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Ich wurde von Carlson durch den Korridor der Schule gezogen. Meine Beine konnten kaum Schritt halten. Carlson hatte einen schnellen und fließenden Gang drauf. Manche Menschen bemerkten ihn verspätet, sodass sie sich immer entschuldigen mussten, falls sie ihm über dem Weg gelaufen waren oder gar ihn versperrten.
Da fiel mir ein...
Er schuldete mir auch noch eine Entschuldigung. Abrupt zog ich meine Hand zurück und brachte ihn somit auch zum Stehen. Ruckartig wandt er sich zu mir zurück.
"Wir dürfen uns die Woche nicht in der Schule aufhalten, hast du das nicht verstanden?"
"Ich bin nicht schwerhörig, Carlson.", rutschte es mir unbedacht heraus. Ich war wütend auf den Idioten vor mir. Ich hatte keinen Grund suspendiert zu werden und wie sollte ich das meinen Eltern erklären? Carlson bückte sich. Sein Gesicht schwebte vor meinem, sodass ich etwas zurück wich.
Mein Herz begann zu rasen. Ich konnte es nicht nachvollziehen. Es war Carlson. Der Bulldog von nebenan.
Kurz schien ein schiefes Grinsen aufzutauchen, bevor es wieder aus seinem Gesicht verschwand.
"Laut gefällst du mir ja noch besser." Das Grinsen erschien mit einem männlichem Brummen wieder. Für einen kurzen Augenblick hatte ich keine Ahnung was für eine Wirkung er auf mich hatte. Ich blickte ihm angewurzelt zurück. Mein Hirn hatte sich ausgeschaltet.
"Ich.. ich...", ich begann zu stottern.
"Ich bin nicht laut!"
Das Grinsen auf seinem Gesicht schien nicht zu schwinden.
"Das werden wir ja noch sehen.", schenkte er mir ein Augenzwinkern, bevor seine Augen meinen Körper herab rutschten. Meine Lippen teilten sich während meine Wangen sich rot färbten. Die Andeutung war viel zu Offensichtlich um es nicht zu verstehen. Carlson hatte seinen Spaß.
Er wollte mich wieder ärgern, dabei konnte er es sich denken wie viel Kontakt ich zu Jungen hatte. Nämlich Keine. Wer würde klein Clementine haben wollen.
Mein Mate.
"Carlson, ich wurde dank dir suspendiert." Fasste ich mich wieder zusammen.
"Nichts Schlimmes.", warf er es mit einer Handbewegung ab. Für mich war es aber etwas Schlimmes.
Die Pausenglocke schreckte mich kurz aus meinem sturren Blick, das Carlson abbekommen hatte. Schüler und Schülerinnen strömten aus diversen Klassen in den Korridor, was mich frustrieren ließ.
Aus dem Seitenwinkel bemerkte ich wie Zoe aus dem Geschichtsunterricht trat und mich ausfindig machte.
Carlson folgte meinen Augen, zur meiner Verwunderung, rüber zu Zoe. Bloß stand da nicht mehr Zoe, sondern ein anderer Typ, mit dem ich bis jetzt nichts zu tun hatte.
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Clementine, wir sollten gehen."
Ich bemerkte seine angespannte Haltung, als er zu mir trat und wieder nach meiner Hand griff. Doch dieses mal zog ich sie zurück.
"Carlson biege das wieder hin! Du hattest keinen Grund mich da rein zu ziehen.", schrie ich ihn über den Lärm des Korridors an.
Es interessierte ihn bloß nicht.
"Okay, dann anders.", hörte ich sein nuscheln. Mit einer fließenden Bewegung, warf er mich wie ein Sack Kartoffeln auf seine Schulter. Mein unerwarteter Schrei hallte im Gang wieder. Die SchülerInnen verstummten und machten den Weg für den voran marschierenden Carlson frei.
"Was machst du?", pöbelte ich ihn auf dem Parkplatz an.
"Lass mich runter!"
"Carlson!", begann ich wie ein zwei jähriges Kind zu jammern.
Carlson ignorierte gekonnt die etwaigen Blicke der Passanten, sowohl als auch mich. Mein Kopf war hochrot angelaufen. Ein dumpfer Herzschlag war an meinen Schläfen wahrzunehmen. Ich musste von dieser Schulter runter!
"Carlson.", schlug ich ihm mit zusammengeballter Hand auf sein Schulterblatt. Einen Menschen hätte es verletzt, aber keinen Werwolf und schon gar nicht Beta's.
Das Piepsen seines Jeeps brachte mich aus der Fassung. Die Beifahrertür wurde aufgerissen. Mit einer weiteren Bewegung wurde ich in den Sitz geschleudert. Mein Atem ging stoßweise und ich war sprachlos. Mein Zopf hatte sich gelöst und die Brille saß schief auf meiner Nase.
Zum Glück gab es noch Carlson, der sie für mich richtete. Wie nett...
"Carlson!", schrie ich ihn an. Meine Fingernägel gruben sich in den kalten Sitz. Doch Carlson bedachte nichts zu sagen. Er schmiss die Tür seines Jeeps zu und joggte zur anderen Seite. Kein Kommentar. Keine Regung.
Fassungslos und in Rage beobachtete ich wie er ohne weiteres seinen Jeep startete.
"Carlson.", flüsterte ich empört aus.
"Stöhn ihn doch mal. Carlson!", imitierte er mich in hoher Stimme nach.
"Car-" Seine Hand landete auf meinen Mund. Wieder rückte sein Kopf näher. Seine Augen bohrten sich in meine. War er jemals so nah gewesen?
"Wenn du ihn noch einmal sagst, dann kann ich dir nichts mehr versprechen. Das hat dann Konsequenzen, die ich schon lange gerne ausgeübt hätte."
Ich schluckte, während er nur seine linke Augenbraue hob.
"Sei endlich ruhig."
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