Date-Night?
Mit einem Glas Wein und einigen Fotoalben, haben wir es uns auf der Couch gemütlich gemacht. Paddy hatte uns davor Spaghetti à la Maite gekocht, welche sehr lecker geschmeckt haben. „Dieses Rezept hat Maite früher, als wir noch mit unserem Doppeldeckerbus unterwegs waren, mindestens einmal pro Woche gekocht und es hat nie genau gleich geschmeckt. Das muss man auch erst einmal können."
Wenn er von damals erzählt, hat er so ein Funkeln in den Augen. Er scheint sich gerne an früher zu erinnern - wahrscheinlich nicht an alles, aber die Kellys scheinen viel erlebt zu haben. Mehr als ich in meinem ganzen Leben wohl je erleben werde - und er ist gerade mal 40 Jahre alt.
Paddy schlägt ein neues Fotoalbum auf. „Das hier ist mein kleiner Bruder Angelo. Ihn wirst du wahrscheinlich am ehesten kennen. Er war damals everybodys Darling." „Kann sein, mein Darling wäre er jedoch nicht gewesen, ich stand nie auf blonde Jungs aber ich kenne ihn nicht."
Ich werfe meinen Kopf in den Nacken. „Das ist so peinlich, die ganze Welt kennt euch und ich habe null Plan. Das tut mir wirklich leid." „Muss es nicht. Immerhin kann ich dir meine Familie vorstellen ohne dass du ständigste sagst >ja das weiss ich schon, das stand in der Bravo<."
Ich schaue mir einige Bilder an. „Lange Haare standen dir wirklich echt gut. Ich glaube du wärst damals auch mein Favorit gewesen." „Warum auch?", fragt er erstaunt. „Na laut Katrin und Amelie warst du damals der begehrteste Kelly."
Paddy lacht. „Was nicht immer toll war. Manche Mädels dachten ich würde mich in sie verlieben und sie heiraten. Das hatte auf mich aber so gar keinen Reiz. Ich mochte Mädels, die mit unserer Musik nichts anfangen konnten. Da konnte ich einfach nur ein Junge sein und war nicht der Superstar."
„Fluch und Segen ein Kelly zu sein, so hiess doch das Buch deines Bruders oder?" „Dann weisst du ja doch etwas über uns. Oder wer hat es dir verraten?" Ich zeige auf das Bücherregal. „Du."
Wir widmen uns wieder dem Fotoalbum. „Das war meine Kajüte auf dem Schiff. Das war echt eine schöne Zeit, denn dort waren wir noch eine Einheit. Später im Schloss war das dann leider nicht mehr so. Das Schloss war einfach viel zu gross und jeder hatte plötzlich eigene Dinge um die er sich gekümmert hat. Ich selbst wusste damals nicht so richtig, was ich mit meiner Zeit anfangen soll."
„Schiff und Schloss, ihr hattet ja echt ein tolles Leben", sage ich beeindruckt und nehme einen Schluck Wein. „Von aussen betrachtet sicher, aber wie es hinter den Kulissen zu und her ging, weiss keiner. Was vielleicht auch besser ist. In jeder Familie gibt es Höhen und Tiefen."
Paddy blättert schnell weiter. „Hier ist das erste Foto von mir mit kurzen Haaren." „Süss", sage ich. Er sieht wirklich süss aus - anders aber süss. „Ab diesem Zeitpunkt wurden meine Fans weniger. Schon krass, wie die an den langen Haaren hingen." Ich zeige auf ein Foto auf dem man Paddy auf einer Treppe sitzen sieht. „Was sind das denn bitte für Schuhe?", frage ich entsetzt. Auf dem Foto trägt er braune Jesuslatschen. Paddy lacht auf. „Ey, die waren mega bequem." Ich schüttle den Kopf. „Kein Wunder sind deine Fans geflüchtet." „Taktik", sagt er und zwinkert mir zu. „Verstehe."
Nachdem Paddy mir alle seine Geschwister detailliert vorgestellt und mir ganz viele Fotos gezeigt hat, fühle ich mich nicht mehr ganz so ahnungslos. „Es muss schön sein so viele Geschwister zu haben. Ich wünsche mir manchmal auch, dass ich eine Schwester oder einen Bruder habe. Einfach jemanden mit dem man aufgewachsen ist, der einen kennt und weiss wie man tickt."
Paddy legt die Fotoalben wieder zurück an deren Platz. „Es hat wie alles im Leben zwei Seiten. Geschwister zu haben ist toll, aber so viele Geschwister zu haben kann auch echt schwierig sein. Jeder hat andere Vorstellungen, andere Ziele, andere Ansichten. Wenn man zu Zweit oder zu Dritt ist, mag es das gut vertragen. Je mehr Personen involviert sind, desto schneller gibt es böses Blut. Einige bleiben auf der Strecke und fühlen sich übergangen. Ich verstehe mich mit einigen Geschwistern wirklich mega gut und zu anderen habe ich kaum oder gar keinen Kontakt."
„Das ist schade", sage ich traurig. „So ist das Leben. Ich bin glücklich, so wie es gerade ist. Ich weiss aber, dass meine Geschwister immer für mich da sind, wenn ich sie brauche. Das zu wissen reicht mir völlig."
„Das wiederum ist schön. Ich habe niemanden und werde wohl irgendwann alleine da stehen." Paddy legt seinen Zeigefinger an mein Kinn und drückt es leicht nach oben, damit ich ihn anschaue. „Du hast doch die Mädels - und mich."
Da ich nicht weiss was ich darauf antworten soll, lächle ich einfach. Paddy lässt mein Kinn wieder los und schnappt sich den Stapel DVDs, welcher auf dem Couchtisch stand. Fünf Stück hat er ausgesucht:
- The greatest Showman
- Ab durch die Hecke
- Mission Impossible
- Zoomania
- Haus am See
„Entweder >The greatest Showman< oder >Ab durch die Hecke<", Paddy hält mir die beiden Filme vor die Nase. Ich entscheide mich für >Ab durch die Hecke<. Ich selbst habe den Film noch nicht gesehen aber Paddy meint er sei sehr unterhaltsam.
Er hatte Recht. Der Film ist wirklich zum totlachen. Das Eichhörnchen macht mich fertig. Mir tut schon der Bauch weh, weil ich so viel lachen muss und einmal kamen mir sogar fast die Tränen. Paddy kennt den Film schon und scheint immer schon vorher zu wissen, wann ich meinen nächsten Lachflash habe.
Während ich mich von meinem letzten Lachanfall erhole lege ich meinen Kopf an seine Schulter. Lachen macht müde. Er hebt seinen Arm und legt ihn mir um die Schulter. Ich schmiege mich an ihn. Endlich bin ihm so nah. Ich höre sein Herz - es pocht ziemlich schnell. Scheinbar geht es ihm genau wie mir. Mit seinen Fingerspitzen fährt er mir immer wieder über den Arm.
„Gleich ist der Film fertig und es ist schon spät", flüstert er. Ich antworte nicht, weil ich nicht möchte, dass dieser Moment schon vorbei ist. Erst beim Abspann rappel ich mich hoch. „Das war echt ein schöner Abend", sage ich und muss gähnen. Paddy steht auf und streckt sich. „Schlafen?" Ich nicke. „Schlafen."
Als wir im Dunkeln liegen - er auf der Couch und ich im Bett - meint Paddy noch: „Morgen habe ich noch eine Überraschung für dich." „Stimmt, da war ja was. Ich hoffe es ist etwa Schönes?", gebe ich zurück. „Wunderschön." „Klingt ja sehr vielversprechend. Ich freu mich. Schlaf gut", sage ich in die Dunkelheit. „Du auch So-So."
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