EINS: ALEC
EINS: ALEC
Alec ließ seinen Blick durch den geräumigen Klassenraum wandern. Seine Freunde und Klassenkameraden schienen sich nicht wirklich für den Matheunterricht von Herr Garroway zu interessieren. Ihm selbst war zwar auch langweilig, aber das lag nicht an dem Unterricht, sondern an seiner Hochintelligenz.
Den Stoff den Herr Garroway gerade an der Tafel erklärte, hatte er sich vor einigen Jahren schon selbst beigebracht, beziehungsweise darüber gelesen. Manchmal war es gewöhnungsbedürftig, dass er nur etwas lesen musste, um darüber Bescheid zu wissen.
Sein bester Freund Magnus hatte den Kopf auf dem Mathebuch gebettet und schien vor sich hin zu schlummern. Er verdrehte die Augen. Wenn der Andere so weiter machen würde, würde dieser wirklich ein größeres Problem mit Mathe bekommen und Alec wusste jetzt schon, dass er dies dann wieder ausbaden durfte.
Neben Magnus saß Raphael, welcher unter dem Tisch irgendetwas auf seinem Handy spielte. Laut dessen Gesichtsausdruck war es wahrscheinlich FIFA, denn der Dunkelhaarige war genauso Fußballverrückt wie Magnus. Er selbst verstand den Hype um diesen Sport nicht so wirklich. Man lief einem Ball hinterher und versuchte diesen in ein Tor zu schießen. Den Sinn darin, verstand er nicht, er bevorzugte das Bogenschießen.
Alec schmunzelte leicht, als er Simon und Jace beobachtete, wie diese dabei waren Ragnor Papierfetzen in die Haare zu werfen. Ragnor war so eine Sache für sich. Er war recht beliebt, hatte aber mit niemandem, außer seiner Freundin Catarina, Kontakt. Eigentlich war dieser ein Phantom hier in dem Internat, denn man bemerkte diesen kaum, wenn man nicht genauer auf ihn achtete.
In der vorderen Reihe saß zu seinem Leidwesen Lilith und Lydia und er musste sich die ganzen langweiligen Stunden den Rücken von Lilith ansehen. Zum kotzen. Eigentlich war er nicht ein Mensch, welcher andere Menschen nicht mochte, aber Lilith war wirklich eine Ausnahme. Lag eventuell auch an der Tatsache, dass sie eben die Ex-Freundin von seinem Magnus war.
In der hintersten Reihe saßen noch die, auf die er ebenfalls gerne verzichten konnte. Jonathan, Hodge, Lorenzo und Iris. Was genau ihr Problem untereinander war, konnte er nicht einmal erklären, es war einfach von Anfang an einfach da gewesen, ohne genauen Grund.
„Alec, auch wenn du das Thema schon in- und auswendig kennst, kannst du jetzt an die Tafel kommen und die Aufgabe lösen." Er unterdrückte es die Augen zu verdrehen, trat unter dem Tisch noch einmal gegen Magnus Schienbein, so dass dieser aufschreckte und schlenderte dann ganz in Ruhe nach vorne zu der Tafel.
Er war zwar nicht sehr selbstbewusst, aber bei solchen Sachen wusste er, dass er sich niemals im Leben blamieren würde.
Herr Garroway war so ein Lehrer, welcher seine Hochintelligenz gerne mal testete, da dieser sie ihm noch nicht so ganz abgekauft hatte, obwohl sie schon so oft festgestellt worden war. Schon in der Grundschule konnte er schwierige Aufgaben lösen und auch wenn er sich irgendwelche Studientexte durchgelesen hatte über die kompliziertesten Wissenschaften, Alec hatte diese als Grundschulkind schon verstanden.
Er nahm sich die weiße Kreide, die auf dem Pult lag und fing ordentlich an den Lösungsweg an die Tafel zu schreiben. Als er fertig war, drehte er sich triumphierend zu seinem Lehrer um, denn er wusste, dass dieser extra eine Aufgabe herausgesucht hatte, die dieser noch nicht erklärt hatte und das neue Thema war.
Ohne etwas zu sagen ging er zurück auf seinen Platz und ließ sich wieder neben seinen besten Freund fallen, der ihn angrinste. „Du hast es ihm mal wieder gezeigt, Alexander." Schulter zuckend winkte er ab, er wollte da nicht gerade darauf herumreiten. Es war ihm manchmal unangenehm. Vor allem wenn Magnus ihm so etwas sagte.
„Dann machen wir mal weiter.", übernahm Herr Garroway nicht gerade freudig das Wort und ließ ihn für den Rest der Stunde zum Glück in Ruhe.
Als endlich die erlösende Schulklingel sie von der letzten Stunde an diesem Tag erlöste, beförderte er seine Schulsachen achtlos in seinen Rucksack und wartete dann aber noch auf Magnus, welcher das Ganze etwas ruhiger angehen ließ.
„Kommst du heut zum Training?" Irgendwie war es Gewohnheit geworden, dass er des Öfteren mal bei dem Fußballtraining zuschaute – Magnus zu liebe – und heute war Mittwoch, dass bedeutete Training.
„Simon macht etwas mit seiner Freundin, also müsste ich alleine kommen und außer mit Raphael und dir habe ich nichts mit dem Team zu tun.", versuchte er sich heraus zu reden. Es war nicht so, dass er diesem nicht gerne beim Fußballspielen zuschaute, denn er liebte es, um ehrlich zu sein.
Jedoch war es ihm unangenehm, alleine auf der Tribüne zu sitzen und aufzufallen. Er stand einfach nicht gerne im Mittelpunkt. „Komm schon Süßer, es bedeutet mir viel."
Alec hasste sich selbst dafür, dass er seinem besten Freund wirklich keinen einzigen Wunsch abschlagen konnte, vor allem wenn Magnus ihn so wie jetzt anblickte. Die Backen etwas aufgeplustert, den treudoofen Blick, einfach zum kotzen.
„Jaja, ist ja gut.", brummte er also geschlagen und freudig klatschte sich der Indonesier in die Hände. „Wir sehen uns dann nachher.", grinste dieser, drückte ihm wie so oft einen Kuss auf die Wange und verschwand dann. Wofür hatte er jetzt gewartet? Danke dafür.
Sein Herz schlug mal wieder viel zu schnell und er atmete einmal tief ein und aus. „Und du willst mir was von besten Freunden erzählen.", kommentierte Ja e das Geschehene trocken und bekam einen warnenden Blick von ihm zurück.
„Wir sind auch nur die besten Freunde.", schnaubte er und schulterte seinen Rucksack, ehe er aus dem stickigen Klassenraum rauschte.
Der Blonde war der Einzige, der überhaupt von seiner Schwärmerei wusste. Es war schwer etwas vor jemandem zu verbergen, mit dem man zusammenlebte und Jace hatte es an einem Tag herausgefunden, an dem Alec wegen Magnus Trübsal geblasen und einige Tränen verdrückt hatte.
Wenn er genau darüber nachdachte, war es der Tag, an dem Magnus damals mit Lilith zusammengekommen war.
Freudestrahlend hatte Magnus ihm an dem Morgen erzählt, dass er nun endlich eine Freundin hatte. Alec hatte nur zugehört, genickt und die Tränen unterdrückt, bis er endlich alleine war. Der Kloß der sich in seinem Hals in diesem Moment festgesetzt hatte, würde er nie wieder vergessen. Es tat einfach nur weh.
Zum Glück war diese Zeit jetzt vorbei, doch er erinnerte sich an jeden einzelnen Tag, an dem es weh getan hatte, die Beiden zusammen zu sehen. Es war nicht so, dass er es nicht liebte seinen besten Freund glücklich zu sehen, aber, es tat eben auch weh, wenn dieser jemand anderen küsste, nur noch Augen für die Person hatte und ihn immer mehr vergaß.
Seine Mutter hatte ihm damals immer erzählt, dass die erste große Liebe etwas ganz Wunderbares war, doch bis jetzt, war sie einfach nur lästig und verletzend. Er konnte sich gar nicht vorstellen, weshalb Simon und Jace so glücklich mit ihren Freundinnen waren.
Vielleicht lag es auch einfach an dem Fakt, dass er sich eben nicht einfach in ein Mädchen verliebt hatte. Dass er eben doch nicht Hetero war und außer Jace wusste das auch niemand, denn es brachte nichts.
Magnus hatte ihm schon oft genug bewiesen, dass dieser definitiv nicht schwul war, denn oft genug hatte dieser ihm von irgendwelchen hübschen Mädchen erzählt und Alec hatte immer nur brav genickt. Und als er dann mit Lilith zusammenkam, hatte er auch den Beweis.
Wäre da eben nicht doch die kleine verräterische Stimme, die ihm immer wieder Hoffnung machte, wenn sein bester Freund ihn auf die Wange küsste, ihn umarmte oder einfach viel zu viel Zeit mit ihm verbrachte.
In seinem Zimmer angekommen schmiss er seinen Rucksack auf sein Bett und schlüpfte in eine gemütliche Joggings Hose und in einen Pullover. Irgendwann hatte er es einfach Jace nachgemacht, bei dem dies die ersten Bewegungen im Zimmer waren und er musste ja auch zugeben, dass es so einfach viel bequemer war.
„Gehst du zum Training?", fragte ihn sein Mitbewohner, welcher ihm wohl zügig gefolgt war. Normalerweise wartete er immer auf diesen, da sie ja denselben Weg hatten, aber eben war er ein wenig genervt gewesen. Jace wollte ihm immer einreden, dass er mal mit Magnus reden sollte, doch dass kam für ihn nicht in Frage. Er würde diese Freundschaft nicht riskieren, dafür war sie ihm viel zu wichtig.
„Ja, Magnus hat mich überredet.", murmelte er und steckte sein Handy ein. Jace war der Meinung, sie benahmen sich nicht mehr wie in einer normalen Freundschaft, doch er selbst wiegelte dies immer wieder ab. Sie standen sich eben nur näher, als manch andere hier.
„Ich bin dann Weg. Wir sehen uns wohl erst wieder zum Abendessen oder?" Zustimmend nickte Jace und war schon wieder in sein Handy vertieft. Er rollte mit den Augen und verließ zügig das Zimmer. Das Training von Magnus hatte schon vor 5 Minuten angefangen und wenn er nicht wollte, dass dieser nachher auf ihn sauer war, musste er sich jetzt wirklich beeilen zu dem Sportplatz zu kommen.
Sein bester Freund war jemand, der wirklich zur Diva werden und richtig eingeschnappt sein konnte. Selbst wegen Kleinigkeiten konnte man ihn schon auf 180 bringen.
Zu seiner Erleichterung lag der Sportplatz relativ nahe an ihren Zimmern, so dass er wirklich nur ein paar Minuten zu Fuß brauchte. Dort angekommen ließ er sich möglichst unauffällig in eine der Reihen fallen und beobachtete das Geschehen auf dem Rasen. Aufmerksamkeit von irgendjemandem konnte er jetzt nicht gebrauchen.
Dank des guten Wetters, war er nicht alleine und vereinzelnd saßen Schüler auf der Tribüne, um sich das Ganze wohl auch anzuschauen. Zum Glück beachtete ihn keiner, was wirklich kein Wunder war. Er gehörte eben nicht zu den beliebtesten Schülern mit denen man sich gerne abgab.
Sofort fiel sein Blick auf seinen besten Freund, welcher mit einem Ball am Fuß auf dem Feld herum trickste. Es war immer wieder faszinierend, wie dieser mit dem Ball umging. Sowas würde Alec in seinen kühnsten Träumen nicht hinbekommen, dafür war er einfach viel zu ungeschickt. Er war so schon froh, wenn er nicht über seine eigenen Fuße stolperte, da wäre ein Ball einfach nur katastrophal. Einmal in seinem ganzen Leben hatte er es im Sportunterricht versucht und sich dabei sein linkes Handgelenk gebrochen, weil er unglücklich gestürzt war.
Und doch musste er zugeben, dass es wirklich nicht so schlimm war zuzuschauen, wie erwartet und das die Zeit wirklich schnell vorbei ging.
„Na sieh mal einer an, wer hier ist.", ertönte die gehässige Stimme von Hodge, welcher im Schlepptau mit Jonathan, und Lorenzo angelaufen kam. Jetzt gerade verfluchte er Magnus und Raphael, dass diese sich zum Duschen und Umziehen einfach viel zu lange brauchten. Bei Magnus war es nicht verwunderlich, denn der Ältere achtete sehr auf sein Aussehen. Von Raphael hingegen war er anderes gewohnt.
„Was wollt ihr?", gab er zurück und versuchte höflich zu klingen. Alleine wollte er sich jetzt mit diesen auch nicht anlegen, denn vor allem Lorenzo und Hodge waren fast zwei Köpfe größer als er. Natürlich konnte er sich selbst verteidigen, aber gegen die drei hatte er nicht wirklich eine Chance.
„Er hat mal wieder seinem Freund beim Fußballspielen zugeschaut, weil er es selbst nicht kann.", lachte Jonathan und er verdrehte die Augen.
„Besten Freund.", korrigierte er. Das Jonathans Grippe diese dumme Sprüche brachten, war er schon gewohnt und trotzdem nervte es ihn wirklich.
Bevor er jedoch etwas erwidern konnte kamen Raphael und Magnus auf ihn zu, mit nassem Haaren. Angestrengt wendete er seinen Blick von Magnus ab, was wirklich bei diesem Anblick nicht leicht war, und verschränkte seine Arme.
„Was wollt ihr Idioten schon wieder von Alexander?" Magnus stellte sich direkt vor ihn und er konnte die Nähe des Anderen spüren. Sein bester Freund wollte einfach irgendwie nicht immer verstehen, dass er sich schon gut alleine verteidigen konnte und nicht immer auf die Hilfe von Anderen angewiesen war. Zwar war er sich sicher, dass er keine großen Chancen hatte, aber er wollte vor Magnus nicht so hilflos rüber kommen.
„Oh, braucht der kleine hochbegabte Streber wieder einen Babysitter?", spottete Lorenzo und Magnus knurrte leicht. Raphael legte diesem eine Hand auf die Schulter. „Kommt, das ist es nicht Wert sich wieder mit denen anzulegen."
Eindringlich sah der Raphael Magnus an und es wirkte tatsächlich. Magnus schnappte sich seinen Arm und zog ihn von den Anderen weg. Raphael folgte ihnen.
Alec wusste, dass Mags wirklich gut mit Raphael befreundet war. Dass war so wie Jace und er. Man teilte sich ein Zimmer lernte sich kennen und wuchs näher zusammen.
„Ich hasse diese Idioten. Wieso müssen die dieses Jahr wieder hier sein?", schnaubte der Indonesier genervt. „Aus demselben Grund wie wir, entweder sie wollen Sportler werden oder ihre Eltern haben auch keine Zeit für sie."
Das Sportinternat in New York hatte einen guten Ruf. Viele Fußballer waren hier zur Schule gegangen und heute spielten sie zum Beispiel bei bekannten Vereinen. Aber auch andere Sportler wie Handballer und so weiter, gingen mal hier zur Schule. Die Schule war teuer und entweder man hatte den Traum Sportler zu werden, oder man wurde von seiner Familie abgeschoben, wie er.
Er hatte nichts gegen seinen Vater und seine Mutter, aber sein Vater wollte immer, dass er ein aktiver Sportler wurde und hatte ihn deshalb an so einem Internat angemeldet. Doch Fußball war wirklich nichts für ihn, dafür hatte er im Bogenschießen seinen Platz gefunden.
„Reg dich nicht auf, Magnus. Die werden sich nie ändern.", murmelte er. Sein bester Freund seufzte. „Ich weiß, aber trotzdem regen die mich so was von auf. Vor allem denken sie, sie wären die tollsten, nur weil der Trainer sie ebenfalls immer spielen lässt."
Etwas überfordert zuckte er mit den Schultern, denn davon hatte er überhaupt keine Ahnung und bevor er irgendetwas falsches sagte, hielt er lieber den Mund. „Aber Themawechsel.", sagte Magnus. Raphael lief etwas weiter hinter ihnen und hatte Izzy anscheinend angerufen, denn er erklärte irgendwas von wegen er wäre in 10 Minuten da. Alec wusste n icht was genau zwischen seiner Schwester und Raphael lief, aber genau wollte er das auch gar nicht wissen. Es reichte ihm, dass er wusste das Raph ein anständiger Kerl war. Sie beachteten ihren Kumpel nicht weiter und ließen diesem die Privatsphäre.
„Was ist denn?" Er warf einen Seitenblick zu seinem besten Freund, als sie das Wohngebäude des Internates betraten und sie in dem richtigen Flur stehen blieben. Magnus musste jetzt nach links und er nach rechts. Selbst diese kleinen Abschiede hasste Alec und er wusste, dass das einfach verrückt war.
„Nimm an dem Wettbewerb von dem Bogenschießen teil. Raphael hat mir erzählt, dass Jace gesagt hätte, du wüsstest es noch nicht." Manchmal verfluchte er Jace wirklich. Der Engländer war so eine Quasselstrippe.
„Ich überlege es mir in Ordnung?" Magnus seufzte, nickte aber dann. „Ich würde sogar zuschauen kommen."
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir in einem kleinen Kommentar eure Meinung da lassen würdet. Konstruktive Kritik ist natürlich auch gern gesehen.
Ihr könnt auch Voten, in dem ihr auf den kleinen Stern hier unten tippt.
Bis zum nächsten Kapitel <3
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