Teil 2; Ein Tag wie kein anderer 2/2

Aus Dianas Sicht:

Ich legte mein Ohr über seinen Mund um zu hören ob ihm noch zu helfen war und wie es das Leben nun mal wollte, atmete der junge Mann noch, zwar schwach, aber dennoch. "Obwohl es ein Wunder ist, wenn er von irgendwo da oben hinunterstürzte", dachte ich mir zu der Felswand empor blickend.

„Da hattest du wohl Glück", murmelte ich und sprach weiter mit mir selbst: „So, und was kommt jetzt als nächstes?... ah ja, genau..."
Ihn auf weitere Verletzungen absuchend, stellte ich einige leicht blutende Wunden an den Beinen, Oberkörper und Armen fest. Sein Gesicht sah durch die vielen Kratzer sehr mitgenommen aus, jedoch war seine blutende Wunde am Hinterkopf um einiges ernster.
Mehr konnte ich nicht sehen, was nicht hieß, dass er sich keinen Knochen gebrochen hatte. Mit Sicherheit hatte er sich bei diesem Sturz einige gebrochen, doch ich konnte nicht sagen, welche es waren.

„Okay... beruhig dich, das ist zwar die erste Person der du hilfst, aber das ist genauso wie mit einem Tier.", sprach ich mir beruhigend zu: „Also gut,... erst einmal sollte er vom Abgrund weg..." Ich wollte ihn bereits ziehen als ich Bedenken bekam: „Nein, Verletze sollte man dort lassen, wo sie sind, sonst macht man es nur noch schlimmer... Okay, dann ist es Zeit für die Kräuter."

Ein Blick in meine Tasche reichte um fest zu stellen, dass ich gerade mal das schnell wirkende Kraut und nicht einmal Verbandszeug mithatte, was eine mehr als magere Aussicht war, jemanden durch zu bringen, der dem Tod nahe war. Nur gut, dass ich darin schon geübt war, mal mehr und mal weniger erfolgreich, Leben zu retten.

„Na gut, du hast es nicht anders gewollt", meinte ich und legte daraufhin seine Schulter von seinem Fetzengewand frei. „Wie kann man sich denn auch nur so einen unpassenden Tag und Ort aussuchen. Du hättest wenigstens warten können, bis ich meinen Kräutervorrat wieder aufgestockt habe.", warf ich ihm vor, den Rand seiner Wunde mit etwas Wasser ausspülend, das ich in einer Glasflasche dabei hatte.

Ich atmete einmal tief durch und zog ihm anschließend den Pfeil mit einem Ruck aus seiner Schulter, woraufhin sich der am Boden liegende Mann für eine Sekunde mit einem längerem Atemzug bemerkbar machte, aber dennoch nicht zu Bewusstsein kam.

Weiter machte ich mit dem Kraut, das ich ihm auf die Wunde legte und sie dann mit einem Stück Stoff meiner Kleidung verband, das ich aus diesem Grund abgerissen hatte. Mit den anderen Wunden machte ich es nicht anders, bis am Ende von meinem Oberteil nichts mehr außer ein paar Fasern übrig waren. Nur gut das ich immer ein zweites unterhalb trug, da das Wetter am Berg immer schnell umschlug.

Langsam begann es zu dämmern und ich wusste, dass ich es heute nicht mehr nach Hause schaffen würde. Um ehrlich zu sein, entzog sich meinem Verstand, wie ich den jungen Mann nachhause transportieren sollte, ganz zu schweigen von dem dünnen Gang, den ich passieren müsste um ihn aus der Höhle zu schaffen.
Fürs Erste musste es reichen, dass ich ihn stabilisierte damit er nicht in den nächsten Minuten ein toter Mann sein würde.

Ich schnaufte geschafft als mir klar wurde, dass es in der Nacht sehr kalt werden würde und er dort, wo er lag, auf gar keinen Fall bleiben konnte. Er müsste gewärmt werden, sonst würde das beste Heilkraut der Welt nichts bringen.
Selbst hatte ich natürlich auch keine Jacke dabei, weil ich dachte, dass ich vor Einbruch der Nacht wieder zuhause wäre. Wer hätte schon wissen können, dass dieser Tag sich in solch eine Richtung entwickelt.

Trotz meines Wissens, dass ich ihn besser nicht bewegen sollte, zog ich ihn vorsichtig in den Gang der Höhle, legte ihn behutsam am Boden ab und kniete mich neben ihn. Währenddessen kam Lupus von draußen in die Höhle hinein und legte sich dicht neben den Mann um ihn zu wärmen, wie er es schon öfters bei tierischen Patienten getan hatte.

Lange Zeit wartete ich, dass die Wirkung endlich anschlug und ich Gewissheit erhielt ob er die nächsten Tage überstehen würde. Doch als die Medizin kurz vorm Dunkelwerden endlich einsetzte, wusste ich, dass ich diese Nacht kein Auge zubekommen würde. Es war leicht die Auswirkungen des Krautes wahrzunehmen, die seine Glieder zum Zucken brachten, ihn schmerzerfüllt aufstöhnen und seine Atmumg unregelmäßig werden ließen.

Seine stockende Atmung brach mir das Herz, wenn ich zuhörte, weswegen ich versuchte mich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren und wenn es lediglich der kalte raue Steinboden war.
Schließlich wollte ich ihn vor seinem sicheren Tod retten und ihn diesen Schmerzen auszusetzen war die einzige Möglichkeit zu diesem Zeitpunkt. Egal, was er getan hatte, dass Menschen Jagd auf ihn machten, ich würde ihn nicht sterben lassen, solange ich in der Nähe war! Sonst wäre ich nicht ich.

Ein leichtes Lächeln huschte mir über meine Lippen. Ich war anders, anders als meine Mutter die mich einfach verlassen hatte. Ich würde für andere da sein, nicht so wie sie!
Mein Lächeln hielt jedoch nicht lange an, nachdem sein Stöhnen mich wieder in die Realität zurückbrachte. Seufzend, stand ich vom kalten Boden auf und blickte mich erst einmal im Dunkeln um, was so gut wie nutzlos war, da ich nur Umrisse schemenhaft wahrnahm.

"Ich konnte nicht nur einfach hier rumsitzen ich musste irgendetwas tun,... aber was? „Denk nach,... Denk nach!...", gab ich geschafft von mir, zwischenzeitlich ich mich an die Höhlenwand lehnte und mir mit einer Hand über die rechte Gesichtshälfte fuhr um meinen müden Verstand zu wecken. Erneut ließ ich die Luft schnaufend aus, stieß mich schließlich von der Höhlenwand ab und wendete mich Lupus zu: „Du passt auf ihn auf, ich bin gleich wieder zurück!", Der Wolf antwortete mit einem kleinen Laut gefolgt von einem herzhaften Gähnen, was mich unweigerlich zum Schmunzeln brachte.

Ich tastete mich an der Steinwand entlang zum Ausgang der Höhle, wo ich hindurch schlüpfte als sich die Felsspalte verengte und ich mich im Freien wieder fand. Der Boden war erhellt von dem Mond, dessen kleinen Begleitern oben am Himmel, die die Nacht mit ihrem Leuchten versüßten. Dafür hatte ich im Moment keine Augen, sondern stellte nur murrend fest: „Es ist echt kalt hier", was mich meine Arme um mich schlingen ließ, bevor ich anfing den Berg ein Stück hinunter zu steigen.

„Was suchte ich eigentlich?... Eine Beschäftigung um diese Nacht zu überstehen? Oder ein Wunder, damit ich ihn auf welche Weise auch immer in meine Hütte bringen könnte, wo es wenigstens warm ist?", fragte ich mich gedanklich, während ich meine beiden Arme enger um mich schlang da es nicht gerade wärmer wurde.
„Oder einfach ein schmerzlinderndes Kraut...!", stellte ich erfreut darüber fest, dass ich fürs Erste eine Lösung gefunden hatte, doch auch missmutig, zumal ich darauf nicht schon früher gekommen bin.

Auf der Stelle eine Kehrtwende machend rannte ich den Berg mit neuem Elan wieder hinauf. Es war zwar dunkel, allerdings tat die leuchtende Scheibe dort oben ihre Arbeit hervorragend, wodurch man einiges sehen konnte und ich guter Dinge war, dass ich dieses Kraut ausfindig machen würde.



Von einem Bein aufs andere tretend pflückte ich das schmerzlindernde Kraut, während sich die Sonne bereits am Horizont bemerkbar machte. Immer noch war es arschkalt und ich versuchte diese Kälte durch ein paar Mal Hüpfen zu vertreiben, allerdings würde ich jetzt nichts lieber tun als in meiner wohlig warmen Hütte vor dem Kamin zu sitzen und mich an meine Wölfe zu kuscheln. Das war ein weit entfernter Gedanke, denn ich konnte nur Vermutungen anstellen wann ich wieder nachhause zurück kehren könnte.
Mit dem Gedanken verstaute ich auch noch den Rest der abgetrennten Pflanze in meiner Tasche.

Ich warf der Sonne einen Blick entgegen, bevor ich mich wieder auf den Weg zurück machte. Der Weg führte mich an einer Gruppe kleinwüchsiger Bäume vorbei, wobei ich mir nichts Großartiges dabei dachte, als mich bereits eine starke Hand am Arm packte.

Schlagartig zuckte ich zusammen und sah instinktiv zu der Person, die sich zwischen den Bäumen versteckt gehalten hatte, und nun aus dessen Schatten trat. Es war der gleiche junge Mann der mich gestern aus unerfindlichem Grund verfolgt hatte.

Abwägend schaute er auf mich herunter, während er weiterhin meinen Arm festhielt.
„Was willst du?!", sagte ich mehr, als dass es eine Frage war, und warf dem Mann zeitgleich einen bösen Blick zu. Er zog daraufhin eine Augenbraue hoch, drückte mich unvermittelt gegen den nächsten Baum und sagte abfällig: „Eigentlich wollte ich nur nett fragen ob du gestern zufällig einen jungen Mann mit kurzen schwarzen Haaren und zerfetztem Gewand gesehen hast." Dabei schaute er mich mit einem ernsten eindringlichen Blick an und wartete, dass ich Antworten würde.

Einen Augenblick blieb ich still, abwägend was ich sagen sollte, doch es war eine leichte Entscheidung, denn ich würde ihm bestimmt nicht helfen einen Menschen zu jagen!
„Nein, ich habe niemanden gesehen der auf deine Beschreibung passt. Wenn du mich jetzt gehen lassen würdest, es ist eiskalt", sagte ich gefasst, bevor ich mich mit einer schnellen Armbewegung aus seinem gelockerten Griff befreite.

Im Anschluss daran lief ich weiter den Berg hinunter ohne mich noch einmal um zu drehen.
„Was hatte der verletzte junge Mann nur getan um gesucht und gejagt zu werden?", ging es mir durch den Kopf, doch sicher war ich mir nicht, ob ich wirklich die Antwort darauf wollte.

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