The Story behind...

Während Paddy seine Arbeit macht, beobachte ich das Geschehen. Marco und Hannah haben beide Kopfhörer auf. Marco bedient die Knöpfe und Hannah arbeitet am Laptop. Immer wieder muss Paddy die Strophe wiederholen, denn Hannah findet immer etwas, was er noch besser machen kann.




"Probier es mal ein bisschen schneller." 


"Sing es bitte langsamer."


"Mach es mal eine Tonlage höher."


"Sing es eine Tonlage tiefer."


"Kannst du die ersten beiden Zeilen ruhiger singen und danach lauter werden?"




Ich fand, dass es bereits beim ersten Mal super schön war  - aber ich hab ja davon keine Ahnung. Ich sehe Paddy an, dass er genervt ist und auch Pino schaut immer wieder auf die Uhr. Wir sind jetzt bereits seit zwei Stunden hier und ich kann mittlerweile sogar den Text mitsingen. Vielleicht sollte ich doch eine Karriere als Backgroundsängerin anstreben... die talenfreieste Backgroundsängerin aller Zeiten...





„Hannah, wie lange denkst du dauert das hier noch?", fragt Pino ungeduldig. „Wir haben es gleich." Sie drückt auf den Knopf, mit dem sie die Freisprechanlage einschaltet um mit Paddy zu sprechen. „Mach nochmal die letzten drei Zeilen, dann sind wir durch." Paddy rollt mit den Augen.








„Also dafür, dass du nur eine Strophe einsingen musstest ging das ziemlich lange. Ich will gar nicht wissen, wie lange es dauert, wenn es um einen ganzen Song geschweige denn ein ganzes Album geht." Wir sitzen wieder in Paddys Auto und fahren nach Hause. Pino haben wir gerade bei sich Zuhause abgesetzt.



Paddy und er haben sich die ganze Fahrt über Hannah aufgeregt, aber scheinbar gehört ihrem Vater das Studio und daher können sie sie nicht einfach rausschmeissen. „Ich hab dir ja gesagt, dass es langweilig wird. Hannah ist manchmal echt ein Biest."



„Sag mal...", fange ich vorsichtig an, „...ist Hannah deine Ex?" Paddy nickt. „Okay", sage ich und halte den Mund. Er hatte mich ja gebeten, das Thema Exfreundin nicht zu erwähnen. Paddy dreht die Musik lauter. Ob er mir jemals von ihr erzählen wird?



Dass er darüber hinweg sein soll, hat sich mir heute nicht wirklich gezeigt - eher das Gegenteil. Es schien, als hätte Hannah irgendetwas gemacht, was Paddy sehr verletzt hat. Dass es nur wegen der Geschichte mit der Öffentlichkeit war, nehme ich ihm nicht ab - nicht nach der heutigen Begegnung.





Diesmal haben wir leider kein Glück und Paddy muss das Auto eine Strasse weiter parkieren. „Ein bisschen frische Luft tut uns doch ganz gut", sage ich während ich aus dem Auto steige. Paddy hat seit meiner Frage nach Hannah kein Wort mehr gesagt. Er nimmt seine Tasche aus dem Kofferraum und schweigend laufen wir nebeneinander her bis zur Wohnung.




„Schweigen wir uns jetzt den ganzen Abend an?", frage ich während wir die Treppen nach oben steigen. Paddy bleibt mitten auf der Treppe stehen und ich laufe fast gegen ihn. „Hör zu, Hannah und ich hatten unsere Gründe warum wir uns getrennt haben. Dass ich sie im Studio ständig sehen muss nervt mich unglaublich. Ich würde sie am liebsten komplett aus meinem Leben streichen." Er dreht sich um und stapft weiter nach oben.



Als ich ihn wieder eingeholt habe sage ich: „Jetzt  hör du mir mal zu. Es geht mich nichts an, aber es stört mich, wenn du sauer auf sie bist und es dann an mir auslässt. Sag mir Bescheid, wenn du dich beruhigt hast. Ich setze mich solange auf die Terrasse und lese mein Buch."



Ohne eine Reaktion abzuwarten betrete ich die Wohnung, schmeisse meine Sachen auf den Boden neben meine Schuhe, schnappe mir mein Handy und das Buch, welches noch auf dem Couchtisch liegt und gehe nach draussen. Als ich mich auf die Lounge gesetzt habe, atme ich einmal tief durch.



Von drinnen höre ich Gitarrenmusik. Vermutlich sitzt er auf dem Bett, denn das kann ich von hier aus nicht sehen. Mir soll es recht sein, ignoriert zu werden habe ich noch nie vertragen. Wenn Chris sauer war, hat er das manchmal auch gemacht - ich hasse es. Auf Schweigen reagiere ich allergisch.







„Wein?", Paddy streckt mir ein Glas Rotwein hin. Ich klappe das Buch zu und nehme das Glas. „Danke."



Paddy setzt sich neben mich. „Es tut mir sehr leid So-So. Ich wollte es nicht an dir auslassen." Ich antworte nicht, sondern nippe an meinem Wein. Ein edles Tröpfchen. „Ich habe zwar gesagt, dass ich nicht über sie sprechen möchte, aber wenn du willst erzähle ich dir alles. Ich will keine Geheimnisse vor dir haben." „Okay."




„Hannah habe ich durch ihren Vater kennengelernt. Er ist der Besitzer des Studios in dem wir heute waren. Sie kennt das Musikbusiness und ist in ihrem Job wirklich verdammt gut. Wir haben uns ein paar Mal privat getroffen und kamen dann fest zusammen. Zuerst wollte sie nicht, dass es jemand erfährt, weil wir gerade dabei waren mein Album >Human< aufzunehmen.


Nicht einmal ihr Vater sollte es wissen. Als wir die Arbeit am Album beendet haben, hat sie es ihm erzählt. Er war ziemlich sauer, dass wir es ihm nicht schon vorher gesagt haben. Ich war für ihn immer wie ein Sohn und er fand es grossartig, dass ich irgendwann vielleicht sogar sein Schwiegersohn werden könnte. Intern wussten somit rasch alle Bescheid, aber Hannah wollte nicht, dass es die Öffentlichkeit erfährt. Ich hab es akzeptiert und wir haben es so gut es eben ging, aus der Öffentlichkeit rausgehalten.


Laut Presse war ich damals immer Single - was mich oft sehr verletzt hat. Ich wusste nicht, warum sie nicht die Frau an meiner Seite sein will. So vergingen die Jahre und nach drei Jahren konnte ich nicht mehr. Auf Parties erschienen wir getrennt, sie flirtete mit anderen Männern und machte einfach ihr Ding. Bis vor zwei Jahren hatte jeder von uns seine eigene Wohnung, als ich dann diese Wohnung gekauft habe, ist sie mit eingezogen. Ihren Namen wollte sie nicht am Briefkasten stehen haben.


Während ich auf Tour war, hat sie mich kein einziges Mal besucht. Es war eben einfach keine Beziehung so wie ich es gerne gehabt hätte. Ich will eine  Frau mit der ich alles teilen kann. Die an meiner Seite ist und stolz auf das ist was ich mache. Genau so wie ich stolz auf meine Frau sein möchte.


Ich weiss auch gar nicht ob Hannah mich je wirklich geliebt hat, denn sie spricht nicht mit mir darüber. Ich hab ein paar Mal versucht das Gespräch mit ihr zu suchen, aber es war ihr egal. Sie hat ihre Sachen gepackt und ist ausgezogen. Seit dem bin ich alleine."





Paddy leert sein Weinglas in einem Rutsch. „Wow, das klingt... anstrengend", sage ich beeindruckt. „Ja das war es, aber wenn man verliebt ist....", er macht eine Pause, "heute bin ich schlauer und lasse nicht mehr alles mit mir machen ."




Ich nehme die Weinflasche und giesse uns nochmals ein. „Du sagtest du wärst über sie hinweg", sage ich vorsichtig. „Bin ich auch. Ich bin einfach nur genervt, dass ich keine andere Wahl habe bezüglich des Tonstudios. Ich muss in diesem Studio aufnehmen und somit mit ihr zusammenarbeiten."




„Und warum?" „Die Plattenfirma will das so." „Dieses Musikbusiness wird mir immer unsympathischer. Darf ich ehrlich sein Paddy?" Er schaut mich erwartungsvoll an und sagt: „Ich bitte darum." „Als ich Hannah gesehen habe, dachte ich nur, dass sie gar nicht zu dir passt. Sie sieht so ausgeflippt aus und du bist eher bodenständig - normal eben. Keine Ahnung."




Paddy nickt. „Im Nachhinein ist man immer schlauer. Das Gute daran ist, dass ich jetzt weiss was ich nicht will." „Und das wäre?" „Eine Boho-Prinzessin", sagt Paddy und lacht. Ich halte ihm mein Weinglas hin und sage: „Darauf wollen wir trinken."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top