22. Warten

PoV Manu

Bald begannen meine Zellennachbarn, sich zu unterhalten und ich fand heraus, dass Nino, der Inu, hier war, weil sein Besitzer ihm in einem Wutanfall fast das Ohr abgerissen hätte und es nun genäht werden musste.

»Eigentlich ist er wirklich nett und lieb zu mir. Aber manchmal ist er auf einmal ganz anders, gemein und böse.«, erklärte Nino leise.

»Wie ist es bei dir? Wie ist dein Besitzer?«

»Ich liebe ihn.«, Der Neko, Ardy, lächelte hörbar.

»Er ist total lieb und nett. Ich gehöre seit zwei Jahren oder so ihm, er hat mich damals zum Geburtstag bekommen. Davor war ich bei einem Züchter und als ich von dort weggeholt worden bin und erst einmal mehrere Tage nur in einem dunklen Raum gelagert wurde, ohne dass mehr als ein, zwei Mal jemand kam um mir Wasser zu bringen, dachte ich wirklich, dass mein Leben von da an die Hölle sein würde. Irgendwann ist dann aber jemand gekommen, sie haben mir etwas in den Hals gesteckt, damit ich das übrige Wasser wieder ausspucke, mich geknebelt, damit ich ihre Überraschung nicht verderben würde und mir dann befohlen, mich auf einen Tisch zu setzen, wo sie mich mit Geschenkpapier eingewickelt haben. Ich durfte mich nicht bewegen, sonst wäre es zerrissen, was am Anfang überhaupt nicht geklappt hat, bis sie mir irgendwann die Beine und Arme so zusammengebunden haben, dass ich mich nicht mehr bewegt habe. Dann bin ich wieder nur eine Ewigkeit eingepackt auf diesem Tisch gesessen, während immer mehr Leute gekommen sind und es irgendwann unerträglich laut war. Und selbst dann hat es noch einmal eine Ewigkeit gedauert, bis es leiser geworden war und ich gehört habe, dass ganz viele Leute um den Tisch herumstanden, auf dem ich ja auch saß. Dann haben sie erst einmal alle anderen Geschenke aufgemacht und irgendwann habe ich eine Berührung gespürt und wie das Geschenkpapier von mir entfernt wurde. Durch den Schwung, mit dem es zerrissen wurde, bin ich umgekippt und fast vom Tisch gefallen, aber ich wurde von Taddl aufgefangen. Ja, und von da an habe ich ihm gehört. Und er hat mir nie weh getan oder mich zu schlimmen Sachen gezwungen, zumindest nichts halt, was über normale Arbeiten hinaus ging.«

Der Inu seufzte leise.

»Das klingt perfekt.«

»Ist es auch«, stimmte Ardy zu.

»Musstest du mal... du weißt schon, abends...?«

Ardy klang verlegen, als er antwortete, während ich noch rätselte, was Nino meinte.

»Schon... Er hat es mir nie befohlen, aber ich habe gesehen, dass er es gerne hätte. Und weil ich ihm so dankbar war...«

»Nur... du? Oder... ihr beide?«

Ich überlegte fieberhaft, worüber die beiden sprachen, dass es ihnen beiden so unangenehm, fast schon peinlich war.

»Erst nur ich, aber dann... Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst davor.«

»Ich auch. Aber er tut mir auch jedes Mal weh dabei.«

In diesem Moment kapierte ich, wovon die beiden sprachen und wunderte mich im selben Moment, warum Sex für sie so ein unangenehmes Thema zu sein schien. Ich fand es vollkommen alltäglich, darüber nachzudenken und hätte auch problemlos darüber gesprochen.

Ardy schüttelte den Kopf.

»Nein, Taddl ist... Er versucht, es für mich nicht allzu schwer zu machen. Er lässt mir jedes Mal Zeit.«

Ich runzelte die Stirn. Dieser Taddl schien merkwürdig zu sein. Sofort wurde ich misstrauisch, mir war klar, dass es einen Grund haben musste, warum er seinen Neko so behandelte und ihn nicht einfach benutzte, schließlich gehörte er ja ihm.

Ich atmete tief durch, wusste, dass ich mich endlich überwinden sollte, zu sprechen. Bei Master Michael hatte ich es ja auch schon geschafft und ich musste auch keine Angst mehr haben, dann zu irgendwem zu müssen, der mich aus Spaß quälen würde.

»Du...«, meine Stimme war brüchig, »...musst aufpassen.«

Sofort sahen beide Hybriden mich an.

»Warum?«

Beide schienen verwirrt.

»Wenn... wenn er sich so verhält hat er etwas vor mit dir. Er könnte sich einfach nehmen, was er will, du gehörst ihm, das wäre einfacher für ihn. Es ergibt keinen Sinn, dass er sich freiwillig dazu zwingt, darauf zu verzichten.«

»Nein.«, Ardys Stimme klang entschlossen, »Taddl will nicht, dass es etwas negatives für mich ist. Er will immer, dass es mir auch gefällt. und bis jetzt hat er es immer geschafft.«

Irritiert blinzelte ich, richtete mich etwas an der Wand auf.

»Gefallen... So wie es ihnen gefällt?«

Ardy nickte, was mich nur noch mehr irritierte.

»Das geht nicht.«, erklärte ich ihm.

Jetzt war es an dem braunhaarigen Neko, verwirrt zu schauen und gerade wollte er etwas erwidern, als wir Schritte und Stimmen hörten, die auf die Tür zu unserem Raum zugingen.

»Das ist Taddl!«, erkannte Ardy sofort und sprang auf, während ich mich nur noch weiter in meine Ecke verkroch und mich unterwürfig zusammenkauerte. Ich sah, wie Nino es mir zumindest teilweise gleichtat und seinen Kopf senkte.

Ardy wurde unruhiger mit jedem Schritt, mit dem die zwei Personen unserer Tür näher kamen und als sie de Raum betraten und das Licht anging, rief er bereits den Namen seines Besitzers. Dieser ging auch direkt zur Zelle seines Haustieres und öffnete den Riegel, woraufhin Ardy sofort herausschoss und dem weitaus Größeren in die Arme sprang. Sein Besitzer, ein junger, recht dünner und trainierter Mann mit blau gefärbten Haaren, Tatoos im Gesicht und auf den Armen und hellen Augen drückte ihn lachend an sich.

»Immer mit der Ruhe, Dizzy. Hast du mich vermisst, Kleiner?«

»Nimmst du mich mit heim?«

Ardy nuschelte leise, sein Gesicht im Hals seines Besitzers vergraben, der bloß leise seufzte und ihm den Nacken kraulte.

»Geht leider noch nicht, mein Kleiner. Du musst noch ein bisschen hier bleiben. Wie geht es dir denn?«

»Mir geht es gut! Ich kann heim, wirklich!«

»Dizzy, schau mich mal an. Ich will, dass du wieder ganz gesund wirst, deswegen musst du noch ein paar Tage hier bleiben. Aber hier sind doch bestimmt auch ganz tolle Nekos, mit denen du dich anfreunden kannst, oder?«

Viel zu spät bemerkte ich, dass Ardys Besitzer seinen Blick zu unseren Käfigen hatte wandern lassen und mir nun direkt in die Augen sah. Sofort drückte ich mein Gesicht wieder auf den Boden und konnte nicht verhindern, dass mein Körper leicht zitterte aus Angst vor der Strafe, die ich wahrscheinlich dafür bekommen würde, den Blauhaarigen angesehen zu haben. Der jedoch schien zu meiner Erleichterung nichts dazu zu sagen und mit immer noch auf den Boden gepresster Stirn hörte ich, wie er sich wieder Ardy zuwandte.

»Schau, Kleiner, ich bringe dich jetzt in einen anderen Raum, da sind dann auch ganz viele andere Tiere und ihr habt ein bisschen mehr Platz. Klingt das gut?«

Ardy schien irgendwie stumm zu antworten, wahrscheinlich nickte er, was ich aber nicht sehen konnte. Gerade schien sein Besitzer ihn raustragen zu wollen, als er ihn unterbrach.

»Können die beiden mitkommen?«

Ich begriff sofort, dass er uns meinte, jemand anders war hier schließlich nicht. Sein Besitzer lachte leise.

»Nein, Dizzy. Deren Besitzer kommen wahrscheinlich selbst bald. Ihr seht euch bestimmt wieder, wenn sie auch da hin gebracht werden, wo wir jetzt hingehen.«

Erneut schien Ardy zu nickten und ich hörte nur noch die Schritte seines Besitzers und der anderen Person und das Zufallen und Absperren der Tür, bevor wir wieder alleine gelassen wurden.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top