13. Schlaflos
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Ich konnte nicht schlafen. So müde ich auch war, der Schlaf wollte mich einfach nicht überkommen. Mein Körper war am Ende, doch mein Geist war viel zu wach. Ich schämte mich. Schämte mich, dass ich so dumm war, so ungezogen und nicht einmal Master Michas einfachsten Befehlen folgte. Er hatte mir befohlen, zu schlafen und ich hielt mich nicht daran, widersetzte mich. Ich widersetzte mich ihm und hasste mich dafür. Eine einzelne Träne rann über meine Wange. Mein neuer Besitzer würde mich bald wieder zurückbringen, so viel war sicher, wenn ich mich noch nicht einmal an so einfache Befehle hielt.
Es war still. Viel zu still. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon hier lag, doch diese Stille machte mich verrückt. In meiner Box hatte es immer irgendwelche Geräusche um mich herum gegeben, das Maunzen und Weinen der anderen Nekos, das Rauschen irgendwelcher Rohre oder das schrille, wenn auch nicht allzu laute, Fiepen der Kameras, die überall angebracht waren. Es war immer laut gewesen, immer hatte irgendeines der Kleinsten geschrien, bloß eins hatte es nie gegeben. Stille. Stille, die mich hier zu erdrücken drohte. Nebenan atmete Michas Tochter gleichmäßig im Schlaf. Bis gerade waren noch leise Stimmen zu hören gewesen, von Master Michael und Anna und ich hatte mich bemühen müssen, sie trotz meines Katzengehörs nicht zu belauschen. Diese Stimmen waren mit dem leisen Zufallen einer Tür nun aber auch verschwunden und ich fragte mich nicht nur, warum und wohin mein Master gegangen war, sondern versuchte auch mit aller Kraft, diese Stille, die nun noch viel lauter geworden war und mich zu erdrücken drohte, mir Angst machte, zu verdrängen. Mit beiden Händen hielt ich mir meine Katzenohren zu, die durch die Berührungen zwar etwas weh taten, aber es machte die Stille ein wenig erträglicher. Ein wenig normaler. Beschützend schlang ich meinen Schweif um meinen Körper und vergrub mein Gesicht in dem verfilzten Fell.
Ich musste etwas tun, irgendetwas tun, damit ich mich nicht mehr auf diese irre-machende Stille konzentrierte die laut wie tausend Trompeten in meinem Kopf widerhallte. Ich drückte mich mit meinen Armen vom Boden auf, zog mich über den Rand des Körbchens, bis ich erschöpft auf dem Boden lag. Immer noch diese Stille. Nichts, worauf ich mich stattdessen konzentrieren konnte. Mein Kopf schaltete aus und ich begann, von irrsinnigen Stimmen geleitet, über den Boden zu kriechen, bis ich an einer Kommode angelangt war und wie von Sinnen meinen Kopf einmal, zweimal, dreimal dagegen donnerte. Hilflos lag ich am Boden, schlug vollkommen außer Kontrolle um mich ins Leere, begann an meinem Halsband zu ziehen und biss schließlich in die Spitze meines Schwanzes, was mich zum aufjaulen brachte. Meine geschädigte Psyche war auf dem besten Weg, einen Psychopathen aus mir zu machen. Doch all das half nichts. Die Stille schrie mich immernoch an und ich hatte immer noch nicht die Kontrolle über meine Gedanken.
Ich kroch zu dem Bett, das keine zwei Meter von meinem Korb entfernt stand und zog mich unter schreiender Stille daran hoch, bis ich auf beiden Beinen stand. Es tat weh, tat so unglaublich weh, doch es war genau das, was ich brauchte. Endlich war diese Stille weg, diese Stille, die mich so verrückt werden ließ. Endlich konnte ich wieder denken, nur an den Schmerz denken, mich nur darauf konzentrieren und nur das wahrnehmen, während meine verrückte Psyche sich wieder beruhigte. Ich leidete Höllenqualen, bis ich mich endlich wieder fallen ließ und zurück in mein Körbchen schleppte. Micha war viel zu gut zu mir, hatte etwas viel besseres verdient als so ein kaputtes Nichts wie mich. Erschöpft begann ich, über das Holz des Korbes zu lecken, wusste selbst nicht, warum ich das tat.
Irgendwann ging die Tür erneut und nur kurz ging Micha noch in der Wohnung auf und ab, schien irgendetwas zu machen, bevor er erst ins Bad ging, wo Wasserrauschen zu hören war, und dann zum Schlafzimmer kam und die Tür leise öffnete. Sofort hielt ich regungslos inne, versuchte, absolut still zu bleiben, hielt den Atem an und hoffte, dass er nicht bemerkte, dass ich noch wach war und mich seinem Befehl widersetzt hatte. Zuerst schien es auch zu klappen, jedoch als Micha näher an mich herantrat und vor meinem Körbchen in die Hocke ging, fing mein Körper an, vor Angst zu zittern. Ich wollte nicht wieder zurück müssen.
»Manu? Bist du noch wach?«
Jetzt war ich verloren. Würde ich reagieren, würde ich zugeben, dass ich ihm nicht gehorcht hatte, würde ich es nicht tun, würde ich mich ihm schon wieder widersetzen. Tief atmete ich durch, bevor ich die Augen kurz zusammenkniff und fest meinen Schwanz umarmte, bevor ich bebend vor Angst aufsah und meinen Besitzer stumm mit meinen Blicken um Gnade anbettelte.
»Warum schläfst du denn noch nicht, Kleiner?«
Ich wollte ihm antworten, wollte auf keinen Fall, dass er mich zurückbrachte. Micha schien gar keine Antwort zu erwarten. Er streichelte mich zwar, doch ich wusste, dass ich es nicht verdient hatte, nachdem ich so unfolgsam gewesen war. Das hier war es wert. Ich nahm all meinen Mut zusammen und tat etwas, von dem ich gedacht hatte, dass ich es nie wieder tun würde.
»Bitte nicht zurück.«
Meine Stimme war leise, der Klang unglaublich ungewohnt und der Sinn meiner Worte schwer zu verstehen. Ich hielt es nicht länger aus und vergrub mein Gesicht in dem Kissen, auf dem ich lag, während stumme Schluchzer mich überkamen. Ich hatte solche Angst, Angst um mein Leben und hasste mich so unglaublich dafür, dass ich meine Chance hier so dumm und leichtsinnig kaputt gemacht hatte. Michas Hand hatte aufgehört, mich zu streicheln und ich wusste, dass ich verloren hatte. Ich war so gut wie tot.
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Ich hoffe, ich konnte halbwegs gut darstellen, wie Manu halb verrückt wird. Man muss dazu sagen, dass er einfach ein paar psychische Probleme hat nach der langen unmenschlichen Zeit, die hinter ihm liegt.
Am Schluss kann ich euch alle ganz herzlich einladen, meinen Fanfiktion-Adventskalender zu besuchen, wo euch jeden Tag bis Weihnachten ein neues Türchen in Form eines Kapitels erwarten wird. Die Geschichte ist hauptsächlich Fluff... okay, eigentlich ist sie fluffy on mass. Würde mich freuen. Achja, natürlich boyxboy, Kostory um genau zu sein...
Liebe Grüße, minnicat3
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