1. Liebe?

Liebe? Ein schwieriges Thema in meinem Leben. Die Anderen redeten immer davon, doch ich konnte nie wirklich mitreden. Doch es war mir ehrlich gesagt auch egal. Halt, das war gelogen. Das war nicht ehrlich. Es war mir absolut nicht egal, und ich wollte wissen, ob ich die einzige bin, für die das Wort "Liebe" nur ein Wort und keine Emotion ist. Doch ich war zu schüchtern zu fragen und stempelte mich deswegen einfach nur als "glückliches Single" ab, was meine Freundinnen akzeptierten. Jetzt hatte ich jedoch wichtigeres zu tun. Zum Beispiel meinen Vortrag für Englisch, an dem ich schon seit drei Stunden saß, obwohl er nur drei Minuten gehen sollte. Komische Ironie, doch ich machte mich wieder daran, etwas über die Geschichte Kanadas zu erfahren. 

Und tatsächlich, nach einer weiteren halben Stunde war ich mit dem Ergebnis zufrieden. Das war nicht einmal gelogen, auch wenn es laut meiner Mutter schwer war, mich zufriedenzustellen, da ich in der Schule sehr ehrgeizig war. Schnell sah ich auf meinen Wecker. Ich hatte die ganze Nacht durchgearbeitet, auch wenn mir erst gestern das Thema zugeteilt wurde. Jetzt war es 2:36. Schon bei der Uhrzeit fielen mir die Augen zu, und ich verstaute meinen Block mit den Aufschrieben in meinen Schulrucksack. Dann legte ich mich in mein Bett und schlief noch angezogen ein. 

Ich schlief bis sechs Uhr durch, dann brach mein Wecker jedoch meinen Schlaf ab. Ich hatte nicht einmal vier Stunden geschlafen, und der fehlende Schlaf machte sich in meinem Gesicht bemerkbar. Ich schminkte mich zwar nicht, doch man konnte denken, Mascara wäre unter meinen Augen verschmiert. Schnell ging ich in mein Badezimmer und versuchte, die Augenringe zu verbergen, was mir erstaunlich gut gelang. Dann machte ich meine Haare zu einer ordentlichen Frisur und ging hinunter um mit meiner Mutter zu frühstücken. Wir redeten nicht viel, doch ich merkte, dass etwas nicht stimmte. "Alles okay?" fragte ich, und ich meinte einen Ausdruck des Erstaunens zu erkennen, bis sie antwortete: "Naja, ich muss dir noch etwas sagen." Ich erwiderte nichts, sondern wartete ab, bis sie weiter redete: "Ich habe beschlossen, dir ein Date mit einem Jungen zu organisieren." Für einen Moment dachte ich, dass das ein Witz sei, doch ein Blick in das Gesicht meiner Mutter verriet mir, dass sie es todernst meinte. "Bitte was? Warum? Und wer ist der Junge überhaupt?" "Weil du schon 16 bist und noch nie eine einzige Beziehung hattest, Astoria. Und es ist der Sohn einer Arbeitskollegin von mir. Er wird in zwei Monaten 16." Oh wow, das waren ja gute Aussichten. Ich kannte meine Mutter und wusste, dass sie es durchziehen würde. Also nickte ich gedankenverloren und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. 

Damit war ich auch noch auf dem Weg zur Schule beschäftigt. Was, wenn es ein komischer Junge wäre? Wenn seine Freunde komisch waren? Wenn er gar keine hatte? Doch weiter konnte ich nicht mehr denken, da ich schon weitem meine Freundin Sarah sah: "Hi, Astoria!" Ich lächelte sie an und begrüßte auch sie. Dann sprudelte es schon aus mir heraus, was meine Mutter beschlossen hatte. Sarah war sichtlich schockiert: "Das kann sie doch nicht machen! Du tust mir so leid!" Ich erwiderte, dass es schon in Ordnung sei, und ich ihr ja sagen könnte, wenn ich nichts für ihn empfand. Gedankenverloren nickte Sarah und wir gingen in unsere Klassenzimmer. Sarah war in der A-Klasse, ich in der B. 

Der Schultag verlief normal. Ich hatte Englisch, Biologie, und letztendlich Religion. In den Pausen redete ich mit Sarah und noch zwei weiteren Freundinnen, Elina und Ally. Auch ihnen erzählte ich von den schockierenden Neuigkeiten, und sie waren, wie Sarah, geschockt. Ally nannte es eine "Unverschämtheit", und dass das ja "gar nicht ging", und Elina stimmte ihr zu und fügte noch hinzu, dass sie mich während einem Date anrufen könnten. Der alte Trick eben. Doch ich kam zu dem Schluss, dass ich ein Date über mich ergehen ließ und dann von ihm erzählte. Damit waren alle einverstanden.

Nach der Schule ging ich nach Hause und machte mich direkt an meine Hausaufgaben. Zum Glück war es heute nicht viel. Nur eine Aufgabe in Englisch. Zwischenzeitlich kam meine Mutter herein, und verkündete mir, dass das Date bereits morgen stattfand. Völlig perplex nickte ich und suchte noch ein Outfit heraus: Ich entschied mich für einen rot-schwarz karierten Rock, ein schwarzes Oberteil, und eine schwarze Strumpfhose. Nachdem ich die Hausaufgaben erledigt hatte, aß ich noch etwas und war dann noch bis 22 Uhr am Handy und chattete mit Elina:

Astoria: Heyy, wie geht's dir?

Elina: ja, ganz okay, und dir? Hausaufgaben schon fertig?

Astoria: jep, gerade eben fertig gemacht. Du?

Elina: Ich auch. Wie ist es jetzt mit deinen Dates?

Astoria: Das erste ist morgen meinte meine Mutter.

Elina: uff, okay, so früh schon? Auf jeden Fall schonmal viel Glück, aber das sage ich dir auch nochmal morgen.

Astoria: haha danke, bin bisschen aufgeregt...

Elina: ach, das wird schon, mach dir keine Sorgen ;) Bestimmt ist er ganz nett :)

Astoria: hoffen wir es

Elina: Bestimmt :D ok ich gehe mal schlafen byee

Astoria: ja ich auch, gute Nacht :)

Somit legte ich mich schlafen und schlief nach wenigen Minuten in meinen Gedanken versunken ein. Dann träumte ich:

Hi, und wer bist du? Ich bin dein Date! Was, aber du bist doch 30 oder so! Ja, na und, ist das ein Problem? Ich bin 16? Ja und? Das ist nicht dein Ernst, du hast doch bestimmt schon eine Frau und zwei Kinder! Nein drei Kinder und jetzt komm, ich führe dich aus! Nein ich will nicht! Doch du kommst jetzt! Er zerrte mich in ein Restaurant und kam mir immer näher bis er mich küsste.

Ich schrie, und wachte von meinem eigenen Geschrei auf. Schwer atmend setzte ich mich auf. Es war ein Traum, es war ein Traum, es war ein Traum, versuchte ich mir einzureden. Doch in mir drin hatte ich nun noch mehr Angst vor dem morgigen Tag. Irgendwie schaffte ich es nun, endlich wieder einzuschlafen und auch nicht wieder aufzuwachen.


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