Goodbye Ladies
Sonntag - Tag 4 in Berlin
„So schade, ich vermisse euch jetzt schon", seufzt Katrin und beisst in ihr Brötchen. Wir sitzen alle am Frühstückstisch und schauen traurig und müde aus der Wäsche. „Mädels, das werden wir doch bald wiederholen oder?", fragt Rahel leicht panisch. „Klar, das müssen wir einfach wiederholen. Am Besten treffen wir uns immer in verschiedenen Städten und entdecken so gemeinsam Deutschland oder auch andere Länder. Wir wäre es mit Paris? Oder London?" Amelie redet sich in rage. „Amelie beruhige dich. Wir werden schon einen passenden Ort finden", versuche ich sie zu bremsen. Die Mädels haben recht, wir müssen das unbedingt wiederholen. Diese drei Tage haben mir so viel neue Energie gegeben und ich habe die Mädels tief in mein Herz geschlossen. Nebenbei habe ich auch noch einen tollen Mann und eine neue Stadt kennengelernt. Dieses Wochenende hat sich mehr als gelohnt. In der Zeit vor dieser Reise wusste ich nicht so genau was ich eigentlich will. Ich war alleine mit meinem Studio. Berlin hat mir die Motivation gegeben mein Leben neu zu ordnen. Besser hinzuschauen was ich eigentlich will, was meine Ziele sind und mit wem und wo ich meine Zeit verbringen möchte - einfach mein Leben wieder mehr geniessen und nur das zu tun, was mir gut tut. Einfach Leben. Mein Leben leben.
„So-So?", Tabea schnippt mit ihrem Finger vor meinem Gesicht herum. „Hm?" Ich war total in meine Gedanken versunken. „Ich wollte wissen, was wir nachher noch machen wollen. Schliesslich müssen wir Zeit bis um 13 Uhr irgendwie rum bekommen." Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung, vielleicht einen Besuch im Berliner Zoo?" Rahel rümpft die Nase und sagt: „Nein bitte nicht. Da stinkt es immer so nach Tier." Alle fangen an zu lachen. „Das hat ein Zoo so an sich", meint Tanja und klopft mit ihren Händen auf den Tisch. „Mädels wir müssen los."
Die Verabschiedung ist tränenreich. Während wir uns alle gefühlte zwanzigtausendmal umarmen, weinen wir als würden wir uns nie wieder sehen - alle ausser Tabea. „Jetzt reisst euch mal zusammen. Das ist ja peinlich", sagt sie immer wieder. Nachdem sich Amelie, Alice, Katrin und Tanja auf den Weg zum Bahnhof gemacht haben, gehe ich mit Rahel und Tabea in deren Zimmer.
„Und nun?", ich blicke auf die Uhr, „Es ist jetzt kurz vor 10. Was wollen wir jetzt machen?" Rahel und Tabea sind damit beschäftigt ihre Koffer zu packen. Meiner steht schon fertig gepackt in meinem Zimmer.
„Wir könnten eine Schiffstour machen?", schlägt Rahel vor während sie wahllos irgendwelche Klamotten in ihren Koffer schmeisst. „Oh ja, das wär doch super", sagt Tabea freudig. „Prima, dann checken wir aus und bringen die Koffer zum Bahnhof. Da gibt es bestimmt Schliessfächer. Danach suchen wir uns ein Schiff. Ich gehe in mein Zimmer, hole meine Sachen und warte dann unten auf euch. Bis gleich."
Nachdem wir ausgecheckt und die Koffer am Bahnhof in Schliessfächern verstaut haben, laufen wir zum Ufer der Spree und halten Ausschau nach einem Schiffstourenunternehmen. Wir entscheiden uns für die >Historic City Cruise<. „Klingt vielversprechend", meint Rahel und hüpft an Deck.
„Ich liebe Schiff fahren", schwärmt Tabea und knipst ein paar Fotos. Rahel und ich sitzen in der Sonne und geniessen die Fahrt. „Das ist echt ein super schöner Abschluss", sage ich ruhig. „Oh ja, aber hey du hast nachher noch ein Date. Vielleicht wird das ja ein noch tollerer Abschluss", meint Rahel grinsend. „Achja? Was denkst du denn werden wir nachher tun? Ich hab keine Ahnung was Paddy vor hat." „Naja da ihr euch heute zum letzten Mal seht, könntet ihr es ja ein bisschen krachen lassen. Du weisst schon was ich meine." „Warum sehe ich ihn denn heute zum letzten Mal?", frage ich verwundert. „Nicht? Ich dachte das wäre nur so ein Urlaubsflirt." „Ich bin mir nicht einmal sicher ob das überhaupt ein Flirt ist. Vielleicht eher eine flüchtige Bekanntschaft?" „Das ist definitiv ein Flirt, du warst schliesslich bei ihm Zuhause. Willst du ihn denn überhaupt wiedersehen?"
In meinem Kopf schwirren die Gedanken. Will ich Paddy wiedersehen? Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Wie würde das denn aussehen? Er ist auf Tour und hat bestimmt keine Zeit für mich und ausserdem habe ich keine Ahnung ob er mich überhaupt wieder sehen möchte.
„Mal sehen. Ich werde es ja nachher hoffentlich herausfinden." „Du magst ihn." Ich blicke Rahel irritiert an. „Klar, warum denn nicht? Er ist echt nett." Rahel grinst, sagt aber nichts. „Was denn? Ich mag ihn wirklich." Und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich mag ihn. Ich mag ihn sehr und ja, ich will ihn unbedingt wiedersehen.
Als sich die Schiffstour dem Ende zuneigt, werde ich wehmütig und nervös zugleich. Gleich werden auch Rahel und Tabea weg sein und ich bin Paddy allein in dieser grossen Stadt. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof holen wir uns noch ein Eis. „Die anderen Mädels verpassen was - Schifffahrt und Eis, was gibt es schöneres", schwärmt Tabea und schleckt genüsslich ihr Schokoeis. Rahel hat Erdbeereis genommen und ich habe mich für meine Lieblingscombo Schoko-Zitrone entschieden.
Am Bahnhof angekommen holen wir unsere Koffer aus den Schliessfächern und ich begleite die beiden noch zu ihrem Gleis. „Wehe du weinst jetzt wieder So-So", sagt Tabea und umarmt mich. „Vielleicht ein bisschen?" Ich wische mir eine Träne von der Wange und umarme Rahel. „Machts gut ihr Zwei. Ich komme euch bald besuchen, versprochen. Hab euch lieb." Die beiden verschwinden in der Menschenmenge.
Jetzt bin ich alleine. So-So alleine in Berlin. Irgendwie fühle ich mich zurückgelassen. Ob Amelie, Alice, Katrin und Tanja schon Zuhause sind? Ich atme tief ein und blicke mich um. Um mich herum schwirren viele Menschen umher. Einige haben es eilig und rennen beinahe die anderen Personen um, andere schlendern gemütlich durch die Gegend. Ein paar Kinder spielen fangen. Paddy meinte er hole mich am Bahnhof ab - aber wo? In dieser Menschenmasse werden wir uns wohl kaum einfach so finden.
Ich krame mein Handy aus der Tasche und sehe einige Nachrichten im Gruppenchat.
>Bin gut angekommen. Vermisse euch schon. Gruss Alice<
>Echt? Du hast es gut. Bin aber auch bald daheim. Gruss Amelie, die euch auch totaaaaal vermisst<
>Wir sind noch unterwegs. K und T on Tour<
Ich schreibe:
>Und ich stehe hier ganz alleine am Bahnhof und vermisse euch
Ich schliesse den Gruppenchat und sehe eine weitere Nachricht.
>Ich warte beim Meeting-Point. P.<
Mir huscht ein Lächeln über die Lippen und ich verstaue das Handy in meiner Tasche. Ich schnappe mir meinen Koffer und mache mich auf die Suche nach dem Treffpunkt.
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