Kapitel 14

Seraphina
Im Goldenen Palast

Sie verbrachten noch etwas Zeit damit, die Wassertropfen ihre Beine entlang bis zu ihrem Becken zu fahren und testeten, ob es aufleuchtete. Es war anstrengender, als sie dachte und sie atmete unruhig, als es auch an ihrem Bauch aufleuchtete.

"Wir sollten vielleicht an einem anderen Tag fortfahren", sagte ihr Mentor dann.

Seraphina nickte und ließ den Wassertropfen wieder zurück in die Schale schweben.

Er schaute ihr dabei stirnrunzelnd zu, ehe er sich mit einem Stöhnen hochhievte. "Das Wasser scheint ihr gut zu beherrschen. Wir sollten die nächsten Tage testen, wie gut es funktioniert. Das Licht ist zwar da aber sehr schwach", sagte er nachdenklich.

"Vielleicht trage ich nicht mehr Licht-Magie in mir?", mutmaßte sie und stand ebenfalls auf.

Er schüttelte den Kopf.

"Das bezweifle ich. Ich glaube, es hat mit euren fehlenden Erinnerungen zu tun", sagte er und lächelte. Sie erwiderte sein Lächeln.

Gemeinsam liefen sie die weiße Steintreppe des Tempels wieder nach unten. Die Sonne stand bereits tief und färbte den Himmel in orange Töne. Plötzlich stolperte Seraphina, während sich ihr Kopf in den Nacken legte und sie eine Erinnerung einholte.

Grelles Licht erhellte den Nachthimmel, während Asche in der Luft hing. Der Geruch von Rauch stieg ihr in die Nase und sie konnte die brennenden Dächer sehen. Ihr Vater stand an der Mauer und versuchte, das Feuer mit Wasser zu löschen, während er immer wieder hustete.

"Wir müssen hier weg", hörte sie ihre Mutter rufen. Ihr Vater sah sie gequält an.

"Ich kann hier nicht weg. Ich kann sie nicht im Stich lassen", rief er. Ihre Mutter nahm Seraphina an der Hand.

"Du kommst mit uns, Thurian, ohne Wiederrede. Du weißt genau so wie ich, dass wir uns zurückziehen müssen", sagte sie streng. Ihr Vater warf noch einen letzten Blick über die Mauer, auf der sie alleine standen, ehe er seufzend nickte. Seraphina konnte in seinen Augen Schmerz und Trauer erkennen, als er ihr näher kam und sie in die Arme zog.

"Ich kenne einen Weg", sagte er mit ernster Stimme und griff ebenfalls nach ihrer Hand.

Sie fingen an zu rennen und Seraphina blickte nur noch kurz über die brennenden Dächer, die den Himmel rot färbten.

Sie riss ihre Augen auf und erblickte Lord Morrison, der sie wohl aufgefangen hatte, ehe sie die Stufen des Tempels herunter gestolpert war. "Hoheit?", fragte er und schaute sie mit wachsamen Augen an.

Erst jetzt spürte sie die Tränen, die an ihrer Wange entlang liefen und ihr Hals war wie zugeschnürt.

"Alles gut", ihre Stimme krächzte, während sie sich aufrichtete und ihr Kleid glatt strich, um sich selbst zu sammeln. Schnell fuhr sie mit den Händen über ihr Gesicht.

"Eine Erinnerung?", fragte Lord Morrison ernst. Seraphina nickte.

Ihre Augenbrauen waren angestrengt zusammengezogen.

"Was habt ihr gesehen?", fragte er dann ruhig.

Sie schaute ihn misstrauisch an.

"Feuer, überall Feuer", flüsterte sie dann.

Er nickte und schaute zum orangenen Himmel.

"Es kann passieren, dass Ihr immer mehr Erinnerungen zurückerlangt mit unseren Übungen", sagte er dann nachdenklich.

Ihr Lächeln war schwach. Das war ein gutes Zeichen.

"Sollte irgendwas sein, scheut euch nicht, mich zu rufen", sagte er dann ernst.

"Wieso? Wieso riskiert Ihr es, den Befehl von Cedric zu missachten?", fragte sie dann leise.

Ihr Mentor hob erstaunt die Augenbrauen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie den König aus Versehen Cedric genannt hatte. Ihre Wangen wurden warm.

"Das Richtige zu tun, ist stets bedeutsamer als die  Strafe die einen deswegen bevorstehen könnte", lächelte er leicht.

Sie nickte, erwiderte dabei das Lächeln und begleitete ihn die restlichen Treppen nach unten. 

Arthur
Rebellenlager

Es waren ein paar Tage vergangen, seit der Auseinandersetzung zwischen Ophelia und Arthur. Noch immer konnte er nicht fassen, dass Ophelia so eine Abneigung gegen Eve hegte. Noch wütender wurde er jedoch, als sie nach drei Tagen immer noch das Training schwänzte. Während er ihr die drei Tage hatte geben wollen, um sich zu beruhigen, fand er langsam, dass sie sich wieder zusammenreißen musste. Sie hatte ihn schließlich um das Training gebeten.

Seit dem Streit, hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt und waren sich auch, so gut es in dem kleinen Lager ging, aus dem Weg gegangen. Sogar Eve war es aufgefallen, doch er hatte nur mit den Schultern gezuckt, als sie ihn danach gefragt hatte. Er wollte ihr ungern davon erzählen, was Ophelia in jener Nacht über sie gesagt hatte. Es würde nur für unnötigen Streit sorgen und Eve würde sich das ohnehin zu sehr zu Herzen nehmen.

Der vierte Tag war angebrochen und Arthur wartete wie jeden Morgen am Trainingsplatz, doch Ophelia erschien wieder nicht. Mit einem Brummen, lief er gezielt zu ihrem Zelt, wo er sie im Feldbett schlafend vorfand.

"Sollen wir das Training abbrechen?", fragte er laut, seine Stimme war bebend vor Wut.

Ihre Augen flatterten erschrocken auf.

"Was?", murmelte sie

"Ich sagte, wir brechen das Training ab", sagte er dann ernst und wollte das Zelt verlassen.

"Warte", hörte er ihre verschlafene Stimme, die ihn stehen bleiben ließ.

"Ich dachte, du wärst immerhin ambitioniert genug zum Training zu erscheinen. Aber offensichtlich ist es dir nicht wichtig genug", sagte er vorwurfsvoll.

"Das stimmt nicht!", sagte sie dann, während er ein Rascheln hörte. Er drehte sich langsam um und stutzte, als er sie bloß im Nachtkleid gekleidet vor sich stehen sah. Sie hatte ihre Hände wütend an die Hüfte gestemmt.

"Ehrlich gesagt, hatte ich gedacht, du würdest mich nicht mehr unterrichten", sagte sie dann und ließ langsam die Hände sinken. Sie sah blass und müde aus, als habe sie die letzten Nächte nicht gut geschlafen. Ihre dunklen Locken standen in allen Richtungen ab, während ihre grünen Augen ihn durchbohrten.

"Da hast du dir gar nicht die Mühe gemacht, mal beim Trainingsplatz vorbeizuschauen?", brummte er zwischen zusammengepressten Zähnen.

"Nö", antwortete sie frech und band währenddessen ihre Haare in einen hohen Zopf, um sie zu bändigen.

Es wäre ihm fast peinlich gewesen, dass er da jeden Morgen und jeden Abend auf sie gewartet hatte, wenn er nicht so unglaublich wütend gewesen wäre.

"Aber wie es aussieht, findet das Training ja trotzdem statt", sagte sie dann trocken. Was war bloß los mit ihr? Sie waren immer Freunde gewesen und auch wenn sie sich mal stritten, war noch nie so kühl und trocken ihm gegenüber gewesen.

"Von nun an nicht mehr", sagte er ernst und beobachtete sie dabei, wie sie zu ihrem Kleiderschrank lief und dort herum wühlte. Sie zuckte mit der Schulter.

"Dann finde ich einen anderen Lehrer", sagte sie dann.

"Es gibt hier keinen Lehrer, der so gut ist wie ich. Nash ist nicht hier", sagte er dann mit einem spöttischen Lachen.

"Ach, bist du so gut?", fragte sie dann und legte den Kopf schief.

"Was soll das Ophelia?", sagte er und sah, wie sie bei der vollen Aussprache ihres Namens zusammen zuckte. Sie drehte sich schnell wieder zum Kleiderschrank.

"Was soll was?", fragte sie.

"Das alles hier. Ich möchte dich doch trainieren", seufzte Arthur dann ergeben und legte die Wut ab, die er in sich trug. Ophelia hielt inne.

"Ist das so?", fragte sie leise.

"Natürlich, wieso sonst habe ich jeden Tag wie ein Idiot beim Übungsplatz auf dich gewartet?", er knirschte mit den Zähnen.

"Hast du wirklich auf mich gewartet", langsam drehte sich Ophelia wieder zu ihm. Ihre grünen Augen fixierten ihn, während er auf sie zu lief.

"Ja, ich hab es dir doch versprochen, dass ich dich trainiere", sagte er leise und lächelte, als sie erleichtert seufzte und ihn plötzlich umarmte.

"Aber lass uns nicht mehr über die Sache reden", bat Ophelia ihn dann leise. Arthur spannte sich an.

"Gibst du ihr eine Chance?", fragte er sie und legte seine Arme um sie. Sie nickte an seiner Brust. Der Geruch von Baumwolle und frischem Regen stieg ihm wieder in die Nase und am liebsten hätte er sie wohlig seufzend noch näher an sich gezogen.

"Ich versuchs", murmelte sie.

"Ich hab überreagiert", sagte Arthur, woraufhin sie den Kopf schüttelte.

"Ich habe überreagiert", erwiderte sie und schaute zu ihm hoch. Sie war ihm so nah, dass er die Sommersprossen auf ihrer Nase erkennen konnte. Sie lächelte ihn an, wodurch zwei Grübchen auf ihren Wangen erschienen. Er hatte die Grübchen schon immer gern gemocht.

"Es ist noch nicht so spät. Lass uns das Training beginnen", sagte er dann mit einem Grinsen, als er sich von ihr löste und die braune Trainingshose aus ihrem Kleiderschrank schnappte. Er drückte sie in ihre Hand und lief dann aus dem Zelt, um davor auf sie zu warten. Wenige Sekunden später kam sie heraus.

"Wer zuletzt am Platz ist, stinkt nach faulen Eiern", sagte sie frech und streckte ihm die Zunge heraus, als sie schon los rannte.

"Hey", sagte er lachend, bevor er ihr hinterher rannte.

Sie drehte sich um und setzte einen kleinen Windstoß ein, um ihn aus zu bremsen, wodurch sie tatsächlich als erstes den Platz erreichte. Zwar mit einem Keuchen, aber dennoch.

Arthur kam lachend an und nickte dann ergeben.

"Okay, guter Einfall mit dem Wind", sagte er dann und hob die Arme. Gegen den Wind laufen zu müssen, sorgte sogar bei ihm dafür, dass auch er unregelmäßig atmete.

"Und jetzt noch 400 Runden laufen", sagte er grinsend.

"400?!", fragte sie schockiert.

"Na, wir müssen doch die letzten Trainingseinheiten nachholen", sagte er streng, ehe er lächelte, "Komm, ich lauf mit dir".

Sie erwiderte das Lächeln, während sie anfingen, Runden zu laufen.

Die 400 Runden hatten sie als Fae schnell hinter sich gebracht und übten danach noch ein wenig Nahkampf. Arthur war froh, dass sie die Streitereien beiseite gelegt hatten. 

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