Kapitel 2
Die Fahrt mit der S-Bahn dauerte nicht lange, es lohnte sich nicht einmal meine Gitarre auszupacken. Von der S-Bahn-Station war es nicht weit, bis ich an dem Studentenwohnheim ankam, wo Noah mit seinem Mitbewohner Ben wohnte. Im Wohnheim kannte man mich bereits, so oft ging ich hier ein und aus. Manchmal schlief ich auch hier, wenn ich mal gerade keine Lust hatte auf Zuhause, die Couch konnte ich schon fast mein Eigen nennen und genauso den Kühlschrank. Ohne anzuklopfen ging ich rein. Noah und Ben sahen nicht mal auf, sie waren dabei ein Spiel zu spielen. Wortlos ließ ich mich neben ihnen auf der Couch fallen.
"Alles okay?", fragte Noah mich nach ein paar Minuten. Kurz strich er sich mit der Hand durch seine braun-blonden Haare. Man könnte auch Straßenköterblond zu dieser Farbe sagen.
"Meine Mum nervt mal wieder, ich soll mir doch einen vernünftigen Job suchen", antwortete ich direkt.
"Du weißt ja, dass sie recht hat", kurz sah er mich aus dem Augenwinkel heraus an.
"Na danke, fall du mir auch noch in den Rücken", brummte ich missmutig.
"Ach komm schon, das ist nicht fair. Ich will nur dein bestes wenn ich so etwas sage und das weißt du auch und ich wette deine Mutter meint es genau so"
"Ja ja, das weiß ich doch", brummte ich. Wieso hatte er nur immer recht? Und wieso war ich so verantwortungslos? Fragen die mich bereits mehr als einmal beschäftigt hatten.
"Darf ich auch mal spielen?", ich hielt Noah meine offene Hand hin und der drückte mir seinen Controller in die Hand, dann stand er auf.
"Na gut, ich geh mir ein Bier holen, wollt ihr auch eins?", fragte er. Ben nickte nur und starrte weiter auf den Fernseher.
"Ja", antwortete ich knapp, während ich begann zu spielen.
"Wieso studierst du nicht Kunst?", fragte mich Noah, als er vom Kühlschrank zurück kam und drei geöffnete Bier in den Händen hatte.
"Und was mache ich dann damit?", fragte ich Kopf schüttelnd, "Was kann man schon großartig mit einem Kunststudium anfangen?", ich nahm mein Bier entgegen und trank daraus.
"Du könntest auf Lehramt studieren und als zweites Fach... Englisch. Dein Englisch ist doch seit deinem Trip durch Europa richtig gut geworden, dann könntest du den auch als Sprachreise oder so verkaufen und schon wäre die Lücke in deinem Lebenslauf geschlossen", schlug Noah vor. Das ganze klang auch gar nicht mal so schlecht, wäre da nicht ein kleiner Haken.
"Du weißt aber schon noch, dass ich Kinder hasse, oder?"
"Das hat Frau Neu auch nicht davon abgehalten Lehrerin zu werden", entgegnete Noah. Damit hatte er auch nicht mal so unrecht. Frau Neu war unsere Biologie-Lehrerin gewesen und sie hatte uns durch die ganze Zeit an der Schuld durchgequält. Zahlreiche Tests und Hausaufgaben und selbst in der 11. und 12. Klasse hatte es ihr noch eine Menge Spaß gemacht und so lange zu ärgern, bis einer heulte. Sie hatte uns sogar mehrfach gesagt, dass sie nur Lehrerin wegen den Ferien geworden war.
"Ja gut, die Hexe war eine Ausnahme, aber ich will auch nicht, dass mich die ganzen Gören dort hassen", meine Figur auf dem Bildschirm starb und ich schmiss verärgert den Controller auf den Platz neben mir. Sofort schnappte Noah ihn sich und spielte an meiner Stelle weiter.
"Es wäre zumindest mal eine Lösung die deine Mutter beruhigen würde und das ist doch schon mal viel Wert, findest du nicht? Du kannst dich dann ja immer noch umentscheiden"
"Hm, mal sehen", ich verschränkte die Arme vor der Brust und trank weiter an meinem Bier, "Was sagst du dazu Ben?"
"Hm?", natürlich, Ben hatte nicht aufgepasst, er war viel zu beschäftigt mit dem Spiel gewesen.
"Schon gut, war nicht so wichtig", sagte ich daher und tätschelte leicht Bens Arm. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, dann wurde es wieder Ernst und er konzentrierte sich auf sein Spiel.
Noah hatte mir mal verraten Ben sei verliebt in mich. Ben hatte das Noah nicht gesagt, Noah schloss es sich aber daraus, wie er sich mir gegenüber verhielt. Ich riet aber einfach mal, dass das sicher nur daran lag, dass ich Brüste hatte. Schließlich war er ein ziemlicher Stubenhocker und kam meistens nur für die Uni aus seinem Zimmer raus. Da hatte er wohl auch nicht sonderlich viel Kontakt zu Frauen. Soweit meine Theorie. Wer jetzt von uns beiden Recht hatte, würde wohl die Zeit zeigen. Noah und ich hatten sogar überlegt ob wir darum wetten sollten, aber das war uns dann doch zu geschmacklos und auch unfair Ben gegenüber. Schließlich war er unser Freund und sollte daher nicht für solche Wetten herhalten.
Die Jungs spielten noch eine Stunde, dann ging Ben in die Küche und begann zu kochen. Nudeln mit Tomatensauce, das konnte er am besten und Ben war nicht mal ein so unglaublich schlechter Koch. Gesundes Mittelmaß eben.
"Bleibst du zum Essen?", fragte Noah mich.
Ich nickte "Ich habe heute nur einen Kaffee zu mir genommen, ich könnte jetzt ein ganzes Pferd verdrücken.
Noah lachte, "dann sollte Ben wohl etwas mehr kochen als normal. Hast du gehört Ben?"
"Klar, bin doch nicht taub", kam die Antwort von Ben, der noch ein paar Nudeln mehr ins Wasser schüttete.
"Schläfst du heute Nacht hier?", fragte Noah, nachdem er mit mir zusammen ein paar Teller und Besteck rausgestellt hatte.
"Wenn ich darf"
"Klar darfst du, seit wann steht dir unsere Bude nicht jederzeit zur Verfügung, stimmt's Ben?"
"Jup. Das Essen ist fertig, kommt ihr mit euren Tellern?", sagte Ben.
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, schon stand ich mit meinem Teller bei Ben und ließ mir eine Portion dampfender Nudeln mit Sauce auf den Teller schaufeln. Ich schnupperte einmal und mein Magen begann heftig zu knurren.
Wir setzten uns mit unseren Tellern auf das Sofa. Die Jungs hatten Knietabletts da und mit denen war es kein Problem auf der Couch zu essen. Und so saßen wir da und schaufelten uns das Essen rein, während wir über dies und jenes sprachen. Die beiden waren mir wirklich ans Herz gewachsen und manchmal fragte ich mich, was ich nur ohne sie machen würde.
Also denne ,haltet die Ohren steif
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