8. Kapitel - Die Gefährtin des Dayak
Cayden nahm sich die Bücher vor, die Tamara ihm von Maddox mitgebracht hatte.
Sie selbst saß unten mit dem Menschen und unterhielt sich mit ihm, wie sie es immer tat. Auch wenn Cayden die Aufzeichnungen hasste, so lernte er mittlerweile sehr viel.
Es war viel Mist dabei, aber die Geschichten der Vergangenheit waren sehr interessant.
Er hatte sogar etwas über seine Erzeugerin gelesen. Sie war wohl auch schon fünfhundert Jahre alt gewesen, als sie ihn gewandelt hatte. Sie war eine Jägerin gewesen und hatte immer nach Menschen gesucht, die ihrer Meinung nach würdig waren, auch ein Jäger zu werden.
Das hatte sie also im Sinn gehabt, als sie Cayden biss. Sie wollte ihn zum Jäger machen. Er grinste, als er an ihr Gesicht dachte, als sie herausfand, dass sie genau das geschaffen hatte, was sie eigentlich bekämpfte. In einem Nachsatz wurde erwähnt, dass sie von ihm oder einem Dayak ausgesaugt wurde, der aber hingerichtet worden war.
Cayden lachte über diese Lüge.
Mehr fand er über Gattlin. Auch er war ein großer Jäger, doch das hatte Cayden schon gewusst.
Gattlin war im Mittelalter als Sohn eines Ritters geboren worden. Bei einem der unzähligen Kriege war er so schwer verletzt worden, dass er schon im Sterben lag, als ihn ein Vampir fand und ihm das Leben eines Vampires anbot. Er hatte es ohne zu zögern angenommen. Schnell fand man heraus, dass er ein Jäger war und ihn ausgebildet. Als es noch unzählige Dayak gegeben hatte , war er es gewesen, der mehrere getötet hatte. Er war schnell zum General befördert worden und hatte sich nie etwas zu Schulden kommen lassen. Bis zu der Sache mit Tamara war er offensichtlich so etwas wie der Vorzeigevampir gewesen und war neben Maddox auch ein Berater von diesem Amsu gewesen. Man hatte ihm mehrere Gefährtinnen vorgeschlagen, doch er hatte alle abgelehnt.
Mehr war erst einmal nicht zu finden.
Cayden legte das Buch zur Seite. Er hatte keine Lust mehr, noch mehr Lobeshymnen über verschiedene Vampire zu lesen.
Dann fiel ihm ein Buch über die Dayaks in die Hände.
Er knurrte schon beim ersten Satz.
Dayaks wurden als stumpfsinnige Tiere bezeichnet, die nichts anderes im Sinn hatten als Blut. Seltsamerweise schienen sie erst im letzten Jahrhundert aufgetaucht zu sein. Davor hatte es nie eine Begegnung mit einem Dayak gegeben.
Dann stockte er und lass noch einmal.
Das konnte nicht sein!
Die Tür ging auf und Tamara kam herein. Sie blieb stehen und starrte ihn entsetzt an.
„Was ist mit dir?"
Er schüttelte den Kopf. Einen Moment war ihm gewesen, als ob sein ganzes Denken ausgeschaltet gewesen wäre. Er hatte nur einen Blutschleier in seinem Kopf gehabt. Er fletschte die Zähne und schlug sich sofort die Hand vor dem Mund.
„Geh! Lass mich einen Augenblick..."
Nein!
Er hielt es nicht aus. Ihr Blut roch verlockend und er wurde wütend auf sie. Irgendein Winkel im Gehirn sagte ihm, dass sie nicht dafür konnte, aber alles andere schrie, dass er sie bestrafen musste. Und zwar nur sie! Er bekämpfte den Drang sie auszusaugen und sprang auf. Schnell rannte er auf den Balkon und flüchtete.
Nur weg von ihr!
Er wollte sie nicht verletzten und vor allem nicht töten!
Er rannte so schnell er konnte aus der Stadt hinaus. Erst als er in eine ländliche Gegend kam, stoppte er.
Verflucht, was war das gewesen?
Er versuchte sich zu beruhigen.
Dieser Drang...das hatte er nie gehabt, wenn sie in seiner Nähe war. Nicht einmal die Menschen hatten ihn angelockt. Nur sie! Er hatte sie wirklich bestrafen wollen! Und er wusste nciht einmal mehr, was sie getan hatte.
Er stützte die Hände auf die Knie und schloss die Augen.
Dann roch er sie und lächelte.
Er hätte sich denken können, dass sie ihn nicht alleine ließ.
Die Dämmerung brach ein und es näherte sich eine Kuh. Sie kam fast freiwillig zu ihm und ließ sich beißen. Er nahm einige Schlucke und ließ dann von ihr ab.
„Was war los, Cayden? Du hast mir Angst gemacht!"
Er schüttelte den Kopf.
„Ich hatte selbst Angst vor mir. Einen Moment hatte ich den Drang, dass ich dich beißen muss."
Sie runzelte die Stirn und entfernte sich rasch einige Schritte.
„Ja?"
Er hob die Hände.
„Es ist vorbei. Aber ich musste weg von dir!"
Sie kam einen Schritt näher und betrachtete ihn misstrauisch.
„Aber warum? Bisher hattest du das doch nicht?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nein. Es ist auch seltsam, dass mich kein anderer so angelockt hat. Ich wollte nur dein Blut, verstehst du?"
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein! Nicht unbedingt. Hast du zu wenig getrunken? Aber dann hätte Davids Blut dich auch so furchterregend machen müssen."
Nun ging er einen Schritt zurück.
„Furchterregend? Das war ich für dich?"
Sie nickte.
„Deine Augen haben grell geleuchtet, als du mich sahst. Deine Zähne waren größer als meine. Und dein Körper...er sah so angespannt aus."
Er nickte und ging zu dem kleinen Wald. Dort setzte er sich unter einen Baum. Sie kam ihm hinterher und setzte sich ihm gegenüber.
„Ich fühlte mich auch so. Ich wollte dich!"
Sie holte tief Luft. Dann robbte sie näher zu ihm und legte ihm eine Hand auf das Knie.
„Warum? Was hast du vorher getan?"
Er überlegte.
„Ich habe gelesen. Erst über die Vampire, dann über Dayak."
Er runzelte die Stirn.
„Warum wurde ich wütend?"
Sie hob beide Augenbrauen.
„Du wurdest wütend?"
Er nickte.
„Ja. Ich habe etwas gelesen...doch dann...ich weiß es nicht mehr! Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass mein Hirn mir sagte, ich müsste dich aussaugen!"
Sie kam noch näher.
„Und jetzt?"
Er schüttelte den Kopf.
„Alles wieder normal. Nur dass ich vergessen habe, warum ich so wütend wurde."
Sie strich ihm sanft über die Wange.
„Und kein anderes Blut wolltest du? Nicht das von David? Oder Maddox? Oder den anderen?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nein. Nur dich! Aber etwas in mir sagte mir auch, dass es falsch ist. Das ich dich nicht töten will. Dass ich dich..."
Sie nickte nur.
Er konnte sich vorstellen, was sie dachte. Und er war sich sicher, dass sie ihm nun sagte, dass er bei ihr nicht mehr willkommen wäre.
Doch sie seufzte.
„Wir sollten zurück und herausfinden, was dich so wütend gemacht hat. Und du solltest es wirklich vermeiden wütend zu werden. Ich hänge irgendwie an meinem Leben, auch wenn es kein Leben ist."
Er lachte erleichtert.
„Vielleicht solltest du am besten alleine lesen. Ich traue mich nicht in deine Nähe, wenn ich das Buch in der Hand halte!"
Sie zuckte mit der Schulter.
„Ich werde es lesen. Und dann werde ich wohl eine Menge Fragen an Maddox haben. Ich denke, er sollte es so langsam wissen, dass du hier bist!"
Er nickte, auch wenn er nicht ganz damit einverstanden war. Es war wohl das Beste so!
Tamara raste auf Maddox Villa zu. Es war mitten in der Nacht. Sie spürte, dass Cayden ihr auf Abstand folgte. Er war nicht in ihr Zimmer gekommen, aber sie hatte das Buch gelesen.
Alles!
Und nun verstand sie, warum er so wütend geworden war.
Vor der Tür hielt sie an und blickte sich um.
Cayden saß in einem der Bäume.
Sie schnaubte und klopfte dann heftig an die Tür. Dieses Mal dauerte es nicht lange bis Arthur öffnete. Er wirkte gefasst, als ob er sie erwartet hätte. Einen Moment wunderte sie sich, dass er aufrecht stand und nicht in der gewohnt gebückten Haltung vor ihr stand.
Auch die Anrede und seine Stimme waren ungewöhnlich.
„Tamara! Komm rein! Er erwartet dich schon!"
Da war kein kratzen oder Schnarren. Seine Stimme klang tief und sicher.
„Er erwartet mich?"
Arthur nickte und ging voran.
„Wir wissen es schon, warum du hier bist! Wir sind nur froh, dass dein neuer Freund draußen ist. Fürs erste. Lass es uns erst erklären und dann kann er dazu kommen!"
Tamara blieb stehen.
„Verdammt, was wird hier gespielt? Seit wann kannst du aufrecht gehen? Und seit wann ist deine Stimme so sicher?"
Er lachte leise.
„Bald, Tamara!"
Er ging zur Tür der Bibliothek und öffnete sie.
Maddox stand wieder am Kamin und rang mit den Händen.
„Einen sehr schlechten Zeitpunkt habt ihr gewählt, um alles heraus zu finden!", begann er.
Sie schnaubte.
„Sag mir nur, dass es nicht wahr ist!"
Es sah so aus, als ob er tief Luft holen würde. Es war wohl eine Angewohnheit aus seinem Leben, die er nicht ablegen konnte.
Arthur ging zu den großen Fenstern und öffnete sie.
„Ich möchte, dass er alles hört!"
Sie hob die Hand und schloss einen Moment die Augen.
„Ihr wisst von Cayden? Und ihr habt nichts gesagt?"
Maddox nickte.
„Ich habe dir doch von Fähigkeiten erzählt, die Vampire haben können. Nun, ich kann Gedanken lesen. Deswegen weiß ich auch weswegen du da bist. Bitte...setzte dich und lass es uns erklären!"
Alles in Tamara weigerte sich, ihm zu zuhören. Doch sie setzte sich, war aber angespannt.
„Sage mir, dass es nicht wahr ist!", forderte sie.
Maddox ging zu seinem Sessel und sogar Arthur setzte sich neben ihn.
„Das kann ich nicht. Denn es stimmt. Wir haben die Dayaks gezüchtet!"
Sie hörte einen wütenden Laut und einen Moment sank sie in den Sessel.
Maddox hob die Hand.
„Keine Angst. Ich habe ihn noch nicht eingeladen. Er kann dir nichts tun!"
Er sah zum Fenster, als ob er sich selbst davon überzeugen musste. Doch Cayden saß immer noch im Baum, dieses Mal aber direkt vor dem Fenster. Er beherrschte sich mühsam, doch seine Augen leuchteten hellrot in der Nacht.
„Ich sollte vielleicht von Anfang an beginnen. Wir haben diesen Ort geschaffen, in der die Vampire friedlich leben konnten. Es ging auch sehr lange gut, wie ich es dir schon gesagt habe. Doch dann wurde eine Bedrohung vorausgesagt. Wir hatten keine Ahnung, dass wir diese Bedrohung selbst erschufen. Khedris Prophezeiungen sind nicht immer genau. Nun, Amsus Wissenschaftler nahmen die Prophezeiung zum Anlass eine Art Supervampir zu schaffen. Ich weiß selbst nicht, wie sie es gemacht haben. Ich kann es dir deswegen nur grob erklären. Sie holten sich aggressive Menschen. Es waren brutale Kerle, die man kaum als Mensch bezeichnen konnte. Sie wurden gewandelt und wie sie es vermuteten, waren sie auch als Vampire aggressiv, aber sie waren auch stark, beinahe unbezwingbar. Sie nahmen ihr Blut und töteten sie dann anschließend. Nun wird es kompliziert. Sie haben es auf zwei Arten versucht zu züchten. Da wir uns nicht fortpflanzen können, nahmen sie das Blut und injizierten es friedlichen Vampiren. Doch es tat sich nichts. Dann mischten sie die DNA mit der von Vampiren und befruchteten menschliche Eizellen. Ich habe keine Ahnung, wie sie das gemacht haben, doch die Kinder, die geboren wurden, waren genau das, was man sich vorstellte. Die Kinder waren furchtlos, wild und verspürten kein Schmerz. Außerdem stellte man fest, dass ihr Körper stärker war, als bei menschlichen Kindern. Auch hier nahm man immer wieder Blutproben und experimentierte weiter."
Er seufzte.
„Die erste Generation dieser Kinder war sehr vielversprechend. Sobald sie ein gewisses Alter erreicht hatten, wurden sie gewandelt. Doch dann kam die zweite Generation. Erst schien es so, als ob sie sich auch so entwickeln würden, wie die ersten. Doch sie Verwandelten sich in etwas Böses. Kaum waren sie erwacht, gingen sie auf die Vampire los und saugten sie aus. Es war ein Massaker! Wir konnten sie nicht aufhalten. Also ließen wir sie ziehen. Sie verteilten sich auf der ganzen Welt und verbreiteten Angst und Schrecken. Die Menschen nannten sie Dayak."
Er sah zu Arthur. Der nickte.
„Die Jäger wurden ausgesandt, um sie zu vernichten und sie schafften es wirklich beinahe alle aus zu rotten. Doch es schien so, als ob die Dayaks sich vermehrten. Wir wussten nicht, warum es so war. Die Wissenschaftler waren der Meinung, dass es an den Vorkrankheiten der Menschen liegen musste, dass sie sich in Dayaks verwandelten. Doch ich vermutete etwas anderes. Allerdings hörte niemand auf mich. Es wurde einfach vertuscht. Doch bei jeder Wandlung musste jemand anwesend sein und den neuen Vampir auslöschen, wenn er ein Dayak sein sollte."
Tamara sah ihn ernst an.
„Was hast du vermutet?"
Arthur lachte böse, dann antwortete er an Maddox Stelle.
„Die Ältesten vergaßen, dass die erste Generation der Vampire die Gene ja immer noch in sich trugen. Sie vermischten sich mit dem Menschenblut. Es entstand sozusagen eine dritte Generation."
Tamara hielt sich eine Hand vor den Mund.
„Eine dritte Generation?"
Arthur nickte.
„Sie waren zwar auch aggressiv, aber wenn man Vorsichtsmaßnahmen ergriff, konnten sie friedlich leben. Doch das wollte niemand sehen!"
Sie starrte ihn an.
„Woher weißt du das?"
Er griff sich in die Augen und hob nach einer Weile den Kopf. Rote Augen sahen Tamara entgegen.
„Ich weiß es, weil ich selbst ein Dayak bin!"
Tamara erschrak, doch Maddox nahm Arthurs Hand.
„Ich war bei seiner Wandlung dabei. Ich kann nicht einmal sagen, dass Arthur ein schlechter Mensch war, doch als ich seine roten Augen bemerkte, wusste ich, was los war. Er wurde von einer Frau der ersten Generation gebissen. Auch das ließ mich vermuten, dass es der ersten Generation nicht erlaubt werden dürfte Menschen zu wandeln. Doch da es nicht immer passierte, hörte man nicht auf mich. Arthur griff mich nicht an. Er war verängstigt, aber er wollte nicht noch einmal sterben. Ich gab ihn als Ghulen aus und verschwand mit ihm nach Berlin! Eine Zeitlang machten wir unsere eigene Forschung. Wenn Arthur wütend wurde, dann schien sich seine Wut auf mich zu konzentrieren. Ich wusste erst nicht, warum er seine Wut an mir auslassen wollte. Doch dann sagte er etwas, was mich stutzig machte."
Nun ging er ans Fenster.
„Komm herein, Cayden. Ich merke, dass die Wut verraucht ist."
Cayden brauchte nicht lange und er war bei ihnen.
„Das ist der größte Mist, den ich je gehört habe! Ihr seid also dafür verantwortlich, dass ich nun das bin, was ich bin?"
Arthur stand auf und drückte ihn in einen der Sessel.
„Beruhige dich! Du willst Tamara doch nicht wehtun, oder?"
Cayden schnaubte.
„Das würde ich nie tun!"
Arthur schnaubte.
„Doch! Das würdest du! Hast du nicht zugehört?"
Maddox hob die Hand.
„Er weiß es nicht, Arthur. Lass mich weitererzählen!"
Arthur nickte, blieb aber hinter Cayden stehen.
Maddox fuhr fort.
„Wir hatten Glück, dass Arthur von Anfang an bei mir war. Wir hörten davon, dass andere Dayaks alles verloren, sobald sie einen Vampir ausgesaugt hatten. Und zwar nur, wenn sie es bei Vampiren taten. Das hast du selbst festgestellt, oder Cayden?"
Dieser nickte.
„Aber ich verstehe nicht, warum ich Tamara aussaugen wollte."
Maddox schloss einen Moment die Augen.
„Es ist jetzt nicht gerade der richtige Moment, aber ich will versuchen es zu erklären. Arthur sagte mir eines Tages, dass er homosexuell als Mensch war. Er versteckte es aber, da es zu seiner Zeit verwerflich war. Doch dann hatte er sich in mich verliebt. Er ist mein Gefährte!"
Tamara stutzte.
„Moment! Aber er hat sich auf dich konzentriert, als er wütend war."
Maddox nickte.
„Es ist seltsam, aber die Dayaks haben ein Gespür dafür, wer ihr Gefährte ist. Sie lieben uns abgöttisch, aber wenn sie wütend sind, dann setzt etwas in ihnen aus. Sie wollen sich eigentlich bestrafen, aber seltsamerweise gehen sie auf den Gefährten los. Der Gefährte ist aber auch der Einzige, der den Dayak in dem Moment beruhigen kann."
Er setzte sich aufrecht hin und sah zu Cayden.
„Als du vorhin wütend warst, wen wolltest du aussaugen?"
Cayden drehte den Kopf zu Tamara.
„Sie!", flüsterte er.
Nun beugte sich Arthur zu ihm.
„Sag mir, was hat dich wieder beruhigt?"
Cayden ließ seinen Blick keinen Augenblick von ihr.
„Ihre Stimme! Ich hörte nur ein Wort und ich wurde ruhig. Aber wenn ich vor ihr gestanden hätte..."
Maddox nickte.
„Ja! Wenn sie vor dir gestanden hätte, hättest du sie ausgesaugt. Doch dann hättest du dich selbst umgebracht!"
Er seufzte.
„Ich weiß nicht, was im Kopf eines Dayaks vorgeht. Doch es gab auch andere wie uns. Vampire, die bei dem Dayak geblieben waren. Wenn der Gefährte nicht schnell genug ist und der Dayak ihn aussaugt, dann leiden die Dayaks danach. Und zwar so sehr, dass sie ihrem Leben ein Ende setzen! Deswegen musst du immer schnell sein, Tamara. Wenn du die Anzeichen erkennst, dann musst du reden. Egal, was es ist. Nur höre nicht auf damit."
Sie hob die Hand.
„Moment! Heißt das etwa..."
Maddox nickte und sie hörte, wie Cayden aufstöhnte.
„Ja. Das heißt, du bist seine Gefährtin!"
Nun war Tamara es, die wütend war. Und er konnte es verstehen. Nun ja, eigentlich nicht so richtig.
Tamara sollte seine Gefährtin sein? Wie das? Er kannte sie doch nicht einmal richtig. Er wusste nur, dass sie ihn wirklich beruhigte. Nicht nur ihre Stimme, ihre bloße Anwesenheit schien seine Wut verrauchen zu lassen. Das hatte er doch auch bemerkt, als er das erste Mal so wütend geworden war. Kaum hatte er ihre Anwesenheit gespürt, war er ruhiger geworden. Das war nicht der Fall gewesen, als er noch alleine war. Manchmal hatte Cayden auch versucht sich mit Hilfe von Drogen ruhig zu halten. Doch leider funktionierte es bei ihm nicht. Die Drogen hatten keinerlei Wirkung auf ihn.
Während sie im Zimmer umherlief und leise vor sich hin fluchte, saß er nun ruhig im Sessel und lächelte. Das hatte er schon seit seiner Wandlung nicht mehr getan.
„Das gibt es doch nicht! Da beißt dich so ein verseuchter Vampir und nun soll ich deine Gefährtin sein? Ich fliehe von einem und nun habe ich den nächsten an der Backe!"
Ein seltsames Geräusch kam aus seinem Mund.
Was war das denn?
Tamara blieb stehen und starrte ihn böse an.
„Du lachst? Hast du wirklich gerade gelacht?"
Hatte er das wirklich?
Seltsam.
Er hob beide Hände.
„Jetzt mal ehrlich. Du tust gerade so, als ob es der Weltuntergang wäre. Ich habe dich nie zu etwas gezwungen und ich werde es auch jetzt nicht tun!"
Tamara schnaubte.
„Noch nicht! Aber irgendwann wird es so kommen. Dann wird von mir wahrscheinlich erwartet, dass ich dich beruhige."
Cayden schüttelte den Kopf.
„Niemand wird dich zwingen. Aber wenn du willst, dann werde ich verschwinden. Bisher habe ich es auch ohne dich geschafft. Vielleicht ist es auch besser so!"
Wütend wirbelte sie sich zu ihm herum.
„Komm mir jetzt nicht so und spiele den Märtyrer!"
Wieder lachte er. Dabei sollte er das wirklich nicht machen. Aber sie war irgendwie süß, wenn sie wütend war. Dabei war sie selbst nicht zu unterschätzen. Sie war ein Vampir und galt damit unter den Menschen als eine Art Raubtier.
„Du bist wirklich niedlich, wenn du böse bist. Und ich spiele nicht den Märtyrer. Ich würde wirklich gehen, wenn es dir damit besser ginge!"
Sie schüttelte wütend den Kopf und setzte sich dann in den Sessel. Immer wieder schnaubte sie.
Wieder hob er seine Hände.
„Bisher haben wir uns doch gut verstanden. Es ändert sich doch nichts."
Sie zog die Nase kraus.
„Das ist aber auch das einzig Gute daran und bis jetzt das beste Argument, dass ich gehört habe!"
Er seufzte, weil er ihr im Prinzip recht geben musste.
Maddox und Arthur hatten noch lange auf sie eingeredet. Sie wollten ihr unbedingt klar machen, dass sie die Rolle als Gefährtin annehmen musste.
Cayden kannte Tamara noch nicht so gut, aber eines war selbst ihm klar. Mit Drängen kam man bei ihr nicht weit. Gattlin hatte es versucht und war kläglich gescheitert.
„Also...verlangst du von mir, dass ich gehen soll?"
Sie verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
„Nein!", murmelte sie verstimmt.
Nun lehnte er sich entspannt zurück. Es war ihm gar nicht aufgefallen, dass er angespannt auf ihre Antwort gewartet hatte.
Er schwieg und ließ sie in Ruhe schmollen. Das war wohl im Moment das Beste, was er tun konnte.
Immer wieder hörte er sie schnauben und vor sich hinmurmeln.
Nach und nach wurde sie ruhiger. Dann hob sie endlich den Kopf und sah ihn fragend an.
„Meinst du, das ist auch der Grund, warum ich Gattlin so ablehne? Ich meine, er hat sich wirklich um mich bemüht. Doch von Anfang an, hat sich alles in mir gegen ihn gesträubt. Hättest du es eigentlich sein sollen, der mich wandelt?"
Cayden zuckte mit den Schultern.
„Das denke ich nicht! Wenn ich einen Menschen beiße, dann vergesse ich mich meistens. Ich sauge ihn aus, ohne nachzudenken. Außerdem weiß ich, dass ich dieses Gen in mir habe. Du wärst wahrscheinlich auch zu einem Dayak geworden. Und so wie ich Maddox verstanden habe, tun sich die Dayaks nicht mit ihresgleichen zusammen."
Sie nickte.
„Ja. Und hat er auch nicht gesagt, dass nur Männer zu Dayaks werden?"
Er nickte.
„Ja. Seltsam, oder? Wahrscheinlich sind Frauen stärker, als von den Vampiren angenommen wird. Sie übertragen nur das Gen. Dennoch habe ich das Gefühl, dass sich alles geändert hat."
Er schüttelte den Kopf.
„Nein! Ich habe dir schon gesagt, dass sich nichts geändert hat. Ich kenne dich kaum und auch du kennst mich nicht!"
Sie zuckte mit den Schultern.
„Da bin ich mir nicht so sicher!", gab sie kleinlaut zu.
Er hob eine Augenbraue.
„Was? Wie meinst du das jetzt?"
Sie sank etwas weiter in den Sessel ein.
„Ich habe gesagt, dass ich hierher bin, um David um Hilfe zu bitten. Aber das ist es nicht. Ich habe das Gefühl, dass es nur ein glücklicher Umstand war, dass David auch hier lebt. Aber ich wollte unbedingt hierher. Ich weiß nicht, warum das so war. Aber hast du nicht auch gesagt, dass es dich hierherzog? Sag mir, wie oft warst du schon in Deutschland?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nie! Ich war nie hier. Weder im Leben noch als Dayak."
Sie nickte langsam.
„Verstehst du, was ich meine? Ich habe das Gefühl, dass etwas vor uns liegt. Etwas Gewaltiges. Und wir werden nicht nur zusehen, nein! Wir werden wohl mitten drin sein! Und ich muss zugeben, dass mir das Angst macht und ich deswegen so wütend war, als ich das heute erfahren habe!"
Da konnte er ihr nicht einmal widersprechen, denn dieses Gefühl hatte auch er.
Und zwar schon lange.
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