17. Einkaufen

PoV Micha

Als der Art mir die Summe genannt hatte, die Manus OP kosten würde, hatte es mir erst einmal die Sprache verschlagen. Ich verdiente nicht schlecht, aber so viel Geld hatte ich für meine eigene Gesundheit in meinem Leben noch nicht ausgegeben. Und trotzdem hatte ich nicht lange überlegt. Bei einem anderen Tierarzt hätte ich wahrscheinlich nicht ganz so viel zahlen müssen, allerdings glaubte ich von diesem hier zu wissen, dass er wirklich gut mit den Nekos umging, die ihm anvertraut wurden. Und da mein Kleiner nach seiner Operation noch mindestens drei Tage hier würde bleiben müssen, war mir das mehr als nur wichtig. Anders als bei normalen Tierärzten würde der Kater hier eine Vollnarkose bekommen und nicht nur eine Örtliche Betäubung, während seine Knochen verschraubt werden würden und auch die Käfige, in denen die Nekos schliefen waren sauber und wenigstens ein bisschen größer als normal üblich. Außerdem würde Manu bei Bedarf Schmerz- oder Beruhigungsmittel bekommen und zumindest zwei Mal am Tag etwas zu essen. Das mit dem Essen war eh so eine Sache. Nachdem Manu das normale Essen probiert hatte, hatte er den Abend und die Nacht gespien, was mich zu dem Schluss hatte kommen lassen, dass er das tatsächlich wohl nicht vertrug. Wohl oder übel waren wir also wieder zu dem Nekofutter übergegangen. Ich hatte mich natürlich auch online über den Arzt informiert, hatte aber nicht viel gefunden, bloß einige Bewertungen, die eigentlich alle sehr positiv über seine Arbeit sprachen. Also hatte ich dort angerufen, um einen Termin zu vereinbaren und tatsächlich hatte ich Glück gehabt und mir wurde gesagt, dass ich Manu bereits Ende der Woche vorbeibringen könne. Ich hatte dem Neko bis jetzt nichts davon erzählt, damit er nicht die restlichen Tage den Kopf darüber zerbrechen würde und tat mir dementsprechend jetzt aber schwer, als ich vor dem Schlafzimmer, in dem er immer noch in seinem Körbchen lag, stand und ihm nun erzählen müsste, dass er heute für mehrere Tage weg musste.

Ich atmete noch einmal tief durch und drückte dann vorsichtig die Klinke nach unten, öffnete die Tür einen Spalt breit. Sofort hob der Neko seinen Kopf und sah mich erwartungsvoll an. Ich lächelte, als ich daran dachte, dass er sich vor gerade Mal einer Woche noch nicht einmal getraut hatte, mich anzusehen. Wie jeden Morgen setzte ich mich neben sein Körbchen, den Rücken gegen mein Bett gelehnt und begann, über seinen Kopf zu streicheln, was ihn wiederum zum Schnurren brachte. Nur mit seinen Armen zog er sich aus seinem Korb und auf den Boden, wo er sich an mich kuschelte und erneut genüsslich die Augen schloss. Heute saßen wir besonders lange so da, ich wollte es ihn noch einmal ausführlich genießen lassen, bevor er für ein paar Tage weg sein würde. Und genau das musste ich ihm jetzt irgendwie beibringen.

»Manu, Kleiner?«

Sofort öffnete er die Augen und sah mich groß an.

»Wir werden heute wo hin fahren, wo du ein paar Tage bleiben musst. Dort werden sie deine Beine wieder heil machen.«

Manus Augen wurden wenn möglich noch größer und begannen, ängstlich zu funkeln. Bevor ich irgendwie reagieren konnte, griff er mit beiden Händen nach meinem Arm, der direkt vor seiner Brust gewesen war, zog ihn nach oben und biss hinein, während er weiterhin nicht losließ. Es tat nicht wahnsinnig weh, was mich fast wunderte, aber dennoch griff ich nach Manus Nacken und drückte dort zu, bevor ich ihn von mir zog. Der Neko rutschte einen halben Meter über den Boden, wo er, plötzlich gar nicht mehr aggressiv, sich zusammenrollte und schluchzte. Ich starrte überfordert auf den Kater. Warum war er so aggressiv geworden auf einmal? Und warum jetzt das hier? Als ich mich zu dem Neko kniete und ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter legte, begann er zu fauchen. Trotzdem ließ ich nicht von ihm ab und begann, ihn zu streicheln, woraufhin er sich langsam beruhigte und immer leiser weinte.

»Was ist den los, Manu? Warum hast du mich gebissen?«

Der Schwarzhaarige kauerte sich noch enger zusammen, begann zu zittern.

»Tut... tut mir leid, Sir. Bitte verzeiht mir, Master. Ich hatte meine Gefühle nicht unter Kontrolle, Herr.«

»Hey, alles gut. Keine Angst, ich bin dir nicht böse. Warum hast du denn so gefühlt?«

»Ich... ich hatte einfach gehofft, hier bleiben zu dürfen, Master. Herr, ich... ich hatte gehofft, so glücklich bleiben zu dürfen. Verzeiht mir, das war dumm.«

»Aber Manu. Natürlich darfst du glücklich sein. Es sind doch nur ein paar Tage. Danach hol ich dich wieder zurück.«

»Versprochen?«, der Neko sah mich hoffnungsvoll an. Ich nickte.

»Versprochen.«

Vorsichtig kuschelte der Kater sich wieder näher an mich, bis ich ihn vorsichtig die Haare aus dem Gesicht strich.

»Komm, Manu, wir müssen aufstehen. Wir machen dich fertig und dann haben wir noch eine Menge zu besorgen, bevor wir dich da hin bringen können.«

Stumm nickte der Neko und ließ sich von mir hochnehmen. Ich trug ihn ins Bad, wo ich ihn in der Badewanne absetzte, ihn auszog und das Wasser leicht aufdrehte. Ich wartete, bis es angenehm warm war und begann, Manus Haare vorsichtig mit Babyshampoo zu waschen. Als ich fertig war, hob ich ihn wieder hoch und setzte ihn auf den Rand der Wanne, bevor ich ihn in ein Handtuch einwickelte und vorsichtig abtrocknete, wobei ich beruhigend mit ihm sprach, damit er durch das einengende Handtuch eine Panik bekam. Auch das hatte ich aus Erfahrung lernen müssen. Da es undenkbar war, Manus Haare zu föhnen, viel zu viel Angst hatte er vor dem lauten Gerät, zog ich ihm eine meiner Mützen über den Kopf, nachdem ich ihn angezogen hatte. Wir frühstückten kurz und ich achtete darauf, dass all seine Haare unter der warmen Mütze waren, bevor ich ihm die Leine anlegte und aus dem Haus trug. Ich setzte ihn wieder in seine Reisebox, wo er sich sofort zusammenrollte und fuhr als erstes zu dem Geschäft, in dem ich auch seinen Schlafplatz gekauft hatte. Wieder nahm ich Manu hoch und als ich das Geschäft betrat kam ich wieder einmal ins Staunen. Hier gab es einfach alles. Trotzdem steuerte ich ziemlich zielstrebig die Abteilung an, die mein Ziel war und nur Minuten später stand ich vor einer riesigen Wand, die voll mit Maulkörben und Knebeln war. Von solchen, die die Halbkatzen bloß am Beißen und Essen hindern sollten, bis hin zu Exemplaren, mit denen der Geknebelte keinen Ton mehr hervorgingen konnte. Manu sah mich ängstlich an, doch ich drückte ihn beruhigend an mich. Am liebsten hätte ich ihm das hier erspart, aber es gab nunmal einige Sachen, die ich Manu mitgeben musste, wenn ich ihn in die Klink gab und ein Knebel war unter anderem vorgeschrieben. Etwas ratlos betrachtete ich die riesige Auswahl und fragte mich gerade, wie einer der Knebel, der wirklich gigantisch war, bitte in einen Mund passen sollte, als ein Verkäufer mich ansprach.

»Kann man ihnen helfen?«

Kurz sah ich ihn irritiert an, bevor ich ein Lächeln aufsetzte.

»Ja, bitte. Ich suche einen Knebel für meinen Neko hier.«

Der Mann nickte, deutete dann auf Manu.

»Darf ich mir das einmal ansehen?«

Ich nickte, wenn auch etwas widerwillig und ließ zu, dass der recht junge Mann Manus Kiefer griff und aufbog.

»Okay. Von der Mundhöhe her etwa Größe 2, die Zähne sind abgeschliffen, also kommt auch ein Ballonknebel in Frage.«

»Die Zähne sind was?«

»Die Zähne sind abgeschliffen, so dass sie nicht mehr spitz sind. Das wird bei vielen Nekohändlern inzwischen flächendeckend gemacht und hat den Vorteil, dass der Neko nicht mehr so beißen kann, dass es sonderlich schmerzhaft ist, auch empfindlichere Knebel nicht kaputtbeißen kann und auch nicht in Gefahr läuft, sich selbst etwas abzubeißen, ein Tick, den manche Nekos entwickeln.«

Ich sah fassungslos von dem Verkäufer zu Manu. DAS war pervers. Aber das erklärte auch, warum der Biss heute kaum weh getan hatte. Der junge Mann begann seinerseits schon wieder, mir die Vor- und Nachteile der verschiedenen Knebelarten zu erklären und schussendlich tendierte ich zu einer Beißstange, die quer in den Mund des Nekos gelegt wurde, seine Mundwinkel so zwar etwas belastete, jedoch nicht schmerzhaft, wenn man den Lederriemen, mit dem die relativ breite Stange hinter dem Kopf befestigt wurde, nicht zu eng zog, und auf dem Manu herum kauen konnte, anstatt dass sein Mund, wie bei den meisten anderen Knebeln, vollkommen offen gehalten werden würde. Außerdem erfüllte er die Anforderungen der Klinik, dass Manu damit nicht würde beißen können und am sprechen oder schreien gehindert wurde. Manu maunzte ängstlich, als der Verkäufer seinen Kopf packte und seinen Mund aufzwang, bevor er die Beißstange dazwischen schob und hinter seinem Kopf verschloss. Ich kam zu dem Schluss, dass das wohl noch das kleinste Übel war und ließ mir den Knebel einpacken, bevor ich mich verabschiedete und Manu beruhigend streichelte, während wir in Richtung Kasse gingen. Irgendwann blieb ich spontan vor einer anderen Wand stehen.

»Schau mal, Manu, da gibts ganz tolle neue Halsbänder. Hättest du gerne mal ein schöneres als dieses alte Plastikding?«

Manu versuchte, seinen Hals zu betrachten, was selbstverständlich nicht klappte, aber wahnsinnig süß aussah und nickte dann zögerlich. Also begann ich, die Wand näher zu betrachten und forderte den Neko auf, auch zu suchen. und tatsächlich war er es, der als erstes auf eines der Lederbänder zeigte. Ich nahm es in die Hand und betrachtete es. Es war aus einfachem schwarzen Leder, recht breit aber nicht zu sehr und wurde mit einem verstellbaren Riemen verschlossen. Auch für die Leine war ein D-Ring angebracht und man konnte vorne eine Marke befestigen. Ich sah meinen Neko an.

»Willst du das haben?«

Manu nickte eifrig, was mich lächeln ließ.

»Dann sollst du es bekommen. Dafür, dass du gerade so brav warst.«

~~~~~~~~

Ein nächtliches, recht langes Kapitel.

Was denkt ihr, was könnte Micha oder Manu dort im Laden, wo es wirklich alles gibt, noch finden und kaufen? Ich will Ideen bekommen, die ich einbauen kann!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top