Kapitel 18
Ben erstarrte. Etwas hatte geknarrt. Hinter ihm. War jemand eingebrochen? Der Junge konnte sich nicht vorstellen, dass jemand das alte Fabrikgelände freiwillig betreten würde. Und schon gar nicht den Kühlraum. Vielleicht waren es ein paar Jungen wegen einer Mutprobe? Sie durften ihn nicht sehen. Ben machte einen Schritt nach hinten, noch einen und noch einen. Dann rannte er. Kroch unter das Sofa mit seinen Leichen. Dort blieb er liegen. Er hörte Schritte, sie schienen nur von einer Person auszugehen. Die Schritte wurden lauter und setzten ihren Weg an der Tür vorbei fort. Ben atmete auf.
"Ben! Wer kann das sein? Wer auch immer das ist, er weiss, dass du hier bist und will dir Schaden zufügen."
Schon wieder diese vertraute Stimme. Sie war die einzige, die immer bei ihm war, mit ihm redete und mit ihm dachte. Auch wenn er nicht wusste, woher sie kam, war sie schon immer da gewesen und er vertraute ihr. Sie hatte ihm erzählt, dass der Mann, Rainer Fox oder so, gute Vorschläge hatte, um seine Wut zu unterdrücken. Seine Wut auf seine Eltern, die einfach verschwunden waren... Er hatte sie geliebt. Dann konnte er sich an einen Tag nicht mehr erinnern und am Tag danach waren sie weg, einfach weg...
Er schluckte und stand auf. Er war ein Kind. Wenn jemand Böses da draussen rum lief, konnte er ihm nichts tun. Kindern durfte man Nichts zu Leide tun.
"Kindern wie dir kann man was zu Leide tun... Die Menschen hassen dich, nennen dich ein blutrünstiges Monster, wenn du dir eine Familie baust, auf die du aufpassen kannst. Wie auf deine Haustiere. Damit du dich wichtig undgebraucht fühlst. Aber so etwas verstehen die ja Nicht."
Ben nickte. Klar. Obwohl es schon logisch klang... Er fühlte sich schlau, wenn er raffinierte Pläne mit Hilfe der Stimme schmiedete, um eine Familie zu haben. Eine bessere, als die, die er früher hatte und die verschwand. Die Neue könnte nicht verschwinden.
Langsam schlich er zu der schweren Tür, die den Kühlraum in einen eigenen Raum unterteilte. Als er die Tür aufdrückte, knarrte es leise. Die hohlen Schritte waren nur noch leise zu hören, wie leises Klopfen aus einer anderen Dimension. Ben schnitt eine Grimasse. Hier war sein Reich, und wer ihn störte und seine Freude zerstören wollte, durfte nicht existieren, denn solche Menschen waren böse Menschen. Kinder brauchten Freude, um gut aufzuwachsen. Er verließ den Hof und tappte leise durch den Eingang der Industrie. Das Licht war noch immer aus, Spinnenweben hingen von dem dunklen Gemäuer und Staub und Putz rieselte von den Wänden und Maschienen, die wie bleiche Skelette in dem verlassenen Gebäude standen. Ben schauderte und lauschte angestrengt. Die Schritte waren verstummt, Nichts war zu hören, nicht ein Mal das leiseste Atmen. Ben ging hinter einer großen Druckermaschiene in Deckung und drehte sich zur Seite. In dem Moment stand er einer dunkel angezogenen Gestalt gegenüber.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top