ACHT: MAGNUS

ACHT: MAGNUS

Es waren zwei Wochen nach ihrem Kuss vergangen, doch Magnus kam es so vor, als wäre es erst gestern gewesen. Noch heute hatte er dieses Gefühl auf den Lippen, welches Alexander in ihm ausgelöst hatte. Es war absurd, wenn man bedachte, dass Alec sein bester Freund war, zu mindestens hoffte er das noch.

Seit zwei Wochen hatten sie nur den nötigsten Kontakt miteinander gehabt und manchmal fragte sich Magnus, wieso das so war. Das er an dem ganzen Schlamassel nicht gerade unschuldig war, war ihm durchaus bewusst, denn momentan verbrachte er sehr viel Zeit mit der Austauschschülerin Camille. Sie verstanden sich einfach gut, es war so, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Camille war einfach für ihn da.

Der Jüngere hatte sich zurückgezogen und Magnus wusste um ehrlich zu sein nicht, woran dies lag. Normalerweise wusste er alles was Alexander betraf, aber dieses Mal war er einfach nur unwissend.

Wenn er zu viel darüber nachdachte, dann viel ihm nur eine Sache ein, die der Grund dafür sein konnte. Alec hatte der Kuss nicht gefallen und ging deshalb auf Abstand.

An diesem Abend hätte er Jace erwürgen können, dass ausgerechnet er dafür ausgewählt wurde, den Jüngeren zu küssen. Selbst Raphael, der von seinen Gefühlen wusste, hatte ihm nicht aus der Patsche geholfen und ihn so was von auflaufen gelassen. Und so etwas nannte man Freunde.

Er schnaubte leicht und warf den Fußball immer noch nach oben. Schon seit gefühlten zwei Stunden lag er auf dem Rücken auf seinem Bett und warf den Fußball, der eigentlich auf der Fensterbank ihres Fensters stand gegen die Decke und fing diesen wieder auf.

„Was ist dein Problem, Mags?" Raphael, mit dem er ein Zimmer teilte, lag ebenfalls auf seinem Bett, tippte aber im Gegensatz zu ihm auf seinem Handy herum. Schon seit 3 Tagen war er wie gefesselt an dieses Ding und sie fragten sich alle schon, warum. Jedoch hatte der Andere bis jetzt noch nicht mit ihnen geredet und jeder der Raph auch nur ein bisschen kannte wusste, dass man diesen nicht zu einem Gespräch drängen konnte.

„Alexander ist das Problem.", erwiderte er und legte den Ball neben sich, ehe er die Arme hinter dem Kopf verschränkte und frustriert gegen die langweilige weiße Decke starrte.

„Deine Gefühle sind das Problem oder das du Alec ein wenig mit Camille ersetzt?", stellte Raphael eine Gegenfrage und er selbst rollte sich auf die Seite, um seinen Kumpel anschauen zu können. Er mochte es nicht bei Gesprächen seinen Gesprächspartner nicht anblicken zu können.

„Ich ersetze Alexander doch nicht mit Camille. Ich verstehe mich nur mit Cami sehr gut.", antwortete er direkt. Als ob irgendjemand Alexander ersetzen könnte, sie hatten immer eine besondere Bindung zueinander gehabt, die niemand verstanden hatte. Sie passten einfach und da kam niemand auch nur ansatzweise heran.

„Weiß Alec das auch?" Magnus zuckte leicht mit den Schultern. „Sollte er eigentlich, also normalerweise schon, er weiß, wie wichtig er mir ist.", seufzte er und bettete das Kissen unter seinem Kopf etwas herum.

„Warum sagst du ihm nicht einfach, dass du dich in ihn verliebt hast?", fragend blickte Raphael ihn an. Sein Kumpel hatte sein Handy zur Seite gelegt und den Kopf auf den Arm gestützt.

In solchen Momenten war er ziemlich froh, dass Raph sein Zimmerpartner war, denn mit diesem konnte man einfach über alles reden und dieser gehörte einfach zu seinen besten Freunden.

„Um die Freundschaft dann endgültig zu zerstören? Nein, erst einmal muss ich unsere Freundschaft überhaupt retten. Seit dem Kuss ist Alexander generell distanziert.", erwiderte er und setzte sich auf.

„Wenn ich ihm jetzt sage, dass ich mich in ihn verliebt habe, dann packt er wahrscheinlich direkt seine Koffer und verschwindet."

Raphael brummte leicht. „Das ist eine Variante, die andere wäre, dass er deine Gefühle erwidert und ihr zusammenkommt."

Magnus schnaubte leicht und rollte mit den Augen. „Hör auf zu Träumen, Raph. Alexander und ich sind nicht wie Meliorn und du. Nur weil das bei euch funktioniert hat, passiert das nicht bei ihm und mir. Wir sind eben nur die besten Freunde.", murmelte er.

„Zu dem Punkt Meliorn, schreibt ihr?" Er konnte sich nicht zurückhalten und deutete mit einem Blick auf das Handy, welches auf der Matratze von seinem Kumpel war.

Raphael fuhr sich durch die dunklen Haare und zuckte etwas mit den Schultern. „Ich habe ihn angeschrieben und seitdem schreiben wir. Ihm geht es gut in der Schweiz, aber er, er vermisst mich.", gab der Andere zur Auskunft.

Etwas eindringlich sah er seinen Kumpel an. „Und du? Vermisst du ihn auch?" Ein hilfloses Schulterzucken bekam er von seinem Zimmergenossen zurück. „Manchmal. In letzter Zeit öfters, keine Ahnung. Er ist eben Meliorn, du kennst ihn doch. Immer einen Spruch auf Lager, wer vermisst ihn nicht?"

Da musste er seinem Kumpel recht geben, denn Meliorn war eben einfach nur Meliorn. Der Junge mit den längeren Haare  hatte immer einen Spruch auf Lager, ganz egal in welcher Situation sie sich befanden. Am Anfang, als Meliorn noch zu Jonathan und seinen Kumpanen gehört hatte, mochte er diesen nicht wirklich, aber als er dann mit Raph zusammenkam, hatten sie alle eine andere Seite von diesem kennen gelernt. Er lernte Meliorn zu mögen und dieser gehörte immer noch fest zu ihnen, auch wenn sie nicht mehr viel Kontakt hatten.

„Das wird schon, Raph. Mel ist nicht aus der Welt. Und ihr, ihr gehört einfach zusammen.,", murmelte er. Raphael schmunzelte leicht. „Danke, aber du hast genug Probleme, Mags. Meliorn und ich bekommen das schon hin, wenn es da überhaupt etwas zum hinbekommen gibt."

Aufmunternd blickte Magnus seinen Kumpel an, erhob sich dann entschlossen und schlüpfte in seine Sneakers. „Das wird schon, wenn es jemand hinbekommt, dann ihr.", sagte er noch, bevor er sein Handy von der Ablage nahm, in seine Hosentasche steckte und noch den Schlüssel dazu tat.

Er war sich nämlich nicht sicher, ob Raphael später noch in ihrem Zimmer sein würde und für dieses Schuljahr, welches erst begonnen hatte, hatte er sich definitiv schon oft genug ausgesperrt. Die dummen Sprüche von Raph konnte er sich auch ersparen, denn sein toller Mitbewohner machte sich gerne mal über ihn lustig.

Es war schon relativ spät am Nachmittag, weswegen es nicht ganz so einfach war einzugrenzen, wo Alexander sich überhaupt befand. Er wusste nur, dass Cami in irgendeinem Kurs für die Austauschschüler war. Genauer hatte er nicht nachgefragt, denn dies war ziemlich uninteressant für ihn.

Entweder er fand Alexander auf dem Platz des Bogenschießen, was er aber eigentlich ausschließen konnte, da dieser erst gestern Training gehabt hatte. Und nach einem Training war es untypisch für den Jüngeren trainieren zu gehen.

Magnus schnaubte und schlug sich in Gedanken gegen die Stirn. Natürlich wusste er wo Alec war, es war sein bester Freund. Sie hatten einen freien Nachmittag und Alexander liebte es mit einem guten Buch sich irgendwo zurück zu ziehen. Dies hatte der Jüngere öfters getan, um sich vor einer Party zu drücken, denn wenn einer Partys hasste, dann Alec. Da würde dieser sogar lieber mit ihm Fußball spielen und seine kleine Intelligenzbestie war so ein Mensch, der Bälle wirklich hasste. Okay, Alexander gehörte nicht ihm, aber in Gedanken durfte man doch auch mal träumen.

Noch zu gut erinnerte er sich an den Sportunterricht, wo sie Handball gespielt hatten. Niemand hatte sich an diesem Tag verletzt, außer Alec. Sein bester Freund hatte einen Ball in das Gesicht bekommen, war über seine eigenen Füße gestolpert und hingefallen. Dabei hatte dieser sich irgendwie, Magnus hatte keine Erklärung dafür, das linke Handgelenk gebrochen.

Kopfschüttelnd machte er sich auf den Weg die Treppen nach oben auf die Dachterrasse. Hier oben befanden sich nicht viele Schüler, denn hier oben war es windig. Er stieß die Tür auf und trat hinaus.

Wenn man hier oben länger war, dann fand man auch Plätze, wo der Wind einen nicht belästigte und vor Jahren hatte Alexander ihm mal so einen Platz gezeigt.

Leise machte er sich auf den Weg um die verschiedenen Blumenbeete herum. Nur wenn man sich hier oben auskannte, kannte man dieses kleine versteckte, überdachte Plätzchen.

Wie er es sich gedacht hatte fand er Alec auf einem alten Sofa umringt von verschiedenen Kissen, die dieser im Laufe der Zeit hier angeschleppt hatte. Ohne etwas zu sagen ließ er sich neben dem Jüngeren nieder, welcher überrascht das Buch zu klappte und ihn anblickte.

Auf dem Buchumschlag konnte er den Titel „Stolz und Vorurteil" lesen. Es war so ein Buch, welches nur Alexander lesen würde und manchmal beneidete er dessen Interesse an der Literatur sehr. Er selbst würde nie freiwillig lesen.

„Hast du das Buch nicht schon vor 4 Jahren gelesen?", fragte er und lehnte sich etwas zurück. „Stimmt.", sagte Alec und strich mit den Fingern über den Buchrücken, welcher trotzdem noch wie neu aussah. Alec ging mit seinen Büchern um, wie er mit seinen Pokalen.

In dieser Hinsicht war sein bester Freund einfach nur unglaublich. Vor 4 Jahren war dieser 11 gewesen und in diesem Alter wusste Magnus noch nicht einmal, dass so Bücher überhaupt existierten. Magnus fand die Intelligenz des Anderen schon immer faszinierend.

„Was machst du hier, Magnus?" Der Jüngere schob das Buch beiseite und legte den Kopf leicht schief. Das tat dieser immer, wenn er irgendwie unsicher war, oder ihm etwas unangenehm war.

„Hab dich gesucht.", gab er zu und bekam wie zu erwarten einen überraschten Blick zurück. „Warum hast du mich gesucht?" Der Jüngere runzelte die Stirn etwas, was auch eine Angewohnheit von diesem war.

Magnus seufzte und überlegte, wie er sich ausdrücken konnte. Wenn einer nicht gerade gut im Reden war, dann er selbst. Es fiel ihm schwer die richtigen Worte zu finden und sich auszudrücken. Meistens tappte er in ein Fettnäpfchen nach dem Anderen.

„Du distanzierst dich, irgendwie. Ich auch, aber du gehst mir regelrecht aus dem Weg und redest nicht mehr mit mir.", fing er langsam an und bemühte sich seine Stimme ruhig klingen zu lassen, was ihm aber nur etwas gelang.

Er hörte Alec seufzen. „Das liegt nicht an dir.", antwortete der Andere und verschränkte die Arme vor der Brust. Typische Abwehrhaltung und ein Zeichen darauf, dass dieser nicht gerade die Wahrheit sagte, geschweige den überhaupt mit ihm reden wollte.

„Seit wann sagst du mir nichts mehr, Alexander?" Einerseits machte er sich große Sorgen, denn Alec war immer noch sein bester Freund und einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben. Aber andererseits verletzte ihn dies auch.

„Magnus.", murrte dieser leicht genervt und seufzte. „Ich habe kein Problem mit dir oder mit uns. Wir sind beste Freunde, da ändert auch ein Kuss nichts daran. Ich habe nur Probleme mit meinen Eltern, das hat aber nichts mit dir zu tun. Ich brauche eben ein bisschen Zeit."

Leise seufzte er. Es war nicht abwegig, dass Alexander Probleme mit seinen Eltern hatte, insbesondere mit seinem Vater, aber irgendwie glaubte er seinem besten Freund nicht wirklich. Wenn jemand Alec kannte, dann war er das und irgendetwas kam ihm faul an dieser Sache vor.

Da er aber jetzt nicht diskutieren wollte und es auch nicht zwischen ihnen noch schlechter machen wollte als es sowieso schon war, harkte er nicht nach, sondern nickte nur.

„Mit deinem Dad?" Alec nickte. „Ja. Aber ich möchte jetzt nicht darüber reden, es ist nicht so wichtig, ich bin es gewohnt. Das renkt sich wieder ein, mein Vater braucht einfach etwas Zeit um sich abzuregen."

Magnus ließ es dabei beruhen, denn wenn er jetzt weiter fragen würde, würde der Jüngere komplett dicht machen, vor allem, wenn es um seine Eltern ging. Noch nie hatte dieser gerne über sie geredet.

„Ist zwischen uns nun alles okay?" Er musste dies noch einmal ansprechen, um sicher zu gehen, dass es eben okay war, auch wenn es nicht wirklich okay war. Aber vielleicht wollten sie Beide nicht der Wahrheit ins Auge blicken.

Langsam nickte Alexander und strich mit der Hand sein T-Shirt glatt „Ja. Ja zwischen uns ist alles okay. Ich muss jetzt los zum Bogenschießen, Training du weißt schon."

Dass dies eine komplette Lüge war, wusste er, denn Alec hatte gestern erst Training gehabt. Jedoch sagte er nichts dazu und ließ zu, dass Alexander aufstand und von dem Dach verschwand.

Es brachte nichts, wenn er Alec aufgehalten hätte, denn wenn dieser nicht bleiben wollte, wollte Magnus ihn auch nicht dazu zwingen.

Vorsichtig nahm er das Buch in die Hand, welches sein bester Freund vor Eile vergessen hatte und strich über den Titel, bevor er das Buch aufschlug und auf der ersten Seite anfing zu lesen.

„In der ganzen Welt gilt es als ausgemachte Wahrheit, dass ein begüterter Junggeselle unbedingt nach einer Frau Ausschau halten muss... Welcher Art die Gefühle und Wünsche eines solchen Mannes im übrigen auch immer sein mögen, diese Wahrheit hat eine so unumstößliche Geltung, dass er schon bei seinem ersten Auftauchen von sämtlichen umwohnenden Familien als rechtmäßiger Besitz der einen oder anderen ihrer Töchter angesehen wird. >>Mein Lieber Bennet<<, sprach eines Tages Mrs. Bennet zu ihm, >>hast du schon gehört, dass Netherfield Park endlich einen Mieter gefunden hat?<<"

Dieses mal einmal aus Magnus Sicht. Na, was haltet ihr davon? Und wie findet ihr es mal aus Magnus Augen alles zu sehen?

Ich würde mich freuen, wenn ihr das Kapitel nicht nur im Stillen lesen würdet, sondern mit in einem kleinen Kommentar eure Meinung da lassen würdet.

Ihr könnt natürlich auch Voten, in dem ihr auf den kleinen Stern hier unten tippt.

Bis zum nächsten Kapitel <3

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