1. Kapitel - Wer bist du?

David Berger öffnete die Tür seiner Wohnung. Wieder war es mal wieder spät geworden, doch er übernahm gerne die Spätdienste der Kollegen, die Familie hatten. Schließlich hatte er keine Familie. Nicht einmal eine Freundin. Besser gesagt, er hatte keine mehr.

Noch vor zwei Jahren wäre er nach seinem Dienst an den Computer gesessen, in der Hoffnung, dass seine beste Freundin online war.

Doch den Kontakt hatte er abgebrochen. Wegen Cosima! Seiner Kollegin und Ex-Freundin!

Cosima hatte es nicht gerne gesehen, dass er mit Tamara gechattet hatte. Dabei war es harmlos gewesen.

Tamara war verheiratet und hatte eine kleine Tochter. Sie hatten sich nur unterhalten. Es war schön für David zu wissen, dass es jemanden gab, der ihm zuhörte.

Doch Cosima hatte ihm ein Ultimatum gestellt. Sie hatte sogar seinen Chatverlauf kontrolliert. Er sollte sich nicht einmal von Tamara verabschieden. Es tat ihm weh, dass Tamara immer wieder nachgefragt hatte, was denn los sei. Doch er konnte ihr nicht antworten, ohne Cosima zu verlieren.

Als Polizist in Berlin hatte man es schwer eine Frau zu finden.

Die unmöglichen Dienstzeiten, die teilweise gefährlichen Einsätze...David konnte die Frauen verstehen, dass sie mit einem Polizisten nichts zu tun haben wollten.

Doch dann traf er Cosima, die seine neue Kollegin wurde. Sie hatte ihm schnell klar gemacht, dass sie an ihm interessiert war und er war auch genauso schnell darauf eingegangen.

Es waren keine drei Monate vergangen, da war sie bei ihm eingezogen und hatte sein komplettes Leben umgekrempelt. Das hätte ihn schon stutzig machen sollen, doch er war so verliebt gewesen.

Und so unglaublich dämlich.

Nachdem Cosima einen anderen Kollegen kennen gelernt hatte, der zufällig einige Dienstgrade höher als David eingestuft war, hatte sie David verlassen.

Das wäre nicht das Schlimme gewesen, aber nun erzählte sie im Revier herum, dass David ihr immer noch hinterhertrauerte. Was absolut nicht der Wahrheit entsprach. Doch man glaubte ihr und er war immer wieder gut für Gesprächsstoff.

Er war schon durch den Wind gewesen und hatte auch einigen Blödsinn angestellt, an den er lieber nicht erinnert werden wollte.

Doch nach einer Weile hatte er gemerkt, was Cosima für ein Miststück gewesen war. Allerdings war es zu spät gewesen. Er hatte schon den Ruf eines Weicheis weg.

Seufzend ging er in die Küche und holte sich ein Fertiggericht aus dem Kühlschrank, dass er in die Mikrowelle legte.

Verdammt!

Er war wieder in seinem Singleleben angekommen.

Die Mikrowelle piepste und er holte die heiße Schale heraus.

Er beschloss, dass er im Wohnzimmer aß und noch etwas fern sah. Gerade als er aus der Küche gehen wollte, hörte er ein Kratzgeräusch, das von seinem Balkon kam. Er legte das Essen weg und schnappte sich ein Messer aus der Schublade.

Wieder hörte man ein Kratzen. Es klang, als ob eine Katze am Fenster kratzen würde. Das war unmöglich. Er wohnte im achten Stock eines Hochhauses und Katzen waren hier nicht erlaubt.

Er nahm das Messer fest in die Hand und ging in das dunkle Wohnzimmer.

Wie erstarrt blieb er stehen.

Da stand eine Frau auf dem Balkon und malte mit ihren Fingernägeln kleine Kreise auf das Fensterglas. Als sie ihn sah, grinste sie ihn frech an.

„Da bist du ja endlich! Ich habe mich schon gefragt, wie lange du brauchst, bis du mich endlich bemerkst!" Die Stimme klang dumpf durch das geschlossene Fenster, doch er verstand jedes Wort.

Verblüfft ließ er das Messer sinken.

Die Frau tat gerade so, als ob sie ihn kennen würde. Doch sie war ihm völlig unbekannt.

„Wer sind sie, Lady?", fragte er scharf.

Sie lachte laut auf.

Es war kein schönes Lachen. Es klang wie eine alte, rostige Gießkanne! Er verzog das Gesicht. Nein, jemanden mit so einer Lache kannte er nicht.

Die Frau setzte sich auf das Geländer des Balkons.

„Mach die Tür auf. Ich habe keine Lust durch das Fenster zu schreien!"

Er legte das Messer auf den kleinen Wohnzimmertisch. Die Frau reichte ihm höchstens bis zur Brust. Sie würde bestimmt keine Gefahr für ihn darstellen. Doch wie zum Teufel kam sie auf seinen Balkon?

„Ich werde gar nichts öffnen, Lady. Nicht bevor ich nicht weiß, wer sie sind, wie sie auf meinen Balkon gekommen sind und offenbar der Meinung sind, mich zu kennen!"

Sie stellte ein Bein auf das Geländer und schaukelte das andere hin und her.

Himmel, wenn sie so weiter machte, würde sie noch fallen!

„Aber du kennst mich, David! Schon lange. Allerdings hast du mich noch nie gesehen."

Er hob eine Augenbraue.

Sie kannte seinen Namen.

Nun, das war nicht schwer heraus zu finden.

„Ach ja? Woher sollte ich sie denn kennen? Außerdem kann ich mir gut Gesichter merken und ihres hätte ich bestimmt in Erinnerung behalten."

Sie grinste wieder frech und lehnte sich weit zurück.

David blieb beinahe das Herz stehen. Verdammt, er hatte keine Lust seinen Kollegen zu erzählen, warum sich eine Leiche auf dem Rasen seines Wohnhauses befand.

„Lassen sie das, Lady! Selbstmord können sie auch irgendwo anders machen!"

Wieder lachte sie ihr Gießkannenlachen.

„Ja, so kenne ich dich, David. Schroff, aber hilfsbereit. Ein richtiger Bulle eben."

Gut, das war jetzt auch nicht schwierig. Er hatte immer noch seine Dienstuniform an. Und welcher Mann rannte schon mit einem Küchenmesser in der Wohnung herum? Wenn man nicht gerade ein Psychopath war, wahrscheinlich niemand.

„Hören sie, Lady. Ich weiß immer noch nicht, wer sie sind. Und ich würde gerne wissen, wie sie auf meinen Balkon gekommen sind!"

Sie sah nun hinunter.

„Ist ganz schön hoch, was? Wie habe ich das wohl geschafft?"

Er schnaubte.

„Ich habe keine Lust auf schlechte Witze! Sagen sie mir nun, wer sie sind! Oder ich hole meine Kollegen."

Sie bewegte ihren Kopf etwas hin und her.

„Nanana...nun mal nicht so böse! Gehen wir doch einen Kompromiss ein. Ich sage dir meinen Namen und du machst dafür die Tür auf. Wärst du damit zufrieden?"

David nickte mechanisch.

Diesen Satz kannte er. Er hatte ihn zwar nicht gehört, aber oft gelesen.

Aber das war unmöglich!

Das konnte nicht sein.

„Gut. Versprich mir aber, dass du nicht ausflippst! Ich bin Tamara!"

Er stand da, wie vom Donner berührt!

Nein!

Unmöglich!

Tamara wohnte gute sechshundert Kilometer von ihm entfernt. Er hatte seit über einem Jahr nichts mehr von ihr gehört. Was machte sie hier?

„Tamara?"

Sie hob beide Hände in die Höhe.

„ÜBERASCHUNG! Und jetzt mach die Tür auf!"

Mechanisch öffnete er die Tür und setzte sich auf den billigen Plastikstuhl, der auf dem Balkon stand.

„Was tust du hier? Weiß dein Mann, dass du hier bist?"

Einen Moment glaubte er zu erkennen, dass ihre Augen einen sehr traurigen Ausdruck annahmen.

„Nein, Sven weiß nicht, dass ich hier bin!"

Er hob eine Augenbraue.

„Habt ihr euch getrennt?"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Gewissermaßen!"

Er fluchte leise.

„Sprich nicht in verdammten Rätseln! Was willst du hier? Warum weiß dein Mann nicht, wo du bist? Und was ist mit deiner Tochter? Hast du sie alleine gelassen?"

Sie starrte ihn einen Moment sprachlos an. Dann kniff sie die Augen zu Schlitzen zusammen.

„Hast du noch deinen altersschwachen Computer?"

Er schüttelte den Kopf. Es war wirklich Tamara, die hier vor ihm saß. Er hatte sonst niemanden von dem alten PC erzählt, der ihn mehr als einmal im Stich gelassen hatte. Trotzdem hatte er sich nicht von ihm trennen wollen.

Erst Cosima hatte ihn überredet, sich einen Laptop an zu schaffen.

„Ich habe einen Laptop."

Sie grinste, dann forderte sie ihn auf, das Teil zu holen.

Er war neugierig, was das jetzt sollte, also kam er ihrer Aufforderung nach.

„Google meinen Namen!"

Er lachte leise.

Als ob er das nicht schon oft gemacht hätte. Doch dieses Mal erschien etwas anderes.

„Das kann nicht sein!", stieß er verblüfft aus.


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TAMARA SCHUSTER

*04.08.1986 +11.10.2015

Nach langer, schwerer Krankheit hat uns heute meine geliebte Frau und liebe Mutter

verlassen.

Wir vermissen dich!

Sven Schuster mit Tochter Vivien

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David stöhnte auf.

„Wenn das ein Witz sein soll, Tamara, dann ist es ein schlechter!"

Sie schüttelte den Kopf.

„Kein Witz! Es ist wahr!"

Er schluckte schwer.

„Aber da steht, du bist tot!"

Sie nickte.

„Das bin ich auch!"

Er schüttelte den Kopf.

„Nein! Du bist hier bei mir! Du redest mit mir! Du kannst nicht tot sein!"

Sie sprang vom Geländer und setzte sich ihm gegenüber.

„Weißt du, wenn du die letzte Email von mir gelesen hättest, dann wüsstest du, dass ich an Krebs erkrankt war. Ich habe es dir geschrieben. Es war eine aggressive Form von Leukämie. Die Ärzte gaben mir noch drei Monate zu Leben. Du kennst mich! Ich war schon immer stur. Ich überlebte ein halbes Jahr!"

Seine Schultern sackten nach unten.

„Aber...aber wie?"

Sie kreuzte die Beine übereinander.

„Wie es sein kann, dass ich nun vor dir sitze? Nun, ich habe mich mit den falschen Leuten eingelassen. Nein, es war eigentlich nur ein Mann. Ich will dir keine Vorwürfe machen, aber nachdem du dich nicht mehr gemeldet hast, schrieb ich mit einem anderen Mann. Gattlin war nett und hörte mir zu. Er half mir über die schwere Zeit hinweg. Als ich zu schwach war, um ihm zu schreiben, rief er mich sogar an. Er meinte, er könnte mir helfen. Ich nahm das nicht für bare Münze und lachte ihn aus. Ich lud ihn ein, doch zu mir zu kommen und mir zu erklären, wie er das anstellen wollte. Auf einmal stand er in meinem Krankenzimmer. Ich schwöre dir, ich hatte keine Ahnung, wie er so schnell dahin gekommen war. Jetzt weiß ich es. Ich war damals so naiv und dumm!"

Sie sah in die Nacht hinaus. Ihr Gesichtsausdruck war nachdenklich.

„Gattlin setzte sich zu mir ans Bett und erzählte mir eine unglaubliche Geschichte. Er wäre ein Vampir! Er könnte mich wandeln!"

David schnaubte.

„Du hast natürlich ja gesagt!"

Sie fauchte ihn an.

„Ich habe natürlich nein gesagt! Himmel, David, was hältst du von mir? Er erklärte mir, dass ich meinen Mann und meine Tochter nie wiedersehen durfte. Warum sollte ich also am Leben bleiben, wenn ich das, was ich am meisten liebe, nicht mehr sehen darf?"

Sie seufzte.

„Er meinte, ich sollte es mir überlegen, aber mein Entschluss stand fest. Ich wollte nicht zu solchen Bedingungen auf dieser Erde bleiben. Er ließ mir genau zwei Tage. Ich wurde immer schwächer. Sven und Vivien verabschiedeten sich jeden Tag von mir, als ob es mein letzter sei. Es hätte auch sein können. Eines Nachts stand Gattlin wieder vor meinem Bett. Er hatte es satt zu warten. Obwohl ich nicht wollte, wandelte er mich! Ich starb, wurde beerdigt und wachte wieder in seinem Haus auf!"

David zitterte. Es lag nicht nur daran, dass es kalt wurde und er sehr müde war. Da saß seine ehemalige Chatfreundin vor ihm und behauptete ein Vampir zu sein!

„Das ist ja wirklich...nett. Aber ich glaube nicht an Vampire."

Ihr Gesicht hellte sich auf, als sie anfing zu grinsen.

„Und die Tatsache, dass ich auf deinem Balkon aufgetaucht bin, überzeugt dich also nicht?"

Er schüttelte den Kopf.

„Es ist nicht so, dass man das nicht auch als Mensch könnte!"

Sie überlegte kurz.

„Mh. Wie kann ich dich überzeugen?"

Sie hob ihre Lippen mit den Fingern. Man konnte ihre Eckzähne sehen, die beachtlich spitz waren. Er hielt kurz den Atem an und sie lachte.

„Ich könnte dich damit angreifen, mein Freund. Du hättest keine Chance. Und du brauchst auch nicht zu hoffen, dass mich dein Messer beeindruckt. Das kann mir gar nichts!"

Er stand auf und ging ins Wohnzimmer. Es wurde nun wirklich verdammt kalt. Er sah auf die Uhr. Kein Wunder, es war März und es war ein Uhr in der Nacht.

„Wo gehst du hin?", fragte Tamara.

Er schnaubte.

„Es kann sein, dass dir die Kälte nichts ausmacht, aber ich friere. Außerdem brauche ich etwas zu Essen und einen Rotwein. Deine Geschichte hat es wirklich in sich."

Sie blieb auf dem Balkon und sah ihm hinterher. Verwundert blieb er stehen.

„Willst du da draußen versauern?"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Na ja, ich kann nicht hinein!"

Er hob eine Augenbraue. Wieso denn das nicht? Er überlegte eine Weile. Dann fiel es ihm ein. Verflixt, sie war wirklich gut!

Er grinste sie an.

„Komm rein. Ich lade dich ein!"

Sie lachte und stand mit einem Schwung auf. Dann kam sie in die Wohnung. Neugierig sah sie sich um.

„Mh, ich hätte nicht gedacht, dass die Wohnung so gemütlich ist. Du hast mir immer erzählt, es wäre eine Junggesellenbude!"

Er zuckte mit den Schultern.

„Das war nicht meine Idee. Meine Ex hat es so eingerichtet und ich bin nicht dazu gekommen, es wieder zu ändern!"

Sie blieb abrupt stehen und starrte ihn mitleidig an.

„Oh. Du vermisst sie wohl?"

Er verzog das Gesicht.

„Ich vermisse sie wie Zahnschmerzen! Nein, daran liegt es nicht. Ich übernehme viele Nachtschichten und tagsüber schlafe ich einfach."

Er holte aus dem Schrank eine Flasche Rotwein und zeigte sie ihr.

„Willst du auch einen Schluck?"

Sie stöhnte leise auf.

„David! VAMPIR! Ich kann nichts anderes zu mir nehmen, außer Blut."

David grinste.

Sie war wirklich verdammt gut.

Er holte sein Mikrowellengericht ins Wohnzimmer. Es war mittlerweile kalt, aber das war ihm jetzt egal. Er hatte Hunger! Schnell öffnete er die Flasche und goss sich ein Glas ein.

Mh, kalter Hackbraten und teurer Rotwein. Was für eine Kombination.

Tamara setzte sich ihm gegenüber und hob ein Bein hoch, das sie mit den Armen umschlang. Schweigend sah sie ihm zu, wie er aß!

Er zeigte mit dem Kinn auf sie.

„Erzähle weiter. Was ist passiert, als du bei dem Idioten aufgewacht bist?"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Ich war wütend. Ich wollte nicht leben! Das habe ich ja gesagt. Gattlin erzählte mir, dass er mich ausgewählt hätte, um seine Gefährtin zu sein!"

David verschluckte sich beinahe.

„Heißt das, dass ich bald einen wütenden Vampir auf meinem Balkon haben werde, der seine Gefährtin von mir zurückverlangt?"

Sie schüttelte lachend den Kopf.

„Nein! Gattlin weiß zwar von dir, aber ich habe ihm erzählt, dass ich sehr wütend auf dich bin. Er wird mich nicht bei dir vermuten!"

Er nahm wieder einen Bissen.

„Sehr beruhigend!", nuschelte er. „Weiter!"

Sie lehnte sich nun zurück.

„Wie ich schon erwähnt habe, war ich sehr wütend. Ich habe ihn angeschrien und bin in die Sonne hinausgerannt."

Er hob wieder eine Augenbraue.

„Ist das nicht tödlich für Vampire?"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Du darfst nicht immer alles glauben, was so verrückte Autoren von sich geben! Wir Vampire haben uns angepasst. Wir sollten nicht in die pralle Sonne, weil wir dann fürchterlich krank werden. Aber wenn es bedeckt ist, so wie diesem Tag, können wir stundenlang am Tag herumlaufen."

Er schluckte den Bissen herunter.

„Moment! Willst du mir sagen, dass die ganzen Geschichten nicht wahr sind? Weihwasser, Kruzifixe? Das bringt alles nichts? Aber erzähle mir jetzt nicht, dass du glitzerst, wenn die Sonne scheint!"

Sie lachte laut auf.

„Nein, das wäre doch ein wenig seltsam. Gegen geweihte Gegenstände sind wir mittlerweile immun. Nur Silber. Das kann uns gefährlich werden. Wenn du jetzt mit einer silbernen Kuchengabel auf mich losgehen würdest...nun, dann hätte ich wirklich Schwierigkeiten! Das habe ich aber leider viel zu spät erfahren."

Er lachte laut auf. Das war wirklich eine lächerliche Vorstellung. Er glaubte ihr kein Wort.

Er schob wieder die Gabel in seinen Mund.

„Was war dann, als du gemerkt hast, dass es nicht funktioniert?"

Sie lächelte etwas wehmütig.

„Ich habe mich gefügt. Allerdings habe ich Gattlin gehasst. Ich will auf keinen Fall seine Gefährtin sein. Also habe ich erst so getan, als ob ich ihn verziehen hätte. Ich lernte etwas über Vampire und meinte nach einer Weile, ich wollte die Welt bereisen, wenn ich schon seine Gefährtin werden sollte."

David hatte zu Ende gegessen und schob die Schale beiseite. Er trank das Glas Rotwein leer und lehnte sich zurück.

„Und das hat er dir abgenommen?"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Ich bin hier, oder nicht? Gattlin würde alles machen, damit ich seine Gefährtin werde. Er hat mir ein Konto bei der Bank eingerichtet und hat mich ziehen lassen. Ich habe erst eine Weile meine Familie beobachtet. Aber es tat zu weh, sie trauern zu sehen. Vivien weint sich jede Nacht in den Schlaf und ich kann sie nicht in meine Arme nehmen, um sie zu trösten. Und mit Sven ist es genauso. Ich muss sie loslassen!"

Er nickte ernst.

„Wie kamst du dann auf mich?"

Sie lächelte.

„Ich habe doch erzählt, dass Gattlin glaubt, ich kann dich nicht mehr ausstehen, weil du mich im Stich gelassen hast."

Er zuckte kurz zusammen. Das stimmte ja auch. Er bekam wieder ein schlechtes Gewissen.

Sie sah ihn spöttisch an.

„Keine Sorge. Du kannst mir jetzt helfen!"

Er schüttete sich Rotwein nach. Na ja, was noch übrig war. Er würde einen verdammten Kater haben. Aber im Moment war es ihm egal.

„Wenn du bei mir wohnen willst, muss ich dich enttäuschen. Die Wohnung ist nicht gerade groß!"

Sie sah sich wieder um.

„Das ist richtig. Aber glaubst du, ich wollte mich bei dir verstecken? Nein, ich will etwas anderes von dir!"

Er hob eine Augenbraue.

„Was denn?"

Sie grinste.

„Du sollst mir ein Haus kaufen!"

Er prustete beinahe seinen Rotwein wieder aus, den er gerade getrunken hatte.

„Ich bin mir nicht sicher, ob du weißt, was ich so verdiene! Aber es reicht bestimmt nicht für ein Haus!"

Sie lachte.

„Geld habe ich. Aber keinen Ausweis oder sonstige Papiere. Es würde doch ziemlich seltsam aussehen, wenn ich ein Haus auf meinen Namen kaufe, obwohl ich offiziell tot bin! Komm schon! Es wäre auch für dich gut. Du kannst mit einziehen und sparst dir die Miete!"

David schluckte hart.

„Du hast Geld? Wie das?"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Gattlin hat mir jede Menge auf ein Konto eingezahlt. Er war ja der Meinung, dass ich um die Welt reise. Aber wir sollten morgen noch jemanden besuchen, um ganz sicher zu sein, dass er mir nicht folgt."

David wurde schläfrig. Er schaute auf die Uhr. Es war jetzt zwei Uhr in der Nacht.

Tamara stand auf und ging zum Balkon.

„Du musst ins Bett. Ich werde gehen!"

Er schüttelte den Kopf.

„Vergiss es! Du bleibst hier! Ich muss morgen wissen, dass ich das nicht alles geträumt habe!"

Sie grinste.

„In Ordnung. Ich werde hierbleiben. Ich muss nur kurz weg! Ich bin aber bald wieder da!"

Komischerweise glaubte David ihr.

Er schwankte ins Bett.

Oh ja.

Das würde morgen einen fürchterlichen Kater geben. Und er musste mittags wieder zum Dienst. Verdammt! Er sollte einfach blau machen!

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