17

Ein knapper Kuss. Ein Lippenstreifen. Ich fühlte mich in die Grundschule zurückversetzt. Erst dann realisierte ich es.
"Oh Göttin des Mondes!", schubste ich ihn weg. Carlson ließ es zu, begann aber bei meiner flachen Hand, die auf seiner Brust landete, zu Lachen. Warum hatte er das gemacht?
"Mein erster Kuss...", weinte ich wie ein Baby auf.

Absurderweise bedeckte ich meine Lippen mit meiner Hand, als ob er es wagen würde... Ich biss mir auf die Zunge. Es war Carlson. Er würde es bestimmt wieder machen. Er machte alles um mich zu ärgern. Ich wurde zunehmend wütender.
"Es ist nur ein Kuss."
"Nur ein Kuss?", wiederholte ich fassungslos und hob dabei ein Kissen vom Bett.
"Das war mein erster Kuss!", zielte ich damit auf seinem Kopf. Carlson jedoch war schnell und hielt seinen Unterarm davor. Das Kissen landete darauf.

"Gut."
"Gut?", nahm ich einen tieferen Ton an. Wieder zielte ich in meiner Wut, mit dem Kissen auf ihn und wieder wich er ihn gekonnt, lachend aus. Sein Lachen nervte. Ich erlitt einen mentalen Nervenzusammenbruch und er grinste wie ein Zwölfjähriger auf einer Halloween-Party dieser Menschen.
"Das ist nicht gut."
Meine Finger krallten sich in das Kissen. Diesmal traf ich ihn mit voller Wucht auf seiner Brust. Doch der Typ lachte weiterhin, dabei war es nicht einmal lustig. Es war ein verdammtes Lippenstreifen, dennoch mein erster Kuss und das mit Carlson.

"Der war für mein Mate reserviert gewesen." Meine Hände hoben das Kissen wieder an. Die Frust konnte man in meiner Stimme heraus hören. Sie brach. Carlson verstummte. Seine Augen nahmen meine Reaktion auf, als ob ich es davor gespielt hätte.
"Das war... es gehörte ihm.", flüsterte ich und warf das Kissen, nun leichter, Kraft verlierend, auf seine Brust.
"Es gehört meinem..."

Mate, setzte ich meinen Standpunkt über die Gedankenübertragung fort. Carlson hatte die Situation ausgenutzt. Das Kissen wurde zwischen unsere Oberkörper eingepresst, während seine Hände meinen Kopf festhielten.
Mit einem seufzen, landeten seine Lippen wieder auf meine. Ich versuchte mich seines Griffes zu entziehen. Ich versuchte mich nicht an seine Wärme zu gewöhnen. Selbst in meinen Gedanken, wollte ich ihn anschreien, aber diese Kraft die seine Arme hatten. Der Wille und diese firmen Lippen, die sich auf meinen pressten.

Ein kleiner Seufzer und Carlson hatte die Chance seiner Zunge, in meinen Mund zu schlüpfen. Geübt verführte er meinen Mund, und gab mir weiche Knie. Meine Augenlider fielen. Meine Hände suchten den halt auf seinen Unterarmen. Das Kissen rutschte zu unseren Oberschenkeln ab, doch das alles wurde nebensächlich von mir aufgenommen. Mir fehlte die Erfahrung um seine Zungenkünste zu kritisieren. Mir fehlte die Sprache und die Wort Gewandtheit es in Worte zu fassen.

Mir wurde warm und mein Magen fühlte sich komisch an. Es war eine neue Gefühlsebene, die ich nicht mit Carlson kennen lernen sollte und doch reagierte mein Körper auf ihn. Meine Lippen waren wund. Mir fehlte die Luft zu denken und doch wollte ich nicht, dass er von mir ließ. Irgendwann hatten sich seine Hände in meinen Haaren wiedergefunden. Das Haargummi schon lange verloren. Ich stöhnte auf, als er langsam seine Zunge zurück zog und mich mit knappen, leichten Küssen, auf meinen Lippen zufrieden stellen wollte. Sein Atem vermischte sich mit meinem. Keuchend blieben wir für einige Sekunden gegenüber.

Ich spürte ein Pochen auf meinen Lippen. Während mein Herz wieder das Rauschen in meinen Ohren intensivierte. Ich wusste, er konnte es laut schlagen hören, ich hatte die Vorahnung, er würde seinen Spaß daraus ziehen. Carlson, der Beta, hatte den ersten Kuss von der schwachen Omega Tochter erhalten, aber es war nun mal geschehen und egal welche Beleidigung auf meiner Zunge lag... Es hatte keine Bedutung mehr. Nichts konnte es Ungeschehen machen und schon gar nicht, die Anziehungskraft die hier zustande kam und ich langsam dem verfiel, obwohl ich selbst wusste, ich hatte einen Mate, der auf mich wartete. War ich Untreu?

"Lebst du noch?"
"Nein, ich fliege.", wollte ich schon kommentieren.
"Ich denke schon.", kam stattdessen als Antwort. Carlson lächelte. Ich könnte mich daran gewöhnen.
Eine eigenartige Stille trat ein. Zaghaft griff ich nach dem Kissen und stieß Carlson zurück auf seine Seite des Bettes.
Ich war nicht müde. Der Kuss ließ mich mit Schuldgefühle gegenüber meines Mates und vor allem einem rasenden Herzen, wo meine Hände zitterten, zurück.

Carlson dachte nicht daran mich schlafen gehen zu lassen, er zog mich auf seine Brust.
"Carlson!", ermahnte ich ihn, der das mit einer Bewegung abschwiff. Seine Hand legte sich auf meinen Kopf. Bewusst drückte er es zu seiner nackten Brust hin, sodass ich gezwungen war meinen Körper an seinen zu schmiegen. Ich wusste, es war die einzige Möglichkeit gewesen um schlaf zu finden. Ich hatte keine Chance gegen Carlson.

"Schlaf einfach.", nuschelte er in mein Haar.
"Du brauchst ihn."
Das wusste ich, wenn ich nur mein rasendes Herz dazu bringen könnte, sich zu beruhigen.

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