25. Freunde

PoV Manu

Es war der sechste Tag nach meiner Operation und auch wenn Micha mich jeden Tag besucht hatte und ich den Rest der Zeit mit den anderen Nekos in dem Spieleraum, der ziemlich groß war und von einer Ecke mit Kissen zum einfach Reinkuscheln bis zu verschiedensten Bällen und Spielzeugen einfach alles hatte, verbracht hatte, konnte ich es inzwischen kaum mehr erwarten, heim zu dürfen.

Und wenn ich meinem Master Glauben schenken durfte, würde es heute auch endlich soweit sein und er mich mit nach Hause nehmen.

Ich konnte meine Beine inzwischen wieder recht gut belasten, durfte wieder laufen, auch wenn ich dabei noch stark humpelte.

Während der Zeit hier hatte ich wieder begonnen, mich immer und immer wieder einzunässen.

Bei Micha Zuhause hatte ich es inzwischen recht gut im Griff, ich sagte ihm, wenn ich Pipi musste und er brachte mich dann wo hin, wo ich machen konnte, doch hier traute ich mich nicht, irgendjemanden anzusprechen, wenn ich musste. Jeden Tag wuschen die Pfleger mich und meine Klamotten. Ich schämte mich so sehr dafür, dass ich die ganze Prozedur über nur unter stummen Tränen verbrachte.

Das einzige, was ich hier vermissen würde waren die anderen Nekos, mit denen ich mich inzwischen mehr oder weniger angefreundet hatte.

Gerade lag ich wieder im Gemeinschaftsraum auf einem der großen Kissen, neben mir Nino, dessen Kopf an meinen Bauch gelehnt war, während wir beide uns halb eingerollt hatten. Ardy war vor drei Tagen schon von seinem Besitzer abgeholt worden und auch Ninos Herrchen sollte eigentlich längst da sein, um ihn wieder mit nach Hause zu nehmen. Warum er bis jetzt nicht gekommen war, wusste weder er noch seine Pfleger, doch ich konnte Ninos Angst, dass sein Besitzer nicht mehr kommen würde, sehen. Auch gerade dachte er darüber nach, das wusste ich und diese Annahme wurde bestätigt, als er seinen Kopf ein Stück hob und auf dem Kissen weiter nach hinten schob.

»Wenn du abgeholt wirst, kenne ich hier niemanden mehr. Und wenn mein Herrchen nicht mehr kommt, bringen sie mich zu einem Händler. Ich will nicht verkauft werden.«

»Er wird schon kommen.«

Meine Stimme war leise, Nino war einer der wenigen, mit denen ich sprach. Aber wir wussten beide, dass was ich sagte nicht stimmte.

»Er war früher nie so. Er war meistens nett und immer, wenn er diese ... Phasen hatte, dauerte es nicht lange. Aber in letzter Zeit ... Ich habe Angst vor ihm.«

Der Inu schniefte leise und ich sah Tränen über seine Wangen laufen. Vorsichtig kniete mich hin und nahm sein Gesicht in meine Hände, um die Tränen vorsichtig von seiner Haut zu lecken. Ich fühlte mich sofort an meine frühe Kindheit erinnert, als meine Geschwister und ich noch nach unseren Nekoinstinkten gelebt hatten und uns gegenseitig die Gesichter und Hände geleckt hatten, um Nähe oder Zuneigung auszudrücken. Das war gewesen, bevor uns beigebracht wurde, unsere Instinkte zu unterdrücken.

Erneut ließ ich mich auf das Kissen sinken und kuschelte mich an Nino, dessen Ohren unruhig zuckten.

»Glaubst du, dass wir uns wiedersehen werden irgendwann?«

Ich hielt kurz die Augen geschlossen, bevor ich ein leises Maunzen hervorbrachte. Eine genauere Antwort würde es nicht geben, das wussten wir beide, denn die Wahrheit kannten wir.

Nicht mehr lange lagen wir so da, bis ich hörte, wie Schritte von einem Pfleger auf uns zukamen. Traurig kroch ich von dem Kissen und ließ mir eine Leine an mein Halsband machen. Gerade wollte der Pfleger mich wegführen, als Nino meine Hand griff und begann, mit seiner rauen Hundezunge über den Handrücken zu lecken. Ich lächelte traurig und schloss die Augen.

In meiner Box erwartete mich schließlich Meister Michael, der mich sofort in den Arm nahm, bevor er meine Leine übernahm. Ihm wurden meine Sachen in einer Tüte übergeben und in der Erwartung, dass sie mich wie beim Kommen Knebeln würden, öffnete ich den Mund, als ich den Maulkorb darin sah. Micha jedoch strich bloß über meinen Kopf und drückte meinen Kiefer sanft zusammen. Er hielt mir mein Kuscheltier hin, sodass ich es an mich drücken konnte und hob mich mit beiden Armen hoch, bevor er mein Gewicht auf eine seiner Seiten verlagerte. Während er irgendetwas mit dem Pfleger zu besprechen schien und mir immer wieder über den Rücken streichelte, trug er mich aus der Zelle und über die Gänge. Ich drückte mein Gesicht bloß stumm in das Stofftier, doch als ich die Tür sah, die zum Gemeinschaftsraum führte und von der unzählige Hybridengerüche ausgingen, konnte ich aus diesen Düften einen bekannten herausfiltern. Und genauso erkannte ich die Angst, die darin lag. Unruhig begann ich auf dem Arm meines Master zu zappeln, woraufhin dieser stehen blieb und mich irritiert ansah. Verwirrt stellte er mich schließlich auf dem Boden ab, wo ich sofort in die Richtung der Tür humpelte und bloß von dem Zug der Leine an meinem Hals aufgehalten wurde. Diesem gab mein Besitzer jedoch relativ schnell nach und so war das nächste Hindernis erst die Tür, die mich erneut zum Stehenbleiben brachte. Michas Hände legten sich an meine Hüfte und drehten mich so zu sich um, während er vor mir in die Hocke ging, um mit mir auf Augenhöhe zu sein.

»Nein, Kleiner. Nicht da lang. Willst du nicht heim? Zuhause können wir auch spielen.«

»Bitte.«

Ich sah ihn so unterwürfig es ging an, was meinen Master schließlich seufzen ließ. Ein paar Sekunden später wurde die Tür geöffnet und die Leine schliff lose auf dem Boden, während ich durch den Raum zu dem Kissen humpelte, in dem Nino vergraben lag. Vorsichtig setzte ich mich neben ihn und leckte kurz über seine Schläfe, was ihn aufschauen ließ. Eine Zeit lang saß er bloß mir gegenüber auf dem Kissen und ließ sich so schmeicheln, bevor ich mich von ihm entfernte und er die Augen erneut öffnete. Im nächsten Moment umarmte mein Freund mich und als wir uns wieder lösten, drückte ich ihm mein Kuscheltier in den Arm. Erstaunt sah der Hundejunge mich an.

»Er wird auf dich aufpassen«, erklärte ich leise, woraufhin mein Freund leise lächelte und das Stofftier mit beiden Armen umschlang.

»Danke.«, flüsterte er leise und eine kurze Weile betrachtete ich ihn leicht wehmütig, wie er mein Kuscheltier im Arm hielt.

»Hat er einen Namen?«

Ich überlegte kurz.

»Puffi.«

Nino nickte und vergrub sein Gesicht in Puffi. Ich leckte ihm erneut über die Wange, bevor ich mich erneut auf die Beine kämpfte.

»Ich muss los. Mein Master wartet auf mich.«, erklärte ich leise, woraufhin Nino sanft nickte und den Stofffisch in seinen Namen streichelte.

»Danke, Manu.«

Micha an der Tür musterte mich stumm und nahm mich wortlos hoch, als ich meine Arme zu ihm ausstreckte. Meine Leine wickelte er locker um sein Handgelenk, während der Pfleger die Tür erneut schloss.

»Hast du ihm dein Kuscheltier geschenkt?«, fragte Master Micha mich sichtlich verwundert, woraufhin ich nickte.

»Warum? Ich dachte, du magst es?«

Erneut nickte ich. Ich liebte dieses Stofftiier, das stimmte.

»Er ist mein Freund. Und er braucht es mehr als ich. Er ist ganz alleine. Sein Besitzer kommt nicht, um ihn abzuholen und er wird wahrscheinlich erneut zu einem Händler gebracht werden. Er braucht einen Freund.«

Ich hörte, wie Micha schluckte und spürte, wie sein Griff, mit dem er mich hielt, sich unwillkürlich verstärkte.

»Das ist lieb, Manu. Wenn du willst, kaufen wir dir ein neues.«

Sofort schüttelte ich den Kopf. Ich wollte nicht, dass mein Master noch mehr für mich tat, für das ich niemals würde bezahlen können. Ich schuldete ihm schon mein Leben.

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Sorry, dass es so lange gedauert hat, bis dieses Kapitel gekommen ist. Aber ich hatte nunmal leider überhaupt keine Ideen.

Danke an alle, die immer wieder nach einem neuen Kapitel gefragt haben, irgendwie habe ich es doch geschafft, trotz Ideenleck weiterzuschreiben.

Wie, glaubt ihr, wird sich die Situation jetzt entwickeln, wenn Manu und Micha wieder Zuhause sind?

Und wie, denkt ihr, wird Manu seine Schuld begleichen wollen?

Jede Mutmaßung ist für mich Inspiration, wenn ich Ideen habe, dauert es beim nächsten Mal nicht mehr so lange, bis das Kapitel kommt.

Liebe Grüße, minnicat3

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