SAM - Kapitel 11

Was für ein verfickter Scheiß ist das eigentlich? Ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren, ständig sehe ich diesen Band-Typen vor mir, der Cat gestern schon wieder nach Hause gebracht hat. Und wie er sie geküsst hat.

Reicht es nicht, dass er sie montags abholt und auf diesem dreimal verfickten Motorrad zur Bandprobe mitnimmt? Ich bete jeden verdammten Montag, dass er sie unversehrt zurückbringt. Und vor allem, dass er sie zurückbringt, ohne sie ein zweites Mal flachgelegt zu haben. Andererseits ist das genau das, woran ich mich hätte gewöhnen müssen, wenn ich Cat geheiratet hätte. Sie ist eine sehr sinnliche Frau und sie hat Bedürfnisse. Bedürfnisse, die ich nie zuverlässig und in vollem Umfang befriedigen könnte. Wir hätten eine Regelung finden müssen für das Problem und die einzige Lösung wäre eine offene Beziehung.

Seufzend gehe ich in die kleine Nische, wo der Vollautomat steht und hole mir eine Tasse Kaffee, dann sehe ich auf die Uhr und lasse noch eine Tasse raus. Es ist genau halb zehn und keine zwanzig Sekunden später höre ich das Klacken der Sicherheitstür.

„Guten Morgen!", ruft Cat und unwillkürlich grinse ich, gehe ihr mit dem Kaffeebecher entgegen.

„Uh, Cat ich wünschte, du würdest das mit den Piercings lassen", sage ich und drücke ihr die Tasse in die Hand. Ihr Undercut ist frisch rasiert und sie hat die Haare am Hinterkopf zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Ein neues Piercing ziert ihre Ohrmuschel. Ein Stäbchen, das irgendwie oben quer geht und an zwei Punkten das Fleisch durchbohrt. Ich kann gar nicht hinsehen. Das ist echt ekelhaft. Aber nicht ganz so ekelhaft wie das in der Lippe, das Sunny ihr selbst gestochen hat.

„Sexy, oder?", stichelt sie und ich verdrehe die Augen. Sie weiß, dass ich das auf geradezu abstoßende Art ekelhaft aufregend finde. Wie eine richtig fette Spinne, die in einer Ecke meines Wohnzimmers sitzt.

„Willst du es anfassen?", neckt sie mich. Bäh, wer fasst denn eklige, haarige Spinnen an. Trotzdem strecke ich meine Hand nach ihr aus und lachend tritt sie einen Schritt zurück. „Pfui, Sam! Erst Hände desinfizieren!"

„Du bist echt blöd, Cat. Hat dir das schon mal jemand gesagt?", nöle ich und wieder lacht sie fröhlich.

„Wie war dein Date?", wechsle ich abrupt das Thema.

„Strange", lautet ihre Antwort. „Sunny und ich waren eigentlich schon viel weiter. Aber außer einem Kuss habe ich gestern gar nichts geboten bekommen!", mault sie und pustet sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, bevor sie einen Schluck Kaffee nimmt.

„Und?", bohre ich weiter. Ich weiß natürlich genau, dass der Typ sie hat stehen lassen, aber ich muss das von ihr hören. Sie soll nicht wissen, dass ich mir die Überwachungsvideos im Schnelldurchlauf ansehe, um im Bilde zu sein, was sie so treibt. Und solange sie mir immer erzählt, was sie tut, laufe ich nicht Gefahr mich diesbezüglich zu verplappern. Das käme mir zu stalkermäßig rüber.

Wir schlendern den Gang hinunter, während Cat mir von ihrem Abend erzählt. Und immer wieder wandert mein Blick zu ihrem Ohr. Cat hat recht. Diese Piercings ziehen mich magisch an. Ich will sie berühren. Nicht nur die Piercings, jeden Millimeter ihres Körpers. Was Cat tun würde, wenn ich versuchen würde, sie zu küssen? Ich habe keine Ahnung. Vermutlich würde ich die Zunge bei dem Versuch verlieren.

Mit Gewalt reiße ich meinen Blick von ihr los. Cat nimmt unsere Kaffeetassen und stellt sie auf den Tisch, dann greift sie nach der Waffe, die ich ihr aus dem Tresor reiche.

Sie hängt sich ihren Gehörschutz um den Hals. Konzentrier wie immer befüllt sie ihr Magazin mit den Patronen und schiebt es in die Waffe. Das macht mich bei weitem noch mehr an, als ihre Piercings. Wie sie breitbeinig dasteht, wie die Muskeln unter ihrem Tanktop arbeiten, während sie ganz unaufgeregt zielt. Gleich wird sie abdrücken und ihre Muskeln werden sich anspannen, um den Rückstoß abzufedern.

Peinlich aber wahr, ich will sie ficken. Jetzt. Hier. Jeden verdammten Samstag quäle ich mich mit dieser Phantasie, wie ich sie über den Tisch gelegt nehme. Auch wenn ich immer mal wieder Erfolgserlebnisse habe und mal die eine oder andere flachgelegt habe -nüchtern und in meinen vier Wänden - kann ich nicht behaupten, dass mein Ständer immer hält, was er verspricht. Eine Fremde schicke ich problemlos einfach weg, muss sie nie wiedersehen. Aber Cat nach einer Pleite wieder in die Augen zu blicken, das wäre mir unendlich peinlich.

Cat trifft mal wieder voll ins Schwarze, dann noch einmal. Kriegt von meinem Kampf nichts mit, weil sie nur Augen für die Zielscheibe hat.

Cat auf meine Geschäftsreise nach Dubai mitzunehmen erscheint mir einmal mehr absolut genial. Sunny ist aus dem Weg, Crow sowieso seit Monaten untergetaucht und vielleicht geht ja doch was zwischen uns, wenn ich im Urlaub entspannt genug an die Sache rangehe.

„Und, genießt du den Anblick, Sam?", fragt Cat und grinst mich frech an.

Erwischt. Und offenbar nimmt sie das ziemlich locker. „Ist nicht übel", gebe ich zu und grinse zurück.

„Sam, ich habe eine Waffe in der Hand. Du solltest mich nicht verärgern", lautet ihre lakonische Antwort

„Richtig, du hast eine Waffe in der Hand. Aber wenn ich auf deine Zielscheibe schaue und die Einschusslöcher zähle, dann weiß ich, dass du wirklich nur eine Waffe in der Hand hast. Also kann ich so frech sein, wie ich will. Ich bin sicher, dass du mir die Pistole nicht über den Schädel ziehen wirst. Und jetzt nimm mal deinen hübschen Hintern aus der Schusslinie", murre ich und schiebe die Blonde sanft beiseite.

„Nicht so aggressiv, Sam", zieht sie mich auf und kneift mir in den Oberarm.

„Ruhe, du Giftzwerg, im Gegensatz zu dir ist das hier für mich kein Spaß, sondern harte Arbeit!"

„Dann konzentrier dich mal auf deine harte Arbeit, statt mir auf den Hintern zu gucken, du Wüstling!"

Sie geht zum Tisch und greift nach ihrer Kaffeetasse.

Ich wüsste gerne, wohin sie schaut, während ich schieße. Aber tatsächlich ist das hier Arbeit- die Waffe in meiner Hand ist einer meiner Prototypen- quasi mein Baby. Bis ich sie nach Dubai mitnehme, habe ich nur noch wenig Zeit für Verbesserungen.

„Zufrieden?", fragt Cat, als ich mich umdrehe und den Gehörschutz abnehme.

„Ist okay. Zumindest ist sie nicht in meiner Hand explodiert." Ich gebe mich zwar sehr unbeteiligt, bin in Wirklichkeit aber stolz wie Bolle zu Pfingsten.

„Das ist nicht lustig, Sam!", tadelt sie mich.

Zwei Stunden später verlassen wir den Schießstand und jetzt kann ich ihr sagen, dass ich hochzufrieden mit meiner Entwicklungsabteilung bin. Und entsprechend in Hochstimmung.

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