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"Zoe! Zoe! Zoe!" Meine Hände hielten ihre gefangen. Sie war keine Italienerin, aber sie sprach gerne mit ihren Händen. Dennoch machte ich mir manchmal im vollen Schulkorridor Sorgen, dass sie jemanden ins Gesicht schlug. Vor allem wenn sie auch nicht zu den Beliebten der Schule galt und einige Seitenhiebe von SchülerInnen bekam. Vermutlich waren wir deswegen befreundet.
Strähnen hatten sich aus ihrem strengen Pferdeschwanz gelöst. Sie blinzelte übertrieben oft mir entgegen.
"Du übertreibst", versuchte ich ihr klar zumachen. Das tat sie aber gerne. Jede Kleinigkeit musste unter die Lupe genommen werden. Jede große Neuigkeit wurde Tage durchgekaut und ich wollte mich nicht mehr an den letzten Vorfall zurück erinnern, wo ein Junge sie angesprochen hatte. Zum Glück hatte ich den Namen des Jungens bereits vergessen.
Resigniert nickte sie mir nach einer Weile zu. Ich lies sie wieder los.
"Findest du es dennoch nicht komisch, dass Carlson genau die Typen verprügelt hat, die dir gestern über den Weg gelaufen sind?"
Ich seufzte und mied es meine Stirn an meinen Spind zu lehnen. Musste sich alles auf dieser Welt um den Idioten drehen? Nein, musste es nicht. Außerdem: Warum sollte ich mir jede Person merken die nicht nett zu mir gewesen war? Ich kannte zwar die Typen vom Aussehen her, aber mir fehlte da der Mitleid. Carlson hätte bestimmt seine Gründe gehabt.
"Können wir den Typen einen Tag bitte nicht erwähnen?" Ich jammerte gequält herum und schnitt dabei eine eigenartige Grimasse. Ich sah bestimmt absurd aus, aber das interessierte mich wenig. Ich schlug oben drauf meinen Spind mit einem Ruck zu. Die Grimasse verschwand und meine Gesichtszüge erstarrten.
"Du machst mir Angst.", meinte Zoe.
"Ach dir auch?", sprang Carlson drauf an.
Ich würgte, als Carlsons üblicher Deodorant mit der frischen Morgenluft meine Nase beflügelte. Ich mochte es. Es hatte etwas Spezielles, das ich nicht in Worte fassen konnte. Den Jungen mochte ich eher weniger.
Mein Kopf wandt sich zu der neuen Person hin. Seine Wangen waren vom Wind gerötet und seine Lippen trocken. Ich beobachtete wie seine Zunge drüber striff und sie zum glänzen brachte. Wie einladend... Was dachte ich da?
Meine Augen nahmen nun sein ganzes Gesicht wahr. Seine schiefes Lächeln und die funkelnden, grünen Augen. Er schien mein Starren richtig gedeutet zu haben. Verdammt, wieso war ich so peinlich! Eine bekannte Röte erwärmte meine Wangen.
"Zoe" Meine Freundin reagierte sofort mit einem, "Hm?"
Schließlich sprach Carlson sie selten an. Wer würde beim beliebten Jungen nicht zurück antworten?
"Lass uns alleine"
"Hmm.", gehorchte sie dem Befehl des Beta's. Ich brauchte nicht zu Staunen. Selbst mich konnte er zu Dingen verleiten, die ich zu befolgen hatte. Es war sein Kommando gewesen. Menschen waren nur ahnungslos und betitelten das als einfach aus 'Impuls' gehandelt.
"Die kleine Clementine hat anscheind abends nicht besseres zu tun, als zu Lauschen?" Ich schluckte. Es stimmte durchaus. Ich hatte gestern nichts besseres zu tun gehabt. Ich hatte nur eine Freundin. Das würde ich nur ungern zu geben, somit versuchte ich es auf ihn zu schieben.
"Ich wurde gestört. Wenn man laut in die Nachbarschaft schreit? Und das unter..." Ich rückte näher zu ihm heran.
"Menschen", flüsterte ich gezielt leise.
Carlson schnaubte.
"Brauchst du eine Lektion, Brillenschlange?" Ich hätte ihm so gerne rein gehauen. Stattdessen hielt ich mich zurück. Würde er so oder so nicht spüren. Sondern bloß meine Hand und diese Schmerzen brauchte ich gerade nicht.
"Handy!", forderte er abrupt auf, als ich keinen weiteren Ton von mir gab.
"Was?"
"Dein Handy.", verlangte er wieder nach meinem Smartphone.
"Ich habe deine Nummer schon Carlson."
"Soll ich es dir befehlen?"
"Nein!", konterte ich zurück. Er hatte kein Recht auf einen Einblick in mein Handy, auch wenn ich wirklich nichts zu verbergen hatte.
"Clementine!", Seine Stimme wurde eine Oktave tiefer. Fand ich heiß. Bloß nicht an ihm.
"Dein Handy." Auch wenn ich ihm nicht wiedersprechen sollte, schüttelte ich meinen Kopf. Das brachte ihn nur zur Weißglut. Seine Augen verfinsterten sich, als er mir näher trat und sein Atem meine Wange streifte. Mit einem geübten Handgriff hatte er meine Hände an meinem Spind gepresst, während seine andere flink in meiner Tasche nach dem kleinen Gerät suchte.
Fündig, lies er mich endlich los. Dabei trat er zurück und gab mir wieder den nötigen Abstand um zum Atem zu kommen. Ich blickte zu Boden. Es gefiel mir nicht. Er ging zu weit, ich war nicht sein Spielzeug. Meine Augen pressten sich angestrengt zusammen. Wieder versuchte ich Tränen zurück zu halten, während ich abwechselnd über meine schmerzenden Handgelenke fuhr.
Er brummte etwas unverständliches vor sich hin, bevor er ohne weiteres mein Handy zu mir herüber warf. Holpernd fing ich es noch glatt auf. Kein weiters Wort fiel, als er mir den Rücken zu wandte und sich wieder von mir entfernte. Ich war sprachlos. Meine Lippen schmerzten. Die Magensäure ätzte und gab mir Mundgeruch und die Wut auf ihm blieb zurück.
Es brachte sich nicht. Jedes weitere mal in dem ich mir einredete, ich war es gewohnt verletzt zu werden, scheiterte. Das war der Grund. Er selbst war es.
Meine Augen senkten sich auf mein leuchtendes Display.
Die Anrufliste mit dem gestrigen Anruf von Zoe war geöffnet gewesen...
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Ich korrigiere jetzt, dennoch ist mein Deutsch nicht 100%tig richtig und ich entschuldige mich wenn ich was übersehen haben sollte:)
-SenoritaPrincesa
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