Bühne, Fans und ein bisschen Amore

Als wir an den Fans vorbei fahren, versuche ich so uninteressant wie möglich zu wirken. Ich tippe Rahel eine Nachricht auf meinem Handy und halte meinen Kopf nach unten gesenkt.


>Hey Rach, sind jetzt bei der Halle angekommen. Fahren gerade an den Fans vorbei. Gruselig....<


Als ich den Kopf vorsichtig anhebe, sehe ich draussen junge Mädchen die Fotos vom Auto machen. Ein Security winkt Paddy zu und zeigt ihm wo er hin fahren soll. Er zeigt auf die Einfahrt zu einem Parkhaus. „Oh, Parkhäuser sind nicht gerade meine Lieblingsorte. Ich hoffe da versteckt sich keine der Damen. Das kann echt unheimlich sein."


Ich blicke ihn erschrocken an. „Die haben das doch hoffentlich abgesichert, nicht dass dich da noch eine anspringen kann." Paddy fängt an zu lachen. „Naja angesprungen ist mir bis jetzt noch keine, aber ich gehe davon aus, dass unten ein paar Securitys warten. Vielleicht auch Daniela. Wir werden sehen."


„Daniela? Deine Managerin?", frage ich und blicke mich um. Tatsächlich stehen drei Security-Männer neben einer Türe. Einer der Männer zeigt auf den freien Platz direkt daneben und Paddy fährt auf den Parkplatz. „Jap, Daniela ist meine Tourmanagerin."



Wir steigen aus und Paddy nimmt seine Tasche aus dem Kofferraum. Einer der Securitys erklärt ihm, dass sie uns durch einen Hintereingang in die Halle bringen werden. Paddy nimmt meine Hand und ohne weiter darüber nachzudenken, laufen wir den Männer hinterher.


Paddys Handy klingelt und er nimmt den Anruf entgegen. „Hey Dani, wir sind gleich da..... what?.... are you kidding?... okay...bis gleich."


„Alles in Ordnung?", frage ich als Paddy das Telefonat beendet hat. „Es gab wohl eine kleine Auseinandersetzung zwischen zwei Fangruppen. Ganz genau weiss ich es auch nicht. Jedenfalls war die Polizei hier und hat vier Frauen mitgenommen." Ich mache grosse Augen. „Wow, krass. Passiert das öfter?" „Nein, nicht dass ich wüsste. Das ist das erste Mal, dass ich sowas mitbekomme." Paddy scheint sichtlich schockiert zu sein. Ich nehme seine Hand und er lächelt mich an. In seinen Augen sehe ich jedoch, dass er sich Sorgen macht.



Als wir oben in der Halle ankommen, steht die Band bereits auf der Bühne. Ich blicke auf meine Uhr und merke erst jetzt, dass wir ein bisschen zu spät sind. Genauer gesagt etwas über eine Stunde. „Jungs, ich bin gleich da!", ruft Paddy durch die Halle und zieht mich in Richtung Backstage. Scheinbar kennt er sich hier aus. Ich stolpere etwas unbeholfen hinter ihm her.


„Sind sie sauer?", frage ich als wir in Paddys Garderobe stehen. „Quatsch, die sind das gewohnt. Lars übernimmt dann manchmal meinen Part beim Singen. Passt schon." „Na dann ist ja alles gut." Ich schnappe mir eine Flasche Wasser vom Buffet, welches in der Garderobe aufgebaut wurde und schaue Paddy beim auspacken seiner Tasche zu. An einer Garderobe hängen bereits seine T-Shirts und eine Lederjacke. Scheinbar hat er zwei davon - eine für sich und eine für die Bühne.


„Auf gehts!", er zieht mich wieder zurück in die Halle. „Setz dich irgendwo hin und langweile dich nicht." Er grinst mich an und gibt mir einen Kuss. Dann verschwindet er und taucht auf der Bühne wieder auf. Manchmal geht mir das hier alles ein bisschen zu schnell.


Der Soundcheck verläuft reibungslos und ich bin total fasziniert. Es fühlt sich an wie ein Privatkonzert. Ein Konzert nur für mich alleine.



Nach dem Soundcheck begrüsse ich im Backstage erst einmal die Band. „Wo hast du denn deine Freundinnen gelassen?", fragt Christian und umarmt mich. „Tja, diesmal wurde nur ich eingeladen", antworte ich und blicke zu Paddy. Dieser steht etwas abseits und unterhält sich mit einer Frau. Ich gehe davon aus, dass dies nun Daniela sein muss. Beide schauen ziemlich ernst drein. Ob es um den Vorfall zwischen den Fans geht?


Eine Stunde später, hören wir Stimmen von draussen. Scheinbar wurden jetzt die Fans reingelassen. „Die Raubtierfütterung geht los", scherzt Lars und klatscht in die Hände. Wir hatten bis jetzt in einem Aufenthaltsraum abgehangen und geplaudert. Nach und nach verschwinden die Bandmitglieder in ihren Garderoben. Paddy und ich ebenfalls.


„Vor der Show braucht jeder nochmals eine kurze Pause für sich", erklärt Paddy und schliesst die Tür. „Soll das heissen ich soll gehen?", frage ich belustigt. Auf diese Antwort bin ich jetzt echt gespannt. Paddy kommt auf mich zu und zieht mich an der Hüfte zu sich. „Wehe", er gibt mir einen langen leidenschaftlichen Kuss.


„Wir haben noch eine dreiviertel Stunde bis die Show beginnt. Die will ich voll und ganz mit dir verbringen." Paddy drückt mich leicht gegen die Wand. „Wenn du so weiter machst, garantiere ich für nichts", hauche ich ihm ins Ohr. Paddy lässt mich los und geht zur Tür. Er dreht den Schlüssel, um die Tür zu verschliessen. Ich lächle und streife mir die Schuhe von den Füssen.



Während dem Konzert sitze ich an der Seite in Reihe 5. Ich wollte heute extra nicht in die erste Reihe um nicht zu sehr aufzufallen. Einige der Fans hatten mich ja heute schon im Auto gesehen und ich wollte es einfach vermeiden, dass man mit dem Finger auf mich zeigt. Bis jetzt hat jedenfalls noch keiner etwas gesagt. Zwei Mädels haben mich vorher kurz gemustert, sind dann aber weiter gegangen.



Während Paddy auf der Bühne alles gibt, schweife ich mit meinen Gedanken immer wieder zu meinen Zukunftsplänen. Wie soll ich das denn überhaupt alles schaffen? Ich muss den Laden abgeben und meine Geräte und Möbel verkaufen, meine Möbel aus der Wohnung einlagern, meinen Kram packen und zu Paddy schicken lassen. Meine Wohnung muss ich ebenfalls noch künden - was aber das kleinste Problem ist. In meinem Vertrag steht, dass ich immer auf Ende des Monats kündigen kann. Da ist mein Vermieter ziemlich unkompliziert.



„Den nächsten Song möchte ich gerne Sophie widmen", höre ich Paddy sagen und spüre, wie mir die Röte in die Wangen schiesst. Er beginnt zu singen und mir wird heiss und kalt.


„Shake away, shake away the old chains in my life

Got a new, got a new love in open eyes

Break away, break away the old ways ended high

Got a new course for the light...."


Ein passenderes Lied hätte er in diesem Moment nicht aussuchen können. Ich merke wie mir dir Tränen kommen und dass ich jetzt zu 1000% sicher bin, dass es das Richtige ist nach Berlin zu gehen. Zu Paddy und Olaf.



„Das war super", ich falle Paddy um den Hals. Daniela hatte mich kurz bevor das Konzert vorbei war, mit nach hinten zurück ins Backstage genommen. Paddy küsst mich und stösst mich dann aber sanft von sich weg. „Ich schwitze wie ein Schwein. Lass mich erst duschen." Ich kralle meine Finger in sein Shirt und ziehe ihn wieder zu mir. Bevor ich ihn küsse sage ich. „Das macht mir nichts aus."


Er schiebt mich nochmals sanft weg und diesmal bleibe ich stehen. „Ich bin gleich wieder da", sagt und geht komplett bekleidet in die Dusche. Er lässt das Wasser laufen und stellt sich unter den Wasserstrahl. Ich verschränke dir Arme und schaue ihn erstaunt an. „Du weisst aber schon, dass man die Kleider zum duschen auszieht?", frage ich belustigt. Paddy grinst nur und stellt das Wasser wieder aus. Dann beginnt er sich auszuziehen und ich entscheide mich, ihn nun alleine zu lassen. Ich setze mich auf die Couch und blättere in einer Broschüre, die auf dem Beistelltisch lag.

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