25

Ich richtete Nick's Shirt wieder gerade, als ich die Tür zu Carlson's Zimmer zu zog. Mein Vater hatte uns erwischt. In seiner netten Art gab er bekannt, er würde draußen auf mich warten.
Dennoch bezweifelte ich nicht, dass ihm der Anblick störte. Ich war sein einziges Kind. Wer würde es sehen wollen?

"Dad...", begann ich, dabei spielten meine Finger mit dem Saum des Shirts.
Vater seufzte bloß und schwenkte seinen Kopf. Ich wollte vor Scham weg treten, aber er sollte wissen, dass es etwas ernstes war. Carlson würde sowieso der einzige Junge in meinem Leben bleiben. Wenn ich keinen Welpen auf die Welt bringe.
"Ich hatte mir eigentlich Sorgen gemacht. Um euch Beide!", betonte er.
"Ich weiß.", nickte ich ihm zu. Es war klar.

"Er ist ein guter Junge, Clementine. Das habe ich dir schon ein Mal gesagt." Ich erinnerte mich an die Unterhaltung im Esszimmer. Eigentlich war nicht viel Zeit seitdem vergangen, doch dank den Ereignissen fühlte es sich viel zu lange her an. Wieder nickte ich ihm zu. Ich war nur zu blind gewesen, um meinen Mate zu erkennen.
"Ich weiß, Dad." Ich konnte meine Gefühle nicht mehr verbergen. Ein Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht.

"Ah! Sie mag ihn endlich." Mein Vater schien sich für mich zu freuen. Obwohl ich mit einer Anstandsrede gerechnet hatte, schien die Freude für mich den peinlichen Teil zu vergessen. Oder er mied es einfach darüber zu reden.
"Seit wann hast du es gewusst, Dad?"
"Du meinst: das er dein Mate ist?" Ich nickte. Irgendwie war ich neugierig auf seine Antwort.
Er zuckte kurz seine Schultern, bevor er seinen Kopf neigte und ins Leere blickte.
"3, 4 Jahre.", gab er schlussendlich zur Antwort.

Meine Lippen teilten sich. 3, 4 Jahre? Wobei Carlson mich erst seit letztes Jahr spüren konnte?
"Schon so lange? Wie geht das, wenn Carlson erst letztes Jahr 19 wurde?" Ich konnte es nicht glauben.
"Naja 3, 4 Jahre wusste ich es nicht sicher, aber davor hatte ich es erahnen können. Fandest es du nicht komisch, dass er zu jeder Tageszeit irgendwie an deiner Seite klebte? Deine Mutter meinte, er hätte sich in dich verknallt und dass das vergehen würde. Doch mit den Jahren... vor allem letztes Jahr. Da gab es Tage wo er dich nur von der Ferne beobachtet hatte." Dad begann zu lächeln.

"Es war amüsant, wie frustiert er jedes Mal wurde, wenn du seine Nähe falsch interpretiert hattest." Ja gut, aber dennoch musste man mich verstehen: Ich dachte, es war sein Lebensziel mich zu ärgern. Das konnte noch immer stimmen, außer das er sich um mich kümmerte.
"Dafür gab es sehr viele Mädchen..." Ich hörte weg und versuchte das unbehagene Gefühl los zu werden. Carlson war ein gut aussehender Junge. Gab es ihm das Recht mit jeder daher Gelaufenen ins Bett zu gehen? Die nächste Frage stellte sich, wie treu er sein würde.

Ich schüttelte meinen Kopf und kam wieder zu mir. Er musste es sein, wenn er auf dieses Band einging.
"Machst du dir einen Kopf über die anderen Mädchen davor?" Wieso kannte mich mein Vater so gut?
Ich wollte meinen Kopf schwenken, doch ich konnte es nicht. Dad hatte Recht. Die Mädchen spielten eine Rolle in seinem Leben. Ich hoffte bloß, es waren nur Menschen-Bettgeschichten und keine Werwölfinnen.
"Clementine?"
Ich schüttelte meinen Kopf und warf es mit Handbewegungen ab.

"Ist egal, Dad. Wie lief eigentlich die Versammlung?" Kurz zögerte mein Vater, bevor er auf die Themenänderung einging.
"Unverändert. Die Alpha's konnten daraus keine Schlüsse ziehen. Dafür fehlen Beweise oder Ansätze ob es jemand auf unser Geheimnis abgesehen hatte oder bloß auf-"
"Uns." Dad nickte.
"Mach dir keine Sorgen, Clementine. Carlson würde es nicht zu lassen..."
"Es ist nicht seine Aufgabe, auf mich aufzupassen, Dad. Ich kann das nicht als Selbstverständlich sehen.", schlug ich zurück.

"Er ist dein Mate und der Beta des Rudels. Das macht es sehr wohl zu seiner Aufgabe."
"Wann können wir wieder zu uns nach Hause?", ignorierte ich seinen Kommentar.
"Das würde Carlson nicht gefallen. Er wird dich nicht gehen lassen. Verstehe doch, das ist eine normale Reaktion von Mates.", versuchte er es mir zu erklären.
"Ich befinde mich aber nicht in Gefahr!"
Ich wusste, ich übertrieb in dem Moment. Meine Reaktion war kaum zu nachvollziehen.

Vielleicht bekam ich die Periode, da reagierte ich ziemlich eigen. Ich könnte schwören, das plötzliche genervt sein würde zu einem Tränenanfall weiterleiten.
"Es tut mir leid, Clementine, aber Alpha Bruno meinte, dass es am besten ist, wenn wir weiterhin im Rudelhaus bleiben."
Ich nickte resigniert. Alpha's Worte galten immer.
"Ich lasse dich dann mal wieder zu deinem Prinzen, der es sogar mit einem Alpha für dich aufnimmt."

Ich verzog mein Gesicht. In Verteidigung hob er seine Hände und trat einige Schritte zurück.
"Noch was Clementine-"
Ich wartete es ab, bevor ich wieder zu Carlson zurück ging.
"Ich hoffe, ich erwische euch nächstes Mal nicht öffentlich aufeinander."

Ich nickte mit roten Wangen. Es war eine kleine Ermahnung gewesen. Eigentlich war es Carlson's Schuld gewesen. Musste er mich zu Dingen verleiten, die ich sonst nicht tat? Nein.
Ich winkte Dad zurück, als er den Korridor zum Esssaal nahm.

Seufzend trat ich wieder ins Krankenzimmer. Carlson saß bereits voll angezogen auf dem Bett. Nervös fuhr er sich durch seine Haare.
"Kommt er nicht rein?"
Ich schwenkte meinen Kopf.
"Hast du Ärger bekommen?"
Wieder schwenkte ich meinen Kopf.
Carlson atmete erleichtert aus.

"Ich dachte schon du müsstest hier im Rudelhaus übernachten."
Ich wurde hellhörig.
"Ja, also das würde-"
"Nein, vergiss es!"
"Carlson.", setzte ich an.

Er stand im Zuge meiner stotternend Erklärung, dass es besser wäre hier zu übernachten, auf und kam humpelnd vor mir zum Stehen.
"Du musst dich nicht um mich kümmern, Carlson."
"Du verstehst es nicht!", engte er mich gegen die Tür ein.
"Mein Wolf ist nur in deiner Nähe ruhig, Clementine." Er versiegelte es mit einem Kuss.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top