Chapter 58

C H A R L I E
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„Charlie? Jared? Macht mal die Tür auf."

Seufzend öffne ich meine Augen und sehe mich in dem fremden Zimmer um. Mein Kopf dröhnt ein wenig und die Person vor der Tür klopft ein weiteres Mal energisch gegen das Holz.

„Warte mal, man!", rufe ich genervt und es wird automatisch still. Ich hebe die Bettdecke an und merke, dass ich nichts an habe.

Meine Kinnlade klappt runter und ich stocke. Dann fällt mir wieder alles ein und ich schließe die Augen. Scheiße.

Ich greife schnell nach meiner Unterwäsche und Jareds Shirt, die auf dem Boden liegen und ziehe mich um. Jared hat seine Augen noch fest geschlossen und schläft tief und fest. Zum Glück.

Ich laufe langsam zur Tür und drehe den Schlüssel um. Ich öffne die Tür, vor der Anthony steht und ungeduldig wartet.

„Ihr solltet gehen, weil..- warte, wieso hast du Jareds Sachen an?", unterbricht er sich selbst und ziehtdie Augenbrauen hoch.

„Darf ich nicht?", frage ich zickig und er grinst.

„Was hat denn Jared an, Kleine?", lacht er und ich sehe ihn genervt an.

„Sonst noch was?", frage ich und er zuckt mit den Schultern. „Ihr solltet gehen."

Nickend schließe ich die Tür und greife nach meinem Kleid. „Jared, wach auf, wir müssen gehen", sage ich etwas laut und er grummelt. "Los!"

Ich laufe ins abgegrenzte Badezimmer und schlüpfe schnell in mein Kleid. Meine Gedanken hämmern an mein Hirn und ich atme tief ein und aus. Ich bin offiziell keine Jungfrau mehr.

„Hast du mein Shirt gesehen?", fragt auf einmal Jared hinter mir und ich zucke zusammen.

„Ja, hier". sage ich und drücke ihm das T-Shirt in die Hand, ohne ihm ins Gesicht zu sehen. Ich laufe aus dem Bad und greife nach meinen Schuhen. Jared tut es mir nach und kurze Zeit später gehen wir runter Richtung Erdgeschoss.

Alles ist total chaotisch, überall liegen Flaschen und Müll auf dem teuren Teppich.

„Jo Leute, danke, dass ihr da wart", meint Anthony und kommt auf uns zu, um Jared einen Handschlag zu geben. Mir wirft er noch einen verschwörerischen Blick zu, den ich ignorierte.

„Brauchst du Hilfe beim Aufräumen?" -

„Nein, ich rufe gleich ein paar Putzfrauen, dann geht das schon", antwortet er und ich nicke.

„Also, wir sind weg", sagt Jared und hebt noch mal kurz die Hand, bevor er zur Haustüre geht. Mit schnellen Schritten folge ich ihm, aber er scheint mich kaum zu beachten. Stirnrunzelnd gehe ich mit ihm zum Wagen und steige ein, nachdem er ihn öffnet.

„Ich fahre dich jetzt nach Hause", sagt er nur und ich nicke, als er losfährt. Es ist ziemlich früh, aber die Sonne strahlt mir schon jetzt ins Gesicht.

Vor meinem Haus hält er scharf bremsend und ich werde ein wenig nach vorne geschleudert.

„Bis dann, ich hole dich Montag Morgen ab", gibt er mir Bescheid und ich nicke langsam.

Ohne eine weitere Verabschiedung oder einen Kuss steige ich aus. Kaum habe ich die Tür geschlossen, fährt er auch schon los und wartet nicht wie üblich, bis ich im Haus bin. Stirnrunzelnd krame ich nach meinen Schlüsseln und laufe durch unseren Vorgarten.

Warum ist er auf einmal so kalt? Bereut er es etwa?

Seufzend öffne ich die Tür und gehe so leise wie möglich rein. Mir fällt auf, dass ich das Partykleid und nicht meine gestrigen Sachen trage und bete, dass mein Vater mich nicht sieht.

So gut es ging schleiche ich die Treppe hoch und eile in mein Zimmer. Nach einer kurzen Verschnaufpause quäle ich mich aus meinem Kleid und greife nach einer Jogginghose und einem Top, die auf dem Boden liegen.

Ich greife nach ein paar Abschminktüchern und fahre damit über mein Gesicht, um die gestrige Schminke zu entfernen. Gerade, als ich die Tücher in den Mülleimer werfen will, vibriert mein Handy und meldet eine neue Whatsapp-Nachricht. Ich greife schnell danach und sehe, dass sie von Liz ist.

Musst du mir nicht noch etwas erzählen?, schreibt sie.

Ich zucke zusammen. Woher weiß sie es? Und vor allem, wieso weiß sie es? Mein Herz fängt an zu rasen und ich kann mir die Kommentare am Montag zu gut vorstellen. Aber wieso sollte es Liz wissen?

Was denn?, antworte ich.

Ich sende die Nachricht und warte ab. Kurze Zeit später kommt auch schon die Antwort.

Vielleicht willst du mir erklären, wieso du in Anthonys Haus halbnackt aufgewacht bist und dann schnell Jared Klamotten angezogen hast?, meint sie.

Ich atme tief durch. Anthony. Verflucht seist du.

Woher weißt du das?, tippe ich.

Mich hat Anthony gerade völlig besorgt angerufen, weil er Angst hat, dass du schwanger wirst. Außerdem habe ich Jared gefragt, kommt prompt die Antwort.

Ich runzele die Stirn und lese die Nachricht noch einmal. Warum sollte Jared es ihr sagen?

Was hat Jared gesagt?, frage ich.

Nichts besonderes, er hat nur meine Vorahnung bestätigt. Also erzähl, wie war es?

Wie soll es schon gewesen sein?, meine ich.

Ach komm, sei doch ein wenig gesprächiger.

Ich seufze.

Sicherlich nicht, weil es euch alle nichts angeht.

Ich werfe mein Handy in die Ecke und seufze erneut. Die Kommentare von den Jungs am Montag werde ich nicht aushalten können. Und das schlimmste ist, was, wenn Jared mich jetzt immer so kalt behandeln wird? Ich taste wieder nach dem Smartphone und wähle seine Nummer, aber statt seiner Stimme ertönt nur die Mailbox.

Ich suche ihn bei meinen Whatsapp-Kontakten und klicke auf den Chat.

Was ist los?, schreibe ich ihm.

Auch er antworte kurze Zeit später.

Nichts, was soll sein.

Genervt seufze ich auf und springe von meinem Bett. Ehrlich gesagt kann es mir ja auch egal sein, wenn er meint, er müsse rum zicken, soll er es machen. Aber warum zur Hölle tut es dann so weh? Liebe ist scheiße, dass wusste ich von Anfang an.

Ich greife nach meinen Boxhandschuhen, die ich seit so langer Zeit nicht mehr in der Hand hatte und ziehe meine Sportsachen hervor. Ich sollte wieder regelmäßig mit Kickboxen anfangen.

Da mein Vater anscheinend noch schläft, gehe ich leise runter in den Keller und schalte das Licht an. Nach ein paar kurzen Aufwärmübungen stelle ich mich vor meinen Boxsack und fange an, darauf einzuschlagen. Ich lasse all meine Aggressionen raus und die befreiende Wirkung lässt mich in einen euphorischen Rausch fallen. Ich sollte definitiv wieder mit dem anfangen, was ich liebe.

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