Kapitel 9: Sicht Cam

Sie glaubte mir nicht. Natürlich nicht.
Sie kam nicht aus meiner Zeit. In ihrer Zeit waren die Menschen dümmer. Sie verließen sich lieber auf ihre Maschinen und ihr Pseudowissen, als auf alte Bücher und die wahren Schriften.
Aber Tessa musste mir glauben. Nur sie konnte meine Freundin noch retten. Deswegen musste ich sie auch davon überzeugen, das ich die Wahrheit sprach.
Zum Teil stimmte meine Erzählung schließlich auch. Vielleicht sollte ich noch ein paar barmherzige Effekte einbringen, damit sie begann, mir zu vertrauen.
Oder ich ließ es gewittern, um die ganze Sache eindringlicher zu gestalten.
Ach wie schön wäre es, wenn sie ein normaler Mensch wäre und ich einfach so von ihr Besitz ergreifen könnte.
Es würde diese Angelegenheit um einiges entkomplizieren.
Aber das hatten Tess und ich oft genug probiert. Sie war immun.
Also musste ich sie von mir und meinen Erzählungen überzeugen. Also fuhr ich fort:

„Die ersten Tage passierte nichts weiter. Ich ging meinem Alltag nach. Doch dabei fühlte ich mich seltsam beschwingt und gleichzeitig gehetzt. Ich kam nicht zur Ruhe, da ich nicht wusste, was der Teufel von mir wollte, ob er überhaupt etwas von mir wollte und wann.
Ich huschte nur schnell über die Wege aus Angst, irgendwo einen Ritter mit schwarzer Rüstung zu entdecken, der mir eine Mitteilung überbrachte. Doch nach einiger Zeit überbrachte er seine Nachricht auf anderem Wege: im Traum. Er besuchte mich dort, in Gestalt eines Adlers mit Hörnern. Seine Botschaft bestand nur aus drei Wörtern, aber eindringlicher hätte sie nicht sein können. Töte eine Jungfrau. "

Endlich riss Tessa sich wieder zusammen.
Sie musterte mich interessiert, als würde sie im Kopf Abwegen, ob ich all das ernst meinte.
Es war mir egal, denn wenigstens lachte die nicht mehr.

„Es war mir nicht klar, weshalb er das von mir forderte. Vielleicht wollte er nur sehen, wie weit meine Loyalität reichte. Ich war nicht bereit, jemanden zu töten. Deshalb beließ ich es dabei und wandte mich wieder meinem Leben zu, dass gerade ganz gut zu laufen schien. Ich hatte viel gearbeitet und war so zu für die Epoche einigermaßen gewaltigem Reichtum gekommen. Abends führte ich ab und an eine Dame aus. Ich ignorierte seine Aufforderung. Aber natürlich kann man sich nicht vor dem Teufel verstecken. Ich hätte es schon früher wissen müssen. So jedoch traf es mich überraschend."

Jetzt lauschte Tessa der Geschichte wirklich gebannt. Aber trotzdem war mir klar, das sie es mir nicht glaubte.

„Dafür, dass ich ohne Geld oder Besitz aus meinem Elternhaus geflüchtet war, besaß ich nun außergewöhnlich viel davon. Ich hatte mir mein eigenes kleines Imperium aufgebaut. Ein bedeutender Mann aus dem Stadtrat war kurz davor, mir die Hand seiner Tochter zu versprechen, ich hatte mir ein großes Haus gebaut und einen Sekretär. Doch dann zog mein Herr mir den Boden unter den Füßen weg. Ein kleines Mädchen lief durch die Stadt, schrie um Hilfe und meinte, ich hätte ihre Mutter getötet. Es war unglaublich realistisch, doch ich hatte mich schon genug mit dunkler Magie auseinandergesetzt, sodass ich direkt erkannte, dass sie unter seinem Einfluss stand.
Die Bürger der Stadt wollten mich umbringen. Ich stand auf einer großen Tribüne, die Schnur schon um meinen Hals, als plötzlich der Boden aufbrach. Der Riss wurde größer, bis er etwa die Größe eines Hauses einnahm, dann erscholl daraus eine grollende Stimme: „Ich forderte dich auf, eine Jungfrau zu töten! Aber stattdessen hast du dich von mir abgewendet. Ich bin enttäuscht von dir. Ich würde dir jeden Wunsch erfüllen, aber ich bin weiß Hölle kein Heiliger. Bring sie jetzt um, oder ich bring dich um."
Plötzlich löste sich die Tochter des Mannes aus dem Stadtrat aus der Menge. Ich Blick war stur geradeaus gerichtet, während sie die Tribüne zu mir hochschritt, ein Schwert in der Hand, das sie mir reichte.
Die Menschen um mich herum standen da, wie versteinert. Fassungslos verfolgten sie das Szenario.
Jetzt!", tönte es ungeduldig aus der Erde.
Mir wurde klar, dass ich mich nun entscheiden musste. Mein Leben oder ihres.
Mit Tränen in den Augen hob ich das Schwert an und stieß es in ihren Hals.
In dem Moment ertönte brausender Applaus. Die Erdspalte schloss sich wieder und die Leute stürmten auf mich zu.
Sie befreiten mich aus dem Seil um meinem Hals und beglückwünschten mich.
Danke, dass du uns vor der Verrückten gerettet hast!" hörte ich einen Jungen sagen. „Kaum zu glauben, dass wir ihr echt glaubten, du wärst ein Hexer. So sehr war sie in den schwarzen Mächten geübt", meinte eine alte Frau.
Und dann stand ihr Vater vor mir: „Herzlichen Glückwunsch! Es tut mir Leid, was ihnen wegen meiner Tochter widerfahren ist, aber sie haben gehandelt wie ein wahrer Held und ich spreche im Namen der gesamten Stadt, wenn ich ihnen das sage. Wenn sie wollen können sie meine jünger Tochter heiraten."

Da begriff ich, was hier gerade geschah.
Wenn ich tat, wie mein Meister mir gehieß, so bekam ich tatsächlich alles, was ich begehrte.
Und auch wenn das hieß, Opfer zu bringen, oder selbst Menschen zu töten, so fühlte es sich  doch gut an."

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