Kapitel 5

Es war bedauerlich, dass die Seele des Dämons durch den Hass, den er innerlich mit sich trug, immer mehr verschmutzte und sich schwarz färbte. Die Menschen, die er einst so liebte, wollte er tot sehen. Er ekelte sich vor der Menschheit. Taehyungs Seele war nur noch ein Schandfleck für die Engel. Die Chance, dass Gott ihm erbarmen zeigte und ihn aus seiner persönlichen Hölle erlöste, hatte er endgültig verpasst. Schwarze hässliche Flecken wurden im Jenseits nicht gestattet. Die Seele eines verstorbenen Menschen sollte in einem klaren weiß erstrahlen, sodass es beim Hineinschauen in den Augen schmerzte. Befleckte Seelen könnten niemals ins Jenseits kommen. Nein, ganz sicher nicht. Sie wurden gar verabscheut. Die Seele eines Engels sollte rein bleiben, so rein wie eine weiße Feder. Eine befleckte Seele könnte niemals akzeptiert werden.

Niemals.

Während die Engel entsetzt wegen der Verschmutzung einer reinen Seele waren, waren Lucifer und die anderen Dämonen stolz. Genauso sah die Seele eines Dämons aus – pechschwarz. Vom Hass für die Menschen geleitet, so wollte es Lucifer. Nicht anders.

Die Engel fragten sich, wie Gott zulassen konnte, dass Lucifer diese reine Seele verschmutzte und zu einem seiner Gleichen machte. Die Seelen hatten viel Besseres verdient, als auf Ewig mit dieser Abscheu gegenüber der Menschheit weiterzuleben. Sie sollten von ihrem Leid erlöst werden und nicht noch mehr Leid verbreiten.

„Wie konnte das geschehen? Taehyung war doch so ein guter Mensch und glich damals einem Engel", fragten sich mehrere Engel erschüttert.

Doch Gott und seine Söhne wussten es. Jeon Jeongguk hatte die reine Seele durch seine widerwärtige Manipulation auf dem Gewissen. Wenn Taehyung ihn nicht gekannt hätte, wäre seine Seele nicht hoffnungslos verloren. Kim Taehyung würde sogar noch leben, wäre er nicht da gewesen. Es war so tragisch. Es war einfach so tragisch.

Moment – ihr wisst ja noch gar nicht, was der Grund für den Tod des jungen Dämons war. Nun gut, dann wollen wir mal zurück zum Tag kommen, an dem Kim Taehyung sich von seinem Leben verabschieden musste.

~Vor acht Monaten~

Mit einem mulmigen Gefühl lief Taehyung an den dunklen Gassen entlang, um endlich an dem Haus seines festen Freundes anzukommen. Er hatte seine Arme fest um sich geschlungen und vergrub seine Nase in seinem kuscheligen Schal. Die kühle Herbstluft wehte ihm ins Gesicht und seine Haare flogen ihm immer wieder vor die Augen, da sie etwas länger geworden waren. Doch das störte Taehyung nicht. Seine Gedanken waren vielmehr bei Jeongguk, der ihm geschrieben hatte, dass er sofort zu ihm kommen sollte.

Ohne groß darüber nachzudenken, hatte sich Taehyung am späten Abend auf den Weg zu Jeongguk gemacht. Aber nun, als er mutterseelenallein durch die dunklen Straßen ging, bekam er etwas Angst. Er hatte die Dunkelheit noch nie gemocht, aber für Jeongguk tat er alles, was er konnte. Er liebte ihn doch so sehr.

Nach mehreren Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, sah er endlich das Familienhaus des Jüngeren. Erleichtert beschleunigte er seine Schritte und rief seinen Freund auf dem Handy an, da seine Eltern bestimmt schon schliefen. Das Handy klingelte wenige Sekunden, jedoch ging Jeongguk nicht ran, sondern drückte ihn weg. Verwundert sah Taehyung auf seinen Handybildschirm und fühlte sich etwas verarscht. Wieso legte Jeongguk einfach auf, wenn er anrief? Er hatte ihn doch hier herbestellt.

Plötzlich wurde die Haustür aufgerissen und Taehyung stolperte erschrocken zurück. Jeongguk grinste ihn scheinheilig an, während Taehyung das Gesicht verzog. Der Jüngere roch nach einer ganzen Kneipe. Hatte er sich schon wieder vollgesoffen?

„Taehyungie~... Da bist du ja endlich", lallte der Braunhaarige und wollte seinem Freund einen fetten Kuss auf die Lippen drücken, aber wurde von ihm harsch weggedrückt.

Der Blonde fand es ekelhaft, wie er roch und wollte keinesfalls, dass er ihm irgendwie zu nahekam. Schmollend schaute der Betrunkene die Gestalt vor ihm an und versuchte seine Fäuste in seine Hüfte zu stemmen.

„Wieso bist du schon wieder so betrunken, Jeongguk? Ich habe gedacht, dass du endlich damit aufhören willst!", fragte Taehyung ihn sauer.

Er fühlte sich verarscht. Jeongguk hatte ihm doch versprochen, dass er aufhörte, sich die Kante zu geben und zu versuchen sein Leben endlich auf die Reihe zu bekommen. Der Jüngere starrte ihn blöd an, was Taehyung gewaltig gegen den Strich ging. Er war Hundemüde und nun musste er sich mit einem betrunkenen Jeongguk herumschlagen? In welchem Film war er gelandet?

„I-Ich f-fang morgen an, mein Leben zu ändern. Aber erst musst du mich zu Jimin fahren", nuschelte Jeongguk und hielt ihm irgendwelche Autoschlüssel ins Gesicht.

„Geht's noch? Du hast mich hier geholt, damit ich dich zu Jimin fahren kann?", fragte Taehyung entsetzt und wurde wütend.

Der Ältere schüttelte fassungslos seinen Kopf und wandte sich von Jeongguk ab, um zu gehen. Er kam nicht weit, da der Braunhaarige sein Handgelenk schnappte und ihn an seine Brust zog. Taehyung gab einen überraschten Laut von sich und sah mit großen Augen in Jeongguks. Dieser starrte ihn mit einem undefinierbaren Blick an und ließ nicht vom Handgelenk des Älteren ab.

„Fahr mich bitte zu Jimin. Ich habe meinen USB-Stick bei ihm vergessen. Du weißt doch, dass ich morgen eine Präsentation halten muss, oder?", sagte er zischend.

Der Blonde zuckte bei diesem Tonfall zusammen, aber nickte daraufhin nur. Sein Freund machte ihm Angst, wenn er betrunken war. Eigentlich war er immer so liebevoll zu Taehyung, aber wenn er trank oder kiffte, dann schien es, als würde er ihn hassen.

Zufrieden mit der Geste des anderen, ließ Jeongguk sein Handgelenk los und reichte ihm die Autoschlüssel. Taehyung schluckte und nahm die Schlüssel zögernd in die Hand. Sollte er ihn in diesem Zustand zu Jimin fahren? War das eine gute Idee? Er bezweifelte es.

„Beweg deinen Arsch", befahl sein Freund und grinste diabolisch vor sich hin.

Das war keine gute Idee. Taehyung bereute es her gekommen zu sein und wollte nur noch nach Hause, doch er schwieg und lief zum Auto von Jeongguks Eltern, das vor ihrer Garage geparkt wurde.

,Gott, steh mir bei', dachte sich der Blonde und schluckte hart, als er sich ans Lenkrad setzte und den Motor startete, nachdem sich Jeongguk auf den Beifahrersitz gesetzt hatte.

Er fuhr los, runter vom Anwesen auf die leeren Straßen. Der Jüngere tippte ungeduldig mit seinen Fingerspitzen auf der Armlehne herum, obwohl sie erst vor zwei Minuten losgefahren sind. Dies machte Taehyung so nervös, so nervös, dass ihm der kalte Schweiß seinem Rücken herunterlief.

„Wieso dauert das so lange? Machst du das extra?", rief der Braunhaarige irgendwann genervt.

„Wir sind erst auf der Autobahn, Jeongguk. Es sind noch 20 Minuten", antwortete Taehyung ruhig.

Er hörte daraufhin ein genervtes Seufzen und wie gegen das Armaturenbrett getreten wurde. Sein Blick schellte zu dem Jüngeren. Hatte er noch alle Tassen im Schrank? Wenn der Airbag sich auslöste, brachten Jeongguks Eltern ihren Sohn um.

„Gibt es keine scheiß Abkürzung durch den Wald?", fragte Jeongguk ihn wütend.

„Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Wir würden uns in den Tod stürzen!", erwiderte Taehyung aufgebracht und krallte sich beinahe ans Lenkrad.

Schon wieder ertönte ein Schnaufen vom anderen. Taehyung begann noch mehr zu schwitzen. Was war das für eine dumme Frage? Wie kam man darauf durch einen Wald zu fahren?

„Versuch es doch einfach", meinte Jeongguk auf einmal.

„Du bist doch bescheuert! Ich werde hier gar nichts versuchen!", rief der Blonde und konnte nicht fassen, was sein Freund da sagte.

Jeongguk betrachtete Taehyung verächtlich von der Seite und spürte im Moment nur noch den puren Hass für den Mann neben ihm, weil er nie tat, was er von ihm verlangte. Er wendete seinen Blick von ihm ab und starrte angepisst aus dem Fenster in den dunklen Wald. Er sah verschwommen, also bemerkte er auch nicht, dass es in diesem Wald keine einzige Einfahrt gab. Seine Augen spielten ihm immer wieder Streiche und er musste sich eingestehen, dass er nicht nur Alkohol zu sich genommen hatte.

„Da sind doch scheiß Einfahrten!", brüllte er auf einmal los und erschrak Taehyung damit so sehr, sodass er ins Schlenkern kam.

„Sag mal, bist du eigentlich komplett bescheuert!? Wieso erschreckst du mich so?", schrie Taehyung ihn hysterisch.

„Du bist bescheuert! Hier sind überall Abkürzungen!", schrie Jeongguk zurück und legte seine Hände ans Lenkrad, um in die nichtexistierenden Einfahrten abzubiegen.

Das Auto kam ins Schlenkern und die Reifen quietschten fürchterlich. Taehyung bekam Todesangst und versuchte Jeongguk weg zu schubsen, doch dieser klammerte sich mit seiner ganzen Kraft an das Lenkrad und lenkte das Auto immer weiter nach rechts in Richtung Wald.

„JEONGGUK, LASS DAS VERDAMMTE LENKRAD LOS!", kreischte Taehyung panisch.

Plötzlich spürte er einen festen Schlag in seinem Gesicht und ließ ruckartig das Lenkrad los, um sich sein Auge zu halten. Jeongguk hatte ihn geschlagen. Er konnte dann nicht mehr realisieren, was um ihn herum geschah, da das Auto mit voller Wucht gegen einen Baum knallte und er nur noch spürte, wie sich eine riesige Glasscheibe in seinen Oberkörper bohrte und er in der nächsten Sekunde das Bewusstsein verlor.

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