Das Drachenherz
Hallo zusammen. Hier ist die nächste beendete Geschichte. Diese ist von der talentierten FrauDerSchriften
Es ist einfach beeindruckend, wie sie so viel Charakter sinnvoll in so wenig Text gekriegt hat.
Leise wie ein Schatte huschte sie durch die engen Gassen New Yorks, dem Drachenjungen dicht auf den Fersen. Etwas braute sich zusammen, das fühlte sie in den Knochen und es hatte mit ihm zu tun.
Er, obwohl er ein so exzellenter Beobachter war, bemerkte sie nicht in ihrer unscheinbaren Gestalt.
Doch sie, sie sah alles, selbst die Gedanken und Gefühle eines jeden Lebewesen. Normalerweise scherte sie sich nicht um die Leben von anderen, doch hier und jetzt, das wusste sie so sicher, wie ihren Namen, würde etwas passieren, etwas Wichtiges. Also lief sie, auf leisen Pfoten dem schmächtigen Drachenjungen hinterher, dessen dunkle Haare und Haut mit der Nacht verschmolzen. In ihrem Nacken spürte sie den neugierigen Blick der Wolkenspringerin, deren Blick von der ungewöhnlichen Schönheit des Drachenjungen gefesselt wurde und in ihrem Fell konnte sie schon den Atem der Magierin fühlen, ganz zart wie ein Windhauch. Natürlich wussten weder die Wolkenspringerin, noch die Magierin was von ihrer Anwesenheit, ihrer aller Aufmerksamkeit war auf Silvan Wenker, den Drachenjungen gerichtet.
Seine Beine brannten. Irgendetwas, irgendjemand verfolgte ihn und obwohl er niemand war, der leicht Angst bekam, konnte er diese dunkle Präsenz nicht einfach ignorieren. Er wiederstand dem Drang einfach die Gestalt des Drachen anzunehmen, denn in der Verwandlung war er am verwundbarsten. Er steuerte zielsicher auf ein Gebäude zu, ein Hochhaus indem jemand lebte, der ihm helfen würde.
Der Elf sprang vom Dach und landete direkt neben Silvan. Die kleine Katze huschte hinter die nächste Mülltonne, doch der Elf war zu sehr auf Silvan konzentriert, um das ungewöhnliche Feld der Magie um sie zu bemerken.
Sie beobachtete, wie Silvan erschreckte. „Was machst du hier?", fragte er mit zitternder Stimme und hasste sich für seine Schwäche.
Der Elf Kyle kniff die blauen Augen zusammen und sah hinter sich in die dunkle Gasse. Die Katze fühlte schon das kaum merkliche Beben, der Schritte der Magierin unter ihren empfindlichen Pfoten und sie wusste, der Elf hatte es auch bemerkt. „Lauf! Lauf weiter!", zischte dieser, packte Silvan an der Schulter und schob ihn weiter die Gasse entlang.
Endlos und langsam fraß sich die Angst in Silvans Glieder, blockierte ihn. „Nein! Ich will mich dem stellen, was hinter mir her ist!", meinte er, doch das Zittern seiner Stimme, strafte ihn Lügen. Die Katze wusste er war nicht mutig geboren, im Gegenteil genau wie sie selbst war er vorsichtig und handelte lieber aus dem Hintergrund raus.
Kyle nickte und zückte Pfeil und Bogen, seine blauen Augen suchten in der Dunkelheit der Gasse nach der immer näherkommenden Gefahr.
Sie war eine mächtige Magierin, mit dem Blut der Hölle in den Adern. Sie hatte gelernt sich all die Jahre durchzuschlagen und jetzt war ihre Chance gekommen sich zu rächen. Sie war da nur noch ein paar Meter von den beiden jungen Männern entfernt. Ihre Begleiterin hingegen war ein eher sanftes Wesen, ebenso wie Atalya stammte sie aus der Hölle, doch im Gegensatz zu ihr wurde sie nicht durch Lucifers fleischliche Gelüste geschaffen, sondern durch das zornige Feuer der Hölle. Onari Keri, obwohl ein Wesen, das das Feuer in sich trug, war immer kalt. Die Katze konnte das Zittern in ihren Knochen schon fast selbst spüren. Sie tat ihr leid, denn sie wusste sie war ein gutes Mädchen, das sich nur nach etwas Wärme sehnte, jedoch war sie leider an die falsche Person geraten.
Der Pfeil schnellte von der Sehne des Elfen, ging aber ein Meter vor seinem Ziel in Flammen auf. Die Magierin, Atalya lachte und wurde noch schneller, während Onari nur traurig den Kopf schüttelte.
„Zieh dich zurück solange du noch kannst, dies hat nichts mit dir zu tun.", rief sie dem Elfen zu, doch dieser schüttelte nur grimmig den Kopf, in seinen jungenhaften Zügen die Entschlossenheit eines Mannes.
Von Panik erfasst wich Silvan ein paar Schritte zurück, während Kyle sein Kurzschwert zog. Er kam der hasserfüllten Magierin entgegen, als eine der dunklen Straßenlampen kurz aufflackerte und den Blick auf ihr von stahlblauen Augen geschmücktes, grausames Gesicht freigab. Die Katze fühlte, wie der Mut und die Entschlossenheit des Elfen schwanden, stattdessen rückte Bewunderung und Liebe auf deren Platz.
Er blieb stehen und ging in die Knie. „Mylady, bitte verzeihen sie mir, dass ich ein so wunderschönes Wesen wie sie angegriffen habe."
Ungläubig starrte Silvan den Elf an. „Kyle! Was soll das?", kreischte er hysterisch und riss an dessen Schulter, doch er wusste nicht, dass der Elf verzaubert war. Die Katze beobachtete den roten Dunst der Magie, der sich wie ein Mantel, um Kyle legte. Atalya hatte ihn mit ihrer verführerischen Kraft erwischt und ihn zu einer komplett willenlosen Marionette gemacht, solange sie anwesend war.
Die Magierin lachte wieder und ging langsam auf den verzweifelten Drachenjungen zu. Sie liebte dieses Gefühl kurz bevor sie der Beute den Hals aufschlitzen konnte. In den Hochlanden hatte sie immer gejagt, doch jetzt war sie schon seit langer Zeit auf der Suche nach dem verstoßenen Drachenjungen und sie war unfassbar hungrig. Sie zog einen langen Dolch mit blutroter Klinge und blieb damit direkt vor dem ein Kopf kleineren Silvan stehen. Die Katze konnte seine Angst riechen und die Blutlust, der Magierin fühlen. Sie bemerkte auch die Unsicherheit und Ängstlichkeit der Wolkenspringerin, die helfen wollte, sich aber gleichzeitig nicht in Gefahr begeben wollte.
Onari stellte sich direkt hinter ihre Meisterin. Sie kannte ihre Gründe und sie kannte ihre Vergangenheit. Die Narben entlang ihrer Wirbelsäule, wo sie in er Hölle unzählige Male aufgeschlitzt worden war und den Schmerz, den sie dabei empfunden hatte.
„Was willst du von mir, Teufelsweib?", Silvan spuckte ihr das letzte Wort förmlich vor die Füße.
„Dein Herz.", zischte diese und holte mit ihrem Dolch aus. Im letzten Moment ließ Silvan sich zu Boden fallen, rollte sie ab, packte den immer noch knieenden Kyle am Kragen und zerrte ihn mit sich mit die dunkle Gasse entlang, während sein Körper sich bereit machte. Die Katze konnte den von seinem Schnitt ausgehenden Schmerz spüren und die allgegenwärtige Angst.
Atalya ließ einen frustrierten Schrei hören und ihr unglaublicher Hass ließ der Katze das Blut in den Adern erfrieren. Sie rannte los, kam den nur langsam davonkommenden Silvan immer näher, vor ihren Augen nur ihr Ziel. Es war ihre Engstirnigkeit, die den Drachenjungen rettete, das wusste die Katze als dieser sich verwandelte. Seine Kleidung riss und aus der glatten dunklen Haut wuchsen schwarze Schuppen, sein Hals wurde lang und sein Gesicht formte sich zu dem einer Echse.
Atalya, die sich ganz auf den schmächtigen Jungen konzentriert hatte, zögerte für eine Sekunde und diese eine Sekunde reichte Silvan, um die Verwandlung zu beenden und in der Gestalt eines Drachen, den Elf zwischen den Kralle, davonzufliegen auf das Hochhaus zu.
Die Katze beobachtete wie Atalya ein paar Minuten später an besagtem Hochhaus ankam, doch ein riesiger unsichtbarer Bannkreis hielt sie davon ab es zu betreten. Die Katze hingegen betrat es ohne Probleme durch die Hintertür und ein paar Stockwerke höher betrat sie das warme Zimmer in dem Silvan schon von Alana ihrer vermeintlichen Besitzerin verarztet wurde.
Sie ignorierte die Präsenz des Dämons der sich an Atalya ranschlich und ihr ein in der Hölle geschmiedetes Messer in den Rücken zu rammen. All die Jahre hatte Noctius Nightshade die Magierin gefoltert, bis sie mithilfe des Feuermädchens entwischt war. Er hatte sie über die halbe Welt gejagt, sie und den Drachenjungen und jetzt endlich hatte sie ihn zu ihm geführt und sich selbst praktisch auf das Silbertablett gesetzt. Er würde Lucifer seinem Herrn das Herz des Drachen bringen und er würde reich dafür entlohnt werden. Der Katze stellten sich die Nackenhaare auf, als sie die dunklen Pläne des Dämons spürte.
Onari konnte nichts gegen Nox plötzliches Auftauchen machen, doch als sie ihre Meisterin zu Boden gehen sah, nahm ihr Zorn die Oberhand. Aus ihrer dunklen, aschähnlichen Haut schossen rote Flammen und mit einem Schrei ließ sie sie auf Nox los. Die Katze fühlte die noch nicht ganz verblasste Liebe in Onaris Herzen, die sie einmal für den überirdisch schönen Dämon empfunden hatte. Es hatte Zeiten gegeben, als sie in seine orangeroten Augen geblickt hatte und sich gewünscht hatte ihr Leben mit ihm verbringen zu können, doch alles was er letztendlich hinterlassen hatte, war unendliche Kälte.
Nox wich fluchend vor ihren Flammen zurück, nicht ohne sich ein paar Verbrennungen zuzuziehen. Onari gab nicht nach und schickte wieder und wieder Flammen, bis Nox sich gezwungen sah in die Schatten zu fliehen. Er würde wiederkommen, wenn die Chancen zu gewinnen höher standen.
Onari kniete neben Atalyas Leichnam nieder und der Katze lief eine Träne über das kleine Gesicht, bei dem Schmerz, der das arme Mädchen tief erschütterte. Onari weinte so lange bis die Sonne wieder aufging. Dann stand sie auf und lief auf zittrigen Beinen durch die Stadt. Kälte fraß sich durch bis zu ihrem Herzen. Sie hatte einst gehört, dass Liebe wärmen sollte und seitdem war sie unermüdlich auf der Suche nach Liebe gewesen, weswegen ihre Meisterin sie immer ausgelacht hatte. Doch jetzt wo ihr nichts mehr geblieben war, würde das seltsame und einzigartige Wesen, solange durch die Welt laufen bis ihr Körper zu Asche zerfiel und vom Wind verweht werden würde. Das sah die Katze und Trauer beschwerte ihr sonst so gleichgültiges Herz.
Die fürsorgliche ältere Seherin verarztete Silvan und strich ihm in einer mütterlichen Geste durch die dichten, schwarzen Haare. Die Katze war damals dabei gewesen, als Alana den verbannten Drachenjungen aufgenommen hatte. Alana hatte dank ihres sechsten Sinns das Gute in ihm gesehen. Die Katze wusste, dass Silvan wegen seiner hinterhältigen Machenschaften von den anderen Drachen verbannt worden war, aber sie hatte auch gesehen, dass Silvan sich durch seinen Aufenthalt auf der Erde verändert hatte.
„Also nochmal: Eine Frau hat dich angegriffen und wollte dein Herz?", rekapitulierte Alana. „Und mein Enkel...", sie warf Kyle einen bösen Blick zu, „...hat nichts getan, um dir zu helfen?"
Kyle war inzwischen wieder zu sich gekommen und empfand schreckliche Schuldgefühle, doch gleichzeitig konnte er nicht aufhören an die Magierin zu denken. Verächtlich begann die Katze sich die Tatzen zu lecken. So ein starker Elf und doch nur ein Junge, der, wie viele andere Atalyas Magie verfallen war. „Es tut mir leid.", meinte Kyle zerknirscht, das jungenhafte Gesicht schuldbewusst verzogen.
Alana schüttelte nur den Kopf und rauschte, ihr Kleid sich hinter ihr aufbauschend raus, um Kräuter für einen Heiltee zu holen. Die Katze musste innerlich Kichern bei dem Gedanken, wie die alte Frau die von Silvan geschenkte Hose, ihm wieder an den Kopf geworfen hatte mit den Worten er sei ein Idiot. Der arme Drachenjunge konnte natürlich nicht gewusst haben, dass die alte Dame Hosen hasste.
„Er ist hier hingeflogen."
„Wer?" Die Ohren der Katze nahmen die fremden Stimmen am Fuße des Hochhauses problemlos war. Sofort machte sie sich auf den Weg, um die Wolkenspringerin und den Jungen, den sie unterwegs aufgegabelt hatte zu empfangen.
Lydia Ann Roberts strich sich gerade genervt durch die weißblonden Haare als die Katze unten ankam. „Du hast keine Ahnung was hier los ist!", beschwerte sie sich bei Mark Nagel dem Menschenjungen, der sein Handy fest umklammert hielt.
„Nein weiß ich nicht! Du bist einfach vom Himmel gefallen und hast mich mitgenommen! Was geht hier ab? Bist du ein Engel?"
Lydia warf die Hände in die Luft. „Nein! Wie oft denn noch? Ich bin eine Wolkenspringerin, Wol-ken-spring-er-in! Ich sehe von oben auf die Welt runter und schreibe alles auf was mich interessiert!"
Der Junge schnaubte und wandte sich wieder seinem Handy zu.
„Gott, leg doch mal dieses Teil da weg!"
Mark ignorierte sie geflissentlich, zuckte aber zusammen als die Katze an seinen Beinen entlang strich und maunzte.
Sofort ging Lydia in die Knie. Die Katze wusste, dass sie Tiere liebte, vor allem Katzen. Sie kraulte ihr den Kopf und die Katze belohnte sie mit einem Schnurren. „Na wen haben wir denn da?", murmelte Lydia sanft lächelnd.
„Nur eine dumme Katze, man.", murrte Mark und wandte sich wieder seinem Handy zu. Die Katze fauchte ihn an, sie mochte ihn nicht, er war jemand der sein Handy jeglicher Gesellschaft vorzug und darauf bestand immer recht zu haben.
Sie führte sie in das Hochhaus, wo Alana und die Jungs darüber diskutierten was als Nächstes getan werden sollte. Diese staunten nicht schlecht, als das blasse Wolkenmädchen und der pickelige Nerd reinspaziert kamen.
„Wir wollen helfen!", erklärte Lydia mit fester Stimme, auf die Frage hin was sie hier mache.
„Wir?", Mark schaute verwirrt von seinem Handy auf.
Lydia die ein Stück größer war als er, zog ihn am Arm zu sich hin und nickte entschlossen, aus ihren strahlend blauen Augen, die Silvans nicht unähnlich waren, starrte sie ihn drohend nieder.
„Sie ist schon tot, die Magierin, die Silvan angriff, das fühle ich, aber jemand Neues ist da, der Aura nach ein Dämon.", erklärte Alana und betrachtete, das seltsame Paar forschend. Ein Dämon war ein viel größere Nummer und die Katze wusste, dass Alanas Misstrauen mit der Gutherzigkeit, die sie in dem Mädchen sah kämpfte.
Lydia richtete sich noch ein Stückchen mehr auf. „Dann sei es so! Ich kämpfe mit!"
Alana lächelte und klatschte fröhlich in die Hände. „Gut das heißt dann wohl Abendessen für fünf." Die Katze protestierte natürlich sofort lautstark, was Alana mit einem Lachen und Kopftätscheln quittierte. Wenn sie doch gewusst hätte wer die Katze, Valentina, wirklich war.
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