"Hey", sage ich mit leicht zitteriger Stimme. Warum bin ich denn jetzt auf einmal so nervös?

"Guten Morgen. Ich habe gerade an dich gedacht und wollte deine Stimme hören", höre ich Paddys Stimme am anderen Ende der Leitung sagen.

"Das ist ja lieb von dir. Wie geht es dir?", frage ich fröhlich. Meine Nervosität ist wie weggeblasen. Ich telefoniere ja schliesslich auch mit meinem Freund...

"Gut" , er gähnt herzhaft. „Ich bin gerade erst aufgestanden. Ich glaub ich brauch Kaffee. Und du? Schon fit und munter?„

Ich lache. "Ich bin auch noch nicht so lange wach, meinen Kaffee und eine Dusche hatte ich aber schon. Rahel hat mir einen Frühstückstisch hingezaubert. Fast wie bei dir." Ich mache eine kurze und fahre dann fort. „Mir geht es ganz gut, naja nur dass Amelie und Katrin gerade im Gruppenchat angefangen haben rumzuzicken."

"Warum haben sie denn rumgezickt?", möchte Paddy wissen.

"Keine Ahnung. Sie meinten ich hätte sie vergessen, weil ich mich nicht mehr gemeldet habe. Du seist wohl wichtiger gewesen", ich seufze.

"Weiber....mach dir nix draus. Was einschnappt schnappt auch wieder aus. Ich habe auch schon eine Idee, wie wir das wieder in Ordnung bringen könnten."

„Achja?", frage ich neugierig.

„Erzähle ich dir am Sonntag. War nur gerade ein Gedankenblitz. Könntest du mir nicht etwas von deinem Frühstück vorbeibringen?", ich höre Paddy gähnen.

"Nope, alles aufgegessen", sage ich belustigt.

„Alles weg? Nicht gerade nett von dir."

"Ich wusste ja nicht, dass du in deinem Hotel kein Frühstück bekommst", sage ich unschuldig.

"Naja... hier gibt es schon Frühstück, nur eben nicht mehr um diese Zeit."

"Achso ist das. Da hat der Herr wohl verschlafen? Sowas aber auch", scherze ich.

Er fängt an zu lachen. "Warum wundert mich das jetzt nicht wirklich? Ich habe nicht verschlafen... die waren nur zu früh mit dem Frühstück fertig."

Ich werde wieder ernster. „Wie war eigentlich das Interview gestern? Ich muss gestehen, ich habe es vergessen anzuhören."

"Das Interview war wie jedes andere auch. Immer dieselben Fragen. Sie wollten wissen, was ich die letzten Tage gemacht habe und ich habe geantwortet, dass ich frei hatte und diese Tage sehr genossen habe... dass ich wieder voller Energie bin und sowas."

„Das heisst ich habe dich nicht müde gemacht?", frage ich schmunzelnd.

„Im Gegenteil, du hast mich gepusht. Ich hab die Zeit mit dir wirklich sehr genossen und freue mich schon auf alles was noch kommt. Was machst du heute noch?"

„Ich habe es auch sehr genossen. Nicht viel. Rahel kommt gegen 14 Uhr von der Arbeit und am Abend besucht uns noch Tabea."

„Das klingt nach einem gemütlichen Mädelsabend. Da wird es bestimmt nur um das eine Thema gehen."

„Sprichst du von dir?", frage ich belustigt.

„Gibt es ein besseres Thema als mich?", sagt er gespielt empört und lacht.

„Ach da wird uns schon was einfallen, keine Sorge... obwohl... Rahel spricht ziemlich oft von deinem Po."

„Wie von meinem Po?", er scheint irritiert zu sein.

„War nur Spass. Du ich muss dir da noch was sagen." Ich mache eine kurze Pause.

"Was denn?" fragt er vorsichtig.

"Rahel weiss von uns. Sonst habe ich es noch niemandem erzählt. Ich hoffe das in Ordnung." Ich spüre eine leichte Unsicherheit. Hoffentlich ist er mir nicht böse.

„Vertraust du Rahel?", fragt er ohne zu zögern.

"Zu einhundert Prozent."

"Warum sollte es dann nicht in Ordnung sein? Wenn du ihr vertraust, dann tue ich das auch."

Wow, für diese Antwort würde ich ihn direkt abknutschen, wenn er jetzt hier wäre. Mir fällt ein Stein vom Herzen. "Okay, ich wusste nicht wie du dazu stehst aber ich konnte es gestern Abend einfach nicht mehr für mich behalten. Ich wäre sonst geplatzt."

Er lacht und sagt dann: "Das wäre reichlich schade wenn du geplatzt wärst. Was soll ich denn dann ohne dich machen?"

Ich merke wie ich rot werde und bin froh, kann Paddy das gerade nicht sehen.

"Nein, es ist ok für mich. Erzähl es aber vielleicht erstmal nur einen kleinen Kreis", meint er weiter.

"Gut, dann belasse ich es vorerst bei Rahel... und vielleicht meiner Mama?", scherze ich.

"Klar. Mamas kann man sowieso nichts verheimlichen. Die wissen immer Bescheid. Ich sehe das bei meinen Schwestern."

"Dann heisst das also, dass wir jetzt ganz offiziell ein Paar sind?", frage ich schüchtern. So wirklich ausgesprochen hat es ja noch keiner so richtig.

„Das fände ich schön. Ich mag dich wirklich sehr Sophie."

"Ich mag dich auch." Mehr bekomme ich gerade nicht über meine Lippen.

Kurz ist es still, was mich nervös macht.

„Wann beginnt das Konzert heute Abend?", sage ich deshalb schnell.

„Das weiss ich gar nicht... ich glaube um Acht. Du fehlst mir."

"Wie du weisst es nicht? Du fehlst mir auch."

"Naja, das weiss ich nie so genau. Irgendwann steht jemand vor der Tür und sagt mir im Zehnminutentakt die Zeiten an. Vielleicht bin ich auch deswegen immer zu spät dran. Ich kann den Sonntag kaum erwarten."

Ich muss lachen. "Na immerhin weiss jemand anderes Bescheid. Hach! Ich bin schon so gespannt auf die Show. Gibt es eigentlich einen Special Guest? Oh, kommst du Rahel hallo sagen wenn du mich abholst? Du kannst einfach kurz bei ihr auf die Couch sitzen... ich glaube das fände sie ganz toll", ich unterdrücke ein Kichern.

"Nur kurz sitzen? Eigentlich habe ich gehofft etwas zu Essen zu bekommen. Ich werde bestimmt hungrig sein. Joa das sag ich auch immer. Hauptsache jemand anderes weiss wann es los geht. Nein einen Special Guest wird es nicht geben. Du wirst mit mir vorlieb nehmen müssen."

"Haben wir denn noch Zeit um hier etwas zu essen? Ich kann ja Rahel fragen... vielleicht wird sie dann aber auch ohnmächtig oder fängt an die Wohnung zu renovieren. Mit dir nehme ich sehr gerne vorlieb. Wenn du willst bin ich einfach der heimliche Special Guest?"

"Wann hatte ich denn gesagt, dass ich da sein werde? Ich könnte ja eher losfahren. Und ob ich diesen heimlichen Special Guest will. Du kannst vielleicht Fragen stellen."

Ich lache verlegen. "Ich glaube da musst du die andere Person fragen, die Bescheid weiss. Mir hast du keine Uhrzeit genannt."

"Puhhhh ich glaub es beginnt um 20 Uhr.... wo bin ich nochmal? In Erfurt? Wie lange brauch ich da? Ach scheiss drauf ich bin pünktlich um 13 Uhr zum Mittagessen da. Dann schaffen wir das schon."

"Klingt nach einem Plan. Dann haben wir nachher ja noch genug Zeit bis zum Konzert."

"Yes, sollten wir haben. Rahel braucht auch nicht renovieren."

"Ich richte es aus", scherze ich.

"Ich glaube ich sollte mich langsam fertig machen. Wir wollen um 13 Uhr los. Ich freu mich so sehr auf Sonntag."

"Okay mach das. Hau sie um heute Abend. Ich freu mich auch. Meldest du dich heute Abend noch? Oder lieber morgen?"

"Natürlich kann ich dich heute Abend noch anrufen, wenn du da noch nicht schläfst. Es wird bestimmt spät."

"Tabea kommt vorbei und morgen ist Samstag... muss ich mehr sagen?"

"Tabea war die aufgedrehte Freche? Nein dann bin ich mir sicher, dass ihr noch wach sein werdet."

"Genau. Du darfst also gerne anrufen. Darfst du eigentlich immer", sage ich und setze mich auf die Couch. Bis jetzt stand ich die ganze Zeit in der Küche.

"Sei vorsichtig...ich nehm dich glatt beim Wort."

"Ich mein es ernst. Ich hab da noch eine Frage, aber die spare ich mir für heute Abend auf. Geh du jetzt erst einmal arbeiten und mach deine Fans happy."

"Ich mein das auch ernst. Wie erst heute Abend? Willst du, dass ich vor Neugier platze?"

"Bitte nicht, aber es ist gleich 13 Uhr."

"So ein Mist! Ich muss mich fertig machen, sonst bin ich einen Kopf kürzer. Ok...dann bis heute Abend."

"Bis dann. Ich freu mich", sage ich und bin etwas traurig, dass das Telefonat schon vorbei ist.

"Ich freu mich auch", sage er noch rasch und legt auf.

Ich lege das Handy neben mich auf die Couch. So fühlt es sich also an, wenn man einen berühmten Freund hat - ganz normal. Ich bin gespannt was Rahel dazu sagt, dass Paddy am Sonntag bei ihr zu Mittag essen will.