SIEBEN: ALEC

SIEBEN: ALEC

Es war anders. Es war anders seit ihrem Kuss wegen diesem dummen Partyspiel. Es war wirklich anders. Seit diesem Kuss, dem wirklich guten Kuss, war es anders zwischen ihnen. Noch heute, vier Tage später, verfluchte er Jace für dessen dumme Idee, aber eigentlich war er ganz alleine schuld an dem Ganzen.

Alec hätte von Anfang an 'Nein' zu diesem Spiel sagen müssen, er hätte sich nicht auf so einen Mist einlassen dürfen, aber jetzt war es sowieso schon zu spät. Sie hatten sich geküsst und rückgängig machen konnte er es auch nicht mehr.

Diese eine Berührung, dieses prickelnde Gefühl auf seinen Lippen wurde er einfach nicht mehr los. Selbst nicht, wenn er seine Augen schloss. Auch dort hatte er es ganz genau vor Augen, Magnus Lippen, die vorsichtig seine streiften und in ihm einen brodelnden Vulkan auslösten.

Kopfschüttelnd vertrieb er die Gedanken aus seinem Kopf und seufzte. Zwischen ihm und Magnus hatte es sich seitdem etwas verändert und das lag auch größtenteils an ihm, jedoch nicht nur.

Der Indonesier verbrachte seine Zeit meistens mit Camille und Alec ließ ihn. Seit dem Anblick, wo er die Beiden en umschlangen tanzen gesehen hatte, verletzte es ihn zwar noch ein wenig mehr, aber Magnus war glücklich bei ihr.

Vorher, als es Camille noch nicht gegeben hatte, hatte er den Anderen immer mal wieder zum Lachen gebracht, doch jetzt war es Camille, die etwas sagte und Magnus der anfing zu lachen. Sie sahen sich auch nicht mehr außerhalb von ihren Freunden, sondern nur noch, wenn sie mit den Anderen gemeinsam etwas unternahmen.

Jace hatte ihn auch schon öfters darauf angesprochen, doch Alec hatte abgewunken und gesagt es wäre alles okay. War es ja auch, nur eben machten sie nichts mehr alleine.

Gerade saßen sie auch wieder alle gemeinsam in dem Gemeinschaftsraum, mit allen meinte er auch Camille. Langsam akzeptierte er es einfach. Es war Fakt, dass er Camille niemals mögen würde, aber es war okay.

Anstatt, dass er sich ein Sofa mit Magnus teilte oder eben auf dessen Schoß saß, hatte er sich zu Raphael und Jace begeben, die ihm Platz gemacht hatten. Denn Magnus saß auf dem Sofa, wo Camille lag und den Kopf auf den Beinen seines besten Freundes platziert hatte und dieser mit sachten Bewegungen durch ihre Haare fuhr. Normalerweise würde er dort jetzt liegen, aber normal war schon lange nichts mehr. Vielleicht waren sie auch einfach keine besten Freunde mehr, er wusste es nicht mehr. Doch der Anblick schmerzte mehr als er gedacht hatte, es kostete ihn all seine Kraft seine Tränen zu unterdrücken.

Generell gingen sie distanzierter miteinander um, nichts von ihrer so engen Bindung war mehr zu sehen und es tat weh. Manchmal wünschte er sich, dass Camille nie aufgetaucht wäre. Ein anderes Mal wünschte er sich, dass sie sich nie geküsst hätten. Und manchmal wünschte er sich, dass sie einfach wieder so miteinander umgehen würden, wie es vorher war, doch dies war anscheinend nur Wunschdenken. Seine Mutter sagte immer, dass das Leben kein Ponyhof war und dies musste er wohl gerade feststellen. Erst bei ihrem letzten Telefonat hatte seine Mutter sanft in die Kamera seines Laptops gelächelt.

„Liebeskummer gehört zu dem Erwachsen werden dazu, mein Schatz.", hatte sie gesagt und Alec hatte relativ trotzig geantwortet, dass er gar nicht Erwachsen werden wollte. Doch seine Mutter hatte Geduld ausgeübt, wie es wahrscheinlich jede Mutter getan hatte.

Das Gespräch hatte gutgetan und ihm wieder ein wenig Mut gegeben, auch wenn sich das Verhältnis zu Magnus nicht gebessert hatte.

Sie gingen kühl miteinander um, als wären sie nur Bekannte und nicht die besten Freunde. Sie stellten Fragen, die sie so nie gestellt hatten. Erst vor zwei Tagen hatte Magnus in der Mensa gefragt, ob er sich neben ihn setzen durfte, normal hätte er es einfach getan oder ihn von hinten umarmt.

Oder Alec selbst hatte erst gefragt, ob es in Ordnung wäre, ob er mitkommen dürfte als Raphael, Jace und Magnus auf dem Weg in das Einkaufszentrum waren. Normal hätte Magnus einfach beschlossen er käme mit, doch so war es nicht.

Alec hatte natürlich die Blicke von Izzy, Jace, Marco Clary, Raphael und Simon bemerkt, Schließlich kannten diese sie am längsten und so waren sie nie miteinander umgegangen. Doch sie hatten nichts gesagt, hatten sie in Ruhe gelassen und dafür war er ihnen wirklich dankbar. Denn dafür hatte er keine Erklärung.

Eher schien es so, als würde Camille langsam seinen Platz einnehmen, denn diese ging mit Magnus so um, wie er es einst getan hatte. Die Beiden wirkten vertraut und Magnus wirkte bei ihr glücklich, ging so mit ihr um, als wäre es eine Erleichterung. Bei ihm war er eher kühl, distanziert und als wäre es ihm unangenehm.

Alec hätte nie gedacht, dass ein Mensch einen so schnell ersetzen könnte, aber manchmal lernte man eben erst, wenn man ins kühle Wasser geworfen wird. Er hatte Magnus wahrscheinlich nie so viel bedeutet, wie dieser ihm, denn Alec schaffte es nicht den Älteren zu ersetzen.

Nie hatte es eine Zeit gegeben, wo er sich aus diesem Internat heraus gewünscht hatte, doch die letzten Tage wünschte er sich nach Hause, in die schützenden Arme von seiner Mutter und einfach nur weg von Magnus.

Eigentlich wollte er dem Indonesier nahe sein, einfach wieder dessen Nähe spüren und der schmerzende Distanz entkommen , doch dies war momentan nicht möglich. Und diese Distanz tat weh, so dass er sich einfach nur noch hier wegwünschte, denn er wollte Magnus mit Camille nicht mehr sehen.

Mit einem Seufzen rappelte er sich auf und erntete dafür irritierte Blicke von seinen Freunden. Auch Magnus blickte auf, nahm jedoch die Hand nicht aus Camilles Haaren und er unterdrückte sich ein Augenverdrehen. Immer hatte er gewollt das Magnus glücklich war und wenn dieser das nun mal mit Camille war, musste er lernen dies zu akzeptieren. Denn dies war ihm wichtiger, als sein eigenes Glück.

„Ich brauch ne Weile frische Luft.", erklärte er und verließ dann mit schnellen Schritten den Raum, um direkt den Weg nach draußen in den Hof einzuschlagen, wo er sich auf die niedrige Steinmauer des Gebäudes setzte.

Tief atmete er ein und aus und blinzelte die Tränen weg, die sich bei seinen Gedankengängen gesammelt hatten, was nicht gerade gut funktionierte. Natürlich wollte er nur, dass Magnus glücklich war und es diesem gut ging, schließlich war dieser immer noch der wichtigste Mensch in seinem Leben.

Noch zu gut war ihm ihr letzter bester Freunde Tag in Erinnerung und er fragte sich, wie es sich so hatte ändern können. Dort waren sie einfach nur Magnus und Alexander gewesen, hatten ihre Zweisamkeit und die Nähe genossen und jetzt gingen sie so miteinander um. Das Versprechen war irgendwie in den Hintergrund gerückt und dies schmerzte. Obwohl er selbst daran schuld war, er sollte Camille einfach an Magnus Seite akzeptieren, ganz egal wie weh es tat. Wenn sein bester Freund glücklich war, war er es auch.

„Alles in Ordnung, Alecey?" Alec musste sich nicht in die Richtung der Stimme umdrehen, er wusste das es Jace war, der sich neben ihm niederließ.

Stumm nickte er, bevor er den Kopf schüttelte. Es brachte nichts den Engländer anzulügen, denn dafür kannte dieser ihn auch einfach zu gut. Sowieso konnte er nicht gut lügen, denn jeder merkte direkt, dass er nicht die Wahrheit sprach. Dafür hatte er einfach zu schnell ein schlechtes Gewissen.

„Nein.", wisperte er während ihm ein Schluchzen entwich und spürte, die Hand von Jace auf seiner Schulter, die kurz zu drückte. „Magnus, hm? Ihr geht miteinander um, als wärt ihr Fremde."

Hilflos zuckte er mit seinen Schultern. „Anscheinend hat Camille mich ersetzt. Du hast sie doch eben gesehen. Magnus sah zufrieden aus und Camille erst recht.", gab er zurück und blickte starr gerade aus.

Auf dem Hof in der Ecke, wo ein Spielfeld aufgemalt wurde, spielten die 5. Klässler irgendein komisches Ballspiel und hatten einfach Spaß. Nur zu gerne erinnerte er sich an seine Zeit zurück, wie er hier seinen Spaß gehabt hatte und wünschte sich in diese Zeit zurück. Einfach noch ohne Sorgen und Probleme, sondern das Wichtigste waren einfach die Freunde, der Unterricht und der gemeinsame Spaß.

„Ich weiß nicht, was zwischen Camille und Magnus ist, aber ich weiß – und das wissen auch Raphael, Simon, Clary und Izzy – dass man dich nicht ersetzen kann. Magnus und du wart immer schon besonders, und dass kann auch eine Camille nicht ändern."

Er seufzte, zuckte mal wieder mit den Schultern und wich sich über seine feuchten Augen „Ich weiß es nicht.", gab er ehrlich zurück. „Momentan kommt es mir eher so vor, als würden wir uns nicht mehr kennen."

Sein Kumpel legte einen Arm um ihn und Alec bettete den Kopf an dessen Schulter. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass Jace für ihn da war und er war diesem auch wirklich dankbar. Sie waren wie Brüder.

„Das wird wieder. Weißt du noch was Herr Herondale damals gesagt hat?" Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf sein Gesicht und er nickte.

„Ja, warte nicht bis die Regentage vorbei sind, sondern lerne im Regen zu tanzen.", erwiderte er und Jace nickte heftig mit dem Kopf. „Genau. Und du weißt, wir sind alle immer für dich da. Wir sind Freunde, eine Familie und egal wie schwer es ist, wir werden immer beieinanderstehen."

Dankbar lächelte er leicht. „Ich weiß, danke." Der Blonde schüttelte mit dem Kopf. „Nicht dafür, denn dafür sind Freunde doch da. Komm, wir gehen wieder rein, es wird langsam frisch."

Zustimmend nickte er und sprang von der niedrigen Mauer. Sein Kumpel tat es ihm nach und nebeneinander betraten sie wieder das Internat Gebäude, kamen jedoch nicht weit.

„Das ich das noch einmal erleben darf. Alec ohne Magnus. Ärger im Paraides?" Er verdrehte direkt die Augen und bemerkte auch, dass Jace sich neben ihm etwas anspannte.

„Halt doch die Klappe, Lorenzo.", brummte er und warf ihm  einen düsteren Blick zu, der mit Hodge ihnen entgegenkam. Wenigstens waren Jonathan und Iris nicht mit von der Partie.

„Hast du mir etwas zu sagen?", schoss der Andere direkt zurück und Jace schnaubte. „Merkt ihr eigentlich nicht, dass euch fast niemand leiden kann?", antwortete dieses Mal Jace und bekam nur ein spöttisches Lachen von Hodge zurück, welcher anschließend mit Lorenzo einschlug.

„Na, wie ist es für ein Superhirn immer einen Babysitter bei sich zu haben?" Alec verdrehte die Augen. Er wusste nicht, wieso diese immer auf seiner Hochintelligenz herumritten, denn für diese konnte er nun mal nichts. Natürlich war es einerseits ein Segen, denn die Schule strengte ihn nicht wirklich an, aber es nervte ihn, dass man ihn immer damit aufzog.

„Neidisch, dass Alec dich mit seiner Intelligenz um Welten überragt?", zischte Jace und Lorenzo lachte. „Nein, lieber so, als wenn ich mich mit so einem Superhirn abgeben muss, der sich nicht einmal alleine verteidigen kann."

„Ich kann mich alleine verteidigen.", antwortete er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber ich verstehe den Sinn darin nicht, euch Aufmerksamkeit zu schenken."

Er war es wirklich leid, denn es war nun wirklich nichts Neues mehr. Dass es denen einfach nicht langweilig wurde, denn dies ging schon seit Jahren nun so.

„Musst du jetzt weinen gehen?", fragte Lorenzo nach. Jace schnaubte und packte ihn am Arm. „Komm, wir haben besseres zu tun, als uns auf dieses niedrige Niveau zu begeben.", beschloss Jace und zerrte ihn an den beiden Anderen vorbei. Als sie um die Ecke gebogen waren und die Anderen ihnen nicht folgten, atmete er aus.

„Was haben die bitte für ein Problem? Das es denen auch nie langweilig wird.", schimpfte Jace vor sich hin und bei diesem Anblick schlich sich ein kleines Schmunzeln auf sein Gesicht.

Der Blonde konnte, wenn er sauer war, wirklich aussehen wie so ein kleines Rumpelstilzchen, welcher um ein Feuer tanzte, aber das würde er seinem Kumpel nun wirklich nicht sagen.

„Reg dich wegen denen nicht auf, die werden es nie lernen.", tadelte er den Älteren und rollte mit den Augen. „Wir wissen doch schon seit Jahren, dass die sich nie ändern werden."

Jace schnaubte genervt und zog ihn weiter durch die Flure des Internates. Einige Male musste Alec wirklich etwas zur Seite weichen, sonst hätte er irgendwelche Schüler und Lehrpersonen umgenietet.

„Vorsichtig.", entwich es ihm, als sie scharf um eine Ecke bogen und fast gegen Simon liefen, der sie erschrocken anblicke.

„Da seid ihr ja, jeder fragt sich schon, wo ihr seid." Jace zuckte mit den Schultern. „Wir waren kurz draußen und dann noch kurz bei Herr Herondale, um etwas wegen dem Sommerfest zu klären.", erklärte dieser.

In diesem Moment war er seinem Kumpel wirklich dankbar, dass dieser nichts verriet. Natürlich wusste er, dass er Simon und auch Izzy, Clary und Raphael genauso vertrauen konnte, aber er wollte nicht unnötig Wind um eine Sache machen. Es reichte wirklich, wenn Jace über seine Gefühlslagen und Probleme bescheid wusste.

Ich würde mich freuen, wenn ihr das Kapitel nicht nur im Stillen lesen würdet, sondern mir in einem kleinen Kommentar eure Meinung da lassen würdet. Konstruktive Kritik ist gerne gesehen, danke!

Ihr könnt natürlich auch Voten, in dem ihr auf den kleinen Stern hier unten tippt.

Bis zum nächsten Kapitel!

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