11. Ankunft
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Irgendwann hielt das Auto wieder und Micha stieg aus, nur um kurz darauf den Kofferraum und die Transportbox zu öffnen. Ich setzte mich etwas auf, die Box war so groß, dass ich mich sogar darin hatte hinlegen können.
"Bleib ruhig liegen, Manu. Ich wollte dir bloß die Augenbinde abmachen. Inzwischen sollte es dunkel genug sein, die Sonne geht gerade unter. Vorsicht, nicht erschrecken."
Ich spürte Michaels Hand an meinem Hinterkopf, der ihn leicht nach unten drückte und mit geschickten Bewegungen wurde der Knoten auf der Rückseite meines Kopfes gelöst. Ich blinzelte mehrmals, bevor meine Augen wieder scharf stellten und senkte dann unterwürfig den Kopf, als ich meinen Master auf dem Rand des Kofferraums vor dem Käfig sitzen sah.
"Ist es bei dir halbwegs gemütlich? Hast du Hunger? Oder musst du mal auf Toilette?"
Kurz zögerte ich, bevor ich nickte.
"Was? Toilette?"
Kopfschütteln.
"Hunger?"
Ich zuckte leicht ratlos mit den Schultern.
"Hier ist leider nur ein Parkplatz, aber in zehn Kilometern kommt ein Rasthof. Dann können wir da etwas essen. Okay?"
Ich nickte eifrig und beobachtete, wie Master Michael die Tür der Reisebox erneut schloss und den Riegel vorschob, bevor er den Kofferraum schloss. Das Auto setzte sich wieder in Bewegung und jetzt, wo sie Sonne nicht mehr direkt auf mich herunterbrannte, konnte ich ungehindert aus dem Fenster schauen und die Landschaft bewundern, die immer Kleiner wurde. Ich war total fasziniert von all dem, hatte noch nie so schöne Orte gesehen. Das war allerdings auch keine Kunst, alles was ich jemals von der Natur mitbekonmen hatte war winzige Garten meines ehemaligen Masters, in den ich manchmal zum Spielen mit dessen Sohn gedurft hatte. Ziemlich schnell hielt das Auto wieder an auf einem Rastplatz, vor uns ein großes Gebäude. Wieder wurde der Kofferraum geöffnet und ich beobachtete durch die Gitterstäbe hindurch, wie er meine Leine von einem der Haken nahm, die an der Außenseite des Käfigs hing und während er die Tür öffnete, kroch ich näher an die Vorderseite. Micha begann, sich an meinem Halsband zu schaffen zu machen, stellte es nochmal eine Stufe enger, jedoch immernoch um einiges lockerer, als ich es von den letzten Jahren gewohnt war. Das billige Plastik-Leder saß jetzt gerade so, dass ich es gar nicht einmal spürte, aber es nicht zu locker war. Dann hakte er die Leine dort ein, bevor er mich hoch und aus dem Kofferraum hob. Er verschloss das Auto und trug mich auf das Gebäude zu. Als er die Tür öffnete, zuckte ich erschrocken zusammen und hielt mir reflexartig die Ohren zu. Verwirrt sah ich mich um, bevor ich die Hände wieder herunternahm und meine eh schon ungepflegten und verklebten Ohren anlegte. Überall waren Menschen und unterhielten sich, lachten und schrien, was für meine empfindlichen Ohren zwar unangenehm, aber noch erträglich war. Micha sah mich besorgt an, bevor er vor einer großen Tafel, auf der Schrift in unterschiedlichen Farben und Größen und kleine Bildchen waren, stehen blieb.
"Was hättest du denn gerne?", fragte er und deutete auf das bunte Plakat. Ich war überfordert und sah hilfesuchend zu meinem Master.
"Les es dir einfach mal durch und schau, was gut klingt."
Ratlos sah ich wieder auf die Tafel. Ich betrachtete einzelne Buchstaben, die meisten kamen mehrmals vor, alle kamen mir zwar bekannt vor, aber ich kannte ihre Bedeutung nicht. Kurz überlegte ich, Micha zu beichten, dass ich nie lesen gelernt hatte, entschied mich aber dagegen. Er wäre nicht der erste, der deswegen sauer werden, mich dafür schimpfen oder bestrafen würde. Stattdessen betrachtete ich die kleinen Bilder auf der Tafel. Darauf war wohl Essen abgebildelt, in allen Formen, Farben und Größen. Manchmal nur eine große Sache, manchmal viele Kleine. Überfordert schüttelte ich den Kopf, was Michael lachen ließ.
"Sonst bestell ich einfach Pommes.", bot er an und ich nickte erleichtert.
Der Größere ging zu einem der Tische und setzte mich dort auf einem Stuhl ab, bevor er kurz wegging, um Essen zu holen. Zurück kam er mit einer Schachtel, die voll war mit eckigen gelbbraunen Stäbchen und drei kleinen roten Tütchen. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe. Nichts für mich. Jetzt, wo ich das Essen vor mir hatte, wurde mir übel, ich hatte viel zu lang schon nicht mehr genug gegessen. Aber Micha hatte nur Menschenessen mitgebracht, also würde ich wohl frühestens morgen etwas bekommen. Ich senkte de Blick, versuchte, nicht an Essen zu denken, während Micha mir erzählte, was Pommes waren und mit was man sie essen konnte. Ich hatte überhaupt keine Vorstellung von dem Essen, von dem er erzählte, war aber fasziniert von dem Geruch dieser Pommes, den meine empfindliche Nase wahrnahm.
Während Michael aß, erzählte er die ganze Zeit über. Von seinem Zuhause, seinem Beruf - von dem ich rein gar nichts verstand - und seiner Familie. Er hatte zwei Kinder, die Tochter zweieinhalb und laut ihm ein Goldengel, der Sohn erst neun Wochen alt. Die Mutter der Beiden war laut ihm die Liebenswürdigkeit in Person und obwohl sie seit einem halben Jahr getrennt waren, waren sie tatsächlich noch beste Freunde. Sie freute sich darauf, mich kennenzulernen, nachdem er schon so viel von mir erzählt hatte. Micha erzählte, wie es für ihn gewesen war, als er festgestellt hatte, dass er sich zu Männern viel mehr hingezogen fühlte als zu Frauen und das seiner damaligen Freundin hatte beichten müssen, die noch dazu mit ihrem gemeinsamen Kind im vierten Monat schwanger gewesen war. Sie jedoch war zwar traurig gewesen, hatte aber immer wieder betont, dass sie ihm nicht böse war, dass er ja nichts dafür konnte. Sie hatten sich getrennt, das war beschlossene Sache gewesen, doch Anna, wie sie hieß, war in eine Wohnung nur zwei Häuser von Michas Haus entfernt gezogen. Ihre Freundschaft hatte irgendwie überlebt und laut Master Michael war Anna die beste Freundin, die er hatte. Bei der Trennung hatten sie viel überlegt, wie sie die Situation mit ihrer Tochter und dem ungeborenen gemeinsamen Kind lösen sollten. Die Kinder sollten bei bei beiden Elternteilen aufwachsen, dessen waren sie sich einig und so hatte es sich ergeben, dass die Tochter die meiste Zeit über bei Micha wohnte, wo nunmal einfach mehr Platz war als in Annas Wohnung und ihr Bruder zwar Momentan noch nachts bei der Mutter blieb, aber sobald er alt genug war auch zu Micha ziehen sollte. Trotzdem sollten beide Kinder jederzeit die freie Wahl haben, bei welchem Elternteil sie schlafen wollten und gerade, wenn ihr Vater einmal Nachts nicht da war, ging seine Tochter zu ihrer Mutter, wo sie, wenn auch ein sehr kleines, immerhin auch ein eigenes Zimmer hatte. Anna selbst ging in Michas Wohnung ein und aus, verbrachte die meisten Tage dort zusammen mit ihren Kindern und ihrem inzwischen besten Freund, lebte dort fast schon. All das erzählte Micha mir und ich hörte aufmerksam zu, versuchte, alles zu behalten. Jedoch merkte ich bald, dass ich immer müder wurde und auch Master Michael schien das nicht zu entgehen, denn er führte mich ziemlich bald zurück ins Auto, wo er mich wieder in den Kofferraum verfrachtete.
Auch der Rest der Fahrt verlief problemlos und recht gemütlich für mich, zwar waren wir fast eine halbe Stunde im Stau gestanden, jedoch hatte ich die meiste Zeit in den gemütlichen Decken gedöst und war dementsprechend noch recht verschlafen und tapsig, als wir hielten und Micha mich, diesmal, ohne mir meine Leine anzulegen, aus der Box hob. Er trug mich auf ein recht großes Haus zu und kramte einhändig einen Schlüssel aus der Jackentasche, mit dem er die Tür aufschloss und aufstieß. Sofort kam ein kleines Mädchen auf ihn zugelaufen, rief laut "Papaaaaaa".
Sofort streckte ich die Arme reflexartig nach unten aus, hoffte, so meinen Aufprall etwas abfangen zu können, wenn Michael mich gleich einfach loslassen würde, um seine Tochter hochzunehmen und an sich zu drücken. Stattdessen aber setzte er mich auf einer Kleiderbank ab und griff nach der Hand seiner Tochter, bevor er mit ihr vor mir in die Hocke ging. Das Mädchen hatte die gleichen leicht gewellten Haare wie ihr Vater, doch ihre Augen waren in einem dunklem braun, das sich von Michas Augen stark unterschied. Sie war süß und ihr Lächeln wirklich goldig.
"Prinzessin, das ist Manu. Er gehört jetzt mit zu unserer Familie. Sei lieb zu ihm, okay?,"
Sie nickte und hob die Hand, um sie auf meine Wange zu legen.
"Manu, das ist Melina, unsere Große."
Unterwürfig senkte ich kurz den Kopf und versuchte mich dann an einem Lächeln.
Lächelnd hob der Braunhaarige das kleine Mädchen mit der gleichen Haarfarbe hoch und setzte sie auf seinem Knie ab. Die Kleine streckte ihre Hände nach mir aus und berührte forschend meine Katzenohren. Leise gluckste sie, bevor sie fester zupackte und, wenn auch nicht stark, daran zog. Ich versuchte, ein schmerzerfülltes Fiepen zu unterdrücken, ich musste mich den Taten meines Besitzers und seiner Familie einfach hingeben, egal, wie es mir ging, das wusste ich, so wurde es mir beigebracht. Und dazu gehörte es auch, sich den Schmerz, den sie mir zufügten, nicht anmerken zu lassen.
Master Michael jedoch bekam meine unterdrückte Reaktion trotzdem mit und griff nach der Hand seiner Tochter, die er vorsichtig aber bestimmt öffnete.
»Pass auf, Melina. Du machst Manu aua so.«
Erschrocken sah das Kind zwischen seinem Vater und mir hin und her und Manu führte ihre Hand erneut zu meinem Kopf. Unruhig zuckten meine überempfindlichen Ohren, fürchteten neuen Schmerz, doch Master Michael ließ seine Tochter bloß mit der flachen Hand über meine Haare und dann vorsichtig über das kurze Fell meiner Ohren fahren.
»Schau, nur streicheln, nicht greifen.
Michael fuhr mir sanft durchs Haar und auch seine Tochter streichelte mich, während aus einer der Türen eine Frau trat, mittelgroß, zierlich, die langen braunen Haare zu einem unordentlichen Knoten gedreht. Das musste Anna sein, Michas Ex- und inzwischen beste Freundin, eine andere Frau wäre wohl kaum bei meinem neuen Maser Zuhause, wenn er selbst nicht da war. Sofort begann ich erneut, mit eingezogenem Kopf respektvoll den Blick zu senken, die Ohren ängstlich angelegt, während sie Michael begrüßte und danach zu mir trat. Ich versuchte, ein Zittern zu unterdrücken. Riesige Angst überkam mich. Sie war die beste Freundin meines Besitzers, die Mutter seiner Kinder. Wenn sie mich nicht mögen würde, würde ich ohne zu zögern zurück geschickt werden und dann würde die ganze Hölle von vorne beginnen - nur diesmal viel schlimmer und absolut tödlich für mich.
"Du bist also Manu'.", stellte die Frau fest und kniete sich vor mich.
"Ich bin Anna."
"Du darfst sie ruhig anschauen, Kleiner.", fügte Micha hinzu und sofort kam ich seinem Befehl nach. Im nächsten Moment wurde ich von der Bank und in eine Umarmung der Frau gezogen. Augenblicklich verkrampfte sich mein Körper aus purer Angst und meine Beine, auf denen ich nun halb kniete, taten fürchterlich weh. Ich biss die Zähne zusammen, versuchte, stumm zu bleiben, wagte es nicht, mich zu bewegen. Ich wollte es mir nicht schon heute mit der Freundin versauen. Irgendwann konnte ich ein schmerzvolles Winseln jedoch nicht mehr unterdrücken und sofort lockerte sich der Griff, mit dem ich an diesen fremden Körper gedrückt wurde. Auch Michael wurde darauf aufmerksam, wie sehr meine Beine so belastet wurden und hob mich kurzerhand wieder hoch. Er begann, zu erklären, was mit meinen Beinen war und Anna begann, sich tausend mal bei mir zu entschuldigen. Ich wagte es nicht mehr, vom Boden aufzusehen, hatte Angst. Was, wenn ich es mir jetzt damit versaut hatte? Wenn er mich jetzt zurückbringen würde? Oder einfach entsorgen, umbringen? Dann musste er nicht den doch nicht kurzen Rückweg zum Händler mit mir noch einmal ertragen. Verlust wäre es ja keiner, wenn er mich töten würde, schließlich hatte er mich gewonnen und nicht bezahlen müssen. Erst jetzt wurde ich mir im vollen Maße bewusst, wie sehr ich mich von diesem Menschen abhängig gemacht hatte. Die letzten male war ich gekauft worden, Geld war für mich bezahlt worden und damit hatte ich einen Wert, man hätte mich nicht einfach ohne zu Zögern umgebracht. Aber dieses Mal hatte mein Besitzer mich umsonst bekommen und damit gab es keinen Grund für ihn, mich nicht einfach umzubringen. Panisch begann meine Atmung, immer schneller zu werden und, vielleicht auch wegen dem Mangel an Nahrung oder auch Wasser der letzten Tage, begannen schwarze Punkte vor meinen Augen zu tanzen. Ich spürte, wie Michas Hände um meinen Oberkörper griffen und er mich kurzerhand wieder hochhob. Was er sagte bekam ich nicht mit, ich merkte bloß, wie er mich irgendwohin trug. Langsam klärte meine Sicht wieder auf und ich staunte nicht schlecht über das, was ich zu sehen bekam.
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