß bereits am Tisch und nippte an einer Tasse. Die Sonne glitzerte durch den Saal, sorgten für eine Wärme und Geborgenheit. Seine blonden Haare leuchteten geradezu und sein warmes Lächeln, dass er stets auf den Lippen trug, sorgte dafür, dass ihr Vertrauen in ihm wuchs.

"Guten Morgen", lächelte er und erhob sich vom Stuhl, um sie zu begrüßen.

"Entschuldigt, falls ich Euch warten gelassen habe", sagte Seraphina höflich und lächelte verhalten zurück.

"Keineswegs. Bitte setzt Euch", sagte er.

Seraphina tat wie geheißen und ließ sich auf den Stuhl sinken.

Sie musterte ihn, während sie sich Tee einschenkte. 

Er trug wie so häufig ein Leinenhemd mit goldenen Stickereien, die wie Flammen geformt waren. Die Schnüre waren nicht ganz verknotet, sodass ein kleines freies Dreieck am Kragen ihr einen Blick auf seine muskulöse Brust gab. 

"Ich habe gehört, euch war gestern nicht wohl. Geht es euch besser?", fragte er besorgt, lehnte sich dabei nach vorne und stützte sein Gesicht auf eine Hand.

Seraphina nickte: "Ja, es war wohl einfach ein wenig zu viel gestern", gestand sie und nippte an ihrem Tee. 

"Das ist verständlich", sagte er sanft und sein Blick wurde warm.

"Ich habe ein paar Fragen", sprach Seraphine mutig aus. Sie durfte nicht vor der Wahrheit zurückschrecken.

"Natürlich. Gerne beantworte ich sie euch"

"Ich würde gerne mehr über meine Vergangenheit erfahren"

Er nickte langsam, lehnte sich wieder zurück und betrachtete sie eingehend. Das Lächeln war verschwunden und nun schaute er ernster drein.

"Habt ihr meine Eltern gekannt?", fragte sie. Er schwieg eine Weile, ehe er den Kopf schüttelte.

"Nein, das habe ich nicht", sagte er dann und faltete seine Hände ineinander.

Enttäuscht seufzte Seraphina. Sie hatte gehofft, mehr über ihre Eltern zu erfahren, wie sie gewesen waren. Vielleicht würde sie dann auch wieder ihre Erinnerung an sie zurückerlangen.

"Ich wusste, dass sie gütige Herrscher waren. Aber sie hatten ihr Volk nicht im Griff", sagte er dann. Sie hatte keinen Appetit mehr und starrte das Essen bloß an. Übelkeit kroch langsam nach oben, nährte sich von den dunklen Gedanken, die sie hatte. 

"Warum wollte das Volk ihren Tod?", fragte sie den König vor ihr flüsternd.

"Ein Lord wollte sie stürzen und er hat das Volk auf seine Seite gezogen", sagte er.

"Wer war es?"

In ihren Augen sammelten sich Tränen und Wut brannte in ihr hoch.

"Lord Nathan Gelidus", sagte er ernst, "er ist es auch, der die Rebellen anführt".

--

Der Name hallte den restlichen Tag in ihrem Kopf wieder. Nathan Gelidus. Seraphina lief mit Linn an ihrer Seite wieder in die Bibliothek, wo sie von Amaria empfangen wurde.

"Mylady", sagte diese und verneigte sich.

"Ich brauche Bücher über die Familie Gelidus", sagte Seraphina ernst.

Amaria nickte, ehe ihre Augen wieder weiß wurden und sie ein paar Sekunden später die Beiden durch die Gänge leitete.

Aus dem goldenen Bücherregal zog sie zwei Bücher über Stammbäume und die mächtigsten Lords des Landes heraus, die sie Seraphina in die Hand legte. Ihre braunen Augen lagen dabei ruhig auf ihr.

"Nehmt euch in Acht. Nicht alles, was glänzt, ist auch gold", sagte sie leise, ehe sie die Beiden zwischen den Regalen stehen ließ.

Nachdenklich schaute sie Amaria hinterher, ehe sie wieder zur Sesselgruppe steuerte und sich dort niederließ.

Sie öffnete das Buch der Stammbücher und schlug zunächst die Seite der Lunarequils auf.

Ihr Stammbaum schien aktuell zu sein, denn ihr Name war unten zu finden. Mit dem Finger folgte sie den Linien.

Ihre Eltern, Selene Lunarequil und Thurian Nerevar lagen über ihr. Scheinbar wurden die Nachnamen stets von der Frau weitervererbt und nicht vom Mann. Wie es schien, war es auch stets eine Frau, die die Thronfolge bestimmte und als Anwärterin dafür in Frage kam.

Ihre Mutter hatte einen Bruder Eirian Tidewell, der einen Sohn und eine Tochter hatte. Scheinbar bekamen Söhne den Nachnamen ihrer Väter und wurden zu angesehenen Lords. Ihr Vater schien keine Geschwister gehabt zu haben. Sie blätterte weiter und kam bei der Gelidus Familie an.

Nathan Gelidus war wohl der letzte Nachfahre der Gelidus Familie, gemeinsam mit seiner Schwester Ophelia Gelidus.

Seraphina griff nach dem anderen Buch über die mächtigsten Lords des Landes und schlug die Seite über die Gelidus auf.

»In uralten Zeiten glänzte die Familie Gelidus als unerschrockene Kriegerfamilie, die den Lunarequil, Erben des Mondes, mit wahrer Treue diente. Nachdem ihr Volk vor 200 Jahre im dunklen Krieg ausgelöscht wurde, fanden sie Unterschlupf bei den Lunarequils. Ihre Tapferkeit verhalf ihnen zur Erhebung in den Stand der Lords, wo sie junge Fae-Krieger und Kriegerinnen in der Kunst des Kampfes und der Fae-Magie ausbildeten. Ihre Magie entspringt den Kräften der Luft.

Die Familie Gelidus ist in den Hallen ihrer ehrwürdigen Residenz nahe dem königlichen Schloss tief verwurzelt. Ein Landhaus von erhabener Pracht und eine angrenzende Waldfläche zeugen von ihrer Macht. Ihre Einflussbereiche wachsen, während sie das Wissen vergangener Generationen an jene weitergeben, die in ihre Fußstapfen treten sollen. Ihre Geschichte verwebte sich seit jeher mit der der Lunarequils, geprägt von Loyalität und einem Streben nach Höherem.«

Seraphina klappte das Buch mit einem Schnauben zu. Das Streben nach Höherem. Offensichtlich war diesem Nathan Gelidus das alles etwas zu Kopf gestiegen. Er wollte wohl nicht länger bloß ein Lord sein und hatte vermutlich seine Nähe zur Familie genutzt, um sie hinterrücks zu verraten. Wut kochte in Seraphinas Innerem und sie ballte ihre zarten Hände zu Fäusten. Sie bemerkte Linns sorgenvollen Blick. Seraphina schloss ihre Augen und lehnte sich zurück, als sie auf einmal wieder mit einer Erinnerung durchflutet wurde.

"Du bist so ein Fiesling", sagte Seraphina und stemmte ihre Hände an die Hüften. Sie war wieder in der Gestalt eines Kindes, nicht älter als 10 Jahre, Vor ihr sah sie einen Jungen, der sie bloß mit verschränkten Armen anschaute. "Du warst halt zu langsam", sagte er gelassen. Er war etwas größer als sie und dunkelbraune Haare standen in alle Richtungen ab, während er sie mit kühlen blauen Augen musterte.

"Das ist unfair. Du hast mir einen halben Tornado entgegen geschleudert!", sagte sie und hob die Arme in die Höhe.

Er runzelte die Stirn und lächelte dann frech.

"Hab ich das? Kannst du das beweisen?", sagte er und schnappte sich die Schokolade, "das gehört jetzt mir."

"Jetzt sei doch nicht so Nash", hörte sie die Stimme einer Frau. Sie war groß und tätschelte mit einem Schmunzeln den Kopf ihres Sohnes. Sie hatte ebenfalls dunkelbraune Haare, die in Wellen auf ihrem Rücken lagen.

"Geb ihr ein Stück Schokolade ab", sagte sie.

"Aber wir haben gewettet und sie hat verloren", sagte er und hob sein Kinn.

"Ihr teilt euch die Schokolade. Und vergiss nicht, deiner Schwester auch etwas abzugeben", tadelte sie ihn.

Brummend brach der Junge ein Stück der Schokolade ab und hielt ihr sie hin. Sie schnappte sich das Stück, ehe sie ihm die Zunge rausstreckte. Ein junges Mädchen kam angerannt und schnappte sich ebenfalls etwas von der Schokolade.

"Hey", rief der Junge.

"Mama hat gesagt, ich darf auch ein Stück haben", grinste sie.

"Ja ja", sagte er bloß und rollte die Augen, ehe er das Zimmer verließ.

"Oh Sera!", rief das junge Mädchen und fiel ihr in die Arme.

"Du wirst uns so fehlen", sagte sie theatralisch, "Können wir nicht doch hier bleiben?". Sie wandte sich an ihre Mutter, die bloß liebevoll lächelte. Seraphina schaute sich um und entdeckte ihre eigene Mutter, die etwas weiter entfernt am Tisch saß und sie mit einem Lächeln beobachtete.

"Nathan und du müsst eure Ausbildung beginnen, das haben wir doch schon geklärt", sagte die Mutter. "Ja, ja, Nathan wird zu einem tollen Krieger und ich zu einer richtigen Dame", das junge Mädchen verdrehte genervt die Augen. "Wieso kann ich nicht kämpfen lernen, wie Sera?", sagte sie vorwurfsvoll an ihre Mutter gerichtet.

"Das musst du mit deinem Vater klären, Ophelia", sagte ihre Mutter und seufzte, als wäre sie ebenfalls nicht begeistert davon.

Sera betrachtete die Familie vor sich, ehe sie erneut in eine Umarmung gezogen wurde. "Ich werde dir ganz viel schreiben", versprach das Mädchen. Sie lösten sich voneinander und Seraphina, sowie ihre Mutter begleiteten sie zur Tür. Nathan stand bereits an der Kutsche und schaute nur kurz zu ihr, ehe er ohne ein Wort einstieg. Opehlia winkte ihr zu, bis die Kutsche um die Ecke gebogen war.

Nach Luft schnappend, setzte sich Seraphina auf.

"Mylady, ist alles in Ordnung?", fragte Linn. Sie war aufgestanden und hatte beide Hände auf Seraphinas Schultern gelegt.

"Ja, ja alles gut", murmelte diese. Wie beim letzten Mal fühlte sie sich komplett ausgelaugt.

Die beiden Kinder waren Nathan und Ophelia Gelidus gewesen und hatten wohl gemeinsam mit Seraphina viel Zeit verbracht, ehe sie für eine Ausbildung weggeschickt worden waren. Sie wirkten wie Freunde, obwohl dieser Nathan alles andere als freundlich zu ihr gewesen war.

"Ich würde mich gern wieder etwas ausruhen", murmelte Seraphina, woraufhin Linn nickte und sie zu ihrem Zimmer begleitete.

Dort angekommen, bat Seraphina um ein wenig Ruhe und betrat alleine ihr Schlafzimmer, wo sie sich auf das Bett setzte. Langsam ließ sie sich auf ihren Rücken sinken und während ihre Gedanken noch immer um ihre Erinnerungen kreisten, fielen ihr erneut die Augen zu.

Als es Abend wurde, weckte Linn sie und half ihr dabei, ein neues Kleid anzuziehen.

"Geht es euch schon besser?", fragte Linn.

Seraphina nickte: "Ja, ich habe ein wenig geschlafen, das hat geholfen".

Linn lächelte, ehe sie Seraphinas Frisur neu steckte, da ihre Haare durch den Schlaf in alle Richtungen ab standen. Linn kicherte, während sie die Haarklammern neu setzte.

"Ich habe gehört, König Cedric freut sich schon auf euch", sagte Linn, als sie Seraphinas Lippen mit roter Farbe einfärbte.

Das neue Kleid war orangefarben, mit goldenen Verzierungen an der Korsage, die so eng geschnürt war, dass selbst ihre kleinen Brüste groß wirkten.

"Da dachte ich mir, hole ich mal dieses Kleid heraus", fügte Linn hinzu, als sie merkte, wie Seraphina sich im Spiegel betrachtete. Das Kleid schmiegte sich verführerisch an ihre dünne Taille zu ihrer Hüfte entlang. Ein langer Schlitz, sorgte dafür, dass man ihre langen Beine sehen konnte.

Seraphinas Wangen färbten sich rot. Obwohl sie nicht so kurvig war, fand sie, dass das Kleid ihr ausgesprochen gut stand. Nur ihre weißen Haare bildeten einen ungewöhnlichen Kontrast zu dem Rot, bei dem sie sich nicht sicher war, ob es ihr gefiel. Zudem wirkte sie etwas blass mit dem roten Stoff, fand sie.

"Du siehst hinreißend aus. Nach dem Essen gibt es noch einen kleinen Ball für die Schlossbewohner", erklärte Linn. Erst jetzt fiel Seraphina auf, dass auch ihre Zofe sich schick gemacht hatte. Sie trug ein hellrosanes Kleid, welches im Vergleich jedoch recht schlicht war. Dennoch stand es ihr sehr gut.

"Jeden Sonnentag gibt es abends zur späten Stunde noch einen kleinen Ball", erklärte Linn fröhlich pfeifend.

Wie auch schon am Tag zuvor, betrachtete Linn ihr Werk mit einem zufriedenen Nicken, bevor sie Seraphina heraus schob.

Sie betraten den Speisesaal. Der König stand etwas weiter bei den Fenstern. Er schien eine angeregte Unterhaltung mit Lady Morgana zu führen. Seraphina konnte nur seinen Rücken sehen, der in einen dunkelroten Mantel mit goldenen Schulterpartien steckte. Breite Schultern und ein starker Rücken.

Morgana verstummte, als sie Seraphina bemerkte und machte mit einer Bewegung deutlich, dass auch König Cedric besser aufhörte zu reden. So ganz konnte Seraphina die Verbindung dieser beiden Personen nicht verstehen. Sie waren wahre Kontraste. Sie, so dunkel wie die Nacht und er, wie das lebendige Feuer. Als er sich umdrehte, wurden seine Augen groß. Er musterte Seraphina, ehe er charmant lächelte.

"Ihr seht hinreißend aus", sagte er zur Begrüßung, während er zu ihr lief. Ihre Wangen wurden warm.

"Ihr seht auch gut aus, eure Hoheit", erwiderte sie verlegen.

König Cedric nahm ihre Hand in seine und begleitete sie an den Tisch. Höflich zog er den Stuhl zurück. Sie setzte sich und wenige Sekunden später, nahm er ebenfalls gegenüber von ihr Platz.

"Ich hoffe, ihr habt den Tag genossen", er stützte sein Gesicht interessiert auf seine Hände und betrachtete sie eingehend.

"Ja, ich war in der Bibliothek und habe gelesen", sagte sie, erwiderte den Blick ebenso eingehend.

"Oh, wie schön", sein Blick huschte kurz zu Morgana, dessen Augen sich verdunkelt hatten. Irritiert schaute Seraphina zwischen den Beiden hin und her.

"Ich hoffe doch, ihr begleitet mich auf den Ball", fuhr er mit einem anderen Thema fort, während er Karotten mit seiner Gabel aufspießte.

"Eure Kammerzofe hat euch doch hoffentlich davon erzählt?".

"Ja, hat sie. Ich komme gerne".

"Gut, es ist ein herrliches Fest. Ich hoffe es wird euch gefallen"

"Da bin ich mir sicher", ein sanftes Lächeln legte sich auf Seraphinas Lippen.

Das restliche Essen verbrachten sie damit, über unbeschwerliche Themen zu reden, wie das Essen oder die Tischdekoration. Es kam ihr komisch vor, aber sie genoss es, eine Sekunde lang in Banalitäten abtauchen zu können. Das Essen war vorzüglich gewesen. Gefülltes Huhn mit allerlei gekochtem Gemüse und ein himmlisches Brot mit Rosmarin. König Cedric stand auf und lief zu Seraphina, welche gerade noch den letzten Schluck Rotwein genommen hatte.

"Lasst uns gemeinsam zum Ball gehen", er bot ihr seine Hand an.

Seraphina schaute zu Morgana, die bloß weiter finster schaute, ehe sie den Raum mit schnellen Schritten verließ. Zögerlich legte Seraphina ihre Hand auf König Cedrics.

"Ich möchte keinen Ärger bereiten", flüsterte Seraphina.

"Oh, ihr tut das am allerwenigsten", flüsterte König Cedric zurück.

Er wirkte beinahe traurig.

"Was ist los? Ihr wirkt wieder so gequält", Seraphina stand auf und stand nun dicht vor dem König.

"Es ist nichts", hauchte er und strich ihr eine weiße Strähne hinter ihr Ohr. Ihr Herz pochte und sie atmete tief ein.

"Das wirkt nicht, wie nichts".

Er blinzelte mehrmals und löste sich von ihr, jedoch ohne ihre Hand loszulassen

"Es wäre kompliziert, all das zu erklären. Und hier wäre auch nicht der richtige Ort dafür", seine Stimme war ein bloßes Flüstern.

Seraphina nickte. Schließlich wollte sie ihn nicht in eine Ecke drängen.

"Lasst uns jetzt tanzen gehen",sagte er auf einmal wieder fröhlicher, ganz wie der Alte.

Sie erwiderte das Lächeln vorsichtig und folgte ihm zum Ballsaal. Er war groß, mit hohen Decken. Auch hier waren der Boden aus Kristallen und die Säulen aus purem Gold. Die Sonne glitzerte durch die tiefen Fenster. Die abendlichen Sonnenstrahlen tanzten durch die Luft und wurden von dem Kristallboden und den goldenen Säulen reflektiert. Die Musikanten spielten gerade ein fröhliches Lied und ein paar tanzten bereits.

"Meine Eltern haben vor langer Zeit den Sonnentags-Tanz eingeführt. Er soll die Bediensteten zufrieden stimmen und um ehrlich zu sein, er bringt auch uns adligen Freude".

"Wie macht ihr das mit der Organisation", staunte sie, während sie den Kellnern dabei zuschaute, wie sie Wein verteilten.

"Wir engagieren alles, was wir sonst hier machen, aus der Kristallstadt. Dann hat der Hof des Goldenen Palastes Pause und kann sich erfreuen. Außer die Wachen natürlich. Außerdem bringt es so auch dem Volk etwas Geld ein, wenn wir örtliche Bäckereien und Bedienstete hinzuziehen. Natürlich nur Vertraute, die wir schon seit Jahren einladen"

"Das ist überaus gütig".

"Ich befürchte, dass dieses Wort nicht ganz zu mir passt", sagte der König plötzlich wieder gequält. Doch bevor sie weiter darauf eingehen konnte, erhob er erneut die Stimme. "Tanzen wir endlich", sagte er lächelnd, schnappte sich etwas von dem Fae-Wein und zog sie auf die Tanzfläche. Ein Lachen entfuhr ihren Lippen, als sie hinter ihm her stolperte. In wenigen Zügen trank er seinen Fae Wein aus und stellte ihn auf eine der Tabletten, die ein Kellner vorbei trug. Als er seine Hand an ihre Taille legte, verschlug es ihr den Atem und sie schaute zu ihm hoch. Er hatte eine Anziehungskraft auf sie, die sie nicht beschreiben konnte. Es war das Bernstein in seinen Augen und das verschmitzte Lächeln, welches ihr den Atem schon von der ersten Sekunde an geraubt hatte.

Seine starken Arme hielten sie fest und als Musik ertönte, begann er sie sicher und elegant durch den Saal zu führen. Seine Hand wärmte ihre Taille durch den Stoff. Unter ihren Fingern konnte sie seine starke Schulter fühlen. Sie schaute zu ihm hoch. Seine Augen strahlten vor Freude. Als er sie herum wirbelte, lachte sie. Er schaffte es tatsächlich, dass sie für eine Sekunde ihre Angst und Unsicherheit vergaß. Er zog sie wieder dicht an sich und die Musik endete. In seinen Augen schien erneut ein Sandsturm zu toben, während sein Blick ihr Gesicht, den Hals hinunter zu ihrem Dekoltee wanderte. Sie hatte das Gefühl, unter seinem Blick zu verbrennen.

Er schaute ihr wieder in die Augen und löste sich blitzartig von ihr. "Entschuldigt mich bitte", murmelte er und ließ sie dort stehen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die anderen Gäste sie anstarrten. Wie lange waren sie schon angestarrt worden? In der Menge erspähte sie Linn, die sich gerade angeregt mit einer anderen Frau unterhielt. Schnell lief sie auf ihre Zofe zu.

"Oh, My Lady", sagte sie und machte einen leichten Knicks.

"Linn", sagte sie atemlos.

"Nun, das war auf jeden Fall eindrucksvoll", lächelte ihre Zofe und wackelte mit den Augenbrauen.

Erneut fühlte Seraphina, wie ihre Wangen warm wurden.

"Es war peinlich", hörte sie plötzlich eine gehässige Stimme hinter sich. Sie drehte sich zu der Frau, der sie gehörte. Es war Rosalind Sterling, die mit verschränkten Armen Seraphina musterte. "Glaubt ja nicht, es sei etwas besonderes, dass er euch so ansieht", sagte sie zischend. Sie warf ihr korallfarbenes Haar nach hinten und schritt durch die Menge aus Seraphinas Blickfeld. Seraphina zog ihre Augenbrauen zusammen. "Was meint sie?", fragte sie an Linn gewandt.

"Man sagt, sie und der König hatten lange Zeit etwas am Laufen", flüsterte Linn verlegen.

"Etwas am Laufen?", verwirrt blickte sie Rosalind hinterher.

"Ja, ihr wisst schon. Sie haben miteinander geschlafen. Aber irgendwann hatte er wohl kein Interesse mehr an ihr", führte Linn weiter aus.

"Oh", Seraphina schnappte sie etwas von dem Fae-Wein.

"Trinkt nicht zu viel davon. Wenn ihr es nicht gewohnt seid, kann er eine ganz schön kräftige Wirkung haben", warnte Linn mit einem Kichern. Seraphina verdrehte die Augen und prostete ihrer Zofe zu.

"Dies ist doch ein Fest, das heißt, es muss auch gefeiert werden".

"Weisere Worte, habe ich selten gehört", stimmte Linn lachend zu und nahm ebenfalls etwas von dem Fae-Wein. Von dem Moment an wusste Seraphina, dass Linn und sie Freunde werden würden. 

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