Elf
Jungkook
"Tae?"
Wir hatten bis vor wenigen Minuten zu Abend gegessen und lagen nun zusammen auf der Couch, während irgendeine Talkshow im Fernsehen lief, die uns beide nicht sonderlich interessierte. Taehyungs Kopf lag auf meinem Brustkorb und einer seiner Arme war über meinen Bauch gelegt. Mir gefiel diese Nähe zu ihm.
"Hm?"
Ich strich mit der rechten Hand durch seine Haare und überlegte, ob er wirklich schon soweit war. Doch ich musste endlich wissen, was geschehen war.
"Kannst du mir bitte erzählen, was passiert ist?"
Ich schaltete den Fernseher aus und drehte meinen Kopf so, dass ich Taes Haare sehen konnte, er hatte sein Gesicht von mir abgewandt. Ich hörte nicht auf, meine Finger in beruhigenden Kreisen über seine Kopfhaut zu bewegen.
"Ich hab Angst vor ihm."
Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und seine Hand hielt sich an meinem T-Shirt fest, als würde ich ihn jeden Moment von mir schieben. Ich führte meine Bewegung fort und sagte nichts mehr. Taehyung sollte selbst entscheiden, was er mir anvertrauen wollte.
"E-Es war im Badezimmer. Er hat mich festgehalten." Ich spürte, wie sein Körper sich anspannte, während er sich zurückerinnerte. "Ich konnte nichts dagegen machen, aber ich wollte es nicht, wirklich." Er fing an zu zittern und ich legte vorsichtig meinen anderen Arm um ihn. "Er hat mir mein Oberteil ausgezogen u-und mich angefasst, sein Bein und... Er war so nah und ich konnte nichts machen." Er holte tief Luft und strich sich mit dem Ärmel seines Pullis über das Gesicht.
"Der K-Knutschfleck i-ist von ihm."
Ich streichelte seinen Kopf und spürte die Anspannung in mir. Es zu hören machte mich noch wütender, als es mir nur vorzustellen. Mein armer Tae, nie wieder würde dieser Kerl auch nur in die Nähe meines Freundes kommen, dafür würde ich sorgen.
"Ich ha-hatte nur Glück, Kookie." Er drehte sich etwas und legte seine Stirn auf meinen Rippenbogen, versteckte sein Gesicht. "Hätte dieser Liefertyp nicht geklingelt... Ich glaube, er hätte nicht aufgehört."
Ich schluckte schwer und schloss für einen Moment die Augen. Es war, als teilte ich Taehyungs Verzweiflung und fühlte gleichzeitig noch meine eigene Wut, meine Nase kribbelte und ich biss mir auf die Lippe, als mir ebenfalls die Tränen in die Augen stiegen.
"Danke, dass du es mir erzählt hast", hauchte ich und wischte mir über die Augen. Ich musste stark sein.
Tae richtete sich leicht auf und schaute mich mit geweiteten Augen und leicht geöffnetem Mund an, dann schüttelte er den Kopf.
"Ohne dich... Ich wäre kaputtgegangen, Kookie."
Ein Schauer lief mir über den Rücken, als diese braunen Augen mich ehrlich anfunkelten und ich konnte die Tränen nicht verhindern. Er lächelte aufmunternd, obwohl er selbst immer noch weinte und rutschte weiter nach oben, damit er mich richtig in den Arm nehmen konnte. Ich wollte doch stark sein.
Lang lagen wir nur so eng umschlungen da und gaben uns gegenseitig Ruhe und Sicherheit, während wir unseren Gedanken nachhingen. Ich atmete Taes Geruch ein und schloss die Augen, ließ mich von ihm wärmen.
Irgendwann fiel mir auf, dass mein Freund sehr ruhig und regelmäßig atmete und ich beschloss, ihn ins Bett zu bringen. Wie ein Koala klammerte er sich im Halbschlaf an mich und legte sein Kinn auf meine Schulter, als ich ihn die Treppe nach oben trug. Ich zog ihm vorsichtig die Hose aus und deckte ihn zu. Dann ging ich mir noch die Zähne putzen, bevor ich den Wecker stellte und mich leise zu ihm legte. Ich zog ihn an mich und wurde wieder von ihm umklammert.
Sanft strich ich ihm über die Wange und hauchte einen Kuss auf seine Haare. Dass er hier bei mir sicher war, ließ mich schließlich auch einschlafen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top