Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer

Heute war es soweit: Mein erster Tag an der Berufsschule in Aachen. Ich war echt sehr aufgeregt. Erst vor kurzem war ich mit meinen Eltern hierher gezogen. Und gleich am ersten Tag hier wollte ich wieder zurück nach Köln, zu meinem besten Freund Toni.

Ich vermisste ihn jetzt schon und hasste es hier. Nie hatte ich von hier weg gewollt. Aber mein Vater wollte es so. Da er hier in Aachen eine bessere Arbeitsstelle gefunden hatte. Das war mir natürlich ein Dorn im Auge. Aber meinen Eltern war das egal. Sie sagten nur:

"Ach Kane, du wirst schon neue Freunde finden. Und so weit ist es auch nicht weg. Wenn du erstmal einen Führerschein hast, ist das ein Katzensprung."

Die hatten leicht reden. Schließlich war es denen egal. Mir nicht.

Weiter in meinen Gedanken versunken packte ich gerade noch meine Schulsachen fertig.
 
Es dauerte auch nicht lange, bis ich da war, da mein Vater mich brachte. Das war mir peinlich. Schließlich war ich 19 und konnte alleine zur Schule. Aber mein Vater war überfürsorglich und bestand darauf. Typisch. Angekommen an dem großen Gebäude, war mir gleich mulmig zumute. Das Gebäude war groß und wirkte auf mich etwas angsteinflößend.

Mamma Mia, das konnte ja noch was werden!

"Vergiss deinen Rucksack nicht.", sagte mein Vater gerade, als ich ausgestiegen war. Ein paar Schüler guckten schon. Ich wollte am liebsten nur noch im Erdboden versinken.
  
"Danke Papa.", sagte ich leise genervt, als er mir den Rucksack gab und keiner mehr guckte. Er gab mir einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich dann von mir.

Jetzt kicherte sogar jemand. Das machte es echt nicht besser. Und dabei hatte ich ihn drum gebeten, nicht direkt vor der Schule zu parken... Er konnte es einfach nicht lassen.

"Viel Spaß kleine.", sagte er, stieg zurück in seinen Mercedes und brauste davon. Währenddessen versuchte ich mir ein Bild von dem Berufskolleg zu machen.

Und auch von den Schülern, welche dort waren. Ich sah mich etwas um, ehe ich dann etwas eingeschüchtert durch die anderen tuschelnden Schüler, Richtung Haupteingang lief.

Ich hatte echt Respekt davor, wie es hier wohl zuging. Ich war ziemlich in Gedanken vertieft und merkte nicht, wie ich geradewegs in jemanden hinein rannte.

"Kannst du nicht aufpa-", fing mein Gegenüber an, stockte dann aber, als es mich ansah.

"Ich, e-es tut mir wirklich außerordentlich leid...!", stammelte ich und als ich sah, wer da gerade vor mir stand errötete ich sofort.

Vor mir stand ein sehr attraktiver junger Mann, er hatte weiß-blonde Haare, rehbraune Augen und eine wunderschöne Gesichtsform. Er trug eine schwarze Beenie-Mütze und eine dunkle Winterjacke.

Sofort war vergessen, wie dumm er mich angefahren hatte. Verlegen kratzte er sich nun am Hinterkopf.

"Ähm... Schon okay... Sag mal, bist du nicht die neue? Ich habe dich hier noch nie gesehen.", sagte er dann und ich lächelte verlegen.

"Ich ähh ja... Die bin ich... Kane Fujimoto.", sagte ich etwas schüchtern und er lächelte.

"Ich bin Julien. Kannst mich aber auch gerne Ju nennen. Wenn du magst, kann ich dir hier alles zeigen. Kennst dich hier sicher noch nicht aus.", sagte er dann charmant und ich lächelte.

"Ich ähh danke, sehr sehr gerne. Echt nett von dir.", sagte ich und er bückte sich, um mir mein Buch wieder zu geben, welches mir runter gefallen war.

"Danke.", sagte ich und lächelte wieder.

"Na komm Frischling. Du wirst dich hier schnell zurecht finden. Keine Sorge, sind alle ganz okay hier.", sagte er und zwinkerte mir kurz zu.

Oh man, ich war jetzt schon verknallt...

Als er mir dann alles gezeigt und mich durch die Schule geführt hatte, musste ich noch zur Anmeldung. Danach gongte es auch schon zur ersten Unterrichtsstunde.

Ju und ich waren in einer Klasse! Ein paar Leute sahen uns komisch an, als wir den Raum betraten und tuschelten auch etwas, weswegen ich mich etwas unwohl fühlte. Ich versuchte es mir aber nicht anmerken zu lassen und cool zu bleiben.

Ju setzte sich auf seinen Platz, während ich vorne stehen bleiben musste, damit mich der Lehrer der Klasse vorstellen konnte.

"Das hier ist unsere neue Schülerin. Stell dich doch bitte mal der Klasse vor.", sagte der Lehrer freundlich.

"Ich ähm... Bin Kane Fujimoto und 19 Jahre alt, komme aus Köln und ja... Bin vor kurzem erst hier her gezogen...", sagte ich etwas schüchtern, während Ju mich von seinem Platz aus anlächelte.

Der Lehrer nickte und wies dann auf den freien Platz neben einem blonden Mädchen. Sie war ziemlich doll geschminkt und wirkte etwas eingebildet...

Oh nein...

Solche Mädchen machten mir immer etwas Angst und schüchterten mich ein. Da bekam ich immer ein ganz unwohles Gefühl.

Ich setzte mich zu ihr, zog meine Jacke aus und stellte meinen Rucksack ab.

"Kane also? Du warst also die, dessen Vater dich hier her gebracht hat?", kicherte sie etwas gehässig und ich errötete etwas, war so verlegen und beschämt, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte.

Im Wehren war ich noch nie gut gewesen.

Der Unterricht fing dann und ich versuchte das Mädchen neben mir so gut es ging zu ignorieren. Dumme Sprüche war ich bereits gewöhnt. 

Gottseidank dauerten die zwei Unterrichtsstunden nicht lange und ich konnte schnell in die Pause huschen.

Doch da hatte ich die Rechnung ohne das blonde Mädchen gemacht, welches mir direkt hinterher lief und mir blöde Bemerkungen an den Kopf warf.

"Pah, dich wird hier sicher eh niemand mögen! Neulinge sind hier nicht gern gesehen!", lachte sie und drängte mich im nächsten Gang gleich gegen die Wand.

Ein paar andere Schüler versammelten sich um mich herum und grinsten mich abwertend an. Oh nein, musste gleich der erste Tag schon so sein? Zitternd stand ich da und traute mich nicht, irgendetwas zu machen...

Sie schubsten mich durch die Gegend und beleidigten mich. Drückten mir fiese Sprüche rein und drohten mir sogar...

Mir schossen die Tränen in die Augen und hatte mega die Angst...

"Glaub ja nicht, dass Julien dieser Volltrottel dich mag!", zischte die blonde.

"Genau! Der will nichts von so einer wie dir!", raunte ein anderer Schüler.

"Ach ja?", hörte ich da Juliens Stimme.

Oh nein, jetzt macht er auch noch mit... Oder?

"Da bin ich anderer Meinung.", sagte Ju und drängte sich zwischen den anderen hindurch.

Schützend stellte er sich vor mich hin.

"Ihr könnt gerne auf mir rumhacken aber lasst sie in Ruhe! Sie hat euch nichts getan!"

Die anderen lachten nur, während ich erstaunt dastand und nur merkte, wie mir eine Träne über die Wange lief. Geschockt hielt ich mir die Hände vor den Mund.

"Ihr solltet euch alle was schämen! Und jetzt haut ab man! Bevor die Lehrer kommen!", brüllte Julien nun etwas lauter und langsam löste sich endlich die Gruppe auf.

Langsam drehte Ju sich zu mir um.

"Es tut mir so leid... Die haben echt nen Schaden. Komm mit, ich hol uns was zu Essen. Okay?", fragte Ju und ich nickte, während meine Tränen nur so flossen.

Sanft nahm er mich in den Arm. Gleich am ersten Schultag sowas zu erleben, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

"Shht, es wird alles gut. Ich bin für dich da. Und ich schwöre es dir, machen die das nochmal oder tun dir was schlimmeres an, können die sich warm anziehen. Die spinnen doch echt ey!", meinte Ju immer noch etwas geladen, während ich mein Gesicht in seine Halsbeuge drückte und leise weinte.

Jetzt gerade fehlte mir Toni einfach so sehr...

Wenigstens war Ju so nett zu mir!

Ich hoffte wirklich sehr, dass ich mich da nicht irrte. 

Nach einer gewissen Zeit hatte ich mich etwas beruhigt, da Ju mir so lieb über den Rücken gestrichen hatte. Es war sehr beruhigend und als ich mich dann langsam von ihm löste und sanft zu ihm hinauf lächelte, erwiderte er dieses auch.

"Na komm, lass uns gehen.", meinte Ju mit sanfter Stimme und zog mich am Ärmel zu sich mit.

Mist, mir fiel auf, dass ich meine Jacke im Klassenzimmer gelassen hatte.

Jetzt war die Tür zu.

"Meine Jacke...", murmelte ich leise, als wir draußen waren und zitterte etwas. Es war schon ziemlich kalt, da es noch Ende Januar war. Dementsprechend auch sehr kalt.

"Ach das macht doch nix. Du kannst meine haben.", sagte Julien mit einem verschmitzten Lächeln, weswegen ich etwas rot anlief und zog auch gleich darauf seine schwarze Winterjacke aus.

"Und bevor du was sagst, mir ist nicht kalt. Passt schon.", meinte er grinsend und hielt die Jacke so hin, dass ich nur noch reinschlüpfen musste.

Ich sagte dann nichts mehr, da es mir komplett die Sprache verschlagen hatte und ich mein Herz schnell klopfen spürte.

"D-danke...", murmelte ich leise beschämt, als mich der Duft seiner Jacke gänzlich einhüllte...

Dieser Geruch machte mich ganz wuschig...

Schnell schüttelte ich diesen Gedanken ab.

"Zur Mensa geht es hier lang.", sagte Ju kichernd hinter mir und ich hatte gar nicht gemerkt, wie schnell ich schon vorgelaufen war.

Er holte mich ein und grinste dann wieder frech.

"Hier.", sagte er und wir betraten die Mensa.

Es roch nach Gebäck und Brötchen. Mein Magen musste auch direkt darauf ein lautes Geräusch von sich geben. Ju neben mir lachte, während ich spürte, wie dolle meine Wangen glühten.

Verdammt.

Als wir vor den ganzen Leckereien standen sah Ju mich fragend an.

"Was möchtest du?"

Fuck.

Mein Portmonee war noch in meiner Jackentasche im Klassenzimmer!

"Keine Angst, das übernehme ich. Such dir aus, was immer du magst. Als kleines Willkommensgeschenk.", sagte er freundlich und auch, wenn ich wusste, dass es nett von ihm gemeint war, war es mir so unglaublich peinlich...

"Ich ehh, nehme ein Käsebrötchen und Crossaint.", sagte ich leise und Ju bestellte für uns beide.

Er gab mir dann meine Tüte und noch eine Fanta.

"Hier, für dich!", sagte und ich sah ihn lächelnd an.

"Danke, das ist echt lieb von dir!"

Er winkte ab.

"Keine Ursache, das mache ich doch gerne! Komm, lass uns mal da vorne hinsetzen.", sagte er und gerade als wir am Fenster saßen und ich dachte, alles seie in Ordnung, ließ der nächste Ärger auch gar nicht lange auf sich warten.

Denn ein junger Mann wohl türkisch abstammender Herkunft betrat die Mensa.

Er ging direkt auf Ju zu und packte ihm am Kragen.

Erschrocken saß ich da und konnte nur mit ansehen, wie der Kerl ihn anbrüllte.

"Wo ist die Kohle, Vollidiot?", brüllte er zornig, während Julien versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen.

"I-ich hab es nicht...", stammelte Ju und japste vor sich hin.

Ich konnte es kaum mitansehen...

Plötzlich packte mich der Mut, ich sprang von meinem Platz auf und rief zu dem aggressiven Typen:

"Ey du lass Ju sofort los, er hat dir nichts getan!"

Verwirrt blickte sich der schwarzhaarige nach mir um und ließ Ju dann los, der zu Boden taumelte.

"Ohh, wen haben wir denn da? Was bist du denn für eine Zuckerschnute?", säuselte der schmierige Typ vor mir und mich überkam ein Gefühl der Übelkeit.

"Lass sie gefälligst in Ruhe, Ahmad! Sie hat nichts damit zu tun!", brüllte Ju wütend und ballte seine Hände bereits zu Fäusten.

"Und warum mischt sich diese kleine Zuckermaus dann da ein?", brüllte Ahmad zurück und nahm mich an der Taille von hinten in den Arm.

Juliens Pulsschlagader begann immer heftiger zu pochen.

"Lass sie gefälligst los du Spinner!", rief er wütend und ein paar Schüler guckten bereits.

Na toll nun stand ich schon wieder ungewollt im Mittelpunkt... Waren hier etwa alle so drauf...?

"Wieso denn?", fragte Ahmad provozierend.

"Ist sie etwa deine Freundin?", grinste Ahmad, immer noch herausfordernd.

Ju war für einige Zeit still und presste seine Lippen aufeinander. Seine Stirn war in Falten gelegt und er schien angestrengt nachzudenken.

"Ja verdammt und nun lass sie endlich los!", brüllte Ju und kam langsam auf uns zu.

Ich zitterte unterdessen ununterbrochen und traute mich gar nicht, mich zu bewegen.

Ju hob bereits seine Faust und...

Schlug ihm mitten ins Gesicht.

Ich riss weit die Augen auf, während Ahmad nach hinten flog und mich deshalb loslassen musste.

Ich taumelte nach hinten und hielt mir die Hände vor den Mund.

Ahmad hielt sich seine blutende Nase und schnappte nach Luft.

"Sag mal, spinnst du?!", brüllte er und Ju war immer noch wie aufgeplustert.

"Selbst Schuld, wenn du nicht hören kannst!", keifte Ju und ich stellte mich dazwischen.

"Hört auf! Alle beide!", brüllte ich und Ju machte große Augen.

"Schaff endlich die Kohle an, oder du kannst was erleben!", drohte Ahmad Ju und ging dann weg.

"Musste das echt sein?", keifte ich nun Ju an, dieser ließ die Schultern hängen.

"Ich wollte dich nur beschützen...", sagte Ju leise, was mich weich werden ließ.

Ich errötete dann, da ich mich erinnerte, was Ju gesagt hatte... Dass ich seine "Freundin" seie...

"Und überhaupt... I-ich bin nicht deine Freundin...", sagte ich mit leiser Stimme.

"I-ich weiß...", hauchte Ju und sah mich dann an.

"Ich ehh... Es tut mir leid...", stammelte er.

Danach herrschte eine peinliche Stille.

To be continued...

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