Kapitel 4 - Scheiß Augen und eine Einladung
Nach der Wahren Phase kehrte endlich wieder Ruhe ein. Die anderen hatten zwar nicht mit dem gleichen Scheiß zu kämpfen wie Levi, dennoch waren es diesmal etwas angespanntere Nächte. Phönix hat darauf bestanden, dass ich ihr Ei persönlich hüte, bis sie wieder schlüpfte, Rocs Annäherungsversuche waren gleich null, obwohl ich mich darüber nicht beklage. Wenn so ein tonnenschweres Federvieh im Liebesmodus ist und droht, dich jeden Moment platt zu machen, hast du beileibe andere Sorge, als scharf zu werden. Behemoth suchte diesmal mehr meine Nähe und gemeinsam spendeten wir uns Wärme in der Kühle der Nacht. Wobei er dabei die Rolle eines Industrieschmelzofens einnahm und ich oberkörperfrei die Nacht verbrachte.
Wir waren alle froh, als die Phase ihr Ende gefunden hatte. Und mehr noch, die nächste wieder entspannter zu verbringen. Wobei Roc von mir aus gerne so bleiben konnte. Aber wovon träumte ich schon nachts?
Die letzten Tage waren anstrengend gewesen und ich kam nicht umhin mich sogar über einen Besuch meiner beiden Nachbarinnen zu freuen. Klar, musste ich wieder für sie kochen. Aber diesmal betrachtete ich es mehr wie ein Gastgeber und weniger wie ein Küchensklave.
Und ihre Themen waren wieder Gold wert.
Es ging dabei wohl um eine junge Sklavin, die an einen irgendeinen Lord oder so verkauft wurde. Und diese Sklavin war eine Vampirin und sollte irgendwann der Liebling des Lords werden und ihn irgendwann heiraten und am Ende auf dem Scheiterhaufen abkratzen. Doch war die diebische Freude, die sie beim Tod ihrer Heldin empfanden, das eigentlich verstörende an der ganzen Sache. Als ob das nun ein Wahnsinnsplotwist wäre und sie die Rad neu erfunden hatten. Aber letztlich stand es mir nicht zu darüber zuurteilen. Ich selbst hatte noch nie etwas zu Papier gebracht,geschweige denn genug Talent, um damit mein Geld verdienen. Mhm? Wie die Geschichte heißt? Keine Ahnung. Harempolka oder -tango oder so.Ich habe nur mit halben Ohr zugehört und war eher fasziniert, von ihrem Ideenrumgewerfe. Auch wenn ich mich fragte, warum sie deswegen immer zu mir kamen. Es war ja nicht so, als ob ihr Haus klein oder so wäre. Im Gegentum. Es war sogar hundert Quadratmeter größer als meins. Und das sie in Müll oder so versanken, wäre auch gelogen.Letztlich freute es mich ja, dass sie sich so wohl bei mir fühlten.Entweder das oder weil Moth hier wohnte.
Wo wir gerade davon sprechen, da kommt er gerade. Ich habe ihm diesmal nicht gesagt, dass die beiden hier sind. He he he~
„Oh Moth. Wie schön, dich zu sehen.Wir haben dich ja lange nicht mehr gesehen." Dhalias Stimme glich flüssigem Zucker und ihr Lächeln ließ selbst die Sonne vor Neid erblassen.
„Ich hoffe, es geht dir gut. Und mehr noch... deinem Naturell." Hä? Naturell? Ich folgte Nadines Blick und... Naturell~ Ich verstehe. Ob die rothaarige Teufelin überhaupt wusste, wohin sie blickte? Ihrem Blick nach, ja. Irgendwie würde mich ja interessieren, wie sie Moth in einem ihrer Bücher einbauen würden. Wahrscheinlich als einen Vampir-Sexsklaven, der von Drachen vergewaltigt wird und dabei ihr Blut trinkt. Ich gebe zu, dafür würde ich sogar Geld ausgeben.
„Guten Tag. Ich bin erfreut, euch wiederzusehen.", erwiderte Moth und verbeugte sich leicht. Dabei warf er mir einen finsteren Blick zu, denn ich nur mit einem amüsierten Grinsen erwiderte.
„Du bist immer so höflich und förmlich. Ich gebe zu, dass finde ich extrem anziehend. Ich frage mich ja, wie du in deiner anderen Form bist. Bestimmt ein wildes Tier, dass nur darauf wartet entfesselt zu werden." Ha! Schwester,du hat ja keine Ahnung.
„Nadine! Jetzt bringt ihn doch nicht in Verlegenheit." Dhalia erhob sich, kam auf ihn zu und ergriff seine Hand.
„Du musst ihr verzeihen. Sie ist wieder in einer ihrer Phasen." Ich gebe zu, dass ich Dhalia, rein von der Präsenz her, süßer fand. Irgendwie hatte sie etwas an sich, dass einen dazu verleitete, sie fest an sich zu drücken. Das,und weil sie immer nach ihrem Erdbeershampoo mit einem Hauch Minze duftete. Hach, wie es wohl wäre, seine Nase in diese Haarpracht zu vergraben und tief zu inhalieren. Ich bin ein Schnüffler, na und?Jetzt guckt doch nicht so! Ist ja nicht so, als würde ich an Unterwäsche schnuppern oder so.
„Ich danke dir für deinen Worte.Doch ich muss leider verabschieden." Moth schenkte ihr ein sanftes Lächeln, löste sich aus ihrem Griff und ging den Flur hinunter in mein Studio.
„Er scheint viel zu tun haben.Hoffentlich überarbeitet er sich nicht."
„Wie du?", kam der bissige Kommentar von ihrer Freundin.
„Ich habe nur ein kleines Tief. Das ist etwas anderes."
„Du bist lediglich zu faul, dass ist alles. Wenn du unser Cover endlich fertig kriegen würdest, wären wir schon ein ganzes Stück weiter."
„Du weißt, dass mich dazu die Muse küssen muss. Darüber hinaus hat sie Scheißaugen. Die richtig hinzukriegen ist verdammt schwierig."
„Du hast Scheißaugen."
Dhalia machte dicke Backen und Zornesröte verfärbte ihre Wangen. Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging. Nadine blickte hier hinterher und kicherte leise.
„Sie ist ja so empfindlich. Na, dann werde ich wohl auch mal gehen. Nicht, dass sie noch irgendwelchen Unsinn veranstaltet."
„Ich bring dich noch zur Tür." Ich konnte mein Grinsen einfach nicht abstellen. Ich verabschiedete sie und sah in der Ferne noch Dhalia, die lautstark dem Schicksal zürnte mit einer solchen Partnerin zusammen arbeiten zu müssen.
Der Nachmittag dämmerte. Und mit ihm erwachte mein Haus langsam wieder zum Leben. Levi und Phi kamen zeitgleich nach Hause, Moth traute sich wieder aus meinem Studio hatte sich für die Arbeit fertig gemacht.
Derweil wir am Esstisch saßen und über unseren Tag sprachen, drückte mir Levi noch einen Zettel in die Hand. Einladung zum Elternabend. Ach du dicker Vater. Ich dachte,sowas macht man nur noch in der Grundschule.
„Muss ich da unbedingt hin?",fragte ich im besten Kleine-Jungs-Ton.
„Du musst nicht. Aber dann wäre ich der Einzige, dessen Elternteil nicht dabei ist. Das wäre schon schade. Vor allem, da meine Lehrerin darauf bestanden hat, dich endlich mal kennen zulernen. Sie kennt ja bisher nur deine Stimme."Da hatte er leider Recht. Ich war nur einmal in der Schule gewesen und das war als ich Levi angemeldet hatte. Hach~ Ich will da nicht hin. Ich ahne jetzt schon, dass die ganzen Singelmütter...
„Roxie?"
„Ja?"
„Würdest du mich begleiten?"
„Dafür müsste ich einen Abend freimachen. Doch warum sollte ich das tun?"
Ich wusste, wenn ich sie das jetzt fragen würde, würde ich die Büchse der Pandora öffnen, aber besser sie, als die verzweifelten Singles.
„Würdest du für diesen Abend meine Freundin verkörpern?"
„Freundin? Wie in 'Feste Freundin'?"Gott, diese Stimme. Verdammte Scheiße! Aber ich hatte keine andere Wahl.
„Ja.", antwortet ich nur und bereute es im nächsten Moment. Sie rückte sich ihr Dekolleté zurecht und sah mich lasziv an.
„Welche Freundin hättest du denn gerne?"
„Die Normale, ohne alles." Gab ich hier gerade eine Bestellung auf, oder was?
„Langweilig~Du kriegst die Premium-Edition exklusiv für Diamanduser." Sie zwinkerte mir zu und schlürfte ihren Whiskey. Ach, verdammt nochmal.Wieso denn nicht? Andere würden sich sonst was für Gliedmaßen ausreißen für so'ne Braut.
„Von mir aus. Aber sobald wir bei Frau Heller sind, wirst du dich benehmen.Klar?"
„Kommt darauf an."
„Und worauf?"
„Wie gut du an diesem besagten Abend aussehen wirst. Ich muss jetzt los. Tata~" Mit diesen Worten erhob sie sich und wanderte mit wiegenden Hüften von dannen. Moth und Levi sahen mich mitleidig an, während Phi leise prustete. Ich schenkte ihr einen giftigen Blick und seufzte anschließend. War ja meine eigene Schuld. Vielleicht wären die Singelmütter gar nicht so schlimm gewesen.
„Sollte ich noch etwas wissen, bevor ich zu diesem Abend gehe?"
„Nicht, dass ich wüsste. Es ist soweit alles gut." Ich hatte auch nichts anderes erwartet. Aber fragen schadete ja nicht. Ich konnte mir ohnehin nicht vorstellen,was die Lehrerin mir groß erzählen wollte, was ich vermutlich eh so schon wusste.
Ich habe keine Lust.
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