Und da fand ich mich wieder: In einem fahrenden Zug mit einem völlig fremden Jungen, der jedoch der sympathisch schien. "Sorry, wie heißt du überhaupt?" fragte er mich, und ich antwortete ihm mit "Astoria. Und du?" "Schöner Name", sagt er, "Junis." "Okay. Schön." Ich war kein großer Fan von Smalltalk, darum fand ich das hier auch so furchtbar schrecklich. "Ich denke, wir müssen uns gut verstehen." meinte der Junge und wow, er hatte einen echt guten Humor, stellte ich fest. Ich lachte und nickte: "Ja wahrscheinlich. Ich hasse meine Mutter dafür, dass sie mir irgendein Date organisiert." Für einen Moment sah er mich geschockt und verletzt an und ich wurde mir jetzt erst meiner Worte bewusst: "Nein, nicht wegen dir, einfach weil sie mich nicht einmal gefragt hat. Du wirkst nämlich echt sympathisch." Er lachte und nickte: "Verstehe ich. Du übrigens auch." Ich lächelte und begann, die Fahrt zu genießen. Auch wenn ich nicht wusste, wo es hingehen sollte. 

Wir redeten die ganze Fahrt über und ich erfuhr, dass Junis Volleyball spielte. Ich erzählte ihm, dass ich Hip-Hop tanze und mich sonst mit meinen Freundinnen traf.

"Und was macht ihr dann so?" fragte er mich die Frage, die am kritischsten war. Wir lästerten über Jungs und machten immer dümmere Sachen. "Ähm..." setzte ich an und überlegte, was ich jetzt sagen sollte. Doch er redete schon weiter: "oh, verstehe. Ihr redet über Jungs?" Ich war überrascht, wie er das wusste. "Woher weißt du das?" Er zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung." Abwesend nickte ich vor mich hin und fragte ihn dann schließlich, über was er denn so mit seinen Freunden rede. "Über Mädchen vielleicht?" fügte ich noch hinzu. "Nein, über Mädchen nicht, wir reden meistens über irgendwelche neuen Trends oder dir neueste Frisur oder über Lehrer, die wir nicht mögen." Interessant, dachte ich, über Lehrer reden wir auch oft: "Aber du stehst auf Mädchen, oder?" und direkt bereute ich die Frage wieder. "Sorry, ich wollte dir nicht zu nahe treten." entschuldigte ich mich sofort wieder, doch er winkte ab: "Nein, alles gut, momentan bin ich mir da gar nicht mal so sicher, aber ich denke schon." Etwas in mir war erleichtert, dass er locker damit umging und ich lächelte ihn einfach nur an. Ich sah aus dem Fenster und war überrascht, dass die Situation keinesfalls komisch war. Es gab keine nervösen Lacher, nur ein schönes Gespräch. Ich begann Junis zu mögen. Konnte ich mir eine Beziehung mit ihm vorstellen? Etwas in mir sträubte sich dagegen. Junis war nett, das stand außer Frage, doch ich wollte nicht mehr als Freundschaft. 

Aber was, wenn er auf mich stand? Wenn er eine Beziehung um jeden Preis wollte? Ich jedoch noch nie verliebt war und das Gefühl nicht kannte? Was, wenn er jeden Kontakt mit mir abbrechen würde? Kontakt. Stimmt. "Wollen wir Nummern austauschen?" fragte ich ihn, und bereute die Frage schon wieder. Jetzt würde er denken dass ich auf ihn stand und sich Hoffnungen machen. Mich küssen wollen. Okay, halt, das war übertrieben. Doch da antwortete er auch schon: "Klar, gerne." er nannte mir seine Nummer und ich fügte ihn als Kontakt hinzu. "Sorry, wenn ich jetzt so die Stimmung ruiniere, aber ich habe extrem Hunger. Du auch?" sagte Junis, und ich war froh dass er das sagte. Mein Magen knurrte auch schon die ganze Zeit, und das sagte ich ihm auch, woraufhin er lachte und vorschlug in das Bistro zu gehen. Ich stimmte zu und wir machten uns auf den Weg. 

Dort angekommen nahm ich mir ein belegtes Brötchen und Junis nahm ein Schokocroissant. "Schon witzig", sagte ich wieder bei unseren Sitzen, "ich dachte ich tue so, als ob ich keinen Hunger habe, und jetzt sitze ich hier mit meinem Brötchen". Kauend stimmte mir Junis zu: "Ich dachte auch, dass die Stimmung so richtig komisch sein wird, aber ist sie überhaupt nicht." Ich nickte und fing nun auch an, mein Brötchen zu essen. Wir redeten noch ein bisschen und nach und nach merkte ich, wie ich immer müder wurde. Irgendwann fielen mir schließlich die Augen zu und ich hörte nur noch Junis, wie er leise kicherte. 

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