Kapitel 10
Blut spuckend hielt sich Jeongguk an den schockierten Taehyung fest und konnte selbst nicht realisieren, was gerade geschehen war. Mit weitaufgerissen Augen schauten sich die ehemaligen Geliebten an, während die Kraft des Braunhaarigen seinen Körper verließ und er mit dem Dämon auf den Boden glitt. Dieser presste Jeongguks Oberkörper an seine Brust und versuchte mit seiner Hand die Blutung zu stoppen, jedoch floss ihm das Blut unkontrolliert durch die Finger und er geriet in Panik. Hatte Jimin gerade wirklich ein Messer in seinen Rücken gerammt? Sollte Jeongguk nun in den Armen seines Geliebten sterben? War der Moment gekommen, an dem er sein Leben als Mensch aufgeben musste? War das sein Schicksal oder die Bestrafung dafür, dass er einen Engel auf dem Gewissen und nichts aus seinen Fehlern gelernt hatte?
„Wieso hast du das getan?!", schrie Yoongi seinen Ex-Freund an und schubste ihn hart zu Boden.
Er konnte es nicht fassen, dass Jimin von der Selbstsucht und dieser kranken Eifersucht gelenkt wurde, die seit Jahren in ihm steckte und sich immer weiterentwickelte, wenn Jeongguk Taehyung seine Liebe gab, die er schon immer wollte - nach der er sich schon immer gesehnt hatte. Aber Jimin würde niemals das Gefühl erleben, von Jeongguk geliebt zu werden, da dieser sein Herz vor langer Zeit in Taehyungs Hände legte, damit es nach etlichen Jahren der Trauer endlich glücklich werden konnte.
Taehyung streichelt unaufhörlich über die Wangen des Jüngeren und flüsterte ihm zu, dass alles gut werden würde. Jedoch liefen ihm die roten Tränen über die Wangen und tropften auf das graue T-Shirt des Jüngeren. Dieser sah ihn völlig verängstigt an und schnappte schwer nach Luft, da seine Lunge erwischt worden war. Die Schmerzen in seinem Rücken waren unerträglich und es machte ihn panisch, dass er kaum noch Luft bekam. Er würde jeden Moment qualvoll an seinem eigenen Blut ersticken, das wusste er. Sein Herz raste zehnfach so schnell in seiner Brust und er suchte Schutz bei seinem Geliebten, der ihn mit seinen orangen glühenden Augen anschaute und er endlich das kleine Fünkchen Liebe in ihnen erblicken durfte, wonach er die letzten Minuten gesucht hatte. Seine Lippen formten sich langsam zu einem kleinen Lächeln und er legte seine kühle Hand auf die zerstörte Wange seiner großen Liebe. Er sah nur noch die glühenden Augen seiner großen Liebe, die ihm sagten, dass Taehyung kein Mensch mehr war, und sie beruhigten ihn, weil er nicht allein sein würde, wenn seine Seele sich aus ihrem Gefängnis befreite.
„Alles wird gut, Jeongguk. Hab keine Angst. Es ist okay. Nicht so schlimm", flüsterte Taehyung mit bebender Stimme.
Still sah er in sein Gesicht und beugte sich vor, um ihm einen schwachen, Kuss auf die Lippen zu geben, in den er seine ganze Liebe hineinlegte, um seinem wertvollsten Schatz mitzuteilen, dass er ihn so unsterblich liebte. Der Dämon presste seine Augen zusammen und erwiderte den Kuss federleicht, weil er den sterbenden Menschen nicht verletzen wollte. Dieser sanfte und liebliche Kuss war die Antwort für den Menschen, dass der Dämon ihn immer noch ein wenig liebte und niemals endgültig damit aufgehört hatte.
Jeongguks Atem ging flach, sodass er den wundervollen Kuss nach wenigen Sekunden unterbrechen musste, sonst drohte er zu ersticken, bevor er Taehyung noch ein letztes Mal deutlich machen konnte, wie sehr er ihn liebte. Er sammelte zum letzten Mal seine ganze Kraft, nahm Taehyungs wunderschönes Gesicht in seine beiden Hände und musterte ihn mit solch einer Liebe in den Augen, die Blitzschläge durch den Körper des Dämons fließen ließ.
„A-Als ich dich zum ersten Mal sah, hattest d-du mich mit deinem Charakter aus... aus Gold in deinen Bann gezogen. Ich liebe deine Stim-Stimme und dein La-Lachen, weil sie die schön-schönsten Melo-Melo-Melodien sind, die ich jemals... jemals anhören durfte. Ich liebe dich von die-deinem tiefsten Inneren bis zu deinem Äuß-Äußeren. Du bist für mich die schönste... schönste... schönste Person, die ich je erblicken durfte. Ich liebe dich und werde es für immer tun. Lass uns bitte gemein-gemeinsam als gott-gottverlassene Seelen auf der Er-...Erde verweilen, mein Schatz", schüttete Jeongguk ein letztes Mal sein ganzes Herz aus und ignorierte die Müdigkeit und die Schmerzen, die ihn immer weiter ins Dunkle zerrten.
Taehyung nickte schluchzend und drückte Jeongguk fest an sich, flüsterte ihm zu, dass er ihn auch liebte und für die Ewigkeit bei ihm bleiben wird. Es schmerzte in ihm, seinen Geliebten sterben zu sehen. Auf dem Gesicht des Sterbenden bildete sich ein breites Lächeln und er hinterließ einen sanften Kuss auf der Wange seines Engels, bevor er die Augen weitete und nach Luft röchelte. Er bohrte seine Finger in die Schultern des Dämons und lief blau an, da er nun gar keine Luft mehr bekam. Der Dämon hielt ihn bloß weinend in seinen Armen und sah dabei zu, wie dem Braunhaarigen immer mehr Blut aus seinem Mund und seiner Nase lief, bis er die Augen verdrehte und auf ihn fiel. Jeongguk wurde in komplette Schwärze umhüllt, die ihm die Lebenskraft entnahm. Taehyung umklammerte die leere Hülle des Menschen und weinte noch stärker, da er weiß, dass Jeongguks Seele seinen menschlichen Körper endgültig verlassen hatte. Er hob den Kopf und musterte Jimin hasserfüllt, der auf den Boden saß und ebenfalls weinte.
Doch er weinte nicht, weil er Jeongguk ermordete und es nun bereute. Nein, ganz sicher nicht. Der Grund war, dass ihm wieder deutlich gemacht wurde, dass Jeongguk ihn niemals geliebt hatte. Nicht mal nach Taehyungs Tod und damit kam er nicht klar.
„Wieso hast du das getan, du Arschloch?!", brüllte der Dämon ihn an.
„Ich habe alles versucht und getan, was mir möglich war, damit dieser Bastard sich in mich verliebt, aber er hatte sogar nach deinem Tod nur Augen für dich gehabt!", rief Jimin verbittert und betrachtete den Boden unter sich.
Yoongi lachte leise und schüttelte den Kopf. Er wusste nicht mal, dass sein Ex-Freund so ein Psychopath war. Aber nun war es zu spät, irgendwas noch zu sagen. Jeongguk war tot. Er hatte ihn ermordet. Mehrere Sekunden stand Yoongi da, bis er realisierte, dass Jeongguks Leiche in seiner Wohnung lag. Ihm wurde eisig kalt und er stürzte sich sofort auf Jimin, um ihn am Hals zu packen und auf den Boden zu drücken.
„Was soll das?!", schrie der Schwarzhaarige, während der Blonde ihn mit dem Gesicht auf den Boden drückte und sich auf seinen Rücken setzte.
„Du bist ein egoistischer Hurensohn! Wegen dir ist Jeongguks Leben den Bach runtergegangen! Wenn du nicht gewesen wärst, wäre er niemals Drogenabhängig geworden und hätte ein normales Leben führen können. Aber du gönnst es ihm nicht mal zu leben! Ich halte dich so lange fest, bis die Polizei hier ist, du Arschloch! Ich werde nicht wegen dir in den Knast kommen", knurrte Yoongi ihn an und holte sein Handy aus seiner Hosentasche, um die Polizei zu rufen.
Taehyung ignorierte die Beiden und legte den leblosen Körper sanft auf den Teppich. Er schniefte und strich der leblosen Hülle über die Wange. Ein wenig Blut floss dem toten Menschen aus dem Mund und die matten Augen starrten in die Leere. Jeongguks Leiche vor ihm liegen zu sehen, war zu viel für den jungen Dämon. Er konnte hier nichts mehr tun und wollte nur noch weg. Darum verschwand er aus Yoongis Wohnung und ließ die zwei Menschen mit der Leiche allein. Er teleportierte sich zum Friedhof und lief zu seinem eigenen Grabstein, um sich vor diesem auf die Knie fallen zu lassen. Er fragte sich in diesem Moment nur, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Jeongguk zu Yoongis Wohnung zu locken. Er wollte zwar, dass er seine gerechte Strafe bekam, aber nicht, dass er auf so eine qualvolle Art starb.
Plötzlich spürte er eine kühle Hand auf seiner Schulter, die ihn aus seinen Gedanken riss. Er hob den Blick und sah in Lucifers leuchtenden blauen Augen, die ihn gefühlslos beäugten. Taehyung seufzte und wischte seine Tränen weg. Er wusste, dass Lucifer es lächerlich fand, dass er wegen Jeongguks Tod weinte.
„Hat es nicht auch etwas Gutes? Ihr Beide seid nun tot und er ist nicht mehr Drogenabhängig oder wird von diesem Jimin als eine Sexpuppe benutzt", fragte Lucifer und setzte sich neben Taehyung.
„Du wolltest bloß seine Seele in deiner Sammlung haben, nicht wahr?", stellte Taehyung ihm eine Gegenfrage und starrte weiterhin auf seinen Grabstein.
„Vielleicht... Seine Seele ist pechschwarz. Darum war ich etwas sauer, dass du sie mir vorenthalten wolltest. Mit so einer verdorbenen Seele hätte er sich niemals ändern können. Ich frage mich auch, wie du dich in ihn verlieben konntest", antwortete der Teufel und grinste ihn breit an.
„Gott liebt dich doch auch, obwohl du ein undankbares Balg bist. Immerhin hat er dich nicht ausgelöscht, sondern zum Herrscher der Hölle gemacht, als du dich gegen ihn aufgelehnt hast", erwiderte der junge Dämon gleichgültig.
„Touche", entgegnete Lucifer lachend.
„Weißt du, wo er gerade ist?", wollte Taehyung wissen und sah den Teufel neben sich von der Seite an.
„Ich habe vor wenigen Minuten noch mit ihm gesprochen. Er sollte hier in wenigen Sekunden auftauchen", zuckte er mit den Schultern.
„Was?", brachte der junge Dämon nur verwirrt über die Lippen, bevor sein Grabstein anfing zu rauchen und eine Person aus einem Portal gestolpert kommt.
Jeongguk stürzte vor Taehyung auf die Kieselsteine und knallte mit dem Kopf gegen den Rahmen des Grabes. Lucifer verfiel in gehässiges Gelächter, während der junge Dämon den neugeborenen Dämon sprachlos anstarrte. Jeongguks Haare waren schwarz und er rieb sich fluchend den Kopf. Seine Augen strahlten in einem kraftvollen Rot und seine Augäpfel wurden in ein tiefes Schwarz getränkt. Eine riesige offene Narbe zierte sein ganzes Gesicht, die von seiner Stirn, über seinen Nasenrücken und bis zu seiner rechten Wange führte. Sie sah scheußlich aus, da ihm Blut aus der Wunde über das Gesicht lief. Aber das interessierte Taehyung nicht. Er war froh, dass Jeongguk nicht verschwunden war.
„Jeongguk! Geht es dir gut?", rief Taehyung erleichtert und gleichzeitig besorgt, während er auf ihn zu krabbelte und sein Gesicht in beide Hände nahm.
„Ja, alles gut. Mir geht es besser denn je", lächelt der Schwarzhaarige den braunhaarigen Dämon an.
Taehyung begann ebenfalls zu lächeln und streichelte ihm mit seinen Daumen über die Wangen. Wahrscheinlich hatte er nicht so viele Schmerzen, da er ein vollwertiger Dämon mit schwarzer Seele war. Lucifer hatte Taehyung ja eben gesagt, dass er sauer auf ihn war. Dementsprechend ließ er ihn mehr leiden als andere Dämonen. Jeongguk konnte sein Glück kaum fassen, da er von seinem Leid als Mensch erlöst wurde und schlang die Arme um Taehyungs Hals, der in seinen Augen wunderschön mit seinem entstellten Gesicht aussah.
„Meine Arbeit ist hier getan. Viel Spaß euch beiden", sagte Lucifer zufrieden und verschwand in der nächsten Sekunde.
Die zwei Dämonen bekamen dies nicht mit, da sie sich fest umarmten und nicht mehr loslassen wollten. In den letzten Monaten litten sie so sehr, dass sie ihre Zweisamkeit nun in vollen Zügen genießen wollten. Taehyung, der dachte, dass niemand ihn geliebt hatte und keiner um ihn trauerte, wurde vom Gegenteil überzeugt und Jeongguk, der diese tiefe Traurigkeit und Einsamkeit mit Drogen und Alkohol, als Taehyung ihn für immer verließ, vergessen wollte, wurde aus seinem Leid erlöst. Sie konnten endlich glücklich werden und sich die Liebe schenken, die sie verdient hatten.
Für Jimin gab es in dieser Geschichte kein gutes Ende. Sein Ex-Freund hielt ihn so lange in seiner Wohnung, bis die Polizei kam und ihn sofort festnahm, da die Fingerabdrücke auf dem blutverschmierten Klappmesser eindeutig seine waren. Er kam lebenslänglich ins Gefängnis und musste sich einem kalten Entzug unterziehen. Danach bekam er eine Psychiaterin für seine mentalen Probleme an die Seite gestellte, da er ständig von Dämonen und Halbtoten sprach.
Hingegen schwieg Yoongi über den Vorfall mit dem Dämon und schilderte der Polizei, dass sich Jeongguk und Jimin an dem Tag in seiner Wohnung stritten und als Jeongguk gehen wollte, Jimin ihn mit dem Messer von hinten angegriffen hatte. Als die Verhandlungen nach mehreren Monaten ein Ende fanden, widmete er sich wieder Aufgabe die Gräber der zwei Verstorbenen zu pflegen.
Das war die Geschichte über den gottverlassenen Dämon, dessen Leid ein Ende fand, als das Leben seines Geliebten, für den er sein Menschenleben aufgab, ebenfalls ein Ende fand. War es also die richtige Entscheidung sein Leben für das seines Geliebten aufzugeben?
♥ Ende ♥
Vielen Dank fürs Lesen, meine Lieben.
Hoffentlich hat sie euch genauso wie mir gefallen :D
Es hat mich auf jeden Fall gefreut, dieser Geschichte aus dem Jahr 2018 noch eine Chance zu geben. Zwar musste ich sie ein bisschen umändern, aber es war interessant in dieser Erzählerperspektive zu schreiben.
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