Kapitel 9

Rainer Fox quetschte sich und seinen Bierbauch mit aller Mühe in den schwarzen Anzug, den er sich für Reldas Beerdigung rausgesucht hatte, nahm die Autoschlüssel in die Hand und fuhr los in Richtung des städtischen Friedhofes. Bei seinem Eintreffen parkten schon unzählige Autos vor dem großen Tor, darunter auch ein unbekannter Cadillac.  Seufzend betrat er den Friedhof. Eine bedrückte Stimmung überkam ihn, was allerdings nicht an Reldas Tod lag, sondern eher an dem Gefühl, beobachtet zu werden. Ein kleiner Junge in einer gelben Regenjacke stand vor ein paar Gräbern und starrte auf die Erde, die er mit den Schuhen leicht gelockert hatte, hinunter. Er wirkte wie ein Geist, doch Rainer wusste, dass es solche nicht gab.  Langsam ging er weiter den Weg entlang und traf auf einen jungen Mann mit rostbraunen Haaren und etwas schäbig ausschauenden Klamotten. Er stand etwas abseits von den Menschen, die sich um das Loch von Reldas baldigem Grab versammelt hatten. Er erkannte sehr schnell Linda und machte einen weiten Bogen um sie herum, er hatte ihr immer noch nicht verziehen.

"Wieso ziehen Sie denn so weite Kreise um die Dame herum?"

Rainer wirbelte herum und sah sich Komissar Hain gegenüber stehen.

"Das wissen Sie ganz genau, Herr Komissar!", fauchte er patzig. Der Komissar blieb ruhig.

"Ach ja, sie hat Ihnen nichts vom Tod Ihrer Frau erzählt, ich erinnere mich."

In Rainers Kopf blitzten Erinnerungen an das Telefonat mit Linda auf.

"Was suchen Sie hier? Eine Beerdigung ist kein Ort für die Polizei. Es ist ein Moment des Friedens!", wechselte er das Thema. Hain zögerte.

"Nun, in dieser Angelegenheit nicht, sonst würde ich Ihnen ja Recht geben, aber leider ermittle ich in diesem Fall."

"Es war nur ein Unfall, sie haben es doch gehört! Was kann man da ermitteln?"

"Ich habe mit der liebenswerten Cousine ihrer Frau gesprochen und einige interessante Informationen dazugewonnen."

"Informationen? Wollen sie mir nicht etwas sagen?"

"Das geht Sie nichts an."

Rainer lachte grimmig auf.

"Das geht mich nichts an, ja? Es war nur meine Frau, die vielleicht, ich rate mal, in ihren Informationen ermordet wurde? Das geht mich sogar viel mehr an als Sie, da Sie sie nicht einmal annähernd kannten! Und ich habe sie geliebt! Ich habe eine gemeinsame Vergangenheit mit ihr gehabt! Und dann sagen Sie mir, DAS GEHT MICH NICHTS AN?!"

"Beruhigen Sie sich..."

"Verschwinden Sie! Verschwinden Sie von dieser Beerdigung oder ICH ZEIGE SIE AN!"

Peter Hain schwieg. In dem Falle konnte Fox sogar was mit der Anzeige bewirken, da dieser Fall nicht offiziell war. Und die Anzeige wäre berechtigt, weil er einen Streit während einer Beerdigung entfacht hatte. Langsam drehte er sich um und ließ den Friedhof hinter sich.

Rainer Fox atmete auf. Der Ruhestörer war gegangen. Aber immer noch fühlte er sich beobachtet. Er sah sich um und sah wieder den kleinen Jungen. Er stand bei dem jungen Mann mit den rostbraunen Haaren und starrte Linda unheilvoll an.

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