So-So - Allein zu Haus

Ich blicke mich um. Es ist 13.30 Uhr. Da es mir ohne Paddy irgendwie zu ruhig ist, schalte ich die Musikanlage an und lege sein Album ein. So habe ich ihn immerhin ein bisschen um mich. Danach lege ich mich auf die Couch und lasse meine Gedanken schweifen. Ich versuche die letzten Tage nochmals revue passieren zu lassen.




Als ich aufwache blicke ich erschrocken auf die Uhr. Kurz vor Zwei. Da bin ich doch tatsächlich beim Nachdenken eingeschlafen. Ich stehe auf und hole mir einen Eistee aus dem Kühlschrank. Erstaunt blicke ich auf jede Menge Tuppergeschirr im Kühlschrank. Wann hat Paddy das denn da hinein gestellt?


Aus meinem Koffer schnappe ich mir ein Handtuch und meinen Bikini und gehe mich im Badezimmer umziehen. Am Badezimmerspiegel hängt ein Post-It-Zettel.



> Enjoy your bath <



Ich nehme den Zettel und stecke ihn in meinen Kulturbeutel. Paddy ist so ein unglaublich lieber Mensch. Er muss ein Herz habe, welches so gross ist wie ein Meteorit. Er kennt mich erst seit ein paar Tagen und gibt mir so viel. Er schenkt mir seine Zeit und teilt mit mir sein Zuhause. Ich hoffe ich kann ihm das irgendwann zurück geben.





Der Whirlpool scheint ein ziemlich teures Modell zu sein, denn er kann sogar sprechen. Bei jeder Taste  die ich drücke sagt er mir, was passiert. >More Bubbles<  klingt vielversprechend. Von oben strahlt die Sonne und von unten werde ich angeblubbert. Das Leben meint es richtig gut mit mir. Der Whirlpool scheint mit der Musikanlage gekoppelt zu sein, denn aus den zwei Lautsprechern neben meinem Ohr höre ich die Musik von drinnen. Dieses Teil ist echt mega.Paddy scheint viel Geld zu haben, wenn er sich so ein Teil leisten kann.



Während ich so da liege und die Vögel und Wolken beobachte, mache ich mir Gedanken über meine Zukunft. Bin ich in München glücklich? Will ich denn überhaupt in München bleiben? Was hält mich in München? Wo würde ich stattdessen hin wollen? Nach Berlin ziehen? Und dann? Was sollte ich hier denn machen...




Irgendwann fühle ich mich aufgeweicht und schrumpelig und steige aus dem Whirlpool. Ich schnappe mir mein Handtuch, lege es auf den Liegestuhl und mache es mir bequem. Da Paddy bestimmt noch lange weg ist, ziehe ich mein Bikinioberteil aus. Ich hasse die weissen Bikinilinien am Dekolleté.



Sollte ich tatsächlich einen Neustart wagen? Schon allein der Gedanke macht mich nervös aber zum Glück muss ich das ja nicht sofort entscheiden. Ich schiebe die Gedanken zur Seite und versuche mich zu entspannen.



Ich nehme mein Handy und öffne unseren Gruppenchat.



So-So: >Hey Mädels, sorry dass ich mich erst jetzt melde. Ihr glaubt nicht was passiert ist.<


Rahel: >Oh Gott So-so ist alles in Ordnung?<



Ich mache ein Foto meiner Aussicht und drücke auf senden.



Tabea: >Du bist noch in Berlin? Warum? Erzähl!<


So-So: >Ja ich bin noch hier. Ich konnte nicht einsteigen, es hat sich falsch angefühlt und Paddy hatte mir gesagt, ich dürfe gerne noch ein paar tage bei ihm übernachten. Tja das hab ich dann jetzt wohl gemacht.<


Amelie: >AAAAAAAAHHHHH DU BIST NOCH BEI PADDY????!!!!????!!!!<


So-So: >Ja...<


Amelie: >Erzäääääähl!!!!!!<


So-So: >Wir waren gestern italienisch Essen und beim Bowling. Er ist gerade bei seinem Management und ich chille hier auf seiner Terrasse mit Olaf dem Whirlpool.<


Tabea: >Olaf!?! Crazy Girl.<


Katrin: >Was hab ich verpasst?<


Amelie: >OMG KATRIN SIE IST NOCH BEI PADDY!!!!!<


Katrin: >Wer?<


So-So: >Na ich - du Nudel.<


Katrin: >Bist du verrückt? Was hast du vor?<


Ich muss lachen. Katrin die alte Drama-Queen.


So-So: >Ich habe meinen Berlin-Trip nur um ein Paar Tage verlängert. Alles gut. Am Donnerstag reise ich zurück.<


Rahel: >Geniess die Zeit, ich wäre auch gerne länger geblieben. Grüss Paddy.<


So-So: >Mach ich ;-). Ich meld mich mal wieder ab. Ich will mich ein bisschen sonnen bevor der Herr des Hauses wieder zurück kommt. Ich liege hier oben ohne, das wäre ein bisschen peinlich.<


Amelie: >Du machst mich fertig... OBEN OHNE???????<



Ich schliesse den Chat und überlasse es den anderen Amelie zu beruhigen. Ich schliesse die Augen.







„Oben ohne scheint wohl in Mode zu sein", höre ich Paddys Stimme. Erschrocken schlinge ich meine Arme vor meine Brüste. Verdammt - schon wieder eingedöst.

Paddy steht in der Terassentüre. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich wieder da bin. Ich muss noch telefonieren, dann brauche ich eine Abkühlung", erklärt er. Noch immer habe ich meine Arme um mich geschlungen. „Mhm", nuschle ich verlegen und hoffe dass er sich endlich umdreht.



Während Paddy telefoniert, ziehe ich mir rasch mein Bikinioberteil wieder an. Ich höre ihn drinnen fröhlich sprechen und lachen. Scheinbar war die Besprechung doch nicht so schlimm oder er telefoniert mit jemand anderem. Vielleicht erzählt er es mir ja gleich. Ich steige in den Whirlpool und lasse mich wieder von den Bubbles einhüllen.



„Ist hier noch frei?" Paddy hüpft elegant neben mich in den Pool. „Ahhh tut das gut. Das Teil ist klasse. Habe ich von einem Kumpel bekommen." „Ja, Olaf und ich hatten heute schon eine Menge Spass." „Olaf?", krächzt Paddy laut und ich fange an zu lachen.



„Wie war die Besprechung?", frage ich vorsichtig. „Ganz gut, wir lassen den Song weg und mein Musikvideo erscheint nächste Woche." „Das ist ja mega toll", sage ich ganz euphorisch. Ich spüre Paddys Hand an meiner. Seine Finger umspielen die meinen und ich spüre ein Kribbeln im Bauch.



Ich lege meinen Kopf nach hinten und schliesse die Augen. Paddy verschränkt seine Finger mit meiner und ich habe Angst, dass mein  Herz gleich aus meiner Brust springt. Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr. Es ist ein Gefühl von Verbundenheit. Ein Gefühl, dass ich genau da bin, wo ich sein muss. Zwischen Paddy und mir ist etwas Besonderes, das ich nicht beschreiben kann. Aber ich weiss, dass ich es einfach geniessen werde. Ich bin noch drei Tage hier - mal sehen was sich da alles noch so ergibt. Ich bin offen für alles. Mit Vollgas zurück ins Leben.



„Ich habe uns DVDs geholt", sagt Paddy und holt mich aus meinen Gedanken. „Heute gibt es einen Filmabend", ergänzt er. „Oh klingt gut. Welche Filme hast du denn ausgesucht?" „Lass dich überraschen." Er lässt meine Hand los und steigt aus dem Whirlpool. „Und eine Überraschung habe ich auch noch für dich. Aber die bekommst  du  erst morgen."



Nachdem ich ebenfalls aus dem Whirlpool geklettert bin, lassen wir uns an der Sonne trocknen. Paddy hat sich in die Hängematte gelegt und ich mich wieder auf den Liegestuhl.



„Meine Schwester hat mich vorhin angerufen", erzählt er. „Sie lässt dich grüssen." „Mich?" „Nein, ich spreche mit Olaf. Natürlich dich! Wen denn sonst?" „Was hast du ihr denn erzählt?" „Nur dass ich Besuch habe." „Aha und von welcher Schwester sprechen wir? Da gibt es ja mehrere Möglichkeiten." „Stimmt. Ich hab mit Maite telefoniert."


Da ich mich so gut wie gar nicht mit Paddys Geschwistern auseinandergesetzt habe, weiss ich nicht so wirklich wer Maite ist. „Ist das eine deiner älteren Schwestern?", frage ich ahnungslos. „Nein, sie ist meine jüngste Schwester. Ich werd dir nachher mal meine Geschwister vorstellen - also natürlich nicht persönlich." „Das wär schön. Dann weiss ich vielleicht beim nächsten Mal von wem du sprichst." Ich sehe wie Paddy mit seinem Fuss gegen den Schirmständer drückt um die Hängematte in Bewegung zu halten. Ich bin froh, dass er wieder da ist.

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