Chapter 54
C H A R L I E
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Nachdem wir uns noch abgeschminkt, geduscht und bettfertig gemacht haben, sitzen wir noch eine Ewigkeit auf Lizs Bett und erzählen uns alles mögliche.
Irgendwann wird auch sie müde und kurze Zeit später fallen ihr die Augen zu.
Ich habe mich seufzend neben sie gelegt, und mir die Decke bis zum Hals hochgezogen, da mir verdammt kalt ist.
Jetzt liege ich schlaflos herum, starre seit Ewigkeiten auf die Decke und lasse die Gedanken auf mich einprasseln.
Liz gleichmäßiges Atmen provoziert mich so dermaßen und verzweifelt versuche ich, einzuschlafen.
Irgendwann habe ich die Nase voll, schlage die Decke zurück und krabbele aus dem Bett. Es ist verdammt kalt und so schnell ich kann, renne ich zu Lizs Tür. Langsam öffne ich sie, damit ich ja keine Geräusche produziere.
Ich tapse durch den dunklen Flur Richtung Jareds Zimmer. Auch er hat seine Tür fest verschlossen und ich öffne sie leise. Ich weiß nicht, wie viel Uhr es war, aber ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass ich morgen sterben werde, wenn ich aufstehen muss.
Ich schleiche mich neben Jared und stupse ihn an, damit er mir Platz macht. Nach dem dritten Versuch, ihn sanft aufzuwecken, habe ich die Nase voll.
„Jared, du Fettsack", sage ich leise und er grummelt.
„Missgeburt?", versuche ich weiter und er öffnet ein Auge.
„Hm?", gibt er von sich und ich deute ihm, dass er rutschen soll.
„Was willst du?", fragt er verwirrt.
„Rutsch jetzt rüber, verdammt noch mal. Ich kann nicht schlafen", zische ich und er fängt an zu grinsen.
Er rutscht ein Stück und hebt seine Decke hoch. Augenrollend lasse ich mich neben ihm nieder.
Er legt seine Arme um mich und sofort schießt die Wärme durch meinen Körper.
„Dir ist kalt", stellt er flüsternd fest. Wow, was' ein Genie.
„Ja, echt", gebe ich zurück und er lacht leise. Er zieht mich noch ein kleines Stück zu sich und schließlich liege ich mit dem Kopf an seiner Brust gelehnt neben ihm und höre seinem Herz beim Schlagen zu.
„Wir werden morgen sowas von tot sein", lacht er leise und ich nicke.
„Nur, weil du kleines Biest mich aufgeweckt hast", murmelt er, hebt meinen Kopf an und küsst mich.
Ich versinke wieder in der Welt, die von Watte umhüllt ist, und obwohl mir vorhin noch eiskalt war, schießt mir jetzt die Hitze durch die Blutbahnen.
Es endet in einem langen, leidenschaftlichen Kuss und schließlich lösen wir uns wieder von einander.
„Gute Nacht, du Behinderte", sagt er flüsternd und ich lache leise. „Nacht, du Behinderter."
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Der Wecker fängt an zu klingeln und ich fluche. Warum? Warum erfinden man sowas?
Ich versuche, meine Ohren abzudecken und weiterzuschlafen, was aber nicht so ganz funktioniert. Jared lacht und schaltet den Wecker aus.
„Ich will nicht", grummele ich und ziehe mir die Decke über den Kopf.
Kurze Zeit später spüre ich die warmen, großen Hände von Jared an meinem Bauch und er fängt an, mich zu kitzeln. Ich fange an zu kichern und schnappe nach Luft.
„Es ist okay, ich ergebe mich. Ich stehe schon auf", qietsche ich und er grinst zufrieden. Vollidiot.
Mit halb geschlossenen Augen klettere ich aus dem Bett. Dabei übersehe ich den rechten Bettpfosten und mein linker Fuß knallt dagegen. Der Schmerz erreicht mich sofort und ich atme zischend die Luft ein. Schnell fasse ich mir an den Fuß und hüpfe fluchend durch das Zimmer.
„Verdammte scheiße, seit wann ist da so ein verfluchter Pfosten?", stoße ich entsetzt aus und Jared bricht in lautem Gelächter aus.
Selbst, als der Schmerz nachgelassen hat und ich wieder normal stehen kann, lacht er weiter.
„Arschloch", murmelt ich und verlasse das Zimmer.
„Wenigstens bist du jetzt wach", ruft er mir noch hinterher, als ich beleidigt aus dem Zimmer laufe.
„Ha-Ha", gebe ich trocken zurück und gehe zu Liz ins Zimmer, die schon angezogen auf dem Bett sitzt und sich schminkt. Als sie mich sieht, fängt sie an zu grinsen.
„Na, da ist ja die Ausreißerin", lacht sie und ich lässt mich wortlos neben sie fallen.
„Ich bin totmüde.", grummele ich. „So siehst du auch aus."
Erschrocken stehe ich auf und laufe zu ihrem Schminktisch, an dem ein großer Spiegel angebracht ist. Tatsächlich sehe ich scheußlich aus.
Meine Haare stehen wirr zu allen Seiten ab, ich habe tiefe Augenringe und einen Abdruck des Kissens quer im Gesicht.
„Ach' du scheiße", stoße ich aus und Liz lacht.
„Kannst du mir auch was zum Anziehen leihen?", frage ich, während ich ins Bad laufe, um mein Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen.
„Ja klar", antwortet sie abwesend und ich grabsche nach ihrem Concealer. Ich verteile es auf meine Augenringe und Rötungen und nicke zufrieden. Auf Wimperntusche habe ich heute keine Lust, und da ich sowieso Training haben werde, ist es besser, wenn ich mich nicht schminke.
„Fuck, hoffentlich werde ich noch meine Sportsachen im Spind haben", flüstere ich, als ich zu ihrem Kleiderschrank laufe.
„Doch, ich glaube, du hast deine Tasche letztens da reingeworfen", sagt sie und ich nicke. Ich sehe mir Lizs Klamotten an und mir fällt auf, dass sie einen komplett anderen Stil hat als ich.
„Scheiße, was soll ich anziehen?", murmele ich und greife nach etwas, dass wie ein Kleid aussieht. Seufzend steht Liz auf und kommt zu mir. Ihr Blick gleitet schnell über ihre Klamotten und schließlich zieht sie einen schwarzen Tellerrock und ein lockeres Tanktop raus.
„Anziehen", befiehlt sie mir und ich nicke.
Schnell gehe ich in das Bad und ziehe mich um. Das Tanktop stopfe ich in den Rock und schließlich betrachte ich das Endergebnis. Es ist jetzt nicht unbedingt das, was ich jeden Tag tragen würde, aber es ist annehmbar. Schließlich mache ich mich an meine Haare, die ich zu einem hohen Zopf binde.
„Fertig", rufe ich und präsentiere mich Liz, die mich prüfend ansieht.
„Perfekt", sagt sie und zieht sich noch den linken Lidstrich, bevor wir dann endlich unsere Sachen packen und runterlaufen.
„Hey Tess", sagt Liz zu ihrer Stiefmutter, die in der Küche sitzt und in der Zeitung blättert. Als sie uns sieht, fängt sie an zu lächeln.
„Hey Liz. Oh, hey Charlie. Wusste gar nicht, dass du hier bist."
Ich lächele freundlich zurück und wir warten, bis Jared auch endlich runtergelaufen kommt.
„Endlich, das dauert ja ewig bei dir", motzt Liz und er hält in seinen Bewegungen inne. Seine Augenbraue schießen nach oben und er sieht sie provokant an.
„Wenn es dir nicht passt, du hast da zwei gesunde Füße", meint er und Liz atmet beleidigt die Luft aus.
Wir verabschieden uns von Jareds Mutter und laufen zu seinem Wagen. Wieder ist es still, als wir zur Schule fahre und dort angekommen springt Liz sofort aus dem Wagen.
„Was ist denn mit der los?", fragt Jared verwirrt. Ich zucke nur mit den Schultern und steige aus. Er tut es mir nach und kommt kurze Zeit später neben mir hergelaufen und greift nach meiner Hand. Wir laufen zusammen in das Schulgebäude rein, das völlig überfüllt ist.
„Was ist denn hier los?", fragt Jared verwundert und ein Typ aus der zehnten Klasse sieht ihn an.
„Die Lehrer haben anscheinend noch nichts aufgesperrt. Die komplette Schule ist zu", erklärt er und Jared nickt wissend. Seufzend läuft er auf die Spinde zu und lehnt sich dran. Ich folge ich und stelle mich vor ihm hin.
„Lass uns abhauen Charlie. Ganz weit weg. Nur wir zwei, irgendwo hin, wo uns keiner findet", murmelt er und ich sehe in seine glänzenden Augen. Bevor ich antworten kann, landen seine Lippen auf meinen. Ich versinke, und aus dem Kuss wurde ein ziemlich heftiges Rumgemache.
Ehrlich gesagt wollte ich nie so enden, ich wollte nie mitten auf dem Schulgang stehen, wo jeder mich sah, und mit einem Typen rummachen. Aber jetzt ist mir alles egal.
Nach einer Weile dringt Anthonys Stimme zu mir durch, der so etwas wie 'Hey, Essen gibt es später' ruft und ich löse mich peinlich berührt von Jared.
Wahrscheinlich bin ich so rot wie ein Pavianarsch und Jared zieht mich lachend mit sich.
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Der Tag vergeht relativ schnell und ich renne zu meinem Spind, um mir meine Sportsachen zu holen. Es ist das erste Mal seit den zwei Wochen, dass wir wieder Training haben und ich mitmachen darf.
Strahlend hüpe ich zum Stadion und laufe in die Umkleidekabine. Sie ist noch komplett leer und ich ziehe mich, so schnell es geht, um. Lizs Klamotten lege ich sorgfältig in meine Tasche und laufe schließlich raus.
Es ist ein bisschen anstrengend, nach so einer langen Zeit wieder Sport zu machen, aber ich wärme mich auf und renne tapfer meine Runden. Nach einer Weile kommen auch schon die anderen Jungs und Cliff, und das Training fängt an.
„Also Leute, nächste Woche steht das Spiel an. Ich erwarte von euch vollen Einsatz und will, dass ihr alles gebt. Wenn wir dieses Spiel erst mal gewinnen, können wir weiter aufsteigen. Also bitte versaut es nicht", ruft der Coach und alle nicken langsam. Das Spiel ist wichtig und verschafft uns die Chance, einen höheren Platz zu ergattern.
„Okay, los jetzt. Zwei Teams bilden."
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