Chapter 33

J A R E D
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Leicht verwirrt küsse ich Charlie zurück und lasse meine Zunge sanft über ihre Unterlippe gleiten. Der Kuss verstärkt sich und ich drehe mich so, dass sie unter mir liegt und ich die Hände neben ihrem Kopf abstützen muss.

Irgendwas hindert mich daran, sie einfach wegzuschubsen und sie wie gewohnt zu beleidigen und zu provozieren. Was auch immer es ist, es gefällt mir.

Ihre Hände wandern in meine Haare und verstrubbeln sie zu meinem Nachteil. Nach einer gefühlten Ewigkeit lässt sie, leider, zögernd von mir ab. Eigentlich hätte ich erwartet, dass sie wie jedes andere Mädchen verlegen ihren Blick abgewendet und beschämt irgendwo hingestarrt, aber sie starrt mir stumm in die Augen. Ihre Mimik verrät nichts, nur ihre hellen, stechenden Augen durchbohren mich. Ich halte dem Blick stand, bis sie sich räuspert und unter meinen Armen herauswendet. Sie kehrt mir den Rücken zu und schließt die Augen.

Grinsend betrachte ich sie und fahre mit den Fingern über ihre Arme, was ihr eine Gänsehaut entlockt.

„Kannst du mir mal verraten, was das eben war?", frage ich provokant. Immerhin ist sie es, die mich zum zweiten Mal, dieses Mal aber jedoch ohne Grund, geküsst hat. Sie zuckt mit den Schultern.

„Weiß nicht, hatte gerade Lust drauf. Und morgen werde ich es einfach auf den Alkohol schieben können", flüstert sie ohne sich umzudrehen. Ich brauche eine Minute, um zu realisieren, was sie gerade gesagt hat, und pruste los.

„Du bist das verrückteste und gleichzeitig verstörendste Mädchen, dass ich jemals in meinem ganzen Leben kennenlernen durfte", bringe ich heraus und auch ihre Mundwinkel scheinen zu zucken. Sie dreht sich zu mir und sagt nichts.

Es ist kein unangenehmes Schweigen, im Gegenteil. Ich genieße die Stille, die normalerweise mit Charlie in meiner Anwesenheit nicht vorhanden ist.

„Guck mich nicht so an", meint sie nun und ich sehe sie verdattert an.

„Du bist doch diejenige, die mich anstarrt. Aber verübeln kann man es dir nicht, ich könnte den Blick von mir auch nicht losreißen", sage ich und zwinkere. Sie verdreht die Augen, muss aber schließlich grinsen. „Du bist so ein verdammter Idiot", sagt sie und ich lache.

„Ja, ich glaube so etwas in der Art hast du schon mal angedeutet", gebe ich zurück und sie schlägt mir gegen den Oberarm.

Sie nimmt sich meine Decke und kuschelt sich in sie rein. Es ist mir immer noch ein Rätsel wie eine so kleine, zierliche, noch kindliche Person so eine große Klappe haben kann.

„Hör.auf.mich.anzugucken. Ich kann so nicht schlafen und außerdem ist mir verdammt kalt. Also lass mich", meint sie bissig und ich kann mir einen bösen Kommentar wegen ihrer Stimmungsschwankungen gerade noch verkneifen.

Ich umfasse vorsichtig ihre Taille und ziehe sie langsam zu mir. Dass sie mir noch keine mitgegeben hatte oder mich noch nicht angemault hatte, scheint ein gutes Zeichen zu sein. Ich ziehe sie das letzte Stückchen zu mir und drücke sie leicht an mich.

Tatsächlich ist sie ziemlich kalt, obwohl es meiner Meinung nach noch unheimlich warm ist. Wie immer bei Berührungen versteift sie sich, scheint aber langsam wieder locker zu werden.

Es ist komisch, ausgerechnet mit Charlie so zu liegen. Immer wieder drängt sich der Kuss in meine Gedanken. Hätte mir jemand noch vor ein paar Wochen erzählt, dass ich sie überhaupt mal anfassen würde, hätte ich der Person lachend meinen geliebten Mittelfinger gezeigt. Aber jetzt ist es irgendwie ein angenehmes Gefühl, sie in den Armen zu halten und zu wärmen.

Ihr Atem geht gleichmäßig, und ihr Blick ist starr an die Decke gerichtet.

„Woran denkst du?", murmele ich und sie zuckt mit den Schultern. Ich lache leise und drücke ihr aus unerklärlichen Gründen einen Kuss auf den Scheitel. Ich solle mich echt mal untersuchen lassen, vielleicht bin ich einfach komplett verrückt. 

„Gute Nacht", murmele ich, bevor ich mein Gesicht so unauffällig wie möglich in ihren wie immer gut riechenden Haaren vergrabe. Ihre kleinen Hände lege ich auf meinen Arm, was sie immer tat, wenn man sie anfasst. Ich nehme noch ein leises 'Nacht' wahr, bevor ich einschlafe.

C H A R L I E
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Ich werde von einem lauten Trampeln im Flur geweckt, weshalb ich stöhnend ein Auge öffne und mich in meinem Umfeld umsehe, um festzustellen, dass ich nicht mal daheim bin.

Ein gutriechender Jared liegt neben mir, eine Hand unter dem Kopf als Ersatzkissen, die andere um meinen Bauch. Er sieht aus wie ein kleines, unschuldiges Kind, wenn er schläft, was mich leicht zum kichern bringt.

Ich denke an die Nacht zurück und schlage mir gegen die Stirn. Warum war ich auch so blöd und küsse ihn nochmal, ohne Grund? Was er jetzt wohl von mir denken muss, nach all dem.

Seufzend versuche ich vorsichtig, seinen Arm zu lösen und setze mich im Bett auf, um dem Geräusch nachzugehen, welches mich aus meinem heiligen Schlaf herausgerissen hat. Leise schleiche ich auf den Flur und sehe gerade noch, wie Liz in ihrem Zimmer verschwinden. Ich laufe ihr lautlos hinterher und gehe ohne zu Klopfen ins Zimmer. Sie sieht mich verwirrt an, als ich zu ihr ins Bett springe.

„Du hast mich aufgeweckt, ich hasse dich dafür", meine ich und krieche unter ihre Decke.

Grinsend sieht sie mich an, hält sich aber danach mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf fest. Der gute alter Kater.

„Und was genau willst du jetzt von mir? Du hättest auch bei Jared bleiben und ihn nerven können", sagt sie und nimmt einen Schluck von dem Wasser, dass sie in der Hand hält.

Gespielt empört fasse ich mir ans Herz.
„Ich beglücke dich hier mit meiner Wenigkeit und du bist so undankbar."

Lachend schlägt sie mir ihr Kissen ins Gesicht. „Hör auf so zu reden wie meine Oma. Aber wenn du schon mal hier bist, kannst du mir ja erklären, was das gestern sollte", meint sie und ich brauche erstmal ein paar Sekunden, bis ich begreife, was sie meint.

Ja Charlie, was war das gestern?

Ähm, ich.. - also..-", fange ich an und sie sieht mich erwartungsvoll an.

Seufzend beginne ich zu erzählen und beobachte jede ihrer Regungen. Sie reißt schockiert die Augen auf, als ich sage, dass Mason auf mich steht.

„Habe ich es dir nicht gesagt!", wirft sie mir vor und ich unterdrücke ein hysterisches Kichern.

„Lass mich doch ausreden. Auf jeden Fall hat er dann behauptet, dass ich auf ihn stehen würde und hat gemeint, dass es mir sowieso gefallen hat ihn zu küssen", fahre ich fort.

„Und ich dachte mir halt einfach, Jared wäre der beste Weg, um zu zeigen, dass ich keine Interesse an ihm habe und dann hab ich halt einfach ihn geküsst", gebe ich zähneknirschend zu und Liz prüfender Blick liegt auf mir.

Würdest du es nochmal tun?", fragt sie schließlich und ich sehe sie verwirrt an.

„Was?"

„Na, ihn küssen."

Ich sehe verlegen auf meine Finger. "Schon geschehen", murmele ich leise, aber immer noch verständlich.

Geschockt schlage ich mir die Hand auf den Mund, als ich bemerke, was ich gerade gesagt habe. Auch Lizs Augen weiten sich und kurze Zeit später fängt sie an zu jubeln.

Verwirrt sehe ich sie an und halte mir den Fingern an den Mund, um ihr zu deuten, dass sie still sein soll.

„Oh mein Gott wie süß, ich wusste es. Ich wusste es, krass ist das geil", quiekt sie und ich werfe ihr einen bösen Blick zu.

„Das ist nicht so wie du denkst", versuche ich ihr die unangenehme Situation zu erklären.

„Sei still ich weiß wie es ist."

„Nein, nein. Warte. Jared und ich sind nur, Betonung liegt auf nur, gut befreundet. Fast sowas wie beste Freunde", sage ich und sie sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an.

„Küssen beste Freunde sich?"

„Ja, ich meine nein..- ja..- nein! Aber Liz, egal was du jetzt denkst, es stimmt nicht okay, ich will nichts von Parker", beteuere ich und sie wirft mir einen letzten ihrer 'Jaja-ich-weiß-schon.'- Blicke zu.

"Oh man, Charlie. Schließen wir das Thema ab. Lass uns etwas zu essen machen, wenn wir schon mal wach sind", sagt sie schließlich und ich atme erleichtert aus. Ich hätte keinen weiteren Nerv dafür, mich aus der Situation herauszureden. Als wir die Treppen runterlaufen, fasse ich einen Entschluss. Keine weiteren Küsse zwischen mir und Jared.

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