Kapitel 03

Die Wochen gingen ereignislos vorbei und ich lernte allmählich wieder zu lächeln. Die Dinge normalisierten sich langsam wieder und dafür war ich sehr dankbar. Mein Bruder hatte aufgehört meinen Schatten zu spielen und ich hing mit meinen Freunden ab, ging mit meiner Mutter shoppen und arbeitete bei uns im Restaurant, was mir dabei half mein gebrochenes Herz zu heilen. Dass ich beschäftigt war, bedeutete, dass ich keine Zeit hatte in Trübsal zu versinken. Natürlich sah ich Shane und Cara nach wie vor, wir hatten einige Unterrichtsstunden zusammen, aber von Deke sah ich nie viel. In der Schule gingen wir uns aus dem Weg, aber es sah fast so aus, als ob er mich allgemein meiden würde. Aus der Klatschmühle hatte ich gehört, dass seine Freundin Tanya kurz nach dem Kampf mit Shane mit ihm Schluss gemacht hatte. Ich hatte seit damals viel nachgedacht und begriffen, wie schwer es für Deke gewesen sein musste, all das was da passierte vor mir geheim zu halten, also beschloss ich, dass bevor ich diese ganze Sache hinter mir lassen könnte, ich erst würde lernen müssen ihm zu verzeihen. 

Nichts auf der Welt hätte mich dazu veranlassen können Shane und Cara zu verzeihen, aber mit Deke könnte ich mich versöhnen. Um ehrlich zu sein vermisste ich unsere Freundschaft sehr. Ja, er zwar Shanes bester Freund, aber in der ganzen Zeit, die wir zusammen verbracht hatten, betrachtete ich ihn auch als meinen besten Freund. Dieser Gedanke war es, der mich schließlich dazu brachte ihn anzusprechen. Ich wartete bis zum Montag nach der Schule. Ich wusste, dass ich ihn vor dem Football-Training an seinem Schließfach erwischen konnte, deswegen beeilte ich mich nach meiner letzten Stunde damit aus dem Klassenzimmer zu kommen und wartete dort auf ihn. Ich sah ihn kommen. Er erkannte mich und blieb überrascht stehen. Nachdem er den ersten Schock überwunden zu haben schien setzte er sich wieder in Bewegung und kam auf mich zu. 

"Hi!" Ich lächelte ihn an.

"Hi!", er lächelte etwas zögerlich zurück.

"Sieh es mal so..."

"Ich..."

Wir fingen beide gleichzeitig an zu reden.

Er winkte mit der Hand als Zeichen, dass ich zuerst fortfahren sollte.

"Weißt du, Deke, Ich hatte in letzter Zeit viel Zeit zum Nachdenken und ich habe begriffen, dass du mir nicht absichtlich wehgetan hast. Du warst in einer echt schwierigen Situation zwischen deinem besten Freund und seiner Freundin. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich dir dein Verhalten nicht übel neheme. Und wenn das Okay ist, würde ich gern wieder mit dir befreundet sein. Ich weiß, dass wir früher eigentlich nur Freunde waren weil ich Shanes Freundin war, und es wäre mir natürlich nicht recht wenn ich zwischen euch beide kommen würde, aber ich vermisse dich irgendwie", kam es aus mir herausgesprudelt.

Einen Moment lang schaute er mich an als wolle er mich genau unter die Lupe nehmen, möglicherweise sogar unters Mikroskop. Dann lächelte er und sagte: "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue das zu hören. Ich wollte selbst mit dir sprechen, hab mich aber daran erinnert, dass du gesagt hast du wolltest nichts mit uns drei zu schaffen haben, also hab ich mich zurückgehalten. Ich fänd's toll, wenn wir wieder Freunde wären und nur zu deiner Information - ich habe nicht so viel Zeit mit dir verbracht weil du Shanes Freundin warst. Das habe ich gemacht weil er immer so beschäftigt mit sich selbst war, und wir zwei hatten solange Spaß zusammen. Was mich und Shane angeht... du kannst nicht mehr zwischen uns kommen, weil wir schon seit dem Tag an dem ich ihm bei deinem Schleßfach eine verpasst habe keine Freunde mehr sind. Mir ist aufgegangen, dass ein Kerl der von mir verlangt dass ich für ihn lüge weil er seine Freundin betrügt wohl früher oder später auch mich auf die eine oder andere Weise hintergehen würde. Ehrlich gesagt hatte ich keine Lust abzuwarten und zu sehen ob ich damit recht behalte."

"Wirklich?" fragte ich. Mir fiel nichts besseres ein.

"Wirklich." Er lächelte, und überraschte mich mit der Frage: "Hättest du heute schon Lust den Tag zusammen rumzubringen, oder ist das zu früh?"

Ich lachte. Sein jungenhaftes Lächeln war wirklich bezaubernd. "Nein, aber musst du nicht zum Training?"

"Schon, aber es macht mir nichts aus zu warten. Wir könnten gleich danach was unternehmen", schlug er hoffnungsvoll vor.

"Das klingt großartig. Ich hatte bisher sowieso vor zu warten bis Kane mit dem Training fertig ist damit er mich heimfahren kann. Wenn es dir nichts ausmacht mich anschließend nach Hause zu bringen, könnten wir ein paar Burger essen gehen und ein bisschen plaudern," sagte ich.

"Die Idee gefällt mir. Also treffen wir uns in ein paar Stunden?" Er lächelte wieder sein bekanntes Lächeln.

"Vor der Umkleidekabine," erwiderte ich.

"Okay, gut."

Er holte seine Schulbücher aus seinem Schließfach, warf mir noch einen fröhlichen Blick zu, und machte sich auf den Weg zum Training.

Ich sagte Kane, dass ich heute nicht mit ihm zusammen heimfahren würde, weil ich mich noch mit Deke treffen wollte. Als Antwort hob er erst mal nur eine Augenbraue. Ich verstand nicht, was das jetzt bedeuten sollte, aber er tat das öfters und ich verstand es nie, also machte ich mir keine Gedanken darüber.  Dann brummte er doch noch ein 'OK' und machte sich auch auf den Weg zum Training.

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Während ich draußen auf der Bank vor dem Umkleideraum saß und wartete, hörte ich Musik auf meinem iPod. Deshalb bemerkte ich sie erst als sie sich neben mich setzte. Ich drehte mich um, mit einem Lächeln auf meinem Gescicht, und sah.... Cara! Sie grinste.

"Wartest auf deinen Bruder, wie? Klar, auf wen denn sonst, da ich ja auf deinen Ex-Freund warte."

Wann war sie zu so einer fiesen Hexe geworden? Oh, na klar, warscheinlich zur gleichen Zeit als sie angefangen hat es mit meinem Freund zu treiben. Genaugenommen stimmte das nicht. Sie war schon immer recht zickig gewesen, konnte manchmal sogar richtig eklig sein, aber ich hatte immer darüber weggesehen, weil sie meine beste Freundin gewesen war. Ich war wirklich blind gewesen. Ich wollte mich nicht jetzt gerade wieder mit ihr streiten, also ignorierte ich sie einfach, und hoffte Shane würde vor Deke aus dem Umkleideraum kommen und Cara würde mit ihm zusammen abhauen. Ich hatte in der letzten Zeit genug Drama erlebt.

Aber seit wann hatte ich Glück im Leben?

"Hey, Tut mir leid, dass es so lang gedauert hat. Der Traner hat wieder eine seiner ewig langen Reden geschwungen", sagte Deke als er zu mir herüberkam. Er schien nur mich zu bemerken - bis er vor uns stand und sah, wer neben mir saß.

"Na so was. Da hat aber jemand alles vergeben und vergessen, nicht wahr?" spöttelte Cara.

"Werd erwachsen, Cara", knurrte Deke.

Er half mir hoch und nahm mir meine Tasche ab. Meine Hand ließ er die ganze Zeit lang nicht los. "Ich nehm die Tasche. Komm, lass uns gehen."

Wir wollten uns gerade zum Gehen wenden als Shane die Umkleidekabine verließ. Einen Moment lang hellte sich sein Gesicht auf als er mich sah, fragt mich nicht wieso, und dann sah er plötzlich verwirrt drein als er bemerkte, dass Deke meine Hand hielt und meine Tasche über seiner Schulter trug.

"Was zum Teufel läuft hier?" fragte Shane und nickte zu uns beiden hinüber.

Ich wollte schon sagen 'Das geht dich einen Dreck an', aber Cara kam mir zuvor. Sie ging zu Shane hinüber, lehnte sich gegen seinen Arm und gab ihm schnell einen Kuss auf die Lippen.

"Na, Schatz, anscheinend hat Kaylah hier auf Deke gewartet bis er mit dem Training fertig war. Warum lassen wir sie also nicht allein. Immerhin wissen wir alle, dass Deke immer das haben will was du hast oder in diesem Fall hattest."

Ich fühlte wie Deke neben mir plötzlich angespannt war. "Das," sagte er, "ist vollkommener Blödsinn, Cara. Zum Beispiel würde ich dich nie im Leben haben wollen."

Ich musste mein Gelächter als Husten tarnen, als ich den Ausdruck auf Caras Gesicht sah. Sie wandte sich Shane zu, wohl in der Hoffnung er würde sie verteidigen. Aber er schien von dem Wortwechsel gar nichts mitbekommen zu haben. Er starrte noch immer auf mich und Deke, wie wir so da standen und Händchen hielten. Wut blitzte in seinen Augen.

"Zur Hölle mit eurem Geschwafel! Du gehst nirgendwohin mit meiner Freundin!"

Wir starrten ihn alle voller Überaschung, und in Caras Fall mit Wut und Enttäuschung in den Augen an. Ich konnte allerdings keine Sympathie für sie aufbrigen.

"Meinst du nicht vielleicht eher Ex-Freundin, Shane?" fragte Deke.

Shane brachte sich unter Kontrolle. "Na ja, du weißt was ich meine. Du kennst die Regel: Man geht nicht mit der Ex eines Freundes aus."

Jetzt war ich es, die lachen musste. "Du bist ja der Richtige um uns über Regeln zu belehren. Man schläft auch nicht mit der Freundin seiner Freundin, aber diese Regel scheinst du vergessen zu haben, oder?"

Bei meinen Worten lief Shane knallrot an.

Wir wandten uns zum Gehen, aber Deke blickte noch mal zurück und verpasste Shane den abschließenden Schlag.

"Da ist noch etwas, was du bezüglich deiner Regel vergessen hast, Shane."

"Ach ja, und was soll das sein?"

"Wir sind keine Freunde."

Er griff nach meiner Hand und wir gingen weg. Ich konnte dem Drang noch mal einen Blick über die Schulter zu werfen nicht wiederstehen. Shane war sprachlos und wütend. Er ignorierte Cara die noch immer neben ihm stand vollkommen, als sie ihn fragte was das alles zu bedeuten habe. Schließlich zuckte er mit den Schultern und sagte ihr sie solle sich gefälligst  eine andere Mitfahrgelegenheit suchen, weil er die Nase voll von ihr habe, und ging einfach weg.

Ich konnte nicht anders, ich musste einfach lächeln. Hmm... Ärger in Caras Paradies? Und das hatte ich alles diesem süßen Kerl neben mir zu verdanken. Ohne groß zu überlegen stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Überrascht wandte er sich zu mir um, erwiderte dann aber mein Lächeln.

Die Dinge sahen mit einem mal viel besser aus, und ich ich freute mich schon sooo sehr auf unser erstes Date! Ähm... sagte ich da gerade eben Date? Ich meinte auf unseren gemeinsamen Nachmittag. Aber wenn wir nur zwei Freunde waren, die miteinander plaudern wollten, warum spürte ich dann plötzlich Schmetterlinge im Bauch...?

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