Kisses and hugs

Donnerstag - Tag 8 in Berlin


Als ich aufwache ist das Bett leer und in der Wohnung herrscht Stille. Ob Paddy abgehauen ist? Ich schaue auf die Uhr - es ist halb 8. Etwa in einer Stunde werden wir zum Bahnhof fahren. Seit gestern Abend, habe ich keine Angst mehr vor dem Abschied, schliesslich sehe ich Paddy bereits am Sonntag wieder. Ich reibe mir die Augen.




„Paddy?", rufe ich krächzend durch die Wohnung. Meine Stimme scheint noch im Halbschlaf zu schlummern. Die Terrassentüre geht auf und Paddy streckt seinen Kopf herein. „Hey, ich wollte mir nur den Sonnenaufgang ansehen und dich nicht wecken." „War er schön?", ich setze mich auf. „Ehrlich gesagt bin ich draussen eingeschlafen."




Ich fange an zu lachen und sage: „Dann hättest du auch im Bett bleiben können. Nicht dass du noch krank wirst. Du musst schliesslich wieder auf Tour", ich krabble aus dem Bett und Paddy kommt auf mich zu. Er gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ich lächle unsicher. Wie soll ich jetzt mit ihm umgehen? War es einfach nur Sex? Oder sind wir jetzt tatsächlich mehr als nur Freunde? Wie ist  unser Status?




Mit frischer Kleidung auf dem Arm verschwinde ich im Badezimmer und stelle mich unter die Dusche. Ich lasse extra kaltes Wasser laufen um wach zu werden. Von draussen höre ich Musik. Musik war früher ein wichtiger Teil meines Lebens - leider habe ich irgendwann aufgehört bewusst Musik zu hören. Die Zeit hier in Berlin hat mir vor Augen geführt, wie toll Musik sein kann und wie viel Herzblut dahinter steckt. Musiker zu sein ist nicht so einfach wie ich immer gedacht habe. Jetzt habe einen  Blick hinter die Kulissen werfen dürfen und habe wieder Freude an der Musik gefunden.





Während ich mir die Haare  wasche, geht mir die Begrüssung von Paddy nicht aus dem Kopf. Dafür dass wir uns gestern so nah waren, war er vorhin sehr reserviert. Ob er es bereut mit mir geschlafen zu haben? Warum fühle ich mich so extrem unsicher? Wovor haben ich denn Angst? Ich muss ganz ganz dringend mit Rahel sprechen.





Als ich aus dem Badezimmer komme packe ich meinen Kulturbeutel und meinen Pijama in den Koffer. Ich blicke mich um. „Siehst du noch irgendetwas das mir gehört?", frage ich Paddy der auf der Couch sitzt und Löcher in die Luft starrt. Er schaut sich kurz um und sagt: „Nein, sonst bringe ich es dir am Sonntag mit. Setzt du dich noch kurz zu mir? Ich möchte mit dir reden."





Ich setze mich neben ihn und spüre leichtes Unwohlsein aufkommen. In seinem Blick sehe ich seine Unsicherheit. „Was ist los?", frage ich ängstlich. Paddy legt seine Hand an meine Wange. „Keine Sorge es ist alles gut. Ich habe mich heute Morgen nur gefragt, ob das gestern vielleicht zu früh war. Ich weiss nicht ob ich dich damit überrumpelt habe."





Mir fällt ein Stein vom Herzen. „Oh man Paddy, ich dachte schon du willst mir sagen, dass das eine einmalige Sache war und wir uns nicht mehr wieder sehen." Ich nehme seine Hand und verschrenke meine Finger mit seinen. „Hätte ich es nicht gewollt, hätte ich nein gesagt. Du bedeutest mir sehr viel Paddy."





Paddy zieht mich zu sich und gibt mir einen langen Kuss. Als ich ihm jetzt in die Augen schaue sehe ich seine Erleichterung. „Ich hatte Angst, dass du denkst, dass ich nur auf Sex aus war." „Ach warst du nicht?", necke ich ihn. „Sophie ich glaube ich fange an mich in dich zu verlieben." Ich stupse mit meiner Nase gegen seine. „Dito."





Paddy zieht mich fest in seine Arme und ich vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Ich atme seinen Duft ein und spüre, dass endlich der Knoten geplatzt ist. Ich habe mich in Paddy Kelly verliebt... und er sich in mich! Jetzt traue ich mich auch es mir einzugestehen. Maites Worte schiessen mir durch den Kopf und ich muss lächeln. Paddy hat es wohl schon damals gewusst. Man sollte einfach öfter über seine Gedanken und Wünsche sprechen. Lieber wissen, dass man etwas nicht bekommt, als dass man ewig darauf hofft und wartet. Das Leben ist  zu kurz zum warten.





„Ich will dich jetzt nicht gehen lassen", nuschelt Paddy in meine Haare. Ich hebe meinen Kopf. „Aber ich muss zu Rahel und du musst deine Arbeit erledigen. Wir sehen uns ja am Sonntag wieder und zwischendurch kannst du mich ja auch anrufen oder mir schreiben", mit meinem Daumen fahre ich über seine Wange und lächle ihn an. Er steht auf und nimmt meine Hände. „Du hast recht", er zieht mich auf die Füsse. „Wir müssen los."







Hand in Hand laufen wir durch den Berliner Bahnhof. Paddy war die Fahrt über ziemlich ruhig, wollte aber nicht sagen, was ihn bedrückt. „Ich hole mir noch ein Sandwich und eine Cola für die Fahrt", sage ich und gebe ihm einen Kuss - und dann gleich noch einen hinterher. Ein Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab. „So gefällst du mir schon besser", sage ich heiter und mache mich auf den Weg zu dem kleinen Bahnhofs-Shop.





Bepackt mit Speis und Trank gehen wir gemeinsam zu meinem Gleis. Der Zug steht zum Glück noch nicht da und somit haben wir genug Zeit um uns richtig zu verabschieden. Paddy stellt den Koffer ab und zieht mich in seine Arme. „Weisst du eigentlich, dass gerade alle sehen können, dass ich dich küsse?", sagt er und küsst mich. „Das will auch hoffen", gebe ich zurück. Paddy lächelt und küsst mich gleich nochmals. Warum haben wir damit denn nicht schon früher angefangen?




Ich glaube, dass das hier genau die Situation ist, vor der er sich gefürchtet hat. Dass ich vielleicht auch Angst habe mich in der Öffentlichkeit mit ihm zu zeigen und ihn abweise. Aber da muss er sich keine Sorgen machen. Unsere Liebe ist zwar noch ganz frisch, aber ich weiss dass ich mich nicht verstecken werde. Ich will ihn am liebsten die ganze Zeit nur knuddeln und knutschen. Ein  bisschen komme ich mir ja schon wie ein verliebter Teenie vor - irgendwie erfrischend.



Für mich gibt es den privaten Paddy und den Business-Paddy. Der Business-Paddy steht auf der Bühne und macht den Job, den er liebt - dazu gehören eben auch die Fans. Entweder sie akzeptieren mich, oder eben nicht. Das wird sich zeigen. Im Moment zählen nur wir Zwei.



Es ist noch viel zu früh um Pläne zu schmieden oder sich Gedanken um Situationen zu machen, die noch  gar nicht eingetroffen sind und es vielleicht auch nie tun werden. Wer weiss wie es nächste Woche aussieht? Oder in einem Monat? Ich jedenfalls konzentriere mich voll und ganz auf den privaten Paddy und geniesse einfach jede Sekunde.





Ich kuschel mich weiter an Paddys Brust. Eng umschlungen stehen wir am Bahnhof und um uns herum dreht sich die Welt einfach weiter. „Ich bin froh, dass du am Sonntag nicht eingestiegen bist", höre ich Paddy murmeln . „Ich auch", gebe ich zurück. Ich drehe meinen Kopf nach oben und grinse ihn an. „Schicksal."




Mein Zug fährt ein und ich löse die Umarmung. „Ich freu mich auf Sonntag", sage er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich kann es kaum erwarten", wir küssen uns nochmals ganz lange und ich kann mich kaum von ihm lösen. „Du fehlst mir jetzt schon", hauche ich in den Kuss hinein. „Du mir auch. Steig schon ein, Rahel wartet. Das wird bestimmt toll." Ich nicke, nehme meine Sachen und steige in den Zug.




Der Zug ist zum Glück ziemlich leer und ich finde einen Platz direkt am Fenster. Paddy steht draussen, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Er blickt mich traurig an. Ich schicke ihm einen Luftkuss zu und im nächsten Augenblick ertönt der Pfiff des Schaffners, die Türen schliessen sich und der Zug fährt los.




Paddy winkt mir zu und macht sich dann auf den Weg zur Rolltreppe. Nach ein paar Sekunden kann ich ihn nicht mehr sehen. Normalerweise bin ich nicht so gefühlsduselig, aber die gemeinsame Zeit, in der wir uns zueinander bekannt haben, war viel zu kurz. Wir sind die ganze Zeit umeinander her schlawänzelt und haben erst kurz vor Schluss die Karten auf den Tisch gelegt. Manchmal muss man einfach über seinen Schatten springen - wer weiss was man sonst verpasst. Ich bin froh, ist Paddy über seinen Schatten gesprungen und hat den ersten Schritt gemacht.




Es fühlt sich alles so richtig an. Der ganze Berlin-Trip fühlt sich an, als wäre es so vorherbestimmt gewesen - als ob jemand die ganze Sache gelenkt hat. Ich schüttle den Kopf. Jetzt fange ich auch noch an von Gott zu sprechen. An Gott glaube ich zwar nicht, aber an Schicksal und Fügung... ist das auch eine Art Glaube an Gott?





Während der Fahrt höre ich Paddys Musik. Ich habe mir seine Alben auf iTunes geholt, denn ich finde, dass man so den Künstler immerhin ein bisschen unterstützen kann. Die Musikindustrie ist schon genug geschwächt. Diese ganzen Streaming-Plattformen sind für die Künstler nicht gerade lukrativ. Paddy hätte mir die Lieder auch einfach so aufs Handy schicken können - das wollte ich aber nicht.




Seine Stimme zu hören macht mich glücklich und ich bin schon so gespannt, was Rahel zu der ganzen Geschichte sagen wird. Katrins und Amelies Reaktion kann ich nicht einschätzen, schliesslich sind sie die beiden grossen Paddy-Fans in der Runde. Werden sie mich jetzt noch mögen oder eher nicht? Für den Anfang werde ich es nur Rahel erzählen. Die Mädels werden es noch früh genug erfahren.




Ausserdem will ich Paddy zuerst fragen, ob es in Ordnung ist. Nach der Geschichte mit Hannah möchte ich ihn in solche Entscheidung miteinbeziehen - schliesslich ist er hier der Star und nicht ich. Ich kenne mich im Musikbusiness nicht aus und weiss nicht, wie ich mich als >Frau an seiner Seite<  zu verhalten habe. Was auch immer es ist, ich werde es gerne tun.


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