Kapitel 16: Sicht Tessa

Nur noch ein paar Meter. Der Gang wurde immer heller. Da war der Ausgang. Mein Ziel immer vor Augen stürmte ich vorwärts. Es fühlte sich unwirklich an, wie ich mich langsam nicht mehr im Stockdunkeln befand.
Und dann stolperte ich. Der Länge nach fiel ich hin. Mein Fuß knickte um, mein Knie schürfte auf und mein Kinn stoß sich an einem Stein. Erst jetzt, als ich zum Ruhestand kam, merkte ich, wie erschöpft mein Körper wirklich war.
Jeder Muskel tat mir weh und es war unfassbar schwer, mich wieder aufzurappeln.

Und während ich erschöpft auf der Erde lag wurden die Fußschritte hinter mir immer lauter.
In dem jetzigen Zustand könnte ich die Verfolger niemals ausschalten.
Hätte ich vorhin bloß alle getötet. Weshalb war ich mir so sicher gewesen, als ich manche in meiner Panik nur von mir geschleudert hatte. Sie waren schließlich nur für ein paar Minuten verletzt gewesen. Und nun würden sie mich töten.

Ich versuchte mich an einem großen Stein hochzuziehen. Tatsächlich konnte ich mich dort aufstützen, um etwas vorwärts zu kommen. Doch ich kam nicht weit.
Nach ein paar Metern gaben meine Beine unter mir nach. Mit letzter Kraft schleifte euch mich in eine dunkle Ecke, die noch nicht erhellt wurde. Ich war nur noch etwa zehn Meter von Ausgang entfernt. Doch dahinter lag ein spärlich bewachsener Wald. Es war freie Fläche, dort würden mich die Verfolger direkt finden. Also blieb ich in der Höhle.

Und dann bogen sie um die Ecke. Abgemagerte kleine Körper. Es waren nur Kinder. Dünn, als würden sie ausschließlich aus Knochen bestehen. Ihre zerbrechlichen Körper hinkten hauptsächlich, als das sie wirklich rannten. Zwei sahen aus, als wären sie nicht älter als sieben Jahre alt. Deswegen hatte ich meine Gegner also vorhin so schnell besiegen können.

Aber obwohl sie so klein waren machten sie mir Angst. Einerseits, da ich keinerlei Kraft mehr hatte. Aber auch wegen dem Ausdruck in ihren Gesichtern. Als sie immer näher kamen konnte ich ihn erkennen. Er war gänzlich einheitlich und verbissen. Sie alle sahen unfassbar entschlossen aus. Obwohl sie nur sieben Kinder waren, die äußerlich keinerlei Kraft besaßen, blickten sie mit so viel Zuversicht nach vorne, als wären sie Soldaten, hinter denen ein gesamtes Heer stand.

Dann liefen sie an mir vorbei. Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde zerspringen. Es pochte so laut, dass sie es hören mussten. Mein Atem ging schneller und lauter als gewohnt. Ich versuchte, keine Geräusche zu machen. Wie angewurzelt kauerte ich in der Ecke, voller Panik, dass sie mich finden könnten.

Jedoch liefen sie einfach an mir vorbei. Das allerdings nur bis zu dem Punkt, wo die Höhle noch im Schatten lag. Es war vorbei. Sie würden mich finden und auseinandernehmen. Wie erbärmlich von sieben kleine Kindern getötet zu werden, nachdem man unfassbar viele ihrer Freunde und einen ausgewachsenen Mann besiegt hatte.

Leise besprochen sich die Kinder, aber ich konnte nicht verstehen, was die sagten. Die älteste unter ihnen war ein zehnjähriges Mädchen. Sie schien mir wie die Anführerin der Gruppe. Mit einem abschätzigen Blick nahm sie eins der kleineren Kinder am Arm und schubste sie in die Sonne.

Augenblicklich begann das Kind zu schreien. Sie drehte sie auf der Erde, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Verzweifelt krabbelte sie auf ner die Erde, im Versuch, wieder in den Schatten zu gelangen. Doch die anderen traten ihr auf die Hände.

Die Haut des Kindes verschrumpelte und wurde gelblich. Wurde sie etwa alt?
Der Körper des Kindes wuchs. Wurde größer, dann kleiner, verschrumpelte. In wenigen Sekunden durchlief sie den Zyklus eines gesamten Lebens. Aber sie sah aus, als würde sie schreckliche Schmerzen erleiden.

Und plötzlich bewegte sie sich nicht mehr.
Sie sah nun aus, als wäre sie 80 Jahre alt. Viele Menschen starben in diesem Alter. Das kleine Mädchen war nun erwachsen und tot.

Und da begriff ich, was das bedeutete. Weshalb war ich bloß so dumm gewesen? Ich konnte mir nicht erklären, was mit dem Kind passiert war, aber mir war bewusst, dass bei den anderen Kindern das Selbe passieren würde. Noch jemand würde nicht in die Sonne gehen. Könnte ich dorthin flüchten, wäre das meine Rettung.

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