Nägel mit Köpfen machen
Tabea und Rahel streiten sich gerade darum, ob Justin Timberlake ein besserer Sänger oder doch ein besserer Schauspieler ist.
Wir schauen uns gerade den Film >Friends with benefits< an und sind uns noch nicht ganz sicher, ob wir seine schauspielerische Leistung gut oder schlecht finden sollen.
„Also ich finde ihn toll", meint Tabea und hat Herzchen in den Augen. Rahel und ich grinsen uns an.
Mein Handy klingelt.
„Oh, das ist Paddy. Ich verschwinde mal nach drüben", ich stehe auf und gehe in das Schlafzimmer. Während ich die Tür schliesse, nehme ich den Anruf entgegen.
"Hey, du bist ja in der Tat noch wach", lacht Paddy als ich abnehme.
"Hey du, natürlich. Hab ich dir doch gesagt. Du klingst fröhlich. Wie war die Show?"
"Absolut genial. Der pure Wahnsinn. Ich wollte gar nicht aufhören", schwärmt er.
"Sehr schön. Das ist einfach voll dein Ding.", sage ich beeindruckt. Wenn er von seinen Konzerten schwärmt, spürt man seine Liebe zur Musik.
"Ja ich könnte mir keinen anderen Beruf vorstellen. Wie war dein Tag?", er gähnt herzhaft.
"Ganz entspannt, ich habe mit Rahel gegessen und gequatscht. Jetzt schauen wir gerade einen Film mit Tabea. Ist ganz lustig", ich setze mich auf das Bett.
"Gequatscht? Über Männerhintern?", lacht Paddy.
"Sag bitte am Sonntag einfach nichts davon zu Rahel", sage ich schnell.
"Ist ihr das etwa peinlich?", sagt Paddy belustigt.
"Jap volle Kanne. Aber ich muss dich enttäuschen. Wir hatten ein paar ernstere Themen. Ich hatte dir ja gesagt, dass ich dich noch etwas fragen will." Ich atme tief durch.
"Genau. Was willst du mich denn fragen?", meint Paddy nun wieder ernster.
"Eigentlich ist es keine richtige Frage... naja... ich hab mir etwas überlegt. Ich will aus München weg."
Ich mache eine Pause um zu sehen, ob Paddy reagiert - was er nicht tut. Er sagt nichts und scheint mir einfach nur zuzuhören. Ich fahre fort.
„Ich würde gerne nach Berlin gehen... mir eine kleine Wohnung suchen und in einem Kosmetikstudio arbeiten. Die Zeit in Berlin hat mir so gut getan und ich habe das Gefühl, dass jetzt der richtige Moment gekommen ist. Lange wusste ich nicht wohin ich gehen sollte und diese Reise hat es mir gezeigt. Ich will dass du weisst, dass es nicht nur deinetwegen ist", ich schliesse die Augen und habe Angst vor Paddys Reaktion.
"Weswegen denn dann?", möchte er wissen. Ich öffne meine Augen wieder. Immerhin kam bis jetzt noch keine negative Reaktion.
„Einfach für mich... Berlin hat es mir irgendwie angetan. Die Stadt hat mich voll in ihren Bann gezogen. Ich wollte aber erst fragen, ob du das doof findest."
"Warum sollte ich das doof finden? Wir könnten uns öfters sehen. Du brauchst dazu doch nicht meine Erlaubnis. Solange du dich gut dabei fühlst. Es ist dein Leben, also darfst du auch selbst entscheiden, wo du leben möchtest."
"Ich will einfach nicht, dass du denkst, dass ich mich an dich kletten will. Das mit uns ist noch ganz frisch. Da will ich nichts überstürzen. Ich möchte einfach wieder eine Perspektive haben. Neu anfangen und du bist da sozusagen noch das Tüpfelchen auf dem i."
"Ich bin gerne das Tüpfelchen auf dem i. Warum sollte ich denken, dass du dich an mich klammerst? Nur weil du in der gleichen Stadt leben möchtest? Berlin ist gross genug. Da haben wir beide Platz", Paddy lacht.
"Oh man, da fällt mir echt ein Stein vom Herzen. Das fühlt sich gerade wie der Startschuss für etwas Neues an."
"Was hättest du gemacht wenn ich die Idee scheisse gefunden hätte?", fragt Paddy herausfordernd. An seiner Stimme höre ich, dass er es nicht wirklich ernst meint, es ihn aber doch zu interessieren scheint.
"Gute Frage... Ich hätte mir eine andere Stadt ausgesucht? Keine Ahnung... ich weiss einfach, dass ich aus München weg muss. Dort zu leben tut mir nicht gut", sage ich und bin froh, dass ich mir darüber nun keine Gedanken machen brauche.
"Dann pack die Koffer und nichts wie weg. Hast du schon einen Plan?"
"Noch nicht so richtig. Ich wollte erst Rahels und deine Meinung hören. Jetzt kann ich mich voll und ganz in die Planung stürzen. Ich habe mir vorher ein paar Wohnungen im Internet angeschaut. Berlin ist ein teures Pflaster. Das wird bestimmt nicht so einfach", sage ich glücklich. Ich bin so froh, versteht Paddy, dass es nichts mit ihm zu tun hat.
"Naja ich würde mit der Wohnungssuche nichts überstürzen. Lass dir Zeit und schau in Ruhe. Ich hätte da solange eine Bleibe für dich."
"Ich will auch nichts überstürzen... ich will einfach nur weg. Widerspricht sich etwas", lache ich.
"A little bit. Dann zieh zu mir und du kannst in aller Ruhe nach einer Wohnung suchen", wieder höre ich ihn gähnen.
"Echt? Bist du sicher? Ich will dich damit jetzt aber auch nicht überrumpeln. Ich meine das mit uns... wir wissen ja gar nicht ob das alles klappt", sage ich unsicher.
"Ja, ich bin mir ganz sicher. Ich bin schliesslich auch viel unterwegs und da hättest du die Wohnung für dich alleine. Das ist doch die perfekte Möglichkeit zu sehen, ob das mit uns klappt. Warum warten? Wir sind keine 20 mehr und wissen was wir wollen. Ich hab dich einfach gerne um mich."
"Du weisst gar nicht wie glücklich du mich gerade machst. Wow, ich weiss gar nicht was ich sagen soll. Ich kann es kaum erwarten, dich am Sonntag endlich zu sehen." Ich strahle über das ganze Gesicht. Könnte man vor Glück platzen hätte es jetzt bumm gemacht.
"Ist das ein ja?", möchte Paddy wissen.
"Ja, ja, ja!", sage ich euphorisch.
„Prima, dann hätten wir das ja jetzt geklärt. By the way, was gibt es am Sonntag zu essen?"
"Rahel fragt, was du gerne hättest. Du hast also die freie Wahl", antworte ich und bin froh über den Themenwechsel.
Er möchte mich wirklich bei sich haben obwohl wir erst seit gestern richtig zusammen sind. War das wirklich erst gestern? Jetzt merke ich erst, dass das irgendwie alles extrem schnell geht. Aber warum warten? Er hat Recht. Wir sind beide alt genug und wissen was wir wollen. Wir werden bestimmt schnell merken, ob das mit uns klappt oder nicht. Und wenn nicht... dann seh ich weiter, aber im Moment fühlt sich alles perfekt an.
„Puuhhh ich glaube ich hätte Bock auf Schnitzel, Kartoffeln, Erbsen und Sauce", sagt Paddy und holt mich aus meinen Gedanken.
„Klingt gut. Ich gebe das mal so an die Chefköchin weiter. Wo bist du eigentlich gerade?"
„Ich bin schon im Hotel und liege auf dem Bett", wieder höre ich ihn gähnen.
"Achso, ich dachte du bist noch in der Halle. Haben die Fans wieder draussen gewartet?"
"Ja, immer wieder die selben Gesichter. Aber ich hab nur kurz aus dem Auto gewunken und bin ins Hotel gefahren. Keine Selfies heute. Ich wollte dich so schnell wie möglich anrufen."
Mein Herz schlägt Purzelbäume. „Och, da waren die Fans bestimmt traurig", sage ich mit leicht sarkastischem Unterton.
"Wen interessiert das schon. Hey, ich bin ziemlich müde und will dich nicht länger aufhalten. Ich werde jetzt duschen gehen und dann schlafen."
"Mach das. Nur noch zwei Mal schlafen. Mannoman jetzt vermisse ich dich noch mehr", sage ich traurig.
"Ich vermisse dich auch. Macht euch noch einen schönen Abend. Sag Rahel und der frechen Göre liebe Grüsse."
"Mach ich. Schlaf gut", ich mache ein Kussgeräusch.
"Du auch. Ich freu mich auf Sonntag", gibt Paddy zurück.
"Ich mich noch viel mehr", sage ich und lege auf.
„So-So, da bist du ja endlich. Komm her, Justin hat es versemmelt. Ich bin jetzt auch Team >no-actor<", Tabea klopft neben sich auf die Couch. „Siehste, Rach und ich wissen eben was gut ist."
Ich setze mich neben Tabea und kuschle mich zu ihr unter die Decke. „Was hat Paddy gesagt?", fragt Rahel neugierig. „Ich ziehe bei ihm ein", antworte ich grinsend.
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