Guten Morgen

Montag - Tag 5 in Berlin


Durch ein leichtes rütteln werde ich wach.


Wo bin ich?

Was war das?


Jemand liegt neben mir in meinem Bett. Ich setze mich ruckartig auf und versuche meine Gedanken zu ordnen. Keine Panik! Du bist in Berlin und liegst im Bett von Paddy Kelly - aber warum liegt er denn jetzt mitten in der Nacht hier neben mir? Nicht dass es mich stören würde, aber schlief er nicht bis gerade eben noch auf der Couch? Ich reibe mir meine Schläfen. Irgendwie fühle ich mich gerade ziemlich beduselt. Was soll ich denn jetzt machen?




Ich lege mich wieder hin und versuche mich nicht zu bewegen. Paddy schläft scheinbar tief und fest, denn ich höre ein ganz leises Schnarchen. Er liegt so dicht neben mir, dass ich sogar sein Shampoo riechen kann. Lavendel - what else.


Ich drehe mich auf die andere Seite und versuche wieder einzuschlafen. Wie gerne würde ich mich jetzt einfach in seinen Arm legen...





Etwas kitzelt mich an meiner Nase und ich wache langsam auf. Als ich die Augen öffne, blicke ich in ein strahlend blaues Augenpaar. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf. Morgens sehe ich immer aus wie eine Vogelscheuche. Warum liegt er denn noch hier?


Paddy zieht mir die Decke wieder nach unten und sagt: „Guten Morgen." „Morgen", nuschle ich in die Decke. „Entschuldige aber scheinbar bin ich in der Nacht zu dir ins Bett gekommen. Hatte wohl vergessen dass du da bist." Jetzt gibts die Revanche.


„Ach, dann erinnerst du dich gar nicht an unser Gespräch?", sage ich amüsiert. Paddys Augen werden grösser. „Worüber haben wir denn gesprochen?" „Ach du hast mir nur von deinen Vorlieben erzählt." Zum Glück habe ich die Decke noch halb vor meinem Gesicht und er kann nicht sehen, wie ich mir auf die Lippe beisse. Paddys Wangen erröten. „Echt? Und was hab ich gesagt?" Jetzt kann ich mich nicht mehr beherrschen und fange an zu lachen.


„Du Biest", Paddy stürzt sich auf mich und beginnt mich auszukitzeln. „Du bist also gerne oben", pruste ich heraus. Manchmal frage ich mich echt wo diese Sätze her kommen. Erst jetzt wird ihm bewusst was er da tut und lässt sich wieder neben mich aufs Bett fallen. Ich drehe mich zu ihm und stütze meinen Kopf auf meiner Hand auf.


„Keine Sorge, du hast nicht mit mir gesprochen, du bist einfach ins Bett gekommen und hast weitergeschlafen. Ich kenne keins deiner Geheimnisse." Paddy liegt auf dem Rücken und blickt an die Decke. „Na gottseidank, ich hoffe nur es hat dich nicht gestört." Er dreht seinen Kopf zu mir. „Nö, ich hätte dich sonst einfach raus geschubst." „Das hätte ich vollkommen verstanden." Paddy lächelt mich an und ich muss aufpassen nicht dahin zu schmelzen. Dann setzt er sich mit einem Ruck auf. „Ich gehe jetzt frische Brötchen holen."




Während Paddy auf dem Weg zum Bäcker ist, gehe ich kurz unter die Dusche, ziehe mir etwas Frisches an und putze mir die Zähne. Meine Haare binde ich mir zu einem Dutt aka Vogelnest zusammen. In der Küche suche ich nach frühstückstauglichen Dingen. Ich stelle zuerst das Geschirr und anschliessend Marmelade, Käse, Wurst, Butter und O-Saft auf den Tresen. Gerade als ich versuche die Kaffeemaschine zum Laufen zu bringen, kommt Paddy zur Tür herein. „Oh hey, du warst ja schon fleissig", meint Paddy und legt einen Sack Brötchen auf den Tresen. Er kommt zu mir und drückt auf einen Knopf an der Rückseite der Kaffeemaschine. „Ach da hinten ist der blöde Einschaltknopf. Wer macht den denn bitte auf die Rückseite der Maschine?" Paddy zieht Jacke und Schuhe aus und beginnt dann die Brötchen auf unsere Teller zu verteilen.




Ich lasse mich auf einen der Barhocker nieder und beginne mein Brötchen in zwei Hälften zu schneiden. Paddy macht uns zwei Tassen Kaffee. „Weisst du schon was du heute machst, während ich weg bin?", fragt er und hält mir die dampfende Tasse hin. „Ich habe doch ein Date mit dem Whirlpool. Schon vergessen?", antworte ich und beisse genüsslich in meine Brötchenhälfte, welche ich mit Marmelade bestrichen habe. „Ach stimmt ja. Da war ja was."


„Was habt ihr denn für eine Besprechung?" „Letzte Absprachen wegen des neuen Musikvideos. Scheinbar ist da noch etwas nicht ganz in Ordnung. Ich muss mir das nachher nochmals durchlesen und anschauen." „Darf ich das Video sehen?" Paddy nimmt einen grossen Schluck von seinem Kaffee. „Erst wenn es ganz fertig ist." Ich nicke. „Okay, denkst du die Besprechung dauert lange?" „Das kann ich dir leider nicht sagen, aber vielleicht bist du ja noch im Pool wenn ich zurück komme, dann leiste ich euch Gesellschaft." „Euch?", frage ich verdutzt. „Na dir und dem Whirlpool." Ich fange an zu lachen. „Dann gehört also ein Dreier auch zu deinen Vorlieben? Interessant." Paddy verschluckt sich beinahe an seinem Kaffee. Ich erkenne mich selbst kaum wieder. Wer ist dieses Wesen? Was hat es mit Sophie gemacht?


Nach dem Frühstück schnappt sich Paddy seinen Laptop und setzt sich auf die Couch. Ich habe angeboten die Küche aufzuräumen - und schon mache ich Emma Konkurrenz. Ob Emma eine junge oder eher ältere Haushaltshilfe ist?


Als die Küche wieder glänzt, nehme ich mir ein Buch aus dem Koffer und setze mich neben Paddy auf die Couch. Dieser hat Kopfhörer auf und ist völlig vertieft. Zwischendurch blickt er zu mir herüber und lächelt. Warum ist dieser Kerl so knuffig?


„Hör mal", Paddy hält mir die Kopfhörer hin. Ich setze sie auf und lausche. Als das Lied fertig ist, setze ich die Kopfhörer wieder ab. Irgendwie klang der Song nicht so wirklich nach Paddy - so lieblos. „Was soll das für ein Lied sein?", frage ich. „Wie findest du ihn?", fragt Paddy zurück. „Also wenn ich ganz ehrlich bin, klingt das nicht so richtig nach dir - also im Vergleich zu den anderen Sachen meine ich." Paddy lächelt, was mich noch mehr verunsichert. „Mein Management will, dass ich diesen Song genau so auf mein Album nehme. Ich finde ihn grässlich." „Oh, aber ich versteh nicht genau was das zu bedeuten hat. Es ist doch dein Album." Paddy klappt den Laptop zu und stellt ihn auf den Couchtisch.


„Das wird wohl eine längere Besprechung heute", meint er und fährt sich mit den Händen über das Gesicht und durch seine Haare. Ich lege mein Buch ebenfalls auf den Couchtisch und drehe mich zu ihm. Er hat den Kopf in den Nacken gelegt und seine Hände am Hinterkopf platziert. An seinem Shirt steht ein Faden ab - scheinbar fängt sich der Saum an zu verabschieden. Ohne gross darüber nachzudenken, fange ich an daran zu zuppeln. „Und wenn du deinem Management einfach sagst, dass du den Song nicht drauf haben willst?" Paddy löst seine Hände vom Hinterkopf und hebt den Kopf an um mich anzuschauen. „Wenn das so einfach wäre, ich habe ja einen Vertrag und da steht drin, dass auch das Management gewisse Dinge einfordern kann. Daher muss ich jetzt schauen, ob ich das irgendwie verhindern kann." Während er spricht beobachtet er, wie ich mit dem Faden spiele.



„Klappt schon, die wissen ja was sie an dir haben. Vielleicht findet ihr einen Kompromiss." „Wie könnte der denn aussehen?" „Das fragst du mich? Keine Ahnung, vielleicht den Song neu aufnehmen oder ein Duett mit jemandem anderem draus machen. Du bist hier der Musiker ich hab keine Ahnung wie man aus einem grässlichen Song einen Superhit macht." Paddy streicht mir eine Strähne hinters Ohr. „Mal sehen, vielleicht wirds ja gar nicht so mühsam wie ich denke." „Ganz genau und heute Abend darfst du entscheiden, was wir machen", versuche ich ihn aufzuheitern. „Da weiss ich sogar schon etwas." Paddy blickt auf seine Uhr. „Ich werde noch kurz duschen und dann muss ich auch schon los." Er steht auf und geht in Richtung Badezimmer. Bevor er darin verschwindet dreht er sich nochmals um. „Danke." „Wofür?" Er lächelt nur und verschwendet im Bad. Wofür hat er sich denn jetzt genau bedankt?


Ich schnappe mir mein Buch. Im Hintergrund höre ich das Wasser plätschern und Paddy pfeifen. Fühlt sich so Glück an? Wenn ja, kann ich es bitte für immer behalten?


Nach einer Weile spüre ich eine Hand an meiner Schulter und blicke auf. „Ich gehe jetzt. Wir sehen uns später. Wenn du was brauchst, kannst du mir schreiben." „Okay, viel Spass und lass dir nichts aufschwatzen." Paddy lächelt zwar aber in seinen Augen sehe ich, dass er nicht wirklich happy ist. Ich stehe auf, gehe zu ihm hin und umarme ihn. Scheinbar war das genau das Richtige, denn er erwidert die Umarmung und drückt mich fest an sich. Nach einer Weile lässt er mich wieder los. „Je schneller du gehst, desto schneller bist du wieder hier." „Da hast du allerdings recht. Also dann bis später und lass bitte die Bude stehen." „Ich geb mir Mühe." Paddy schnappt sich seine Tasche, stopft seinen Laptop hinein und verschwindet aus der Tür.

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