1. Verkauf

PoV Zombey


Entschlossen klopfte ich an die hölzerne Tür vor mir und öffnete sie, als ich hereingebeten würde. "Ach guten Tag. Herr Rankl, richtig? Wir haben telefoniert.", würde ich sofort begrüßt. "Genau. Sie haben gemeint, sie könnten mir bei meiner Suche behilflich sein?"
"Selbstverständlich. Wir haben die größte Auswahl im Umkreis von zweihundert Kilometern für Sie und die garantieren ihnen, dass wir jederzeit dafür einstehen, wenn es Probleme gibt. Umtausch ohne Angabe eines Grundes ist innerhalb der ersten dreißig Tage möglich." "Das freut mich zu hören." In mir drin begann die Vorfreude die bei einem kleinen Kind zu steigen und ich könnte es kaum mehr erwarten. Heute war es so weit, ich war zu einem der besten Neko-Händler des Landes gefahren, um mir einen Lebenstraum zu erfüllen. Heute wollte ich mir einen Begleiter suchen, einen Gefährten, der mich als Person sah und nicht als Berühmtheit. Denn bekanntlich machte Ruhm einsam. Ich liebte meinen Job als Youtuber und hätte es für nichts in der Welt eingetauscht, aber dennoch sehnte ich mich nach etwas Gesellschaft. Gesellschaft, die nicht meines Ruhmes Willens bei mir war. Und der eignete sich dafür besser als ein Neko, halb Mensch, halb Katze. Diese Wesen waren in unserer heutigen Gesellschaft angesehene, teure Besitztümer, Sklave und Haustier in einem und ich sehnte mich schon viel zu lange danach, auch in den Besitz eines solchen zu gelangen. Und heute würde dieser Traum Wirklichkeit werden. "Dürfte ich noch einmal erwähnen, wie sehr uns Ihre Anwesenheit hier freut?", plapperte der Geschäftsleiter weiter, während er mich höchstpersönlich aus seinen Büro begleitete. "Selbstverständlich. Freut mich, wenn Sie mir helfen können", lächelte ich höflich. "Nun, wenn Sie mir bitte folgen würden. Dort rechts geht es zu den Stallungen", haspelte er weiter und ich bog höflich nickend hinter ihm in einem Gang ein und folgte ihm bis zu einer zweiflügligen Eisentür, die er aufschloss. "Hier sind die Stellungen der Männchen", klärte er mich auf, "Ich bin richtig informiert, dass Sie an einem Männchen Interesse haben?" Wieder nickte ich, was er zum Anlass zu nehmen schien, die Tür aufzustoßen und mich hindurchtreten zu lassen. Sofort schlug mir eine Lärmwand entgegen, eine gänsehauterregende Mischung aus Miauen, Wimmern und Weinen aus Hundert Mündern. Der Bereich den wir betreten hatten war in vollkommene Dunkelheit getränkt und als der Geschäftsführer neben mir irgendeinen Schalter betätigte, würde die große Halle vor mir augenblicklich von Neonröhren erhellt. In seinen Moment verstummte die schreckliche Geräuschkulisse und nur noch das Getappel von Füßen war zu hören, fünf Sekunden später war auch das verstummt und nur vereinzeilt durchbrach ein ersticktes Schluchzen die Stille. Die Halle, die wir betreten hatten, war links und rechts des etwa drei Meter breiten Ganges mit Gitterstäben ausgestattet, eine Tür reihte sich an die nächste. Da jede einzelne Zelle nur etwa einen Meter breit zu sein schien, bestand die gesamte Frontseite einer solchen Box aus der Tür, die in der unteren Hälfte noch einmal eine kleinere Luke eingelassen hatte. Ich wollte einen Blick auf die Gestalten hinter den Gitterstäben werfen, doch das Licht, das nur auf dem Gang installiert war, reichte in den düsteren Zellen nicht aus, um etwas zu erkennen. Ich sah mich mit offenem Mund um, die Halle schien fast hundert Meter weit zu gehen und alle paar Meter zweigte ein Nebengang ab. »Wow«, entfuhr es mir und ich konnte sehen, wie der Geschäftsführer neben mir strahlte. »Gibt es hier ein System?«, wollte ich wissen und der Mann neben mir nickte stolz. »Selbstverständlich. Wir haben unsere Nekos nach dem äußeren Erscheinungsbild sortiert, um dem Käufer die Suche zu erleichtern. Haben Sie denn einen bestimmten Wunsch, wie ihr Neko aussehen soll oder soll ich Sie einfach einmal herumführen?« Ich zuckte mit den Schultern. »Eigentlich habe ich keine konkrete Vorstellung. Ich schaue es mir einfach einmal an würde ich sagen.« Eifrig nickte der Mann neben mir und bedeutete mir, ihm zu folgen. In den nächsten Minuten zog er einen Neko nach dem anderen aus ihren Zellen, gerade kroch wieder einer aus der Luke in seiner Zellentür, nur um sich dann mit gesenktem Blick von dem Mann auf die Beine ziehen zu lassen. Wie alle Nekos vor ihm trug er bloß eine kurze Hose und ein Halsband. Und wie alle vor ihm sah er abgemagert aus. Wieder erzählte der Besitzer mir Daten und Fakten über den Neko und ich war überfordert. Bis jetzt war es einfach unglaublich gewesen, einer war süßer als der nächste und ich konnte mich beim besten Willen nicht entscheiden. Aber mit Katzenohren und einem Katzenschweif musste wohl jeder Mensch irgendwie süß aussehen. Noch zumal jeder Einzelne auch so wirklich hübsch war. Es gab wohl einfach keine hässlichen Nekos oder sie wurden nicht zum Verkauf angeboten. Hatte der Geschäftsführer nicht irgendetwas gesagt von »Einwandfreier Ware« gesagt? Vielleicht war das ja damit gemeint. Meine Aufmerksamkeit wurde augenblicklich von dem Neko gelenkt, den der Mann mir gegenüber immer noch vorstellte, als in der Zelle hinter mir etwas klapperte. Ich drehte mich um und wollte in die Box sehen, aus der das Geräusch kam, jedoch war es so dunkel, dass ich nur eine Gestalt sehen konnte, die in einer Ecke kauerte. Aus irgendeinem Grund hatte der Neko in der Zelle vor mir meine Aufmerksamkeit erregt und ich bat den Geschäftsführer, dessen Namen ich schon lange vergessen hatte, ob er ihn mir vielleicht zeigen könnte. Aus irgendeinem Grund schien das dem Mann nicht recht zu sein. »Wissen Sie, eigentlich steht dieser Neko nicht zum Verkauf. Aber dürfte ich Ihnen einen anderen zeigen? Der müsste Ihnen viel besser gefallen.« Mit diesen Worten schob er den Neko, den er immer noch festhielt, zurück in die Zelle, wo dieser sich sofort zusammenkauerte. Er tat mir leid. Andererseits tat mir jeder Neko hier leid und alle konnte ich nicht mitnehmen. »Wieso? Was ist mit ihm?« wollte ich wissen und deutete auf den Neko, vor dessen Zelle ich immer noch stand. »Er spricht nicht. Und da niemand einen Neko kaufen möchte, der nicht spricht haben wir ein Gewinnspiel daraus gemacht. Man kann ihn stundenweise Mieten und derjenige, der es hinbekommt, dass er danach spricht, bekommt den Kleinen geschenkt.« Ich nickte nachdenklich. Irgendwie klang das ziemlich abartig. »Ich will mein Glück versuchen!«, verkündete ich plötzlich und war fast selbst ein wenig überrascht. Der Mann neben mir zuckte mit den Schultern und hakte eine Leine von seinem Gürtel los, bevor er die Luke der Zelle öffnete. Wieder klapperte es, als er hineingriff. Ich hörte, wie er die Leine an dem des Nekos einhakte und wortlos richtete er sich wieder auf, wobei er gezwungenermaßen die kleine Gestalt, die in der Zelle gekauert hatte, mit sich zog. Als der Neko widerwillig aus der kleinen Öffnung kletterte und sich hustend aufrappelte, konnte ich nicht anders, als erschrocken die Luft anzuhalten.

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