FÜNFZEHN: ALEC
FÜNFZEHN: ALEC
Kopfschüttelnd beobachtete er Raphael, Meliorn und Simon, welche ihren Trip nach Denver planten. Alec fand es nett von Raphaels Eltern, dass diese ihnen das Ferienhaus überließen.
Noch nie zuvor war er in Denver gewesen und er war wirklich gespannt. Vor allem weil sein letzter Urlaub auch schon einige Jahre zurück lag und jetzt würde er gemeinsam mit seinen Freunden verreisen und eventuell machte dies ihm dann auch wieder bessere Laune.
Es war ein kleiner Trostpreis, dass er diese Ferien seine Eltern nicht sehen würde und er freute sich wirklich auf Denver. Natürlich existierte ein kleiner bitterer Beigeschmack, denn es war ja nicht so, dass er seine Eltern nicht vermisste.
Auf der einen Seite war er es gewohnt, schließlich wuchs er auch ohne sie auf, aber auf der anderen Seite tat es auch ein wenig weh. Denn es wurde nie umsonst gesagt, dass ein Kind seine Eltern brauchte.
Später hatte er sich mal vorgenommen, dass wenn er selbst einmal Kinder bekommen würde, dass er bei denen nicht die gesamte Kindheit nicht mitbekam, denn so war es bei ihm. Seine Eltern hatten seine Kindheit nie wirklich mitbekommen. Durch so viele Sachen musste er alleine durch und daran hatte er sich gewöhnt.
Doch wenn er mal Vater werden würde, wollte er die Kindheit von seinem Kind auf gar keinen Fall verpassen, denn so etwas war für ihn etwas besonderes. Man wurde nur einmal Erwachsen und man konnte nie wieder die Zeit zurück drehen, auch wenn man es am Ende dann bereute. So etwas konnte man nicht mehr rückgängig machen.
Als Kind hatte er oft solche Serien geschaut, wo Eltern ihre Kinder suchten, da der Kontakt auf irgendeine traurige Weise verloren gegangen war. In seinem Leben hatte er sich vorgenommen, dass ihm so etwas nicht passieren würde. Und dafür würde er alles tun.
Seine Eltern hatten ihn zwar darauf vertröstet, dass sie an den nächsten freien Tagen mal zusammen etwas unternehmen würden, aber Alec glaubte noch nicht so wirklich daran. Es gab eben diese Teenager, die froh waren, wenn sie mal Ruhe vor ihren Eltern hatten, aber dann gab es eben auch noch ihn. Er wäre froh hätten sie manchmal ein paar gemeinsame Tage um Erinnerungen zu sammeln.
"Hast du noch Lust etwas zu machen?" Jace blickte ihn von der Seite fragend an. Die letzten Tage hatten sie viel miteinander unternommen und Alec war dem Engländer wirklich dankbar. Denn dank diesem dachte er nicht allzu oft an Magnus.
Zwischen seinem besten Freund und ihm lief es seit der Sache mit Camille und ihrem Gespräch einfach nur seltsam. Es war jetzt nicht so, dass sie sich aus dem Weg gingen, denn das taten sie gewiss nicht. Noch immer trafen sie sich mit ihren gemeinsamen Freunden, unternahmen Dinge und wenn es eben sein musste, redeten sie auch normal miteinander.
Nur die Tatsache, dass sie eben auch alleine miteinander Zeit verbrachten hatte sich verändert. Sie versuchten, dass dies kaum bis gar nicht mehr vorkam. Früher hatten sie fast alles zusammen gemacht, heute fragte Magnus eher Camille, ob diese ihn begleiten würde und er selbst wendete sich an Jace.
Vielleicht lag es bei ihm daran, dass er einfach nicht wusste, wie er mit Magnus umgehen sollte. Der Indonesier löste eben immer noch heftige Gefühle in ihm aus und das, obwohl Alec wusste das dieser anscheinend sein Glück in Camille gefunden hatte.
Auch wenn es ihm nicht gerade leicht fiel, er konnte Camille verstehen, dass diese Magnus gewählt hatte. Der Ältere war einfach ein toller Mensch und für Alec gab es eben keine Gründe, wie man Magnus auch nicht mögen konnte.
Schon bei ihrem aller ersten Treffen hatte er sich das gefragt. Für ihn war von anfang an klar gewesen, dass man den anderen einfach mögen musste, bei ihm sogar lieben. Gut, am Anfang war es zwischen ihnen keine Liebe, sie kam schleichend.
Als sie sich kennen gelernt hatten waren sie viel zu jung um zu lieben, um überhaupt diesen Begriff zu verstehen. Für sie war Liebe einfach nur ein Wort unter vielen. Doch im Laufe der Zeit hatte es sich geändern.
Alec hatte schon immer früher als andere in seinem Alter gewisse Dinge gewusst. Mit 4 Jahren konnte er das Periodensystem aufsagen, mit 5 Jahren hatte er angefangen verschiedene Algorithmen zu berechnen, mit 6 Jahren hatte er das erste mal ein Fieberthermometer gehackt, um nicht in die Schule zu müssen.
Das sein Gehirn anders funktionierte sagten ihm die Ärzte schon früh, er war immer nur Alec, das hochbegabte Wunderkind, doch eigentlich war er nur er selbst.
Im Gegensatz zu Algorithmen oder irgendwelchen Funktionsgleichungen war Liebe kompliziert zu verstehen. Seine Mutter sagte zwar immer sie wäre wunderschön, aber wirklich zustimmen konnte er der ganzen Sache nicht wirklich.
Natürlich war es in manchen Momenten einfach nur schön, wenn er die Nähe von Magnus spüren konnte, wenn sie einfach nur Zeit für sich hatten und nicht immer über ihr Handeln nachdenken würde.
Vielleicht hatten sie auch einfach zu lange nachgedacht und Camille war eben einfacher schneller als er gewesen. Wie lange er Magnus überhaupt schon liebte, konnte er gar nicht mit Gewissheit sagen, denn es war urplötzlich einfach da gewesen, als wäre es schon immer ein Bestandteil von ihm gewesen.
In dieser Hinsicht beneidete er seine Eltern, denn diese hatten es geschafft zusammen zu kommen. Als kleiner Junge hatte er die Geschichte geliebt, die seine Mutter ihm immer erzählt hatte. Die Zeit in der seine Mutter seinen Vater kennen gelernt hatte. Ob es damals einfach einfacher gewesen sein musste, wusste er nicht.
"Klar, können wir machen.", stimmte er Jace zu, welcher ihn noch immer fragend anschaute und auf eine Antwort wartete.
"Wir können zusammen unsere Koffer packen.", schlug Jace vor und mit skeptischem Blick schaute er seinen Kumpel an und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du willst mir gerade wirklich sagen, dass du deinen Koffer noch nicht gepackt hast? Verdammt Jace, wir fahren morgen doch schon."
Er selbst hatte seinen Koffer schon vor drei Tagen fertig gepackt gehabt, denn er hasste es etwas unter Druck auf den letzten Drücker zu machen. Denn dann würde er definitiv die Hälfte vergessen oder einen Nervenzusammenbruch bekommen.
Etwas verlegen kratzte sich der Engländer an der Stirn und legte den Kopf leicht schief. "Eventuell bin ich noch nicht dazu gekommen.", gab dieser zu. In Gedanken schlug sich Alec gegen den Kopf, denn es hatte ihn gewundert, dass sein Koffer einfach so in ihrem Zimmer auf dem Boden liegen konnte, ohne dass es zu eng wurde. Jetzt war es klar, denn von Jace Koffer fehlte ja noch.
"Wir können deinen Koffer jetzt gemeinsam packen.", bot er dem Anderen an, welcher zustimmend nickte. "Klar, gerne."
Sie standen auf, hoben die Hand und verabschiedeten sich aus der Runde. Camille und Magnus waren sowieso mit sich selbst beschäftigt und er verkniff sich einen giftigen Kommentar einfach mal. Meliorn, Raphael und Simon sprachen immer noch über die Fahrt und ihren Aufenthalt in Denver und Izzy und Clary? Diese spielten an ihren Handys irgendwelche komischen Spiele, wo man mit einem Gummibärchen durch die Gegend hüpfte. Alec wollte es gar nicht so genau wissen.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in ihr Zimmer. Zum Glück begegneten sie auf dem Weg dorthin nicht irgendwelchen Leuten wie Lorenzo oder Jonathan. Auf diese konnte er jetzt gerade wirklich verzichten, denn seine Zeit konnte man auch anders und besser verwerten.
In ihrem Zimmer angekommen schob Alec seinen Koffer an die Seite, damit sie genug Platz hatten. Jace holte den Koffer unter dem Bett hervor und legte ihn offen in die Mitte.
"Packen alleine ist langweilig.", sagte der Engländer und wendete sich zu ihm. "Lass uns nebenbei einfach noch ein wenig Reden. Wie läuft es mit Magnus?"
Leicht rollte er mit den Augen, denn ihm war von vorne herein klar gewesen, dass dies ein Thema sein würde. Schließlich war Jace nicht dumm und hatte mitbekommen, dass er mit Magnus so gut wie gar nichts mehr unternahm. Die letzten Tage waren sie Beide fast durchgängig zusammen gewesen und das nicht nur, weil sie sich ein Zimmer teilten.
"Ich habe ihm viel Glück mit Camille gewünscht.", erwiderte er Schulter zuckend und nahm die T-Shirts entgegen, die Jace ihm reichte. Diese platzierte er geordnet in dem Koffer.
"Meinst du nicht, du solltest Magnus trotzdem von deinen Gefühlen erzählen? Er ist immerhin dein bester Freund und es tut euch nicht gut, wenn ihr euch aus dem Weg geht.", fragte Jace nach, während dieser auch Klamotten in dem Koffer platzierte.
Alec hatte sich in der Zwischenzeit auf sein Bett fallen gelassen und fixierte die weiße Decke über ihm. Es war immer wieder unglaublich wie interessant die langweiligsten Sachen doch urplötzlich werden konnten.
Trotzig schüttelte er den Kopf, auch wenn er wusste, dass er sich nicht gerade Erwachsen verhielt. Doch bei diesem Thema fiel ihm das wirklich schwer.
Er wusste nicht was es war, aber von Anfang an konnte er Camille nicht neutral gegenüberstehen. Von Anfang an, hatte diese Magnus für seinen Geschmack zu lange angeschaut und nun hatte er das ganze Schlamassel, mit der nun irgendwie klar kommen musste. Aber irgendwie war er auch zuversichtlich, dass man Gefühle definitiv in den Griff bekommen würde.
"Nein, es bringt sowieso nichts, wenn Magnus glücklich ist, dann komme ich damit klar. Wirklich.", sagte er und für ihn war dann das Thema hiermit auch wieder beendet. Er hörte Jace seufzen, aber zum Glück sagte sein Kumpel nichts mehr dazu.
Aus der Hosentasche zog er sein Smartphone heraus und musste schmunzeln, als er das Bild entdeckte, welches Meliorn ihm heute Morgen anscheinend geschickt hatte und er es aber jetzt erst zu sehen bekam.
Es war irgendein Witz über die Liebe und er war dem Anderen wirklich dankbar, dass er versuchte das Ganze aufzulockern. Auch Meliorn wusste von seinen Gefühlen Bescheid, denn wären der letzten Wochen, wo sie fast täglich miteinander telefoniert hatten, hatte er sich ihm anvertraut, was keine falsche Entscheidung gewesen war.
Seitdem stand auch dieser ihm tatkräftig zur Seite, versuchte ihn aufzumuntern und war für ihn da. Meliorn verstand ihn ein wenig besser als Jace es tat, denn dieser hatte damals mit Raph genau das selbe durchgemacht. Die Beiden waren auch für eine kurze Zeit nur die besten Freunde gewesen. Verliebt zu sein und dann noch in den besten Freund war einfach nicht leicht und eventuell hatte er nicht so ein Glück wie die Beiden, dass es mit einem Happy End endete.
Manchmal fragte er sich, warum man sich überhaupt in seinen besten Freund verliebte. Vielleicht, weil man diesen besser kannte, als sonst irgendjemanden? Vielleicht, weil man auch die negativen Seiten kannte und es trotzdem der tollste Mensch für einen war?
Alec wusste es nicht, er wusste nur, dass es wirklich keine schöne Sache war. Klar, wenn es ein Happy End wurde war es schön, aber in seinem Fall sah es alles andere als nach einem Happy End aus. Eher kam er sich vor wie in irgendeiner dramatischen Liebesgeschichte sowie Titanic, die auch kein Happy End bekam.
Gut, so schlimm war es jetzt auch wieder nicht, schließlich befanden sie sich auf keinem Kreuzfahrtschiff welches Unterging, aber Jack und Rose hatten auch nicht ihr Happy End bekommen und vielleicht war es bei Magnus und ihm ja auch so.
Sein Literatur Lehrer hatte immer gesagt, manchmal ging es nicht um das Ende von einer Geschichte, sondern um die Geschichte an sich. Dies passte dann wider rum eher zu ihnen, denn Magnus und er hatten eine Geschichte. Eine Geschichte vom Kennenlernen, bis hin zu den besten Freunden bis hin zu dem Punkt, wo sie heute standen.
Und vielleicht kam es wirklich nicht auf das Ende an, welches bei ihnen nicht gut endete, sondern um die Geschichte, wie sie sie erlebt hatten, denn sie hatten gemeinsam viel erlebt.
Sie hatten jeden scheiß zusammen gemacht, hatten über alles geredet und Magnus war mit ihm ein Stück weit Erwachsen geworden. Sie hatten sich weiter entwickelt, waren älter geworden und gingen mit Dingen anders um, als früher.
Früher hätten sie es nie geschafft sich so lange aus dem Weg zu gehen, aber Zeiten änderten sich. Menschen veränderten sich und nichts blieb wie es war. Die Welt drehte sich weiter und genau das geschah gerade auch zwischen ihnen und irgendwie konnte er dabei nur zusehen, ob er wollte oder nicht.
Ich würde mich freuen, wenn ihr das Kapitel nicht nur im Stillen lesen würdet, sondern mir in einem kleinen Kommentar eure Meinung da lassen würdet.
Ihr könnt natürlich auch Voten, in dem ihr auf den kleinen Stern hier unten tippt.
Bis zum nächsten Kapitel <3
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